Nachdem nuts euch bereits vor einigen Wochen den ersten Jackentest präsentiert hat, folgt nun pünktlich zum Jahresende der zweite Teil mit weiteren drei Jacken. Alle getesteten Jacken sind laut Hersteller wasser- und winddicht, bieten jedoch reichlich Gründe zum Vergleichen. Bei diesem Teil des Tests haben wir darauf geachtet, auch verhältnismäßig günstigere Jackets vorzustellen – wobei „günstig“ im Auge des Betrachters liegt und nicht zuletzt vom Aufgabenbereich der Jacke abhängt.

In Teil 2 des Jackenchecks präsentieren wir euch die im Vorschlagsthema gewünschte Sombrio „Vapor Storm“, außerdem die „Hydra“ von Mountainbike-Neuling Zimtstern sowie die preisgünstige Alternative „Regenjacke 7“ der Hausmarke b’twin des französischen Sportartikelherstellers Decathlon. Ob die Günstig-Jacke des Großfabrikanten gegen die höherpreisigen Modelle der spezialisierten Outdoor- und Bikebekleidungs-Hersteller bestehen kann, erfahrt ihr im Test.

Sombrio „Vapor Storm“

Allgemeine Infos

Die bunte Sombrio-Jacke geht als Userwunsch ins Rennen – deswegen waren wir gespannt, wie sich die Vapor Storm schlagen würde. Sie verfügt über eine gut umschließende Kapuze, die zwar weder einrollbar ist oder entfernt werden kann, dafür aber ohne Schnickschnack auskommt und zur Not auch unter dem Helm Platz findet. Für ein angenehmes Klima sorgen dicke, „Air Flow“ genannte Ventilationsöffnungen unter den Ärmeln. Die Reißverschlüsse sind, wie bei der Decathlon-Jacke auch, wasserabweisend. Dies ist nicht nur für die generelle Trockenheit unter der Jacke sinnvoll, es bleiben auch eventuelle Musikspielgeräte hinter der Fronttasche geschützt. Als Zusatzfeature bietet diese Tasche eine kleine Kopfhörerkabelführung Richtung Kragen. Die Armbündchen sind wie beim Zimtstern-Konkurrenten variabel und ebenso wie der Reißverschluss der Jacke mit einer großen, handschuhkompatiblen Lasche versehen. Für das Verstauen von Kleinteilen sorgen zwei Fronttaschen, die mit Fleece ausgekleidet sind – gerade bei feuchtem Wetter erwies sich das als praktisch.

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Funktion

Die Vapor Storm besteht aus 87% Polyester mit 13% Spandex-Anteil – das macht die Jacke sehr flexibel. Wasser und Wind soll das sogenannte STek II Hard Shell-Material bekämpfen. Das gelingt: Die Jacke ist mit einer 10.000er Wassersäule äußerst dicht, auch durch die ebenfalls verschweißten Nähte. Auffällig ist, dass der flexible und dünne Materialmix weitaus später Wasser annimmt als das Zimtstern-Konkurrenzprodukt: Wenn dies irgendwann geschehen ist sieht man jedoch auch von innen deutlich, dass der Stoff ordentlich Wasser gezogen hat – bis dann das Wasser auf die Haut durchzieht, dauert es allerdings noch lange.

Auch starker Wind macht der Vapor Storm, auf die Dichtigkeit bezogen, keine Probleme – die Windproblematik wird unter Passform allerdings nochmal aufgegriffen. Die Belüftung unter den Armen funktioniert, auch wenn kein so guter Durchzug wie bei der Zimtstern entstehen kann. Im Vergleich zu den beiden anderen Testjacken sind die Belüftungsreißverschlüsse sehr dick, ansonsten regiert materialtechnisch eher Purismus: Die Jacke besteht ausschließlich aus dem oben genannten Material, es sind weder in der Kapuze noch in der Jacke Innenstoffe wie Mesh verarbeitet.

