Das begeisterte Publikum erlebte im Saarland ein dramatisches Rennen, das sich erst auf den beiden letzten von sieben Runden entschied. Lange Zeit bestimmte eine zehnköpfige Spitzengruppe das Geschehen.

Immer wieder wurden Löcher gerissen und wieder gestopft. Erst in der vorletzten Runde gelang es Christoph Sauser gemeinsam mit Marek Galinski (Polen) die Gruppe zu sprengen. Marco Bui (Italien) folgte, dahinter reihte sich Lado Fumic ein. Julien Absalon und Cedric Ravanel (beide Frankreich) von hinten und schlossen zu Fumic auf.

Das waren 10 Kilometer vor dem Ziel die fünf Fahrer, die noch für einen Sieg in Frage kamen. Das Spitzenduo ließ sich aber nicht mehr einholen. Sauser setzte sich schließlich auf der letzten Runde gegen den Friedensfahrt-Elften Galinski durch und durfte sich zum ersten Mal das Trikot des Weltcup-Führenden überstreifen. ‚Ich habe versucht, immer vorne mit dabei zu sein. Ich freue mich, das Trikot endlich zu haben, ich habe lange darauf gewartet‘, sagte der Schweizer im Ziel.

Lado Fumic war immer in der Spitzengruppe präsent und bot den Zuschauer eine großartige Vorstellung. Am Ende konnte er mit Absalon nicht mehr mitgehen, hielt aber Ravanel in Schach. ‚Ich musste mich vor heimischen Publikum einfach oft an der Spitze zeigen. Ich habe Tempo gemacht und habe versucht, jede Attacke mit zu gehen. Deshalb haben mir am Ende die Körner gefehlt, um das Ding vielleicht zu gewinnen. Aber Sauser hat verdient gewonnen, weil er am Ende noch am meisten zulegen konnte‘. Der Kirchheimer war mit Platz Vier aber trotzdem voll zufrieden. ‚Es ist eine Bestätigung für mich, dass ich zur Weltspitze gehöre‘, erklärte ein strahlender Fumic.

Sein Bruder zeigte in der Konkurrenz mit einer ungewöhnlich langen Renndauer eine bärenstarke Leistung. Der 21-Jährige eroberte sich mit Platz 13 (4:46 Minuten Rückstand) nicht nur die beste Weltcup-Platzierung seiner Karriere, sondern war auch der beste U23-Fahrer im Feld. ‚Ich habe am Anfang Gas gegeben und mich dann ein wenig zurück gehalten. Eine Zeit lang ging es mir nicht so gut, aber gegen Ende hatte ich richtig Dampf. Ich denke, ich habe mir das Rennen gut eingeteilt‘, kommentierte Manuel Fumic das Rennen aus seiner Sicht.

Er konnte am Schluss sogar noch eine Minute auf Olympiasieger Miguel Martinez (Frankreich) schließen und auch Bike-Legende Thomas Frischknecht (Schweiz) auf den Leib rücken. ‚Der hat am Schluss in der Abfahrt attackiert, da wollte ich nichts mehr riskieren und habe ihn fahren lassen‘, schilderte Manuel Fumic, der schmerzhaft mit einem Baum zusammenstieß.

Für Bart Brentjens endete das erste Weltcup-Rennen mit einer Enttäuschung. Der Niederländer im Team T-Mobile hielt sich bis Mitte der dritten Runde in der Spitzengruppe auf. ‚Ich hatte ein sehr gutes Gefühl, aber dann ist mir mein Kettenumwerfer kaputt gegangen‘, erzählte er. Beim Schalten ratterte es beim Weltranglistenersten und er hatte keine Chance mehr auf eine vordere Platzierung. Mit viel Kampfgeist reichte es mit 5:49 Minuten Rückstand noch zu Platz 20., eine Sekunde hinter Weltmeister Roland Green (Kanada), der noch an den Folgen seiner Verletzung litt.

