Es geht dabei auch um den Druck auf dem Pedal. Das Ziel ist ja mit dem Knielot ueber oder vor der Pedalachse zu sein. So weit wie moeglich vor, ohne Knieschmerzen zu bekommen. Dann bekommt man am effektivsten Druck aufs Pedal (von hinten treten ist ineffektiv). Wie weit der Sattel vor muss (und damit wie steil der Winkel sein muss), haengt vom Verhaeltniss Oberschenkel/Unterschenkel ab.
Mein OS/US-Verhaeltniss verlangt z.B. einen sehr weit nach vorne geschobenen Sattel. Zusammen mit meinen langen Beinen (-> hohe Sitzposition), meinem kurzen Oberkoerper (-> kurzes Oberrohr) und langen Armen (-> viel Lenker Ueberhoehung!), braucht es da zum Teil "kreative" Loesungen. Gerade in der von dir beschriebenen Problematik mit Sitzwinkel und effektivem Sitzwinkel sieht das dann zum Teil abenteuerlich aus:
Die umgekehrte Thomson-Stütze hatte ich früher auch an den Specialized-Bikes...
Da jeder Mensch anders ist – du beschreibst das sehr treffend mit den Verhältnissen von Ober- und Unterschenkel – kommt man um eine gewisse "Einarbeitungszeit" in die Thematik nicht herum. Manche Shops bieten ja noch einen Bike-Fit-Service an. An sich ist das mit der wichtigste Punkt beim Bikekauf und sollte den Shops vor Ort helfen gegen die Versender bestehen zu können. Sowas kann man eigentlich nicht online anbieten.
Ein Punkt, welcher in Diskussionen und auch bei der Lösungsfindung m. M. nach oft zu kurz kommt: Der Sag. Ein geringerer Sag hilft aufgrund der hier angesprochenen Dynamik (selbstverstärkerender Effekt) immens um im Uphill beides, eine aufrechtere Sitzposition und einen agileren Hinterbau zu erreichen.
So stellt sich für mich oft die Frage, wie sinnvoll 30% Sag an einem an einem zu 50% Prozent im Uphill bewegten Bike sind.
Weiterer Denkansatz: 35% Sag bei 160 mm sind 20 mm Federweg oder ein 1 Grad flacherer Sitzwinkel als 25% Sag bei 140 mm.
Wie sehen das ja im Newsbereich immer gut bei Tests oder Bike-Vorstellungen. Bikes mit unterschiedlichem Federweg haben unterschiedliche Sitzwinkel. Bei manchen Verfechtern von steilen Sitzwinkeln hat sich dann nur eine Zahl in die Köpfe gebrannt, die sie in der Geometrietabelle sehen wollen. Hat ein Bike mit weniger Federweg auch einen flacheren Sitzwinkel, so braucht es den auch, weil man sonst wirklich zu weit vorne sitzt. Oben wurde es ja beschrieben: Dieses Phänomen tritt durch den geringerne Sag auf.
warum gibt man nicht einfach den realen Sitzwinkel (bezogen auf's Tretlager,von mir aus auf Höhe der oberen Steuerrohrkante) im empfohlenen SAG an? Also direkt bezogen auf den Reach, quasi negativ Reach, oder Ass-Reach? Daraus könnte man eine neue Kategorie in der Geometrietabelle ableiten, Gesamtreach oder so. Dann erübrigen sich auch sooo viele Fragen, wie man als 180er Mensch mit 480 Reach rumfahren kann (weil die steilen Sitzwinkel nicht richtig mitbetrachtet werden).
Oder man gibt mal die Koordinaten der Drehpunkte mit raus, dann könnte man ja wenigstens selber rechnen.
Wenn man Bikes (Enduro) primär nach der Qualität in der Abfahrt bewertet, dann muss man bedenken, dass man da nicht sitzt. Ein Ass-Reach könnte dann passen aber die Größe "beim Stehen" nicht mehr. Generell ist es schon schwierig die Abhänigkeiten von Reach und Stack zu kommunizieren. Eigentlich müssten wir in die andere Richtung gehen und es simpler machen.
Ich bin sehr überzeugt von den neuen Geometrien mit mehr Reach und steilen Sitzwinkeln - fährt sich viel besser.
Eigentlich finde ich auch "old school" absenkbare Gabeln eine sehr effektive Möglichkeit im Uphill die Geometrie zu verbessern. Abgesehen von der schlechteren Performance dieser Gabeln, habe ich nie verstanden warum es die Geometrie im Uphill verschlechtern sollte. Eine absenkbare Gabel ohne Performancenachteile wäre auch heute noch eine Option für mich - scheint aber technisch kaum realisierbar.
Es gibt ja Lösungen wie den Shapeshifter von Canyon oder den DVO JadeX Dämpfer mit dem Hebel, der dich etwas aus dem Sag hebt. Gabeln sind, wie du schon sagst, komplett verschwunden. Könnte aber auch damit zusammenhängen, dass die Tretlager eh oft so tief sind, dass man im tech. Uphill zu oft hängen bleiben würde.
Der gravierendste Unterschied/aktuelle Fehler bei den Geometrien liegt doch bei den Rahmengrößen.
Kleine Rahmen haben denselben Sitzwinkel wie große - Fehler!
Kleine Biker mit kurzer Schrittlänge sitzen erheblich weiter vorne, brauchen z.T. sogar eine Sattelstütze mit Versatz, um die - für sie - mittlerweile zu steilen Sitzwinkel zu kompensieren. Eine Variostütze ist oft gar nicht mehr möglich, da es viele Modelle nur ohne Versatz gibt.
Verstehe manch einen Hersteller nicht, warum darauf nicht reagiert wird? Ein Sitzwinkel für alle Rahmengrößen funktioniert nicht.
Lass dich nicht von den Werten in der Tabelle täuschen. Wenn der Stack steigt und der Sitzwinkel (numerisch) gleich bleibt, so hat man es mit einem steileren Sitzwinkel zu tun, weil der Wert weiter oben gemessen wird. Aber im Artikel ist auch enthalten, dass nicht jeder auf einer Horizontalen Linie auf der Oberkante des Steuerrohrs misst. Somit wieder Chaos.
Es wäre schön, wenn die Hersteller hier eine Normung in das Maß bringen würden. Je nach Rahmengröße eine Normsattelhöhe bei empfohlenen SAG würde die Werte vergleichbarer machen... .
Viele Hersteller haben es geschafft einen Größenbereich für die einzelnen Rahmengrößen zu definieren und kürzere Sitzrohre zu verwenden. Somit kann die Spanne der Beinlängen (und natürlich auch der Arme und des Oberkörpers) weitaus größer sein als noch vor ein paar Jahren. Eine "Normsitzhöhe" kann man so also nicht festlegen.