Vor mittlerweile bald drei Jahren hat DT Swiss mit einem „Tricon“ genannten Einspeichungssystem für Komplettläufräder eine Innovation auf dem Markt der Laufräder platziert, die seit fast genau der selben Zeitspanne nicht unumstritten ist. Während früher die Komplettlaufradsätze von DT Swiss aus den auch einzeln am Markt verfügbaren Bauteilen zusammen gesetzt gewesen sind, hat man bei den Schweizern mit der Tricon-Produktlinie das erste Mal Komponenten hergestellt, die ausschließlich als Systemlaufrad verfügbar gewesen und aufeinander abgestimmt gewesen sind. Während die von DT Swiss kommunizierten Vorteile wie geringeres Gewicht, bessere Stabilität und problemloser Tubelessaufbau leicht nachvollziehbar gewesen sind, haben viele Gegner von Systemlaufrädern schnell die Schwachstellen des Konzepts aufgezeigt. Ob schlechtere Servicemöglichkeiten im Falle eines Speichenbruchs, hohe Kosten für Ersatzteile oder nicht vorhandene Tuningmöglichkeiten – DT Swiss hat für die Tricon Laufradsätze einiges an Kritik einstecken müssen.

Nachdem der XM 1550 Tricon das Konzept im hochpreisigen Segment etabliert hat, erfolgte dann vor gut einem Jahr mit dem M 1700 Tricon [Vorstellung] die Adaptation für günstigere Bikes, Kompletträder und damit eine breitere Käuferschicht. Mittlerweile hat DT Swiss die Tricon Linie nicht nur im Rennradbereich, sondern auch im Mountainbike Sektor stark ausgebaut und auch an der Service-Freundlichkeit hat sich etwas getan. Grund genug für uns, nach dem teuren XM 1550 Tricon [Fahrbericht] nun auch den günstigeren M 1700 Tricon in der Praxis über die Trails zu treten!

Technische Daten

  • Farben: aluminium oder schwarz
  • Material Felge: Aluminium, Felgen geschweißt
  • Innenbreite Felge: 19,6mm
  • Außenbreite Felge: 25,8mm
  • Tubeless Ready (6,5mm Ventile werden mitgeliefert)
  • Material Speichen: Stahl, 24 pro Rad, Open Crowfoot Einspeichung (radial / gekreuzt gemischt)
  • Scheibenbremsaufnahme: Centerlock, Adapter auf IS 6-Loch im Lieferumfang enthalten
  • RWS Schnellspanner im Lieferumfang enthalten
  • DT Swiss ratchet system Freilauf
  • Werkzeuglose Demontage des Freilaufs
  • Achsen über Adapter umrüstbar (5mm QR < -> 15mm Steckachse, 135x5mm < -> 135x10mm < -> 142x12mm)
  • Servicekit mit Ersatzspeichen und Nippelspanner erhältlich

Gewichte

Einsatzbereiche

  • XC, All-Mountain, (Enduro)

UVP: 649€ (Laufradsatz)

In der Hand
Rein von der optischen Qualität her trennt den „günstigen“ Tricon Laufradsatz aus dem Hause DT Swiss nicht gerade viel von seinen deutlich teureren Kollegen. Schicke Decals, eine hochwertige Verarbeitung und schwarze Flachspeichen machen zusammen mit der ungewöhnlichen Einspeichung einiges her. Hinzu kommt, dass im Neuzustand an jedem Laufrad ein kleines Fähnchen steckt, auf dem der Einspeicher namentlich erwähnt ist – das motiviert nicht nur den Mitarbeiter, sondern gibt dem Käufer auch das Gefühl, etwas besonderes erworben zu haben.

Woher kommt der Preisunterschied zum DT Swiss XM 1550 Tricon?

Auf den ersten Blick sind die beiden Tricon-Laufradsätze aus dem Hause DT Swiss einander sehr ähnlich, doch auf den zweiten Blick fallen kleine Unterschiede aus. Die Felge für sich scheinen nicht den Unterschied zu machen, doch an der Nabe ändert sich dieser Eindruck. Während bei den 1550ern der Nabenkörper mit zwei aufgesetzten Flanschen verschraubt ist, besteht er bei dem 1700er Tricon wie bei konventionellen Naben auch aus einem Stück. Wie groß dieser Unterschied funktionell tatsächlich ist, ist fraglich – den Gewichtsunterschied erklärt er in jedem Fall nicht vollständig, denn bei genauer Betrachtung unterscheiden sich nicht nur die Naben, sondern auch die Speichen. Beim XM 1550 Tricon werden sogenannte double butted Speichen verwendet, während der M1700 mit gewöhnlichen Flachspeichen auskommen muss.

