In den letzten Jahren pushen viele der Bikehersteller die 29″-Bereiche. Die Vorteile von mehr Traktion, Laufruhe und Geschwindigkeitserhaltung klingen uns, in fast jeder Pressemeldung zum Thema, in den Ohren. Wer schon mal ein Bike mit den großen Laufrädern gefahren ist, kennt aber auch einige Nachteile: Im direkten Vergleich zu einem 26″-Bike fühlen sie sich oftmals behäbiger an; lange Kettenstreben verringern die Agilität in engen technischen Passagen. Beim Cannondale Pressecamp in Les deux Alpes sollten wir uns von Bikes überzeugen lassen die die genannten Vorteile bieten, bei denen aber die Nachteile ausgemerzt wurden. Allen voran das neue Race-Fully Scalpel 29 und das Flash Carbon 29.

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Jens auf dem Flash Carbon 29

Bevor wir die Bikes selbst testen konnten, wurden uns alle technischen Features in der Theorie von Entwicklern und Produktmanagern detailliert dargestellt.

Hier die Theorie:

Ein geschlossenes vorderes Rahmendreieck bietet ein Maximum an Steifigkeit, die Grundstruktur des Rahmens wird aus dem so genanntem BallisTec Carbon gelegt. Diese speziellen Fasern, welche auch in Sicherheitskleidung verwendet werden, sollen Schäden durch Stöße oder Steinschläge vorbeugen. Bei der „Tube2Tube-Construktion“ laufen die Carbonfasern ununterbrochen vom Steuerrohr entlang des Oberrohrs, vorbei am Sitzrohr bis hinunter zum Ausfallende. Auf der Seitenlinie der Rohre verwendet man steifere Highmod-Fasern, auf der Ober- und Unterseite etwas weichere. Darüber möchte man eine hohe Seitensteifigkeit für Antritt und Präzision beim Fahren erreichen, allerdings bei gleichbleibendem Komfort. In vertikaler Richtung soll der Rahmen sich noch ein wenig verwinden können, um Schläge von unten zu dämpfen.
Ein BB30-Tretlager sorgt zusammen mit dem Delta-Seattube für eine voluminöse Verbindung des Antriebs mit dem Rahmen und soll auch hier maximalen Vortrieb gewährleisten.

Cannondale hat den Anspruch, dass sich die 29″-Varianten annähernd so handhaben lassen wie die 26″-Version. Dafür spendierten die Entwickler um Peter Denk und Thomas Fuderer dem Bike mit 444 mm kurzen Kettenstreben die wohl aktuell kürzesten im 29″-Bereich. Der Lenkwinkel wurde etwas steiler gewählt, um der Trägheit der großen Laufräder entgegen zu wirken. Alles in allem ergeben sich so fast identische Werte in Radstand und Nachlauf wie bei der 26″-Version.

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Die Topneuheit war aber das Scalpel in der 29″-Ausführung: Federleichte 2.100 Gramm bringt ein Rahmen in M inklusive Fox RP Dämpfer auf die Waage und dennoch gibt es seitens Cannondale keine Fahrergewichtsbeschränkung.
Es soll die Gene der kompletten Cannondale Produktlinie in sich tragen und bietet so eine Versteifungstechnik am Dämpfer, die dem Claymore entlehnt ist. Bei der sogenannten ESC-TC-Bauweise (Enhanced Center Stiffness) wird am vorderen Umlenkhebel eine durchgängige Achse mit einer massiven Brücke (C-Span Seat Stay Bridge) verbunden und verschraubt. Darüber und mit der X12 Achse in der Hinterradnabe soll der Verwindung des Hinterbaus entgegen gewirkt werden.
Geschwungene Rohre bieten freiere Rahmendesignmöglichkeiten, allerdings auch Angriffspunkte für Verwindung innerhalb der Krümmung. Über eine Zwischenwand, dem sogenannten Bulkhead, wurde das Scalpel hier versteift.

