Bild von Colin Stewart

Fatmodul, die Hausmarke des Bikeshops „Alpha Bikes“ aus München, hat lange Zeit als Billigmarke gegolten, über die für manchen Biker der Einstieg ins Mountainbiken stattgefunden hat. Beim Bike Festival in Riva Del Garda hat das neue Fatmodul EC 02 Ant Fully für Aufsehen gesorgt, da es so gar nicht zum bisherigen Image von Fatmodul passen will. Das Bike wirkt durchdacht und hochwertig – nach der ersten Vorstellung [Link] und einem weiteren Bericht [Link] kommt hier nun der Praxistest der Ameise (engl.: ant).

Ausstattung des Serienbikes (Ausstattung des Testbikes in Details abweichend)

Geometrie

Das EC 02 Ant wechselt als Komplettrad für 2199€ den Besitzer. Wer gerne selbst schrauben will, der bekommt für 1199€ dasRahmenset.

Die Details

Bei der Entwicklung des „Ant“ hat die Crew von Fatmodul sich viele Details durch den Kopf gehen lassen und einige sehr gut umgesetzt. Ob Kompatibilität zu allen verfügbaren Gabelstandards durch ein 1.5″ Steuerrohr, eine ISCG-Aufnahme für komplette Hammerschmidt-Kompatibilität oder eine extra Zugführung für eine Vario-Sattelstütze, Sagindikator und Anti-Chainsuck-Platte neben dem kleinen Kettenblatt: Dieses Bike bietet viele Details, die dem sorglosen All-Mountain-Einsatz dienlich sind und schon beim Aufbau Spaß machen. Gut kommt auch die Ausstattung daher. An der Front arbeitet eine Rock Shox Revelation SL mit 150mm U-Turn Federweg, während wir am 140mm Federweg bietenden Heck den neuen Rock Shox Monarch RT3 High Volume ausprobiert haben. Dazu gibt es einen Shimano XT Mix, Avid Bremsen, Syncros Anbauteile und eine KS Sattelstütze, die sich vom Lenker verstellen lässt. Um meinen Fahrerprofil noch ein wenig besser zu entsprechen, hat Andi von Fatmodul kurz vor dem Test noch einen neuen Race Face Atlas AM Lenker (730mm) montiert und damit den Einsatzbereich nochmals ein kleines bisschen in Richtung Abfahrt verschoben. Eine Frage ist noch, warum an diesem Bike drei Kettenblätter verwendet werden. Zwar bin ich noch die Ausstattung mit 9-fach Schaltung gefahren, doch auch ohne zehnten Gang fährt es sich – gerade in verbocktem, technischen Gelände – mit zwei Ringen und Bashguard einfach besser. Wer hingegen schnelle Touren liebt, wird nicht ohne das große Blatt auskommen wollen. Hier entscheidet sich die Frage nach dem Einsatzbereich, denn ohne Kompromisse geht es im All Mountain Bereich nicht.

Bild von Fabian Gleitsmann

Der Fahreindruck

Wer die Dolomiten kennt, der weiß, dass hier weite Talböden in steilen, schroffen Felswänden enden. Mein Testrad in Größe M trete ich deshalb direkt am ersten Tag gemütlich 1000 Höhenmeter Bergauf und komme gut voran. Die Sitzposition passt, auch wenn die Front des Bikes sich hoch anfühlt und ich mich leicht nach vorne ziehen muss, um genug Traktion auf dem Vorderrad zu haben. Wer größer ist hat hier einen „großen“ Vorteil, den Jens mir bestätigen kann. Dank der absenkbaren Gabel und dem nicht zu flachen Lenkwinkel fährt sich das „Ant“ angenehm bergauf, beschleunigt gut und wippt bei offenem Dämpfer nur minimal. Könnte fast eine Ameise sein…

Der Rock Shox Monarch RT3 des Modelljahres 2011 bietet eine in drei Stufen einstellbare Motion Control Plattform und bereits auf der ersten Stufe herrscht weitestgehend Ruhe im Fahrwerk, weshalb ich die dritte Stufe nie aktiviert habe. Bei der schnell folgenden Abfahrt stellt sich jedoch heraus, dass der Dämpfer gerne noch ein wenig mehr Druckstufendämpfung oder Progression bieten könnte, um dem Fahrwerk zu einem noch besseren Schluckvermögen und damit dem Hinterbau zu mehr Bodenhaftung zu verhelfen. Um nicht zu viele Federweg zu verschenken, stimme ich am zweiten Tag den Dämpfer ein wenig härter ab, was selbstverständlich zu Lasten der Performance bei kleinen Schlägen geht, bei höherem Tempo jedoch eindeutig die Kontrolle verbessert. Auf flachen, leicht welligen Waldtrails überzeugt das Rad so auf ganzer Linie, da es leichtfüßig und schnell vorwärts geht und sich gut dirigieren lässt. Im Downhill zeigt sich logischer Weise die Kehrseite der Medaille: Das die Revelation der letzten Generation nicht wirklich eine Downhillgabel ist, werden diejenigen unter euch wissen, die schon viel mit ihr abgefahren sind. So liegt der Lenkwinkel zwar in einem angenehmen Bereich, doch die Kombination aus Geometrie, Gabel und Reifen wird abfahrtsversierte Fahrer nicht voll zufrieden stellen, während Enduropiloten sich auf dem Rad wohlfühlen sollten.

