Wir befragen die Industrie: Wie steil muss der Sitzwinkel am Mountainbike sein?

Wir befragen die Industrie: Wie steil muss der Sitzwinkel am Mountainbike sein?

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Sitzwinkel an Mountainbikes sind essentiell für die Ergonomie. Doch wie lässt sich der Wert überhaupt sinnvoll messen? Welche Angaben sind aussagekräftig, welche nicht – und was muss sich tun, damit Sitzwinkel vergleichbar(er) werden? Wir haben uns in der Industrie umgehört!

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Wir befragen die Industrie: Wie steil muss der Sitzwinkel am Mountainbike sein?
 
Weil der Beitrag wohl die Konsequenz aus dem Forschungsprojekt. Was sagen die Lieferanzen zur Situation.

mir ist aufgefallen, dass nur Enduro-Bikes/ Hersteller in Betracht gezogen wurden. Warum? Schon bei Trail/AM-Bikes besteht das gleiche Problem, bei meinem Neuron CF ist das Sitzrohr weit nach hinten genkickt.

Meine Erfahrung mit Bikes aus dem Marathon und XC Bereich ist die, dass sich dort längere Reachwerte – bis auf Ausnahmen – noch nicht so verbreitet haben. Generell hat man oft noch längere Vorbauten. Beide Laufräder rutschen eher "unter" den Fahrer als vom Fahrer weg (vgl. Untersuchungen zur Kettenstrebenlänge).

Die Kontaktpunkte (am Lenker, auf den Pedalen und auf dem Sattel) können dabei gegenüber einem Frankentrail oder Nicolai gleich sein. In Summe kommt man aber auch oft mit dem kürzeren Rad zurecht. Ob sich das in Zukunft ändert? Das wird sich zeigen.

@Grinsekater Steile(re) Sitzwinkel mit langen Reachwerten sind doch im Trailbike-Bereich auch schon angekommen.

Siehe 2020 Norco Optic oder Bird´s neues Aether 7, die beiden Modelle sind eigentlich Paradebeispiele für Trailbikes mit sehr hohem Potenzial.
 

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Re: Wir befragen die Industrie: Wie steil muss der Sitzwinkel am Mountainbike sein?
"1. Ich denke, es begann damit, dass Unternehmen es eigentlich machen mussten, um mehr Freiraum für ihre Entwürfe zu schaffen, ohne die Kettenstreben dabei übermäßig verlängern zu müssen. Es wurde zum Trend deklariert, wobei niemand so genau weiß, was eigentlich genau dahinter steckt. Am Fahrrad spielen sehr viele Faktoren zusammen. Wie genau diese Variablen mit der korrekten Position des Fahrers auf dem Fahrrad zusammenhängen? Darüber könnte ich ein Buch schreiben. Letztendlich wäre es aus ergonomischer Sicht sehr ungünstig, wenn die tatsächlichen Sitzwinkel bei 76 – 78 Grad lägen.

Hierfür ein Beispiel: Betrachtet man ein Hardtail mit einem 77-Grad-Sitzwinkel, bei dem das Sitzrohr durch die Mitte des Tretlagers verläuft, dann wäre der Sitzwinkel unabhängig von der Sattelhöhe gleich. Da es sich um ein Hardtail handelt, haben Faktoren wie der Hub des Dämpfers, der Sag und der Anti-Squat keinen Einfluss auf den Sitzwinkel. Man hätte immer einen tatsächlich Sitzwinkel von 77 Grad. Ist man nun ein enthusiastischer Biker und verbringt jede Woche vielleicht durchschnittlich 65 Kilometer auf dem Bike, dann braucht dieser Biker eine Menge Physio und ab einem gewissen Punkt eine Pause vom Radfahren, wenn nicht sogar eine Knie-OP, wenn alles schlecht läuft. All das, weil man sich beim Treten konstant nach hinten schiebt und so mehr Druck im Kniegelenk aufbaut."

Das hier beschreibt in etwa meinen Eindruck von sehr steilen Sitzwinkeln. Ich fahre ein Rad mit eff. 78,2° und frage mich seit einiger Zeit, ob das Knielot bei mir noch passt. Hab zwar lange Beine (92SL), was dem etwas entgegen wirken könnte. Ich sitze aber sehr aufrecht, vielleicht trete ich dann auch etwas von vorn, was dem Knie evtl. schaden könnte. Genau muss ich das die kommende Saison mal prüfen.

fährst du klick oder flat pedals?
 
alles interessant aber es kommt immer drauf an wie man sich selbst am wohlsten fühlt.
Ich habe wegen ISG-Problemen lange mit meiner Sitzposition experimentiert. etwas flacherer Sitzwinkel und Sattel nach vorne fühlt sich für mich besser an als steiler Winkel und Sattel mittig. Klettert seltsamer Weise auch besser so. (alles beim gleichen Bike probiert).
Probefahrten auf Rädern mit super steilen Winkeln haben sich komisch angefühlt und es gab schnell Unterrücken- und Knieschmerzen.
Muss jeder selbst "erfahren" was für ihn passt.
welche winkel hatten diese bikes?
 
