Für den nächsten Langzeit-Test musste ein Hardtail her: Möglichst günstig und alltagstauglich. Die Wahl fiel auf ein potentielles No-Trouble-Bike mit Alfine-Nabenschaltung und robuster Austattung: Das Poison Morphine Xn mit zeitloser Optik und günstigen Parts.
Im Laufe der Saison werden noch ein Zwischenbericht und ein Abschlussartikel zum Dauertest-Bike folgen. Das Rad wird dabei sicherlich sein Gesicht leicht verändern.
Auf der Suche nach dem passenden Rad für den diesjährigen Dauertest stolperte ich zufällig über das preisgünstige Stahlrad vom Giftmischer-Versender aus der Eifel. Das Konzept erschien mir schlüssig: Ein zeitlos schicker Stahlrahmen, die Reduktion aufs Wesentliche und ein Quäntchen „Back to the roots“-Feeling machten mir das Morphine Xn (Preis: 899 €) schmackhaft. Als Fully-Fan musste ich mich natürlich erstmal auf das Starrbike-Gefühl einlassen. Doch eigentlich bin ich das direkte Feedback vom Untergrund von meiner Stadtgurke gewöhnt. Ebenfalls nichts Neues für mich ist die Nabenschaltung: Seit fast sieben Jahren fahre ich meine treue Rohloff-Schaltung – No-Trouble-Garantie mitinbegriffen.
Frisch aus dem Karton:
Das Poison Morphine Xn ist mein erstes Versender-Bike, weshalb ich sehr auf die Qualität des Fertigbaus gespannt war. Und ich muss sagen: Die Versender-Marken haben anscheinend ihre Hausaufgaben gemacht. Das Bike war direkt fahrbereit und fachgerecht justiert. Okay, die kleinen Fehleinstellungen waren vorhanden, das kenne ich von den meisten meiner Kursteilnehmer. Also schnell die Bremshebel nach innen verschoben und den Luftdruck im Reifen reduziert und schon konnte die erste Testfahrt beginnen. Unergonomisch: Die Biologic-Griffe sind im falschen Winkel montiert, sodass man einen Knick im Handgelenk hat, wenn man die Auflagefläche des Grips voll ausnutzt.
(Anmerkung: Die meisten meiner Kursteilnehmer lassen solche Einstellungen jedoch so wie gehabt – eigentlich sollten Händler oder der Versender m.E. die Bikes direkt ergonomischer eingestellt liefern).
Erstmal habe ich die Bremsgriff nach innen geschoben – soweit es bei dem schmalen Lenker geht.
Mehrere kleine Details am Morphine fielen positiv auf: Die Jagwire-Schutzgummis bewahren den Rahmenlack vor fiesen Scheuerstellen. Sowohl an der Starrgabel, als auch am Hinterbau machen die Scheibenbremsaufnahmen den Umstieg auf Disc-Brakes möglich. Der „Chainglide“-Kettenschutz ist Geschmackssache, aber für den Alltagseinsatz durchaus sinnvoll – eine verdreckte Kette und Schmierspuren am Hosenbein sind kein Thema mehr.
Der „Chainglider“ macht Geräusche, schützt die Kette dabei jedoch gut vor Dreck und Nässe.
Mitgedacht: Die Jagwire-Schutzgummis sind eine prima Sache an einem 899-Euro-Bike.
Einsatzbereich und die ersten Testfahrten:
Das Morphine Xn soll im Dauertesteinsatz als Allzweckwaffe dienen: Ob auf längeren Waldweg-Touren oder den Fahrten in die Stadt – wartungsarm und spaßig soll sich das filigrane Stahlrad geben! Dass es dabei weniger Pflege bekommt, als meine wartungsintensiveren Fullys ist klar. Schließlich ist es ein No-Trouble-Bike und muss sich diese Bezeichnung im Laufe der Saison erarbeiten:
Meine ersten Fahreindrücke nach den ersten Touren. Der lange Vorbau (110 mm) bereitete mir schnell Nackenschmerzen und musste schnell einem kürzeren Modell weichen. Der schmale Lenker bleibt erstmal dran, mal schauen, ob ich ihn während des Frühjahrs noch tausche. Das Morphine gibt sich als sehr wendiger Zeitgenosse mit enorm direkter Lenkung. Überhaupt kommt schnell ein „Old-School-Feeling“ auf. Mein erstes Focus-Hardtail in den 90ern war ebenfalls starr und aus Stahl. Wheelies klappen super, auch wenn die HS11-Bremse weniger Power bietet als meine Discs and den anderen Bikes. Die dicken Michelin-Reifen bieten ein etwas Komfort und einen super Seitenhalt in Kurven (Abweichung zur Standardausstattung, bei der Kenda-Reifen montiert sind). Da die Front sehr niedrig ist, fährt das Morphine wie auf Schienen durch Turns. Dass ich mit dem Bike eher im gemäßigten Gelände unterwegs bin, sollte klar sein. Für technische Trails und ruppige Wege sind mir Fullys lieber und dafür ist das starre Poison auch weniger gedacht.
Der Chainglide-Schutz erzeugt leichte Reibgeräusche an der Kette, was mich allerdings nicht juckt und ein angemessener Preis für die Wartungsarmut am Antrieb ist. Wem das Teil nicht passt, kann es im Nu abmontieren. Die Alfine-Nabenschaltung bietet Acht Gänge und funktioniert genauso klasse, wie ich es von meiner Rohloff gewöhnt bin. Nur der Schalthebel ist anders, da man mit dem Rapidfire-System nicht wie beim Rohloff-Drehgriff ganz viele Gänge auf einmal durchschalten kann.
Genauso so schwer wie die Rohloff, aber günstiger: Die Alfine bietet acht Gänge – ab September 2010 jedoch 11…
Mögliche Modifikationen bei den Parts:
Während der Saison werde ich ein wenig rumprobieren, wie sich veränderte Parts auf den Charakter des Bikes auswirken werden. Eine Federgabel wäre eine Möglichkeit, ebenso wie ein verändertes Cockpit und andere Kleinteile. Ihr werdet im Sommer und am Herbstende hier mehr darüber lesen können.
Produktansicht auf Hersteller-Page: +++ KLICK +++
Wie gefällt euch das Susi-Sorglos-Konzept des Poison Morphine Xn? Was haltet ihr von solchen Anti-Stress-Bikes – reizvoll als Zweitbike?
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