Bilder von Colin Stewart

Wer wie ich auf schnelle Abfahrten mit Downhillcharakter steht, der könnte sich hier ein etwas flacheres, tieferes Setup des Rahmens wünschen. Dieser Umstand bedeutet jedoch nicht, dass das Rad nicht gut auf der Strecke liegen würde. Insgesamt stimmt die Position auf dem Rad und in Kurven kann man viel Gas stehen lassen, da die Balance stimmt und das Bike sehr berechenbar reagiert. Zum echten Abfahrtsbike fehlt jedoch noch ein kleines Stück, das wiederum zu Lasten der Tourentauglichkeit gehen würde.

Bilder von Colin Stewart

Etwas Performance lassen auch die Avid Elixir R Bremsen vermissen: Trotz großer 200mm Scheiben bieten sie auf steilen, langen Abfahrten wie in den Dolomiten einfach zu wenig Power und erfordern zu hohe Handkräfte. Zumindest habe ich schon lange nicht mehr mit zwei Fingern bremsen müssen, um zuverlässig zum Stehen kommen zu können. Der Bremsperformance abträglich ist aber auch der verbaute Reifen, ein Continental Mountain King. Der Grip des Reifens ist nicht wirklich überzeugend, da vor allem beim Bremsen die weichen Stollen umknicken. Deutlich nerviger ist jedoch der Umstand, dass der Rollwiderstand trotz gutem Gewicht zu hoch ausfällt. Wer hier auf einen echten All-Mountain Reifen wie den Schwalbe Fat Albert, einen Maxxis Minion oder Ardent wechselt, der kann einen deutlichen Performanceschub mitnehmen und das Bike vielseitiger machen. Negativ ist auch ein anderes Detail am Rahmen aufgefallen, das jedoch beim Aufbau leicht zu beheben sein sollte: Um ein Herunterfallen der Kette vom kleinen Kettenblatt nach Innen zu verhindern, verbaut Fatmodul eine kleine Scheibe (rot eloxiert), die die Lücke zum Rahmen schließen soll. Das funktioniert auch, jedoch hat sich bei mir die Kette immer wieder zwischen der Platte und dem an ihr vorbeilaufenden Zug verhakt, weshalb absteigen und Hand anlegen fällig geworden ist.

Nicht gerade ideal aber bei passender Zugverlegung kein Problem. Jens haben meine unvermittelten Anhalter jedoch auf die Palme gebracht. Alternativ könnte man hier auch eine schaltbare Kettenführung in Kombination mit Bashguard montieren – das würde nicht nur dem Bike bei ruppigen Abfahrten besser zu Gesicht stehen, sondern auch für Ruhe im Karton sorgen.

Video und Bild von Colin Stewart

Grenzen des All Mountain Konzepts

Max Schumann, den viele hier im Forum von diversen Bildern und Videos kennen sollten, hat schon seit geraumer Zeit ein Fatmodul EC 02 Ant unterm Hintern. Wenn man sich anschaut, was er mit diesem Rad anstellt, dann spricht das ganz klar für die Allroundqualitäten des Bikes: Ob Megaavalanche in Alp d’Huez, Endurodownhill am Gardasee oder eine schnelle Isartrailrunde – Max scheucht das Bike über so ziemlich jeden Trail und genau aus diesem Grund habe ich das Fatmodul EC 02 Ant mit in die Alpen, genauer in die Dolomiten genommen – gemeinsam mit Grinsekater Jens bin ich in den Bergen rund um Cortina d’Ampezzo (Bericht über die Region in Kürze) unterwegs gewesen. Als kleine Einschränkung sei jedoch direkt gesagt, dass das, was Max mit seinem Rad anstellt, nicht der eigentlich angedachte Einsatzbereich des Bikes ist. Rein von der Konzeption her richtet sich das „Ant“ an Bikerinnen und Biker, die mit komfortabel abgestimmtem Fahrwerk lange Strecken in gerne auch schwierigeren Terrain zurücklegen. Diesen Ansatz nennt man gemeinhin All Mountain oder in Europa Enduro.