Achja, und was wirklich ideal ist, ist natürlich schwer zu verallgemeinern. Da gibt es sicherlich nicht die eine Wahrheit. Das Knielot als DIE Wahrheit bzw. heiliger Gral des Radsports kritiklos hinzunehmen ist m.E. jedenfalls ein Fehler. Auch hier gilt dass die menschliche Physis sehr unterschiedlich ist.
Im Grunde ist erlaubt was (ohne Schmerzen und ungünstige Belastungen) funktioniert.

@Grinsekater Steile(re) Sitzwinkel mit langen Reachwerten sind doch im Trailbike-Bereich auch schon angekommen.

Siehe 2020 Norco Optic oder Bird´s neues Aether 7, die beiden Modelle sind eigentlich Paradebeispiele für Trailbikes mit sehr hohem Potenzial.

Insbesondere das Norco ist relativ neu. und Bird eher ein Nischenhersteller. Spannend wird es, wenn sich solch eine Geometrie außerhalb unserer kleinen Nerd-Blase hier verbreitet und echte Massen-Brands etwas in der Art anbieten. Dass das nicht so einfach ist, zeigt der Kunde im Bikeshop der ein Mountainbike kaufen will und weiß er braucht nen 58er Rahmen.

fährst du klick oder flat pedals?

Absolut ein wichtiger Faktor der nicht zu unterschätzen ist. :daumen:
 
einige hersteller behaupten, dass steilere SW keine (nennenswerten) nachteile mit sich bringen.

ich bin mir da nicht soo sicher.

1. irgendwann gibts bestimmt ein zu steil

2. wie richtig bahauptet wurde, verkürzt sich die ORlänge mit steilen SW. demnach wird also der hauptrahmen verlängert....

je länger der hauptrahmen, so sollte das heck auch länger werden.

sprich die räder, die radstände werden halt auch immer und immer länger, das bike so oft immer träger.....
 
... Eine absenkbare Gabel in Verbindung mit blockierbaren Dämpfer, ist prinzipiell eine sehr einfache Lösung, die an jedem Bike funktioniert - schade, dass das nicht ohne Performancenachteile an der Gabel funktioniert.

Doch: Rock Shox U-Turn. Aber Stahlfeder ist ja zu schwer und U-Turn ach so kompliziert gewesen :lol: :D
Nutze ich selber selbst am old school Tourer zwar nicht gerade ständig (damit kann man nach heutigen Standards ja angeblich nicht mehr bergauf fahren xD), aber wenn der Anstieg echt knackig ist und mehr als Schrittgeschwindigkeit beim besten Willen nicht mehr drin ist, ist das dann schon eine Erleichterung.
 
welche winkel hatten diese bikes?
um die 75,5 bis gar 77.........zu meinem mit etwas unter 74,5 (da Customaufbau mit längerer Gabel kann ich mit den Herstellerangaben nichts anfangen).
Meiner Meinung nach verschiebt sich das Becken automatisch mit jedem Tritt nach hinten, sitzt man zu steil und hat einen flachen Sattel, so hat man keinen entsprechenden "Gegendruck" und belastet den Unterrücken als Ausgleich. Man schiebt sich unbewusst immer wieder vor. Wenn man dann noch ISG-oder Lendenwirbelprobleme hat kann das zum Problem werden. (Der Pivotmann hat das ja auch angesprochen und SQlab vermarkten so Ihre Sättel).
Muss nicht für jeden stimmen, jeder Hintern ist anders. Es muss einfach für einen selbst passen.
 
Man sollte das Knielot beachten. Wenn man mal schaut wie die Sattelspitze steht, die ist meist genau oder 2-3cm vor der Tretlagerachse.
 
durchschnittlich großer und schwerer Fahrer
Dann passen alle Räder nur den durchschnittlich großen und schweren Fahrern am besten? Ist doch super, wenn es Räder gibt, die Leuten mit z.B. langen Beinen und Räder die Leuten mit z.B. kurzen Armen besser passen. Und wer immer noch nicht zufrieden ist, für den bleibt noch der Maßrahmen oder eine angepasste Variante von Standardrahen wie bei Nicolai oder Kavenz.
Du hast es ja selber geschrieben, die Leute sind einfach zu unterschiedlich. Eine nachvollziehbare Messmethode wäre der einfachste Weg, dass jeder den für sich passenden Rahmen findet (und natürlich der Test am Objekt).
 