Passform

„Slim Fit“ steht in der kanadischen Sombrio-Beschreibung, was einer gewissen Ironie nicht entbehrt: Die Jacke ist mit Abstand die mit dem größten Platzangebot und bringt sogar Trikot und Protektorenjacke ohne Murren unter.
„Mechanical stretch fabric forms to your every movement“, schreibt Sombrio außerdem: Die 13% Spandex sind selbst für einen 1,93m langen (und nicht gerade schmalen) Mountainbiker wie mich unnötig, es ist eh immer genug Stoff da, um alle Bewegungen spannungsfrei zu begleiten. Hier kommen wir auch nochmal zur Windproblematik: Bei schnellen Fahrten ist definitiv mehr Widerstand vorhanden als bei den anderen getesteten Modellen. Beim Fahren mit Kurzarmtrikot oder T-Shirt fällt der fehlende Innenstoff unangenehm auf: Das gummiartige Material liegt direkt auf der Haut, was gerade bei warmem (Schweiß) oder kaltem Wetter (sehr kalter Stoff) wenig Spaß macht. Mit langen Ärmeln gibt es hier keine Probleme.
Die Größe der Jacke hat allerdings auch ihre Vorteile: Die Bewegungsfreiheit ist mit Abstand die beste in der Testgruppe, außerdem ist die Vapor Storm ordentlich lang. Die Kapuze ist mit einem Tunnelzug verstellbar und hat, subjektiv gesehen, im Vergleich mit der Zimtstern Hydra eine bessere Passform. Durch die (fleece-gefütterten!) Jackentaschen ist die Vapor Storm auch am Jackenabschluss verstellbar.

Packmaß, Gewicht, Preis

Die Sombrio Vapor Storm ist zwar groß, durch den fehlenden Innenstoff aber nicht schwerer als die anderen Modelle: 670 Gramm zeigt die Waage an. Durch die weite Kapuze ist die Jacke einfach in diese einrollbar und nimmt auf der Tour nicht allzuviel Platz weg.
Der Preis liegt laut Hersteller bei 199 €, im Preisvergleich ist die Jacke online bereits ab 118 € zu haben.

Sombrio Vapro Storm – Test Fazit

Waschechter Freeride-Überzug: Die Sombrio-Jacke ist komplett wind- und wasserdicht mit angemessener Atmungsaktivität, großen Ventilationsöffnungen und kleinen, aber feinen Features. Das Material wirkt robust, wird aber von innen ungemütlich, wenn die einzige Schicht auf die Haut trifft – Langarmtrikot unter der Sombrio-Jacke ist hier Pflicht. Wer sonst eine XL trägt, sollte gegebenenfalls eine Größe abziehen, denn die Vapor Storm ist nicht gerade schmal geschnitten. Zugute kommt das gerade Bikern, die mit Protektoren losziehen: Jacke drüber – passt. Wer weniger Wert auf perfekte Atmungsaktivität und schmale Schnitte legt, aber eine absolut wind- und wetterfeste, robuste Jacke sucht, wird mit der Sombrio Spaß haben.


 

Zimtstern „Hydra“

 

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Allgemeine Infos

„Die Hydra (griechisch Ὕδρα) war eine übergroße Wasserschlange mit neun Köpfen“, sagt die Wikipedia: Mangelndes Selbstbewusstsein mit Hinblick auf Einsatzgebiet und Farbe der Jacke kann man dem Schweizer Hersteller wahrlich nicht vorwerfen.
Als das Topmodell der 2011er Zimtstern-Kollektion kommt die Hydra und ist daher mit zahlreichen Features ausgestattet: Oben geht es mit einer einstellbaren Kapuze los, die optional im Jackenkragen verstaut werden kann.
Ebenso wie der Sombrio-Konkurrent finden sich unter den Armen große Ventilationsöffnungen, auch ein MP3-Player-Fach ist vorhanden. Vorne sorgen zwei lange Zipper für zusätzliche Frischluft unter der Jacke – diese sind laut Zimtstern außerdem als Fronttaschen verwendbar. Die Armbündchen sind verstellbar und zusätzlich auf der Oberseite verlängert, um den Handrücken mit abzudecken.

