Hier mal die Sicherheitsdatenblätter von Armor All Tiefenpfleger seidenmatt und glänzend. Ich denke das sind die Produkte die manchmal empfohlen werden, falls nicht bitte die Sicherheitsdatenblätter der entsprechenden Produkte verlinken. Es gibt sicher schlimmeres und ich kann einige der Angaben dazu nicht wirklich einschätzen, es ist aber auf jeden Fall nichts das ich persönlich mir alle paar Wochen aufs Rad schmieren würde, damit ständig in Kontakt kommen will wenn ich das Rad anfasse und es dann auch noch im Garten mit dem
Schlauch wieder runterspritzen und das dort verteilen was ich davor nicht schon im Wald verteilt habe...:
https://www.raiffeisen.com/agrar_sdb/10074/d0c4e6b49ee0e386026d491cb41c95df?variante=https://media.hygi.eu/312851/sicherheitsdatenblatt/55354_origin_2.pdf
Ganz allgemein würde es für mich nicht in Frage kommen den Lack mit irgendeinem Mittel zu ersetzen das sich wieder löst, das aber eher nicht in die Natur gelangen soll und auch nicht auf die Haut. Meine Raw Bikes habe ich tatsächlich am Anfang mit Politur behandelt um erst mal einen einheitlichen Look über den ganzen Rahmen hinweg herzustellen. Das habe ich dann aber nach und nach wieder runtergerieben. Wenn ich noch mal ein Rad entlacke würde ich es ganz ohne Chemie versuchen die am Rahmen bleibt, sondern nur mit Sachen die im Arbeitsprozess gleich wieder runter kommen und dann einigermaßen umweltgerecht entsorgt werden können.
Aktuell mache ich folgendes am Gravel-Bike: Ich reibe den Rahmen immer wenn er etwas dreckig ist mit einem Stück Stoff (ich habe Kisten mit alten Stoffresten, da aus der ganzen Familie das an Stoffen das entsorgt werden soll bei mir im Radkeller landet) mit Leinöl ab. Leinöl bleibt bei mir immer wieder mal übrig, da ich das immer hier habe, man es aber nur bis ca. 4 Wochen nach dem Öffnen noch essen soll (altes Leinöl ist auf Möbeln etc. kein Problem aber nicht im Magen, es kann ab einer gewissen Menge sogar tödlich sein). Leinöl ist selbst in Bio-Qualität ja nicht teuer und man kann es auch zum auffrischen von Möbeln, Holzböden und anderem Holz immer verwenden.
Der Vorteil beim Abreiben des Alu-Rahmens mit Leinöl: Dreck lässt sich leicht und schnell lösen. Mein Rad ist 5 Minuten nach meiner Ausfahrt schon wieder sauber und bereit für die nächste Tour ohne dass ich es dafür groß von angetrocknetem Dreck etc. befreien muss. Auch über die
Felgen etc. wische ich einfach kurz drüber. Und ich habe den Eindruck dass neuer Dreck dann auch nicht so stark anhaftet. Natürlich ist mein Rahmen aber nicht ölig im eigentlich Sinn, da ich ihn ja nicht in Leinöl tränke und gegebenenfalls auch noch mal mit einem trockenen Stück Stoff drüberwische. Außerdem verharzt Leinöl mit der Zeit, d.h. es wird fester (falls jemand befürchtet ich würde jedesmal ölige Finger oder Fettflecken auf den Klamotten haben). Es ist manchmal etwas nervig gleich nach der Tour am Rad was zu machen, aber ein paar wenige Minuten noch mal die Zähne zusammen beißen, es kurz von oben nach unten durchziehen ist eigentlich echt kein Problem. Ich hatte mit dem Gravelbike aber auch noch keine Tour bei der eine richtig dicke Schlammschicht über den kompletten Rahmen verteilt war, wie etwa beim MTB nach 4 Std. Matsch. Da würde es dann vermutlich mehr als 5 Minuten Arbeit machen.
Wichtig: Leinöl auf Stoff kann sich selbst entzünden, daher am besten nach Gebrauch Luftdicht verschließen.
Das ist bei mir aktuell ausdrücklich ein unwissenschaftlicher persönlicher Versuch - es gibt keine Langzeiterfahrung, keine wissenschaftliche Studie und keine Kenntnis über die (chemische) Reaktion der verwendeten Materialien miteinander. Mit meinen bisherigen Erfahrungen der letzten Wochen (erstmalig vor 2-3 Monaten) bin ich aber zufrieden - stetig sauberer Rahmen und keine milchigen Flecken o.ä. mehr auf dem Alu die ich davor schon mal drauf hatte.
Jetzt das mögliche Problem: Es gibt die These dass bei der Zersetzung von Leinöl (und auch anderen pflanzlichen Ölen) Säuren entstehen die das Alu (und generell Metall das man so behandelt) angreifen. Ich habe dazu aber bisher nicht mehr als vage Einschätzungen dass das so ist gefunden - ohne Angabe über die Zeiträume in denen das passieren kann, darüber wie das ist wenn man das Alu immer wieder mit "frischem" Leinöl abreibt, ob das ganze überhaupt mehr als graue Theorie ist etc. Da mein Gravelbike als Basis einen
Rahmen vom Sperrmüll hat mache ich mir da aber überhaupt keine Sorgen und halte den Versuch für sinnvoll. D.h. wenn sich mit der Zeit Schäden zeigen sollten (was ich aktuell nicht glaube) werde ich was anderes versuchen und schlimmstenfalls den Rahmen entsorgen. Bisher gibt es aber in den 2-3 Monaten nach der ersten Leinöl-Behandlung keine Anzeichen dafür.
Irgendwann werde ich mich auch noch mal weiter schlau machen, bzw. hier im Forum vielleicht mal einen Thread eröffnen in dem man sich über den Werkstoff Alu austauschen kann - es gibt da m.E. viele Informationen zur Behandlung, unterschiedlichen Legierungen, möglichen Problemen bei fehlerhaftem Umgang etc. die mal gesammelt werden sollten und eigentlich ja auch ein paar Leute die davon richtig Ahnung haben und ihr Wissen hier vielleicht preisgeben wollen.
Ich werde auch hier spätestens in ein paar Monaten (oder wenn es eben was neues gibt) wieder berichten wie sich mein Rahmen mit der Zeit entwickelt, ob Probleme durch das Leinöl auftreten, es trotzdem ungewünschte Flecken gibt o.ä. Fotos mache ich bei Gelegenheit auch mal wieder. Ich werde das Gravelbike auch immer wieder mal mit dem Hardtail vergleichen das ich bisher nur reinige aber nicht mit dem Leinöl abreibe.