Stefan Sahm (Mössingen) beendete das Rennen als drittbester Deutscher mit 7:16 Minuten Rückstand auf Platz 27. ‚Das ist zwar nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte, ich bin aber nicht unzufrieden‘. Sahm hatte lange Zeit Kontakt zu Rang 20. Doch dann fiel ihm die Kette runter, musste einen Berg hochlaufen und verlor den Rhythmus.

Sein Teamkamerad Jochen Käß bot ebenfalls eine hervorragende Leistung, allerdings nur zwei Stunden lang. Er lag lange Zeit mit Manuel Fumic in einer Gruppe unter den besten 20. ‚Auf den letzten eineinhalb Runden bin ich eingegangen. Das war ja fast wie ein Marathon-Rennen. Mit meinem Magen hatte ich keine Probleme, nur die Beine waren am Ende total müde‘, war er über Rang 36 etwas enttäuscht.

Dort hätte ihn beinahe noch Marc Gölz (Weilheim/T.) erreicht. Er kam von einem der letzten Startplätze im 185 Teilnehmer starken Feld. ‚Es ging super gut. Ich bin lange mit Marc Hanisch (Freiburg, 34.) gefahren und habe viel Führungsarbeit gemacht. Erst am Schluss musste ich ihn nach einer Abfahrt ziehen lassen‘. Für Gölz war Rang 39 (9:51 zurück) das sportlich wertvollste Resultat seiner Karriere.

Tief geknickt war Carsten Bresser, der sich für das Rennen so viel vorgenommen hatte: ‚Ich bin furchtbar enttäuscht. Es ging am Anfang nicht so, wie ich wollte und ich habe mich mental regelrecht verrannt. Dadurch konnte ich meine Kräfte einfach nicht mehr mobilisieren‘. Bresser beendete das Rennen, als er von Position 40 aus immer weiter nach hinten gereicht wurde.

Bei den Damen gewann Weltmeisterin Gunn-Rita Dahle (Norwegen) nach 40,7 Kilometern nach einem langen Soloritt in 2:03:38 Stunden. Die deutschen Cross-Country-Spezialisten feierten durch den zweiten Platz von Sabine Spitz (Murg-Niederhof) einen hervorragenden Saisoneinstand. Die Südbadenerin hatte 2,32 Minuten Rückstand auf ihre Teamkollegin und konnte sich gegen die Russin Irina Kalentieva durchsetzen, die 16 Sekunden dahinter den Dreifach-Triumph vom Team Merida perfekt machte.

‚That is unglaublich‘, lachte die Norwegerin im Ziel. ‚we are the Dream-Team‘, sagte sie strahlend im Ziel mit Blick auf ihre Teamkolleginnen. Dahle hatte sich früh aus dem Feld abgesetzt und ihren Vorsprung Runde um Runde vergrößert. Sabine Spitz arbeitete sich nach kleineren Behinderungen durch Konkurrentinnen in der Anfangsphase Platz um Platz nach vorne und setzte sich im letzten Renndrittel an die zweite Position, die sie nicht mehr abgeben musste.

‚Gunn-Rita ist in einer wahnsinnig guten Form. Aber vielleicht wird es bei mir ja auch noch besser. Ich bin auf jeden Fall absolut zufrieden mit dem zweiten Platz‘, sagte Sabine Spitz, die noch nie einen so starken Einstand in die Weltcup-Saison feiern konnte und darin eine Bestätigung ihres Trainingskonzepts sah. Für Gunn-Rita Dahle war es der sechste Weltcup-Sieg ihrer Karriere aber der erste seit 1999.

Ivonne Kraft aus Gaggenau lag lange Zeit unter den besten Fünf, vergab jedoch durch einen Sturz ihre Chancen. Sie wurde schließlich als zweitbeste Deutsche 13 mit einer Differenz von 5:28 Minuten. ‚Ich bin eigentlich zufrieden aber auch ein bisschen ärgerlich, dass mir der Sturz passiert ist‘, meinte sie. Die 19-jährige Nina Göhl wurde 24. mit 8,42 Minuten Rückstand.

Text: Erhard Goller/Michael Forst

Foto: MTB-News (o) und Küstenbrück

(www.team-t-mobile.de)

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