Bei bestem Wetter hat an diesem ersten Juniwochenende im italienischen Val di Sole die zweite Runde des UCI Mountainbike Downhill World Cup 2012 stattgefunden. Im Gegensatz zum Vorjahr ist die technisch höchst anspruchsvolle Strecke nur in kleinen Bereichen verändert worden und hat einmal mehr für feinste Rennaktion gesorgt. Besondere Aufmerksamkeit hatten an diesem Wochenende die Geschwister Gee und Rachel Atherton ebenso wie der Australier Sam Hill (Specialized) auf sich, die jeweils nach schweren Verletzungen ihre Comebacks feiern konnten. Für Rachel Atherton ist dieser Plan voll aufgegangen: Sie hat sich in beeindruckender Art und Weise den Sieg im Damenrennen gesichert. Bei den Herren hat sich der Amerikaner Aaron Gwin ein weiteres Denkmal gesetzt und auf der selektiven Strecke einen unglaublichen Vorsprung von fast acht Sekunden auf den zweitplatzierten Greg Minnaar aus Südafrika herausgefahren.


Aaron Gwin auf dem Weg zum Sieg in Val di Sole, 2012.


Mr. R. Rude Jr. (Yeti) zeigte eine beherzte Fahrt mit viel Talent aber einem unnötigen Sturz.


Beste Stimmung ist in Val di Sole garantiert – die Rennstrecke gehört zu den schwersten und besten dieser Welt.


Sam Hill (Specialized) steht zwar vorne aber nicht auf dem ersten Platz. Doch seine Fahrt sah schon wieder sehr vielversprechend aus.

Rennbericht Herren

Nachdem das erste Rennen der Saison im südafrikanischen Pietermaritzburg für die meisten Downhiller eher ein nerviges Tretstück gewesen ist, ist der World Cup Zirkus für das Rennen in Val di Sole zu den sprichwörtlichen Wurzeln des Downhill-Sports zurückgekehrt. Auf der technisch höchst anspruchsvollen Strecke lässt sich ein Sieg theoretisch auch ohne Kette erreichen und Passagen, die teils kaum zu Fuß gemeistert werden können, werden von den Bikern im Höchsttempo absolviert.


Team Lapierre im Glück…


… und Sam Blenkinsop erschöpft nach starker Fahrt.

Und gerade dank des hohen technischen Anspruchs dieser Strecke sind auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Startern wieder deutlich sichtbar gewesen. So sind an diesem Rennsonntag auch einige Fahrer auf den vorderen Plätzen zu finden gewesen, mit denen in Pietermaritzburg niemand gerechnet hätte. Drei von ihnen kommen aus dem Team Lapierre: Cameron Cole, Sam Blenkinsop und Loic Bruni (Junior). Die drei zeigen beeindruckende Fahrten und der junge Loic sitzt einige Zeit im Hotseat und verteidigt sich unter anderem gegen Größen wie Steve Peat, Brook MacDonald oder Nick Beer. Gemeinsam mit Troy Brosnan, der verletzungsbedingt pausieren musste, könnte Loic einer der jungen Wilden werden, die den erfahreneren Downhillern insbesondere auf den ans Verrückte grenzenden Strecken starke Zeiten entgegenhalten können. Auf den Plätzen fünf und acht platzieren sich Loics Teamkollegen aus Neuseeland, Cameron Cole und Sam Blenkinsop. Insbesondere für Cam Cole dürfte dieses Ergebnis nach vielen Verletzungen eine kleine Sensation sein. Zusätzlich bekommt er an diesem Sonntag den Bonus für den besten Drift in der legendären Sam-Hill-Spill-Kurve! Respekt.

Mit diesem Tempo kann sogar Danny Hart nicht ganz mithalten, der am Ende sechster wird und damit nur einen Platz vor Sam Hill landet, der endlich wieder ein crash-freies Mountainbike-Rennen gefahren ist. Mit beeindruckendem Style fräst sich Sam Hill über die Strecke, die ihn wie kaum eine andere zur Legende hat werden lassen und landet am Ende doch glatte 10,5 Sekunden hinter der fast außerirdisch fahrenden Spitze: Aaron Gwin.