Ich bin sehr überzeugt von den neuen Geometrien mit mehr Reach und steilen Sitzwinkeln - fährt sich viel besser.
Eigentlich finde ich auch "old school" absenkbare Gabeln eine sehr effektive Möglichkeit im Uphill die Geometrie zu verbessern. Abgesehen von der schlechteren Performance dieser Gabeln, habe ich nie verstanden warum es die Geometrie im Uphill verschlechtern sollte. Eine absenkbare Gabel ohne Performancenachteile wäre auch heute noch eine Option für mich - scheint aber technisch kaum realisierbar.

Also mich wundert es, dass noch niemand von Bionicon redet... das war doch geeenau deren super Lösung. Bei Dämpfern sogar als komplett herstellerunabhängiges System denkbar, die Gabeln waren aber auch gut.
 
Woher soll dieser Gegendruck bei einem flacheren Sitzwinkel kommen?
Tritt man mehr nach vorne so sitzt man automatisch strammer im Sattel, ein Stufen- Wellensattel etc. kann das noch unterstützen. Man hat auch weniger Druck auf der Kniescheibe.
Alles in Relation gesehen. Es geht natürlich auch zu flach. wie schon geschrieben jeder muss für sich den besten Kompromiss finden
 
Bei mir hat der Wechsel auf ein Bike mit extrem steilem Sitzwinkel endlich und zum ersten mal meine obligatorischen Rückenschmerzen beim Biken behoben. Für mich ist ein steiler Sitzwinkel insofern mittlerweile Voraussetzung bei der Bikesuche. Erfreulich, dass immer mehr Hersteller in die Richtung gehen.

Ich fand die Aussagen zur Biomechanik von Chris Cocalis nicht sonderlich überzeugend. Für mich sind so Dinge wie das Knielot Faustformeln aus der guten alten Rennradzeit.

Allerdings glaube ich auch nicht, dass für Jeden oder auch nur für jeden Rücken ein steiler Sitzwinkel die Lösung ist. Da ist wohl jeder auch etwas anders.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann passen alle Räder nur den durchschnittlich großen und schweren Fahrern am besten? Ist doch super, wenn es Räder gibt, die Leuten mit z.B. langen Beinen und Räder die Leuten mit z.B. kurzen Armen besser passen. Und wer immer noch nicht zufrieden ist, für den bleibt noch der Maßrahmen oder eine angepasste Variante von Standardrahen wie bei Nicolai oder Kavenz.
Du hast es ja selber geschrieben, die Leute sind einfach zu unterschiedlich. Eine nachvollziehbare Messmethode wäre der einfachste Weg, dass jeder den für sich passenden Rahmen findet (und natürlich der Test am Objekt).
Natürlich auf die jeweilige Rahmengröße bezogen, wie ich ja auch schrieb.
Man kann ja kaum verlangen daß jeder Hersteller wie Atherton Maßanzüge herstellt.
Und mit Sattelverschieben und Cockpitausrichtung kann ja auch noch ordentliche Feinarbeit verrichtet werden, so daß einem das Rad passt.
 
Die Schuhgröße/Fußlänge ist meiner Erfahrung nach neben den oben genannten Körperproportionen ein Faktor der zum idealen Sitzwinkel in der Rechnung sein muss.

Ich habe mit 93cm Schrittlänge fast identische Oberschenkel/Unterschenkelproportionen wie mein Cousin bei 94cm Schrittlänge.
Ich habe Schuhgröße 43. Er 48. (das sind in cm 3,5 bis 4cm Unterschied)
Wenn man jetzt das Knielot fällt, gibt das einen ganz schönen Unterschied.

Die Pivot Bikes, die ich bisher probegefahren bin, haben bei mir mit 93cm Schrittlänge wegen des flachen Sitzwinkels gar nicht gepasst. Die Madonna aber super. Und Knieprobleme bekomme ich dabei auch keine. Ich wette aber, dass die nächsten Pivot-Bikes steilere Sitzwinkel, zumindest ab Größe Large, haben werden...
 
Alle reden immer nur über das Knielot, völlig isoliert von jeglichen anderen Faktoren. Ganz so einfach ist es ja auch nicht.

Klar ist: Es geht darum die Last im Knie zu reduzieren. Aber da spielen Beugung der Hüfte, Beugung der Knie, richtige Kurbellänge, wo ist der Oberkörper... auch mit rein.
wenn ich mein Becken jetzt "nach vorne" Kippe durch Stufensattel/Spitze nach unten, kann ich auf einmal mein Knie schmerzfrei woanders haben als vorher, LWS meldet sich vielleicht nicht...
 
Flats, spielt das ne Rolle? Ich trete auch da mit dem Fußballen auf ;)
bedingt. Du wirst zumindest nicht gehindert deine Position um mehrere mm anzupassen, unbewusst oder bewusst. Das war für mich ein argument gegen SPD und für Crankbrother bei den Klickpedalen: "Float"/seitliche Bewegungsfreiheit. Meine normalen Mallet werde ich jetzt auch noch um die längeren Achsen ergänzen deswegen.
 
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