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Funktion

Unser Schweizer Testmodell besteht aus 100% Polyester mit bluesign-zertifiertem 2.5-lagigem Sympathex-Laminat, dass über eine amtliche 20.000er Wassersäule verfügt. Der Jackenstoff ist sehr robust und hat während der Testreihe kaum gelitten – zerreißen wird die Hydra so schnell nicht. Sowohl Dauerregen (und davon gab es diesen Herbst viel) als auch massive Wolkenbrüche sind der Hydra ziemlich egal und auch die verschweißten Nähte bleiben dicht. Allerdings saugt sich die Oberschicht sehr schnell voll: Optisch ist das verschmerzbar und auch der Funktion tut dies keinen Abbruch, allerdings ist die Chance größer, dass die Jacke schneller verschmutzt (siehe auch Jackentest #1).
Herbstlich-stürmisch war besonders das Testwetter im Bergischen – perfekte Bedingungen, um der Hydra auch eine gute Winddichtheit zu attestieren. Und wie verhält sich die Hydra beim Gegenteil? Öffnet man die Ventilationsöffnungen im Brustbereich und unter den Armen, lüftet die Jacke effektiv durch.
Auch der Feuchtigkeitsabtransport funktioniert ordentlich, wenngleich in diesem Fall die eher frischen Testbedingungen die Vergleichsmöglichkeiten aller Jacken erschwerten. Alle Öffnungen sind ordentlich dimensioniert und vorne, wie schon erwähnt, auch als Unterbringungsmöglichkeit verwendbar. Ebenfalls schon erwähnt wurden die verlängerten Ärmel – ein recht simples Feature mit großem Nutzen. Auch wenn der Jackenärmel bei gestreckten Armen etwas zurückrutscht, bleiben Handschuhrücken und die Lücke dazwischen trocken.
Sowohl die Jacke an sich wie auch Ärmel und Kapuze sind innen mit weichem Mesh-Stoff ausgekleidet, der sich auch mit kurzen Ärmeln angenehm anfühlt.

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Passform

Die Hydra hat einen lockeren, aber nicht üppigen Schnitt: Gerade genug für ausreichende Armfreiheit, aber schmal genug, um nicht zuviel Wind abzufangen. Bei Armstreckung ziehen sich die Ärmel zwar zurück, durch die verlängerte Oberseite fällt das allerdings kaum ins Gewicht. Der Rückenteil ist verlängert, was zwar nicht soviel Wasser abhält wie bei dem Decathlon-Konkurrenten, aber die Rückenpartie dennoch etwas warm hält. Die Kapuze ist doppelt verzurrbar: Ein klassischer Tunnelzug rundherum sowie eine horizontale Verstellmöglichkeit am Hinterkopf. Der Jackenabschluss ist ebenfalls verstellbar.

Packmaß, Gewicht, Preis

Die Hydra ist mit 692 Gramm minimal schwerer als die Vapor Storm, bietet dafür aber auch mehr Features – unter anderem einen integrierten Jackenbeutel zur platzsparenden Verstauung. In zehn Sekunden ist die Jacke in der ehemals hinteren Tasche verpackt – praktischer geht es nicht.

Preislich liegt die Jacke bei einem VK von 269 €, online aktuell ab 169 € erhältlich.

Zimtstern Hydra – Test Fazit

Die Wasserschlange von Zimtstern hat nicht zuviel versprochen: Nicht ganz im Wasser, aber mindestens unter fiesem Regen ist das grüne Topmodell der Schweizer zuhause. Viele sinnvolle Features, perfekte Wasser- und Windfestigkeit, eine ordentliche Belüftung und die beste Passform in der Testgruppe – Zimtstern hat bei der MTB-Jackenpremiere so ziemlich alles richtig gemacht. Wen der hohe, aber angesichts der Features durchaus gerechtfertigte Preis von knapp 270 € nicht schockt, dem sei die Hydra als Allroundjacke wärmstens empfohlen.


b’twin „Regenjacke 7“

Allgemeine Infos

Die durchaus sachlich benannte „Regenjacke 7“ der Hausmarke b’twin vom französischen Sportartikelhersteller Decathlon besitzt zwei wasserabweisende Fronttaschen, die geöffnet auch als Belüftung funktionieren. Komplettiert wird diese mit zwei Ventilationsöffnungen unter den Armen. Ein durchaus sinnvolles und nicht selbstverständliches Feature ist der mit Fleece ausgestattete Innenkragen, der besonders unter nassen Konditionen den Hals trockenhält. Außerdem befindet sich an der Decathlon-Jacke eine so noch nie gesehene, ausrollbare Verlängerung des Rückenbereichs, die so vorgeformt ist, dass sie beim Fahren den oberen Bereiche der Hose vor Dreck und aufspritzendem Wasser schützt. Das funktioniert, trotz oder gerade wegen der simplen Konstruktion, tatsächlich gut – auch mit etwas spezieller Frack-Optik.