Das schnellste Bike des Tages: Das Trek Session von Aaron Gwin. Wer seine Gabel beim Rennen beobachtet hat der weiß, wie hart diese Strecke ist!


Der schnellste Mann des Tages: Aaron Gwin aus den USA.

Der Amerikaner lässt die starken Zeiten von Marc Baumont und dessen (nach schwerer Verletzung) wieder genesenem Teamkollegen Gee Atherton zu Staub zerfallen und düpiert auch den Sieger der ersten Runde, Greg Minnaar, nach belieben. Obowohl sich Minnaar schon eine halbe Sekunde vor Atherton schieben konnte, gelingt es Aaron Gwin einen überwältigenden Vorsprung von fast acht Sekunden in den italienischen Boden zu fahren und sichert sich nach der Qualifikation höchst verdient auch den Sieg im Rennen!


Team GT vereint auf dem Podium aber doch geschlagen.


Gee und Rachel sind mit den neuen Fox 40 Air Federgabeln und ungeschnittenen Spikes unterwegs gewesen. Keine schlechte Wahl, wenn man die Platzierungen betrachtet.


Das Podium der Herren mit einem grinsenden GeWINner!


World Cup 2012 – Val di Sole – Rennergebnis Herren.

Rennbericht Damen

Im Damenrennen ist von Anfang an die Frage gewesen, wie Tracey Hannah an ihren Sieg im ersten Rennen in Pietermaritzburg würde anknüpfen können; wie stark Rachel Atherton zurück kommt und wie sich die französische Armada schlagen würde. Die erste Frage lässt sich nach dem Wochenende relativ leicht beantworten. Tracey Hannah (Hutchinson United Ride) hat auf der technisch schweren Strecke nicht perfekt in ihren Fahrfluss finden können und im Rennen auf einem für sie enttäuschenden neunten Platz gelandet. Besonders schmerzhaft muss für Tracey ein heftiger Steinkontakt im unteren Drittel der Strecke gewesen sein, nach dem sie sich nur knapp auf dem Bike halten kann. Über 30 Sekunden Rückstand sprechen dabei eine deutliche Sprache.


Für Rachel Atherton hat Sven Martin extra sein neustes Equipment nach Val di Sole geschleppt.

Eine komplett gegensätzliche Vorstellung konnte Rachel Atherton abliefern. An diesem Berg hat sie die Höhepunkte ihrer Karriere erreichen können (Downhill Weltmeisterin) und nach ihrem zweiten Platz in der Qualifikation hat sie im Rennen nichts anbrennen lassen. Mit einer kontrollierten und optisch unaufgeregten – jedoch insgesamt sehr schnellen – Fahrt hat sich Rachel bei ihrem Comeback nach weiteren Schulteroperationen den Traum erfüllt, direkt im ersten Rennen wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Beim ersten Rennen in Pietermaritzburg hatte sie verletzungsbedingt noch aussetzen müssen.

Am Ende bringt Rachel über vier Sekunden Abstand zwischen sich und Myriam Nicole, die die französische Armada vor Emmeline Ragot, Floriane Pugin (ebenfalls wieder genesen) und Morgane Charre anführt. Auf dem sechsten Platz landet am Ende Emilie Siegenthaler aus der Schweiz. Beste Deutsche wird Harriet Rücknagel auf dem 16. Platz. Manon Carpenter ist verletzungsbedingt nach einem Crash in der Qualifikation nicht an den Start gegangen.


Das Podium der Damen. Rachel Atherton endlich wieder ganz oben!


World Cup 2012 – Val di Sole – Rennergebnis Damen.

