Nach seinem DM-Sieg bei den Lizenz-Masters im Downhill 2009 kennt man den Allrounder aus Tübingen nicht mehr nur als Fotofahrer in der MountainBIKE. Was hinter seinem Spitznamen steckt und warum er ständig im auf Bike-Trips ist, erklärt er uns im IBC-Interview.

(Foto: Manfred Stromberg)

Hi Thomas a.k.a „Der Professor“. Für alle, die von dir noch nicht gehört haben – stell dich einfach mal kurz vor.

Der Professor – das ist ein, mal über-, mal unterschätzter 31-jähriger Radsportler (primär bezogen auf mein Alter) und seit 10 Jahren Exil-Betzdorfer im schwäbischen Tübingen. Und: Ein hängengebliebener Sportstudent.

Du gehörst als Foto- und Testfahrer mit Sicherheit zu Deutschlands meist abgedruckten Bikern – bist du dadurch ein gesponserter Profi-Mountainbiker oder wie verdienst du deinen Lebensunterhalt?

Das Sponsoring selbst finanziert mir meinen Sport zwar, aber nicht mein Leben. Da bin ich dann im Dienste des MountainBIKE Magazins als Test- und Fotofahrer unterwegs, aber ebenso Männchen für alles. Des Weiteren gibt es seit über 10 Jahren noch den Verdienst aus Fahrtechnikkursen für bikeride [www.bikeride.de] und andere Einzel-Jobs. Und ja, fast alles dreht sich ums Rad auf jegliche Arten und Weisen, aber mein Trick ist einfach wenig Geld zu benötigen – dann langt auch das bisschen. Summasumarum: Ich bin ein selbstständiger Lebenskünstler!

Was war dein erster Gedanke, als du dich zum ersten Mal im Großformat in der MountainBIKE gesehen hast?

Endlich konnt ich meinen Eltern optisch klarmachen, das der Sohn was schafft.

Wirst du bei Bike-Events oder der Tour im heimischen Forst von anderen Bikern erkannt und angesprochen bzw. hast du Fans und Groupies?

Es war bisher eher bei Großveranstaltungen und an typischen Bike-Destinationen, dass mir mein Bekanntheitsgrad durch Begegnungen bewusst wurde. Aber mittlerweile gibt es auch immer wieder in heimischen Gefilden kurzweilige bis spannende Begegnungen auf Grund meiner Person.

Als Corsair-Teamfahrer hast du 2009 den Deutschen Meistertitel im Downhill (Lizenz-Klasse Masters) gewonnen. Vorher warst du den DH-Insidern nicht wirklich als Siegfahrer bekannt. Wie kam es zu diesem Coup?

In den Jahren davor hat es nie gepasst, auf Grund von Terminen und Verletzungen, aber 2009 war ich fit und warum nicht mit den Jungs (und Mädels) von damals (ein bisschen Ruhrpottcup und Hardtailklasse) nochmal ein DH-Rennen fahren? Es bot sich Bad Wildbad an, wenn schon denn schon, dann im Rahmen der DM. Aber als Einstand in die Mastersklasse dann gleich den Thron zu erklimmen, das war tatsächlich ein Märchen!

Hat dich dein Erfolg denn überrascht oder bist du mit einer klaren Zielsetzung in das Rennen gegangen?

Ich wollte es schon allen zeigen, aber nach dem ersten Training war ich schnell auf dem Boden der Tatsachen – kaum Rennerfahrung (sechs/sieben Jahre Pause!), keine Gewöhnung an das neue Bike (erste Fahrt!), Bad Wildbad (keine Ahnung von der Stecke!) und kein wirkliches Training vorab (weder DH noch Fitness). Insofern war ich nicht nur überrascht, an einem Stück im Ziel zu landen, sondern erst recht auch noch als Schnellster.

Strebst du denn einen weiteren Titel im DH-Racing an?

Muss nicht umbedingt sein, ich werde mich wahrscheinlich nicht auf spezifisches Training stürzen, aber mal schauen – gewinnen ist schon geil.

