Mein allererstes MTB war ein Bulls 7005 XT. Wie der Name schon sagt, hatte es ein XT-Schaltwerk. Der Rest der Ausstattung war funktional (LX Umwerfer;
Avid Digit
Bremsen, Parallax Naben, eine gute Suntour Kurbel,
Sram Grip Shift, Kack-
Reifen). Das Schaltwerk diente schon damals als Eyecatcher. Es war noch die Zeit von starren Bikes. Federgabel oder gar Fully waren nur was für Semi-Pros und Leute mit Geld. Dennoch war mein Bulls ein geiles Rad und hätte ich es mit den Jahren nicht zu oft umgebaut oder verschandelt, hätte ich es eigentlich bis zum Abnippel-Tag aufheben müssen. Es war schließlich mein Erstes.
Mein Bulls war stabil, funktionierte tadellos, war nicht zu schwer und hat mich viele Kilometer und Höhenmeter begleitet. Es war auch hübsch (perlmutt+schwarz). Mit ein bisschen Fantasie hätte man es für ein Breezer Lightning halten können. Das kannte ich damals aber noch gar nicht. Ich wollte nur ein MTB und fahren. Billig war mein Bulls auch nicht. 1998 waren 1.000 DM noch viel Geld. Die meisten Bikes beim Händler waren billiger (auch echte Marken). Marken wir Trek oder Specialized kannte ich kaum. Cannondale war ein Begriff oder KTM.
In 1998 kannte man Bulls tatsächlich nur vom Händler, allerdings waren Versender noch rar und das Internet war noch nicht die Hauptbezugsquelle für Produkte und Informationen im MTB-Sektor. Aber Besitzer "echter" MTBs, also welche von den auch heute noch großen Marken, rümpften schon damals die Nase. Deswegen fuhr das Bulls aber nicht schlechter, leider auch nicht besser.
Nach ein paar Jahren MTB-Abstinenz, hatte ich etwas mehr Budget zur Verfügung und kaufte mir ein neues Massenprodukt (Cube). Gleichzeitig lebte ich mein Hobby auch bzgl. Informationsaustausch stärker aus, entdeckte dieses Forum hier und bekam Lust auf etwas individueller Bikes. Die musste gar nicht jedermann kennen. Ich hatte aber Lust auf das Besondere, so dass ich zu Alutech, Dartmoor und Last kam.
Warum schreibe ich den ganzen Mist? Weil es zwischen den Zeilen ein paar Gründe dafür zeigt, warum Bulls hier im IBC-Forum und auch sonst unter "echten" Mountainbikern einen schweren Stand hat. Und weil ich gerade Langeweile habe. Einige Gründe sind meiner Meinung nach: Geltungsbedürfnis, Markenfetischismus, Lust auf Individualität aber eben auch die Kenntnis von vielen Alternativen, technischer Sachverstand aber auch viele Vorurteile.
Was Viele hier nicht berücksichtigen: 90% (oder mehr?) der Fahrradfahrer in DE gehen in einen Laden und lassen sich dort beraten. Mit welcher Qualität, ist erstmal egal, da der Verkäufer wenigstens wieder 90% dieser 90% alles erzählen kann. Wenn dann Bulls-Bikes im Laden stehen, fällt die Wahl recht leicht, gerade wenn daneben beispielsweise ein Specialized steht, das mit SLX/Deore-Mix doppelt so teuer ist, wie das reinrassige XT-Bulls. Da kann unsereins noch so viel von Laufrädern, Rahmengewicht, Geometrie usw. seiern. Das verstehen diese Leute gar nicht, so wie ich damals auch nicht.
Fazit: Bulls baut solide Räder (ab einer gewissen Preisklasse). Wem das genügt: Kaufen, etwas Geld sparen, einen direkten Ansprechpartner vor Ort haben und einfach Fahrrad fahren. Wenn einen das Hobby infiziert, entwickeln sich auch die Ansprüche und Wünsche. Wenn nicht, hat man einen soliden Begleiter.
Bulls hat gar keinen so schlechten Ruf, wir schließen nur vom IBC auf die Welt und das ist falsch, denn die Randgruppe sind wir.