Wie bei allen DT Swiss Naben kann auch beim M 1700 All-Mountain Laufradsatz ohne Werkzeug der Service vorgenommen werden. Nötig ist das bislang nicht gewesen, doch wer gerne die feineren Zahnscheiben montieren würde, könnte in die Situation kommen. Gleiches gilt für diejenigen, die den im Serienzustand sehr leisen und fein arbeitenden Freilauf gerne ein wenig knackiger hören würden… Alternativ tut es ein Kabelbinder an der Sitz- oder Kettenstrebe ;).

Auf dem Trail
Merkt man einen Gewichtsunterschied von 150g im Laufrad? Während eingefleischte Leichtbauer vermutlich „JA“ antworten werden, muss ich ehrlich sagen: Nicht wirklich. Zumindest könnte ich nich behaupten, dass es so wäre. Allein schon die Wahl der Bereifung, die Milch im Reifen (oder der Schlauch) und nicht zu letzt der Untergrund machen jegliche Aussage über diesen Gewichtsunterschied zu weitestgehender Spekulation.

Von diesem Standpunkt aus habe ich auf dem Trail gar nicht erst versucht, einen Unterschied zum DT Swiss XM 1550 Tricon herauszuspüren, sondern den Fokus ganz klar auf die Funktion als solche gerichtet. Die Montage der Reifen (Schwalbe Nobby Nic / Racing Ralph) hat problemlos und wie versprochen mit einer Handpumpe funktioniert. Die relativ bescheidene Menge an Dichtmilch (30ml pro Laufrad, von Schwalbe) hat für eine durchweg zufriedenstellende Dichtigkeit gesorgt. Nach zwei Wochen ist der Druck im Reifen laut meiner Standpumpe um 0,5 Bar gefallen, was für mich vertretbar ist. Ähnlich unspektakulär funktioniert die Montage der Kassette am Hinterrad sowie der Adaptertausch (werkzeugfrei möglich, feinfühliger Schraubstockeinsatz empfehlenswert) von 5mm Schnellspannachse auf 15mm Steckachse am Vorderrad.

Auf dem Trail gibt sich der M 1700 Tricon dann am ersten Tag genau so, wie er es jetzt immer noch tut: Absolut unauffällig. Vom Beschleunigungsvermögen her ist der Laufradsatz kein extremes Leichtgewicht aber auch kein Klotz am Bein und somit auf einem guten Weg zu einem echten Allrounder, der sich spritzig fahren lässt und dennoch stabil genug für die ein oder andere ruppige Abfahrt sein sollte. Positiv bemerkbar macht sich in jedem Fall die solide Einspeichung, die dem Laufrad trotz niedriger Speichenanzahl eine sehr gute Seitensteifigkeit gibt. Besonders deutlich spürbar wird die Seitensteifigkeit eines Laufrades in engen Kurven, wie es sie auf dem feinen aber kleinen Pumptrack nebenan zu Hauf gibt. Am Geradeauslauf der Felgen haben diese Kurven und auch zahlreiche andere Touren nichts ändern können, denn nach wie vor läuft das Laufrad gänzlich frei von Höhen- oder Seitenschlägen. Lediglich eine gerade mit der Hand zu fühlende Delle hat sich irgendwo eingeschlichen, doch dank Tubeless Aufbau ist mir im Nachhinein nicht mehr bewusst, wo das passiert sein könnte.

Genau solche Schläge wären jedoch auch ein ersthaftes Problem, denn mein Werkzeugkoffer beinhaltet keinerlei Werkzeug zur Einstellung der Speichen und zum Zentrieren des Laufrades. In diesem Fall muss auf den Fachhandel zurückgegriffen werden, DT Swiss bietet aber auch ein Toolset mit Ersatzspeichen zum käuflichen Erwerb an. Schade nur, dass kein Set im Lieferumfang enthalten ist. Schließlich kann auch die beste Speiche unter Einwirkung von Fremdkörpern im Laufrad einmal Schaden nehmen. Damit bleibt die Servicefreundlichkeit auch nach zwei Jahren Tricon bei DT Swiss der größte Kritikpunkt, den die leichten und schönen Laufräder auf sich lasten lassen müssen.

Fazit
Günstig geht anders doch wer den M 1700 Tricon von DT Swiss über ein Komplettrad oder bei ebay günstiger bekommen kann, macht einen guten Fang. Die Felgen sind direkt tubelessfähig und die Qualität erfüllt auch gehobene Ansprüche. Bleibt der Haken der speziellen Einspeichung, die eine Notreparatur durchaus vereiteln kann. Wer diesen Punkt jedoch in Kauf nimmt, der bekommt einen sehr sauber eingespeichten, spurtstarken und nicht zu letzt schönen Laufradsatz von der schweizer Traditionsmarke.