Bild von Colin Stewart

Der Federweg weist dabei darauf hin, dass aber auch lange Etappen in hohem Tempo gefahren werden können: 140mm können straff genug sein, um schnell vorwärts zu kommen. Vor dem Fazit deshalb noch ein kleiner Hinweis zum Fahrbericht: Vom Fahrerprofil her bin ich an Abfahrten interessiert, trete gern bergauf aber sehe den Uphill als notwendiges Übel für den Downhill. Dementsprechend lege ich einen besonderen Wert auf die Abfahrtsqualitäten eines Bikes. Vor diesem Hintergrund sind die Beschreibungen und Wünsche zur Geometrie zu sehen. Wer zwischen Up- und Downhill ausgewogen urteilt, der sollte mit der Geometrie sehr zufrieden sein können, da sie ein gutes Handling und Klettereigenschaften mit angemessener Laufruhe und guter Kontrolle bergab verbindet. Der Kompromiss zwischen Hoch und Runter liegt beim EC 02 Ant ziemlich genau in der Mitte, weshalb das Bike je nach Aufbau noch spezifischer in die jeweilig bevorzugte Richtung getrimmt werden kann. Wer ein Bike für Abfahrten und Bikeparks sucht, der sollte nach einer flacheren Geometrie Ausschau halten.

Selbstverständlich ist der Zeitraum des Fahrberichts recht kurz gewesen, um Aussagen über die Haltbarkeit von Rahmen und Anbauteilen zu erhalten. Max kann von der Haltbarkeit folgendes berichten: „Bis auf Schaltauge und ein paar Anbauteile habe ich dem Radl noch keinen echten Schaden zugefügt, ich lasse es aber auch sehr regelmäßig vom Fachmann warten. Dennoch würde ich die Kiste aber für den hemmungslosen Bikepark/Freeride-Einsatz nicht empfehlen. Auch wenn die Bilder zeigen, wozu das Bike theoretisch in der Lage sein kann, bleibt es in Bezug auf Geometrie und Ausstattung immernoch ein Allmountain-Bike, das seine Stärken im flowigen Singeltrail hat.“

Fazit

Aggressiver Preis trifft gute Ausstattung und heraus kommt das Fatmodul EC 02 Ant. Der Rahmen ermöglicht ein breites Aufbau- und Einsatzspektrum im Sinne eines All Mountain Bikes, während die gewählte Ausstattung an manchen Stellen Schwächen offenbart. Dennoch muss sich das „Ant“ nicht vor den Größen des All Mountain Segments verstecken – es ist nicht nur günstig, sondern auch gut.

Stärken

+ Preis

+ schöne Detaillösungen

+ Ausstattung

Schwächen

– Geometrie für Downhill nicht ideal, Front baut relativ hoch

– Bremsen mit wenig Biss und Bremskraft

– Gabel mit Schwächen in der Dämpfung

Weitere Informationen zum EC 02 Ant findet ihr auf fatmodul.de

Wer Bilder von unserem Trip vermisst, der sollte sich noch ein wenig gedulden. Neben den VDSLRs haben wir auch zwei GoPros dabei gehabt. Es gibt also auch noch viele bewegte Bilder vom Fatmodul EC 02 Ant. Darunter hat nur leider unsere Photofreude gelitten – es sind keine guten Photos entstanden. Jens… die sind alle unscharf :P Hier ist auf jeden Fall schon mal ein Vorgeschmack auf das, was euch im Artikel aus und über Cortina d’Ampezzo erwartet:

  1. benutzerbild

    Speziazlizt

    dabei seit 04/2007

    vermute mal das es eher an dem Tail lag als an allem anderen, das Rad wurde da ja nicht so beansprucht wie z.B. beim Gardasee Enduro Ride oder beim CAIdom

  2. benutzerbild

    Niedtaler

    dabei seit 09/2006

    Wird es die 160er Variante als Umlenkhebel-Upgrade geben, oder ist ein neuer Hinterbau notwendig.
    Ich fahr das Ant jetzt ein halbes Jahr und bin insgesamt zufrieden.

  3. benutzerbild

    Ransom racer

    dabei seit 03/2008

    hab ne frage zum monarch rt3.
    hab mir heute nen neu eingebaut, und hab ne frage zum flotgade. voll aktiv ist er wen der hebel auf min.steht oder? merke irgend wie keinen unterschied zwischen min,mid,maximum. ähnliche erfahrungen? sag etwa28-30%


    mfg und danke

  4. benutzerbild

    KongoApe

    dabei seit 07/2010

    Dolomighty in diesem Vid sieht man das Ant auch noch, ich glaube sogar mit ner Durolux.

    nice vid;
    netter Rahmensmilie
  5. benutzerbild

    sakura

    dabei seit 06/2008

    Hallöchen zusammen,

    der Testbericht hat mir sehr gefallen und das Video ist einfach nur spitze ! Ich glaub das Bike tät mir schon gefallen.

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