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Ausstattungsvarianten und Preise Scalpel 29″:

– Scalpel Carbon 29 1 / 5.999 € (10,5kg)
– Scalpel Carbon 29 2 / 3.999 € (11,1kg)
– Scalpel Alu 29 3 / 2.499 € (Gewicht nicht verfügbar)
– Scalpel Alu 29 4 / 1.999 € (Gewicht nicht verfügbar)

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Ausstattungsvarianten und Preise Flash 29″:

– Flash Ultimate / 7.999 € (8,9kg)
– Flash Carbon 1 / 4.999 € (9,5kg)
– Flash Carbon 2 / 3.699 € (9,9kg)
– Flash Carbon 3 / 2.699 € (10,4kg)

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Die Praxis auf den Bikes:
Für ein CC-Hardtail bot das Flash 29 erstaunlicherweise noch recht viel Komfort. Die 90mm-Lefty sprach quasi ohne Losbrechmoment an und erlaubte es, bergauf über Wurzeln und Steine zu fahren ohne einen wirklichen Widerstand oder ein Abbremsen zu spüren. Im Zusammenspiel mit den größeren Laufrädern ließ sich das Rad gut bergauf auf Geschwindigkeit halten und beschleunigen. Geht es über einen Weg mit wenig Schlägen oder eine Straße, lässt sich die Lefty zusätzlich über eine hydraulische Fernbedienung blockieren.
Biegt man dann ab in die Abfahrt, zeigen die großen Laufräder wieder ihre Stärke: Selbst mit minimalem Federweg an der Front und hartem Heck kann man es ziemlich laufen lassen. Aktives Abziehen des Vorderrades, um über kleinere Wurzelpakete zu springen, ist nicht ganz so einfach, wobei dies eher an der tiefen Front liegt. Eine gewisse Eingewöhnungsphase braucht es ebenfalls bei schnellen Richtungswechseln. Das minimal höhere Tretlager und die großen Laufräder machen es nötig, aktiver in die Kurven zu fahren, sprich das Bike mehr hinein zu legen – das erforderte bei mir eine gewisse Eingewöhnungszeit. Unter meinem Gewicht von 90kg (fahrfertig) spürte ich einen gewissen Flex in den Laufrädern, was aber durchaus noch im Rahmen lag. Die meisten CC-Fahrer werden vermutlich leichter sein und ihren Schwerpunkt nicht in der Abfahrt sehen.
Sehr positiv überrascht war ich von der Lefty. Meine erste Erfahrung mit der Gabel hatte ich vor über 10 Jahren. Damals war es schwierig, im harten Gelände die Spur zu halten, da es etwas an Steifigkeit fehlte. Bei Cannondale scheint man seitdem die Hausaufgaben gemacht und hier in den letzten Jahren deutlich nachgebessert zu haben.

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Der Wechsel auf das Scalpel 29 vom Flash Hardtail erforderte fast keine Umgewöhnung. Von der Geometrie her liegen sie recht nah beieinander und der Hinterbau ist sehr straff abgestimmt. Hat man mit dem Bike erstmal Fahrt aufgenommen, zeigt sich hier das angenehme Verhalten wie auch beim Flash 29. Es bleibt viel leichter auf Geschwindigkeit, sei es bergauf oder bergab. Auf der Abfahrt fühlten sich die 100mm am Heck mit einer starken Endprogression definitv nach mehr an. Mein Testrad in Größe L hatte einen Lenkwinkel von 71.2°, was ich erst nach der Probefahrt noch mal in den technischen Daten nachgelesen habe: Es handelte sich auf mein Nachfragen hin nicht um einen Tippfehler. Ich hätte bei einer Schätzung eher Richtung 68° tendiert, soviel Sicherheit bot mir das Rad auf den teilweise ruppigen Abfahrten.
Der Hinterbau fiel beim Kletten nicht durch Pumpen oder Wippen auf. Lediglich auf dem kleinen Kettenblatt ließ sich auf der Straße oder schlagfreien Passagen auf einem Kletterabschnitt im Sitzen dem Hinterbau ein leichtes Wippen entlocken. Wen das stört, der kann auf die Lockout-Funktion des Dämpfers zurückgreifen.
Auf der Strecke gab es auch einige recht enge Spitzkehren, in denen ich mit den großen Laufrädern doch einige Schwierigkeiten hatte. Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit man sich mit diesen Bikes in solch einem Gelände bewegt.