Bist du denn grundsätzlich eher ein Wettkampftyp oder stresst dich sowas meistens?

Ein Wettkampftyp bin ich schon, allerdings stresst ein komplettes Downhill-Wochenende ziemlich. Da ist dann entspanntes Freeriden in den Alpen relaxter, effektiver und nicht weniger spannend.

Und was ist mit 4X-Racing – wäre das nichts für dich?

Das ist mittlerweile so speziell geworden, und dann komme ich zudem aus dem Cross Country und nicht aus dem BMX – wenn es sich anbieten würde, warum nicht, aber ich muss es nicht erzwingen.

Enduro-Rennen sind ein neuer Trend – findest du diese Formate reizvoll?

Nicht nur Enduro-Rennen sind sehr reizvoll, ebenso Downhill-Marathons wie der CaiDom Brixen oder natürlich die Avalanche-Rennen haben einen starken Reiz auf mich. Da kommt genau die Herkunftskomponente Cross Country zum tragen. Dazu fahre ich auch gerne „on sight“ ohne endloses trainieren und Strecken Auswendiglernen (was ein Kritikpunkt am Gardasee-Enduro-Rennen wäre).

Bei Thomas‘ Spieltrieb muss auch mal eine Treppe als Landung herhalten…

(Foto: Stefan Eigner)

Dein Lieblingsziel für Bike-Reisen?

Klar, primär alle Berge – eigentlich einfach. Aber um ein paar Facts zu nennen:

– Slowenien ist ganz oben auf der Liste, da ist die Natur noch fremder und wilder und die Menschen sind angenehm anders.

– Die Northshore von Vancouver wie auch Vancouver Island passt auf meinen Riding-Style.

– Finale Ligure ist immer noch der Hit und es gibt jedesmal neue Trails dazu.

– Latsch in Südtirol hat auch seine einzigartigen Reiz nie verloren.

– Saalbach sollte ebenso minimum einmal in der Saison besucht werden, zum Höllentrail richten und Freeriden gehen.

Was war das verrückteste Ereignis, das du während deiner Bike-Reisen jemals erlebt hast?

Mensch – da gäbe es so Vieles. Schneechaos, Autotrial, Überraschungstreffen und erst kürzlich Wellenreiten in Finale Ligure!

In den Testberichten fährst du auf allen möglichen Bikes, vor zwei Jahren habe ich dich auf einem 20-Zoll-Bike gesehen. Welches Bike fährst du am häufigsten und welche MTB-Disziplin reizt dich am meisten?

In der Tat ist mein Radhorizont ein breiter, da steht auch ein Cross-Rad im Zimmer. Aber der Passionsgipfel ist im alpinen und anspruchsvoll-schnellem Gelände, bei dem auch gerne Airtime eingebettet ist und ein Lift sehr dienlich sein kann, aber nicht die ganze Aufgabe übernimmt – jaja, die Natur und so.

(Foto: ZIMTSTERN / Dominic Zimmersmann)

Zu den Anfängen deiner Bike-Karriere: Was war dein erstes Bike und wie wurde aus dem jugendlichen Schüler Thomas Schmitt der für sein Fahrkönnen bekannte „Professor“?

Ein Dritt-Klässler mit einem 12Gang Pegasus – wohlgemerkt mit Rahmenschaltung und StVO gerechter Ausstattung – so kann man sich den Anfang vorstellen. Natürlich auch mit Zahnspange, RiffRaff-Pulli und neongemusterter Leggins. Aber ein ganz klarer Einsatzbereich: Gelände. Und mein erster Radtitel: ADAC-Radparcour Champion. Ab ’94 gings dann heiß her (nach einem neongelben Wheeler als Lückenfüller) – Marin Indian-Fire-Trail. Dicke Alurohre gepaart mit lila Eloxalteilen, dazu dann das Radshop-Raceteam: Team Bräuer Daaden. Nach vielen Cross Country Jahren haben dann die Leichtbauteile dem immer wilderem Einsatz nicht standgehalten und somit fiel die Entscheidung auf Stabilität statt Leichtbau. Dennoch finden Klamotten und Rad einmal im Jahr zusammen, beim legendären Dürrbachtal Classic – DEM Retro-Rennen überhaupt.

