Ich bin letzten Samstag von meinem Westalpencross zurückgekommen. War eine super Erfahrung!
Keine Kritik, nur ein paar Anmerkungen: Grundsätzlich begrüße ich ein gesundes Maß an Naivität, um an die Dinge heranzugehen. Das erspart einem im Vorfeld viel Kopfzerbrechen, Was-wäre-wenn-Überlegungen und sonstige nervenaufreibende Zeitverschwendung. Auch ich bin (früher, als ich noch jung war) so an die Dinge herangegangen und mit der Bahn und 5mal umsteigen heimgereist mit Zügen, mit denen man eigentlich kein Bike befördern darf. Ich hab auch schon mein Bike an Flughäfen eingecheckt gänzlich ohne Verpackung. Ist immer gutgegangen.
Andererseits hat mich das Leben gelehrt, dass nur ein (in Zahlen: 1) übel gelaunter Zugbegleiter/Nationalparkranger/Airline-Paragraphenreiter reicht, um einem den Spaß zu verderben. Sowas verändert Menschen und mich hat es dahingegehend verändert, dass ich im Vorfeld lieber sehr viel Zeit in Planung investiere, als aufs Geratewohl los zu fahren. Klar: ist mit einem Verlust an Spontaneität verbunden. Aber auch mit einem Gewinn an Gewissheit.
Egal: wir Menschen sind unterschiedlich und das ist gut so. Es gibt keine richtige oder falsche Herangehensweise. Meine kann klappen (oder in die Hose gehen), so wie deine oder jede andere. Wichtig erscheint mir, dass nicht bei Mitlesenden der Eindruck entsteht, dass diese oder jene Methode die richtige sei. Was eine/r macht, muss schon jede/r selber wissen.
Nationalpark Vanoise: Auch wir sind keinem Ranger begegnet und nur sehr wenigen Wanderen. Haben trotzdem alles geschoben. Rauf wie runter. Da wir es vorher wussten, kann von einem "Frust/Landschafts-Verhältnis" gar nicht die Rede sein. Frustrieren kann mich nur etwas, was ich vorher nicht weiß. Vom Col de Chavières (den ich im übrigen im Nachhinein zu einem der beiden gefährlichsten Passübergänge - fein gemahlener Schwimmschiefer, sehr unangenehm - unserer gesamten Tour zähle) hätten wir im Abstieg auch nur sehr wenig fahren können. Ich will nicht sagen, dass es nicht möglich gewesen wäre, aber der Spaß wäre dabei (für uns) recht begrenzt gewesen. Also wanderten wir ohne zu murren und genossen die grandiose Landschaft.
Beim nächstenmal würde ich aber eine andere Strecke wählen. Den Übergang vom Col de la Vanoise zum Refuge d'Entre-Deux-Eaux, den ich mir leichter vorstelle. Dein Übergang über den Col de la Leisse schied für mich schon im Vorfeld aus, weil zu lang im NP. Das hatte mir die akribische Vorbereitung geflüstert.
Elva-Trail: Der Track kursiert so oder in ähnlicher Form schon in diesem Forum und auf GPS-Portalen. Ich nehme an, du bist auch über den Colle de Sampeyre aus dem Valle Varaita gekommen? Da stellt sich dann die Sinnfrage, ob man erst bis Elva abfahren soll (und vor allem, wie?: Straße oder Mulattiere über die Südflanke des Monte Morfreid), um anschließend von dort auf den
"Percorsi Occitani" wieder Richtung San Martino aufzufahren (über 250 Hm aufwärts über Col S. Giovanni und Colle Bettone).
Im Track aus der BIKE macht das Sinn, schließlich kommt der von unten und Süden. Alpenüberquerer aber kommen von oben, von Norden her: da ist Elva eher kontraproduktiv. Ab San Martino Inferiore nimmt der Track dann die auch in diesem Forum schon mehrfach empfohlene Querung hinunter nach Stroppo/Bassura.
Da die Sicht am Colle di Sampeyre bei uns wegen tief hängender Wolken nicht so berauschend war und wir nach deutlich über 2000 Höhenmeter in den Beinen ziemlich geplättet, entschieden wir uns für die Straßenabfahrt Richtung San Martino und stachen ab etwa Colle Bettone in den Trail ein, der uns in der weiteren Folge als ziemlich knackig erschien. In San Martino Inferiore habe ich mich dann bewußt gegen die MTB-Ausschilderung nach Stroppo entschieden, weil ich a) nicht so weit östlich auf der Talstraße rauskommen wollte, und b) ich eine auf der OSM-Karte vielversprechende Trailvariante ausprobieren wollte, die quasi direkt bei der Ponte della Cheina weiter westlich auf die Talstraße droppen sollte. Das hat auch fast geklappt. Unsere Variante teilte sich oberhalb der Grange Vignale bei einem Stromleitungsmasten nochmals. Der klar definierte und gelb-blau markierte Pfad zog da ostwärts Richtung Grange Vignale, während der Pfad, dem ich eigentlich folgen wollte, beim Strommast nach Südwesten abzweigte (roter Pfeil von Locals auf Stein gemalt) und durch den Strommast hindurch auf eine steil abfallende Wiese führte, in der das Gras brusthoch stand. Der Weg war nicht mal im Ansatz zu erahnen und wäre da kein gemalter Pfeil gewesen, dann wäre man gar nicht auf die Idee gekommen, sich das näher anzuschauen. Das war mir dann angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit doch zu riskant, irgendwo im Unterholz zu stranden. Also folgten wir der blau-gelben Markierung, ritten noch ein paar knackige Trailabschnitte bis in den Talboden ab und waren auf der Talstraße echt froh, mal wieder etwas Asphalt unter den Stollenreifen zu spüren.
Rückfahrt/Radtransport/Tranzbag: Immer wieder ein Thema, das für überraschende Lerneffekte sorgt. Ich hatte im Vorfeld mit einem gut sortierten Bikeshop in Nizza ausgemacht, dass die uns zwei Radkartons zur Seite legen sollten (telefoniert, Emails, alles bestätigt). Eine Woche vorher (also noch während unserer Tour) hätte ich nochmals zur Sicherheit anrufen sollen. Habe ich gemacht. Da hieß es dann, gerade keine Kartons vorrätig, aber möglichweise kommen noch Lieferungen. Als wir in Nizza den Shop aufsuchten, war nichts da. Kurzum: unzuverlässig. Am Flughafen wurden Kartons verkauft. 25 Öcken für einen, die Qualität unterirdisch. Schon auf dem Rollfeld die ersten Macken und Einrisse. Vom Flugzeugfenster aus durfte ich mitansehen, wie mein Karton "behandelt" wurde. Ein Hardcase eines anderen Fluggastes fiel einfach vom Lorry auf den Beton. Wäre das mit meinem passiert... Nun, zimperlich darf man nicht sein, mit seiner Kiste.
Der Tranzbag überzeugt mich nicht. Kostet 100 CHF und muss dann noch verschickt werden. Und Schutz gegen Stöße gibt's auch kaum. Aber ich lass mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Mein Transalp-Begleiter meinte nur: lass uns eine Geschäftsidee gründen! Ein AirBnB für Fahrrad-Transportverpackungen... Oder so ähnlich.
Nahe an der Ideallösung: in Spanien kann man an Postämtern in größeren Städten sein Bike mit den dort erhältlichen (sehr guten) Transportkartons weltweit versenden für 90 Euro. Karton und Verpackung inklusive. Null Stress. Und geliefert wird's nachhause.