Live Stream von Red Bull

[LINK]
Das Red Bull Media House hat an diesem Wochenende einen herausragenden Live Stream von den World Cup Downhill Rennen angeboten und im Doppelpack aus Rob Warner und beeindruckender Bildqualität rundum überzeugen können. Nach einer kurzen Einführung haben die Programmverantwortlichen das Rennen der Damen im Rückblick gezeigt und für die Top 30 der Herren Live umgeschaltet. Dank einer guten Kameraabdeckung, bei der nur der erste Sektor der Strecke nicht gezeigt werden konnte, sind die technisch eindrucksvollen Passagen von Val di Sole gut sichtbar gewesen. Besonders erfreulich: Die herausragende Qualität der gestreamten Bilder. Aus deutscher Sicht besteht das kleine Manko, dass unsere Landsmänner auf der Strecke mit diesem Modus nicht zu sehen gewesen sind, doch drücken wir Johannes Fischbach, Markus Klausman, Benny Strasser und Co einfach die Daumen, das es schon in Fort William für die Top30 und damit für unsere Bildschirme reicht ;)
Maxi, Kai und Jens sind live für uns vor Ort gewesen und werden in den nächsten Stunden optische Eindrücke von der einmaligen Strecke liefern.

Pechvogel des Rennens

Als Pechvogel des Rennens kann mit Sicherheit Josh Bryceland gekührt werden. Der junge Brite hat auf schmerzhafte Art und Weise seinen selbstverschuldeten Sturz vom letzten Jahr in La Bresse wiederholt und bei Vollgas seinen Fuß vor dem Pedal geparkt. Das Ergebnis: Salto Martale direkt vor den gierigen Kameras. Bis zu diesem Zeitpunkt ist Miami Bryce gut unterwegs gewesen – drücken wir die Daumen für Fort William!

Bildergalerie von Jens Staudt und Maxi Dickerhoff

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Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

  1. benutzerbild

    fone

    dabei seit 09/2003

    aber bei rtl ist es schön groß aufgezogen.

    eurosport, wo kriegt man das rein? *an der dvbt-antenne dreh*

  2. benutzerbild

    veganpunk

    dabei seit 05/2009

    Kann man das Video irgendwo downloaden?

    Ich würde auch dafür zahlen, um es offline sehen zu können.

  3. benutzerbild

    Hasifisch

    dabei seit 03/2010

    Wenn wir schon so schön OT sind: wer richtigen Motorsport sehen will, sollte sich Markenpokale und vor allem WTCC ansehen. F1 und DTM sind ein lachhaftes Ringelreihefahren, bei dem man schon künstlich Überholpotential einbauen muss. Reine Werbeveranstaltungen. Das hat mit Motorsport so viel zu tun wie wie ein 50jähriger Bierbauch auf dem E-Bike mit Downhill...

    Ich hoffe nur, das sich die ganze Sache unter Red Bull Fittichen gut weiter entwickelt. Der Sport hat es verdient.

  4. benutzerbild

    Xah88

    dabei seit 08/2009

    sollte sich Markenpokale und vor allem WTCC ansehen.

    smilie...smilieWTCCsmilie.....smilie (endlich mal einer der richtig denkt ^^)

    ...Die Mitschnitte aus dem Minicup, die von Gopro gepostet werden sind teilweise auch super smilie
  5. benutzerbild

    LB Jörg

    dabei seit 12/2002

    Ganz ehrlich die F1 Berichterstattung bei F1 ist grottenschlecht und bewegt sich auf dem übrigen RTL Niveau. Da erfährt man so viel über Motorsport wie über die Reisernte in China. Fahrer, mal mit Ausnahme von Raikoenen, würde ich nicht gerade als Charakter bezeichnen, im Vergleich zu Fahrer aus vergangen Tagen wie einem James Hunt, sind es die größten Langweiler. Heiko Wasser labert nur Blödsinn, Danner's Texte könnte ich dir auswendig sagen, die Funktion von Kai Ebel ist mir bis heute noch nicht klar und das Duo Lauda - König füllt die restliche Sendezeit weniger sinnvoll auf.

    Ist jetzt nicht böse gemeint, aber wenn du einem Motorsportfan sagst die F1 bei RTL sei gut, dann ist es so, als würde man zu einem DH-Fahrer sagen "DH-Räder sollten sich mehr an normalen Fahrräder orientieren, so mit Schutzblech und Klingen und einem Ständer damit man es nach dem fahren nicht an einen Wand lehnen muss" smilie

    PS: Am Wochenende sind die 24h von LeMans, die Berichterstattung auf Eurosport ist fachlich schon ne ganz andere Hausnummersmilie



    smilie...obwohl ich ja net so der Lästerer nin, aber besser könnte man es nicht umschreibensmilie

    G.smilie

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