Weiter ging es dann mit stabilen Chaka-Rädern und ein paar Hardtail Downhill Rennen (PlayersCup als Stichwort). Ein Sportstudium im Süden, bikeride Kurse, Rotwild-Räder und die obligatorischen Bikeveranstaltungen vom Gardasee über Friedrichshafen nach Willingen bilden die Brücke ins Jetzt.

Wer hat dir den Titel „Professor“ eigentlich verpasst? Hast du eigentlich eine Ausbildung dafür gemacht (z.B. bei der DIMB)?

Für den Titel Professor habe ich keine Ausbilung gemacht.

Nichtsdestotrotz habe ich den Radsporttrainer C. Damals gab es noch keine Mountainbikespezifische Ausbildung. Das „Profile“ kommt vom Manfred Stromberg und ist mittlerweile über 11 Jahre alt.

Dein Leben hat viel mit Biken zu tun. Nervt dich das ganze Thema auch ab und zu oder bist du einfach ein Bike-O-holic?

Ich bin soweit Bike-O-holic, dass ich nach manch langem Testtag nochmal auf mein Bike muss, um einfach nur für mich noch eine Runde zu drehen. Allerdings bin ich auch froh, in Tübingen in meiner WG über die lokale Lokal-Szene, Konzerte oder einfach nur Kochideen zu quatschen.

Ich bin wohl eher ein praktisch orientierter Bike-O-holic als ein theoretischer.

Als Downhiller und Freerider sind dir Sprünge nicht fremd. Trotzdem habe ich noch kein Dirtjump-Bild von dir gesehen. Meidest du die Dreckhügel-Sprünge oder trainierst du dort nur ohne Kamera?

Die örtlichen Umstände machen mich eher zum Tourenbiker als zum Dirtjumper, und lange Anreisen per KFZ sind nicht das meine, aber ich bin den Dreckhüglen nicht abgeneigt, vielleicht gibt es ja auch mal ein paar Fotoreihen zu sehen.

Welche typische Fahrtechnikfehler siehst du bei Bikern am häufigsten?

„Ohweh“ fährt es mir da beinahe über die Lippen. Ja, man sieht manchmal gruselige Dinge, aber wichtig ist: Kurbel waagerecht und aufstehen! Beim Anblick eines Bergabsitzers mit einem Pedal bodennah das andere weit hochoben, kommt bei mir die Gänsehaut.

Du bist bei den Kollegen in der MB-Redaktion ebenfalls bekannt für einen lustigen Nebenjob – erzähl uns mal, was damit gemeint ist.

Was die wohl meinen? Ich mache doch nur das, was ich immer mache. Ein wenig Radio („Stundenplan“ auf der www.wueste-welle.de, Mittwochs von 13 bis 14 Uhr), ein paar Festivals (www.plattform-nobudget.de), ein paar Fotos für die Nachbarmagazine Roadbike und Outdoor (von der Insel bis zum Circus) und noch die Tigerei bei den Heimspielen der Walter Tigers Tübingen (www.walter-tigers.de) – als vielleicht bestes Maskottchen der Liga (Anm. d. Red.: Genau, den Tiger-Job meinten wir…)

Durch deinen guten Draht zum MountainBIKE-Magazin könntest du doch sicherlich als Redakteur dort arbeiten – ist ein 9 to 5 Bürojob nichts für dich?

Wenn man bis hierher aufmerksam gelesen hat, dann wird man sich vorstellen können, das mein wuseliger Lebensgeist nicht so gut in ein Büro mit festen Zeiten passt. Aber das Schreiben als solches ist mir nicht zuwider, da gibts ab und an was von mir zu lesen, auch perspektivisch beim www.mag41.de. Sonst steht seit heute meine Hompage, www.vollblutrider.de– einfach mal reinklicken!