Pro

    + konsequentes Tuning als Systemlaufrad
    + tubeless ready
    + an verschiedene Achsstandards einfach anpassbar

Contra

    – Preis
    – Notreparaturen unwahrscheinlich
    – Systemlaufrad nicht mit anderen Kompontenten kombinierbar

Bildergalerie zum DT Swiss M 1700 Tricon
DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -2 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -3 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -4 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -5 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -6 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -7 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -8 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -9 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -10 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -11 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS -12 DT Swiss M 1700 Tricon Test TS DT Swiss M 1700 Tricon TS 01 DT Swiss M 1700 Tricon TS 02 DT Swiss M 1700 Tricon TS 03 DT Swiss M 1700 Tricon TS 04 DT Swiss M 1700 Tricon TS 05 DT Swiss M 1700 Tricon TS 06 DT Swiss M 1700 Tricon TS 07 DT Swiss M 1700 Tricon TS 08 DT Swiss M 1700 Tricon TS 09 DT Swiss M 1700 Tricon TS 10 DT Swiss M 1700 Tricon TS 11 DT Swiss M 1700 Tricon TS 12 DT Swiss M 1700 Tricon TS 13 DT Swiss M 1700 Tricon TS 14 DT Swiss M 1700 Tricon TS 15 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 01 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 02 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 03 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 04 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 05 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 06 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 07 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 08 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 09 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 10 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 11 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 12 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 13 DT Swiss M 1700 Tricon TS Review 14 DT Swiss Tricon M 1700 Technische Daten DT Tricon M 1700 Einsatzbereiche Felgenschnitt

Bilder: Tobias Stahl und Fabian Baretzky

Weitere Informationen zum Laufradsatz findet ihr auf der DT Swiss Homepage.

Im nächsten Fahrbericht von einem Laufradsatz werden wir euch als Kontrast zu den Systemlaufrädern von z.B. DT Swiss einen individuellen Laufradsatz vorstellen, der hier im Forum entstanden ist… dreimal dürft ihr raten, wer ihn für uns aufgebaut hat!

  1. benutzerbild

    Hasifisch

    dabei seit 03/2010

    Bin mal mit einem Mavic Crossride Mod. 2010 noch zwei Wochen am HR beim Hardtail mit einer gebrochenen Speiche gefahren (Messerspeiche), gab netma einen Achter. Fahrfertig wieg ich etwas 90kg.

    Hab das nur rausbekommen, weil beim Bremsen hinten was gescheppert hat.
    Die Crankbrothers machen mir aber auch Angst.

    Die Crossride haben sogar nur 20, oder? Dann sollte das bein den Tricons auch kein Problem sein. Bei den CB ist der Abstand halt riesig...
  2. benutzerbild

    neo-bahamuth

    dabei seit 08/2004

    Die Crossride haben sogar nur 20, oder? Dann sollte das bein den Tricons auch kein Problem sein. Bei den CB ist der Abstand halt riesig...

    Jupp 20 Messerspeichen pro Rad.
  3. benutzerbild

    forever

    dabei seit 10/2005

    P/L schlecht, würde ich sagen. Für das Geld gibt es wesentlich leichteres. Klar, die Optik - und das Gefühl kein 08/15 zu fahren....aber man könnte etwas in Sachen 240s wesentlich günstiger & leichter aufbauen...und hätte noch Geld übrig.. smilie Abgesehen davon baut Felix
    hier für relativ teure 650 EUR sicherlich etwas wesentlich besseres, leichteres auf. smilie Nachdem ich gelesen habe, die DT190s sind gar
    nicht mal soo toll für's teure Geld...würde ich mir von DT diese auch nicht kaufen wollen, zumal sehr teuer...meine 240s sind noch top,
    da kaum gefahren, bin damit auch sehr zufrieden..aber als Nabensatz einzeln würde ich sie mir auch nicht kaufen wollen..da gibt es
    andere Alternativen.

  4. benutzerbild

    forever

    dabei seit 10/2005

    Speichen sind mir in 20 Jahren biken immer nur am Nippelgewinde gerissen. Da hilft eine Messerform auch nix.

    ~unterschreib~ kenne es seit 87 auch nicht anders, wenn...dann reissen
    sie am Gewinde auf....
  5. benutzerbild

    afro-dieter

    dabei seit 01/2011

    Hab die Tricom M 1700 nun auch seit 1 Jahr aufm Reign 0 und nie geschont, seit 6 Monaten sind Fat Albert 2,4 drauf und gab auch bei 1,8 Bar nie Probleme.
    Haben aber mittlerweile leichten Höhen und Seitenschlag und müssen zum Zentrieren. Mein Händler sagt auch, dass er die Tricon nicht hinbekommt, müssen daher direkt zu DT Swiss.

    Hat mit dem Einschicken bei DT Swiss jemand Erfahrung gesammelt? (Dauer und Kosten)

    Ich überleg mir dann auch, nachm Zentrieren zu etwas massiveren, service-freundlicherem zu greifen.

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