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Fazit:
Cannondale bietet mit den 29″-Versionen des Flash und des Scalpel zwei echte Alternativen zur 26″-Variante. Wer viel Strecke machen will und dabei echtes Racefeeling verbunden mit Komfort haben möchte, ist sicherlich mit den großen Laufrädern sehr gut beraten. Wer primär enge Kurse mit vielen Stellen fährt an denen explosive Beschleunigung wichtig ist, sollte fahrtechnisch fit sein oder doch noch zur 26″-Version greifen.

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3D Schmiedeverfahren und kleiner technischer Überblick über die Technik in Lefty Gabeln

Larry Westney der seit über 18 Jahren bei Cannondale arbeitet und damals Gründer der Headshok-Clinic war, präsentiert das OPI-Schmiedeverfahren bei dem aus Aluzylinder die Grundstruktur der Leftygabel und des OPI-Vorbaus gelegt wird.
Zusätzlich noch ein kleiner technische Überblick über die Gleitlagerung der Federgabel.


2011 Cannondale OPI Schmieden Lefty von Grinsekater auf MTB-News.de

Cannondale SWOP (S.ervice W.ithout O.bstacle P.rocedure)

2011 präsentiert Cannondale das Austauschprogramm für Lefty/Fatty-Dämpfer mit dem Namen SWOP. Dieses Programm bietet eine neue Alternative zum normalen Gabelservice.
Um eine optimale Leistung und größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, beschreibt die Betriebsanleitung, die mit jedem Bike geliefert wird, die erforderlichen Wartungsarbeiten. SWOP bietet die bestmögliche Pflege für die 2011er Fatty/Lefty.
Sobald die Saison beginnt, merken die Leute, dass ihr Fahrrad/ihre Federung gewartet werden muss: Dies führt normalerweise zu überlasteten Werkstätten und Verzögerungen.
Mit dem neuen SWOP können teilnehmende Händler die vom Kunden gewünschten Arbeiten durchführen, während dieser einen Kaffee trinkt.

Außerdem bekommt dieser einen neuen anstelle eines überholten Dämpfers, die alte Einheit wird recycelt. Wenn man bedenkt, dass die Kosten im Rahmen der einer normalen Wartung liegen, dann ist SWOP der ultimative Service.
Kunden müssen lediglich mit ihrem Cannondale-Händler vor Ort klären ob er an dem Programm teilnimmt und ob es für ihre Gabel gilt – und dann einen Termin machen. Die nachfolgende Aufstellung zeigt alle zum Programm gehörenden Dämpfer und den SWOP-Preis für den Kunden.
HINWEIS: nur LIKE FOR LIKE!

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Cannondale Exchange Programm SWOP von Grinsekater auf MTB-News.de

  1. benutzerbild

    WeightWeenie

    dabei seit 12/2008

    Außer den preisen smilie

  2. benutzerbild

    gmk

    dabei seit 07/2006

    die sind ja schon ewig bekannt smilie

  3. benutzerbild

    WeightWeenie

    dabei seit 12/2008

    Ich finde leider keinen - kann man die nicht einfach posten?

  4. benutzerbild

    gmk

    dabei seit 07/2006

    Ich finde leider keinen - kann man die nicht einfach posten?

    seite 1, #1
    smilie
    ...
    – Scalpel Carbon 29 1 / 5.999 € (10,5kg)
    – Scalpel Carbon 29 2 / 3.999 € (11,1kg)
    – Scalpel Alu 29 3 / 2.499 € (Gewicht nicht verfügbar)
    – Scalpel Alu 29 4 / 1.999 € (Gewicht nicht verfügbar) ...

    natürlich ohne prozente !
  5. benutzerbild

    RetroRider

    dabei seit 09/2005

    Mir ist das Zeug viel zu teuer, aber wälzkörpergelagerter Federweg ist eine gute Idee und darf gerne Erfolg auf dem Markt haben. smilie

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