Drop it like it’s hot – der Professor bei einem wissenschaftlichen Experiment zur Gravitations-Theorie.

(Foto: Stefan Eigner)

Was war der übelste Job, den du jemals hattest?

Rechnungen schreiben finde ich ätzend, aber sonst konnt ich jedem Job immer was Gutes abgewinnen. Wie praktisch, oder?

Wer ist dein Lieblingsfahrer im MTB-Bereich?

Ich bin nicht so personenfixiert.

Wie sieht ein normaler Wochentag im Leben des Professors aus?

Ein normaler Wochentag? Es gibt in meinem Leben weder normale Tage noch Wochentage.

Was ist der beste Tipp fürs Leben, der dir jemals gegeben wurde?

„Wenn man mit sich und seinem Leben zufrieden ist, braucht man garnicht so viel zu ändern.“

Welche wichtigste Lektion hat dich das Leben gelehrt?

Geduld! Aber da bin ich leider immernoch in der Lernphase…

Wen bewunderst du?

Menschen die nicht mehr so können wie sie wollen, und doch das Leben meistern und genießen!

Wann bist du am glücklichsten?

Wenn ich grinse.

Die drei besten Kinofilme?

Ganz weit vorn: „The Big Lebowski“ – lief im hauseigenen Winter-Innenhof-Openair und sollte zur Tradition werden. „Man on Wire“ hat mich auch gepackt, ich saß allerdings komplett allein im Kinosaal… Man kann mich aber auf jedenfall als Cineastautist bezeichnen.

Was hast du zuletzt gelesen?

Allgemein komme ich wenig zum Lesen – socializen ist da eher meine Priorität, aber Wolf Haas letzter Brenner-Roman ist noch nicht so lange her.

Das beste Bike-Produkt aller Zeiten?

Federgabel und Scheibenbremsen stehen hier ganz oben. Neuzeitlich gesehen muss ich Hammerschmidt und Joplin nennen.

Bikepark-Tag oder Big-Mountain-Tour?

Big Mountain Tour – ganz klar!

Danke für das Interview und viel Spaß im Süden!

Weblinks:

Zur neuen Webpage von Thomas

Zu den Videos: Fahrtechnik-Tipps vom Professor

  1. benutzerbild

    peahi

    dabei seit 01/2007

    Yo Prof

    nettes Interview. Du bist nicht nur ein Lebenskünstler, sondern auch ein Verwandlungskünstler. Habe dich in OUTDOOR gesehen als Robinson Crusoe, ganz im Cast-Away-Look. Sehr geil!
    Good Luck für 2011
    Dimitri, FREERIDE

  2. benutzerbild

    TiniTurbine

    dabei seit 06/2009

    Ja, der Herr Schmitt.....is n echt lustiger Typ, der immer noch feiert, als ob er ein Erstsemester wäre. Und ein kompetenter "Bikelehrer" noch dazu: Hab bei ihm die FullfaceBremsung auf dem Damenklapprad gelernt.

  3. benutzerbild

    Fitzcarraldo

    dabei seit 05/2007

    Gutes interview mit einem sympathischen Typen, danke!

    Hmm... kann das sein, dass ich ihn gestern in Finale gesehen habe? Waren ein paar Jungs aus Deutschland da, die 'ne Menge Litevilles fotografiert haben. 2 von Ihnen sind später mit einem Corsair und RM Flatline vor uns Madonna della Guardia runtergedonnert...

  4. benutzerbild

    machinerider

    dabei seit 02/2008

    hey prof!

    schönes interview! ... radsport bräuer ! ;-) man, ist das lang her!

    gruss aus Daaden

  5. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Yo Prof

    nettes Interview. Du bist nicht nur ein Lebenskünstler, sondern auch ein Verwandlungskünstler. Habe dich in OUTDOOR gesehen als Robinson Crusoe, ganz im Cast-Away-Look. Sehr geil!
    Good Luck für 2011
    Dimitri, FREERIDE

    Wir wollen Bilder sehen smiliesmilie

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