Ich fand viele kluge Gedanken in Deinem Text. Muß ja nicht alles in einer in sich geschlossene Doktorarbeit enden.
OK. Danke erstmal für das Kompliment! Dachte nicht, dass es so schnell irgendwer gelesen hat. Wenn ich sehe, wie sich das hier entwickelt, kann ich aber auch nicht viel kaputt machen, wenn ich lauter grundlegende Fragen einsteue.
Meinethalben der Text von vorhin:
Vorab - Entschuldigung dafür, dass ich es in dem Fall unterlassen habe, wirklich alles zu lesen. Hab den Thread erst heute entdeckt. Nicht meine Art einfach ans Ende der Diskussion zu springen, aber da kam zu viel Wiederholung und ich bin gerade in ne merkwürdige, philosophische Stimmung geraten, und kann nicht davon ablassen, auch meinen Senf dazu zu geben.
Es ergeben sich so schön viele Fragen aus der ganzen Thematik...
Müssen wir heute schneller fahren, höher und weiter fliegen, um denselben Nervenkitzel zu erhalten, wie mit veralteter Mountainbike-Hardware?
Kompensieren wir also den "Sicherheitsgewinn" durch höhere Geschwindigkeit, um wieder die Grenzen auszuloten, wie eh und jeh?
Warum eigentlich? Hat man heute mehr Spaß als als Kind auf dem ersten Mountainbike?
Was ist eigentlich das Ziel, wenn wir vom Hobbybereich sprechen? Gibt es da mehr als nur Spaß und Nervenkitzel - Selbstbestätigung? Ist die Suche nach Spaß und Nervenkitzel falsch?
Warum müssen eigentlich Profis die Grenzen verschieben durch besseres Material, wenn es am Ende nur um den Vergleich der Leistung geht? Warum eigentlich nicht Aaron Gwin auf ein Starrbike setzen ... und alle Anderen auch?
Um das nächste Produkt an den Mann zu bringen, was keiner braucht, damit sich die, die das Produkt verkaufen, auch Zeug kaufen können, was sie nicht brauchen?
... oder geht es dann doch um Anerkennung, wenn man sich in den sozialen Medien mit den krassesten Aktionen brüsten kann? Krassere Abfaht ist halt krassere Abfahrt, auch wenn sie mit heutiger Technik nicht herausfordernder ist als in den 90ern.
Vergleicht man sich heute vielleicht nicht nur mit seinem besten Kumpel, sondern gleich mit der ganzen Welt, dank Internet, und versucht mitzuhalten? ... damit sich abgesehen von der Elite jeder schlecht fühlen muss, weil er das Niveau nie erreichen kann?
Ein Internetproblem? Müssen wir einfach mal mehr rechts und links gucken, statt in das Display? Oder gar nicht gucken - nur fahren?
Warum bezeichnet man dann wiederum Andere als "Affen", die nicht so schnell oder fahrtechnisch versiert sind, wie man selbst? Um das Ego aufzupolieren, was beim Vergleich mit der Weltelite ordentlich gelitten hat? Ist das vielleicht auch das Problem zwischen e-Bikern und nicht-e-Bikern - Ego?
Könnte die potentielle Gefahr, die Wanderer den Mountainbikern zuschreiben, evtl. damit zusammen hängen, dass wir tatsächlich schneller auf den altbekannten Wegen unterwegs sind? Weil wir es dank besserem Material können?
Sollten wir vielleicht nicht lauthals herausposaunen, dass wir tatsächlich immer schneller und damit potenziell gefährlicher auf Wanderwegen herumgeistern? Der Bremsweg mag kürzer sein, der Grip besser ... aber wenn es doch schief geht...?
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Ja - da gibt es noch mehr Faktoren. Die Grundidee von Weiterentwicklung v.a. - warum nicht das Radfahren erleichtern, beschleunigen, effizienter machen, sicherer machen ...?
Wo wollen wir eigentlich hin?
Oder... warum überhaupt Radfahren?
"Mein Eindruck ist, dass diese Melancholie nach den alten Zeiten und das Schimpfen über die Jugend hauptsächlich Selbstmitleid ist. Über den Verlust der eigenen Einstellung, die man als junger Hüpfer hatte."
Interessanter Gedankengang. Zumal ja viele eingefleischte Mountainbiker eher nach Karriere, Familie etc. wieder auf das Hobby gekommen sind. Stellt sich dann nur die Frage, ob die Einstellung als junger Hüpfer richtig war? Macht halt auch einen Unterschied, ob der Jungspund im Bikepark 5m-Drops macht oder aufm Wanderweg seine Jumpline anlegt. Ich würde sagen, ich hätte mich früher einen Scheiß um die Interessen Anderer gekümmert ... und würde es aus heutiger Sicht tatsächlich als "falsch" einstufen.
"Mich stören eigentlich nur die fehlende Wertschätzung für die Natur und die Konsummentalität"
Wenn man nicht mit einem Bike aus den 90ern unterwegs ist und eh lieber Straße fährt - schwieriges Argument. Ich würde mich auch als Naturfreund bezeichen. Mountainbiken würde ich aber nicht als naturfreundlich und wider dem Konsum einstufen. Mitm Rad zum Supermarkt, statt mit dem Auto ... ja.