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Funktion

Die „Regenjacke 7“ muss sich trotz des günstigen Preises nicht verstecken, was Funktionen angeht. Die Jacke baut auf einer Membran mit „Novadry“-Label auf – exakte Informationen zur Wasserdichtheit ließen sich, wie öfter bei günstigen Jacken, bis jetzt noch nicht finden, eine Anfrage läuft aktuell noch – die Information wird bei Bedarf nachgereicht. Festzuhalten bleibt,  dass das Wasser sehr lange komplett abperlt, die Jacke sich erst sehr spät vollsaugt und komplett dicht hält – auch über fünfstündige Singlespeed-Touren im Regen. Auch wenn die Atmungsaktivität nicht ganz mit den teuren Modellen mithalten kann, so funktionieren die Ventilationsöffnungen unter den Armen passabel, insbesondere wenn man die Fronttaschen zusätzlich öffnet. Die schon erwähnte, optional ausrollbare Rückenverlängerung ist praktisch und hält Wind und Wasser vom Hüftbereich unterhalb der Jacke ab. Ist größer, als es das Foto vermuten lässt.

Passform

Die Jacke der Decathlon-Hausmarke ist das Gegenteil zur Sombrio Vapor Storm: Nicht extrem eng, aber aber auch nicht wirklich locker geschnitten. Auch die Länge ist für eine XL-Jacke eher kurz geraten – auf Tour war man froh, auf die verlängerte Rückenpartie zurückgreifen zu können. Die Ärmel rutschen während der Fahrt öfter hoch, gerade bei Regen ist dies eher unangenehm. Der Kragen schließt nicht so hoch ab wie bei den Konkurrenzmodellen. Trotz der straffen Passform spannt die Jacke beim normalen Trailfahren selten und auch beim Joggen macht die „Regenjacke 7“ eine gute Figur – schlicht aus dem Grund, dass sie so kompakt gehalten ist.

Packmaß, Gewicht, Preis

Unser Günstigmodell wiegt ebenfalls knapp 671 Gramm, weist aber keine Möglichkeit auf, die Jacke platzsparender zu verpacken – für einen VK von 49,90 € angesichts der sonstigen Features allerdings vertretbar.
Link zur Jacke

Decathon b’twin „Regenjacke 7“ Test-Fazit

Dass es auch für 50 € passable MTB-Jacken gibt, hat der Sportartikelhersteller Decathlon bewiesen: Die „Regenjacke 7“ ist unauffällig, überzeugt aber angesichts des Preises mit soliden Features und einer richtig guten Wasser- und Windbeständigkeit. Mit der Oberklasse mithalten kann die Günstigjacke nicht ganz – gerade die Passform könnte noch etwas überarbeitet werden;  auch das Obermaterial wirkt nicht so robust wie das der Konkurrenzmodelle. Wer aber auf der Suche nach einer günstigen Jacke ist und auf die Top-Features verzichten kann, sollte mal bei Decathlon vorbeischauen.


Bilder: Johannes Herden, Michael Herden

Mehr Jackentests!

  1. benutzerbild

    Nforcer

    dabei seit 06/2002

    Dachte ich mir fast, wobei die Fotos in Deinem Album 'ne andere zeigen. Oder wurde die Alpinism 700 re-designed, jetzt ohne schwarze Elemente?
    Wasisdalos???

    Ne die ist selbstgenäht. Aber Bilder von der Alpinism 700 müssten auch noch drin sein.
  2. benutzerbild

    geosnow

    dabei seit 08/2010

    ...Snowboard-Katalog mit Jacken z.T. ohne bzw. mit Noname-Membran für 600€. Warscheinlich von irgendwelchen Kindern in vietnamesischen Sweatshops zusammengeklebt. Lachhaft!

    Die Russen in St. Moritz kaufen nur was teuer ist.
  3. benutzerbild

    Jobal

    dabei seit 05/2001

    FYI, die Decathlon Jacke gibt es auch in einer Version mit Verstärkungen z.B. am Ellenbogen, dann allerdings für 70€.

    Gruß Jobal

  4. benutzerbild

    theworldburns

    dabei seit 06/2002

    sind nicht nur die ellbogen, die ist rundherum aus stärkerem material.

  5. benutzerbild

    geosnow

    dabei seit 08/2010

    :rockrider 9.2 2011:

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