Frage Nr. 1: Ist das 26″ oder das 29″ Specialized Stumpjumper 2013 das bessere Mountainbike?  Dank kurzer, abwechslungsreicher Uphills und mit Lift erreichbaren Downhills konnten wir das Stumpjumper EVO Expert mit 26″ und 29″ mehrmals hintereinander im direkten Vergleich fahren.

Stumpy-Evo-Expert-01

 

1. Akt: Im Stand

Während die beiden Stumpys bis auf die Laufradgröße im Grunde die gleichen Bikes sind, sind natürlich viele Teile zwar vom gleichen Typ, aber eben auf die Laufradgröße angepasst. So werden die kleineren Räder mit etwas mehr Federweg (150 vs. 140mm) ausgestattet, auch an den Gabeln findet sich ein Zentimeter Unterschied.

Stumpy-Evo-Expert-08
# Farblich meiner Meinung nach das schönste Stumpy 2013.

Das Stumpjumper ist nächstes Jahr das einzige Specialized, das es mit zwei verschiedenen Laufradgrößen geben wird, die Version EVO Expert ist komplett neu für den Deutschen Markt. Rein optisch für mich mit eines der schönsten Bikes aus der Kollektion – und zwar ganz unabhängig von der Radgröße.

Stumpy-Evo-Expert-03

2. Akt: Bergauf

In engen Serpentinen windet sich unser Trail bergauf, teils auf glattem Boden, teils über eine grobe Schotterpiste, teils auf staubigem Untergrund. Ein für jedermann spürbarer Vorteil sind die großen Räder auf den dicken, losen Steinen: Das Bike kommt viel weniger aus der Ruhe, rollt deutlich leichter. Auch auf eigentlich rutschigem Boden kann man im Stehen pedalieren, ohne durchzurutschen, insgesamt fällt das Fahren eine Nummer unspektakulärer, gemütlicher aus.

Und in den engen Kurven? Bei geringen Geschwindigkeiten merkt man die größeren Hebel, mit dem quirligen 26″ Bike geht es flinker, spontaner ums Eck, doch das sind im Grunde nur Unterschiede im Fahrgefühl – möglich sind enge Kurven auch mit dem Twentyniner problemlos.

Stumpy-Evo-Expert-11
# Trails, wie für 29er gemacht: Große Kurven, hohe Geschwindigkeiten.

In Sachen maximale Steigung schlagen die kleinen Laufräder zurück, zumindest was die Übersetzung angeht – der kleinste Gang ist effektiv einen Ticken kleiner. Kleiner, das sei hier nur am Rande erwähnt, ist auch die Gesamtlänge des Bikes, mit dem man unterwegs ist. Ob in ganz engen Kurven oder einfach nur auf dem Fahrradträger oder beim Versuch, in einen Kombi einzuladen: 29″ machen sich bemerkbar.

Größere Trägheit großer Laufräder lässt sich schwer beschleunigen? Auch hier kann niemand die Physik aushebeln, doch muss man realistisch sein: Wie oft muss man die Räder wirklich beschleunigen, und wie oft halten sie einen im Gegenzug eher in Fahrt? Nach langsamen Kurven braucht es den Hauch mehr Druck auf dem Pedal, doch schon im nächsten Moment arbeitet die Trägheit für einen – hier gibt es keinen klaren Gewinner.

3. Akt: Auf und Ab

Wie gut kann das Bike auf ebener Strecke Geschwindigkeit halten? Sagen wir es einmal so: Die beiden Stumpjumper sind exzellente Bikes, beide machen hier gute Arbeit, nur eben auf völlig unterschiedliche Art und Weise: Während das Fahrwerk am 26″ Bike schnell gefordert wird und Schläge schluckt ohne Ende, übernehmen die Reifen des großen Bruders die Hauptarbeit, man schwebt etwas über den Dingen wenn man bergauf über ein Steinfeld rollt und eben wirklich rollt und nicht durchgeschüttelt zum Stehen kommt.

Stumpy-Evo-Expert-13
# Geschwindigkeitserhaltung perfektioniert.

Aber es ist ganz klar: Es gibt Dinge, die können nur große Räder, und es gibt Dinge, die kann nur eine echte Federung. Der Punkt ist: Das Evo 29er hat natürlich beides, mit 140mm Federweg kommt es ja nicht gerade kurzhubig daher. Zu Anfang merkte ich auch in den hier beschriebenen, welligen Stücken, die Tatsache, ein großes Bike zu fahren, immer wieder – nicht im Sinne von schlecht, sondern einfach nur im Sinne von „anders“ – nach zwei Runden Eingewöhnung war das Gefühl aber vergessen: Tatsächlich musste ich zwischendurch einmal aufs Rad schauen, um mich zu vergewissen, dass es noch der Twentyniner war.

Stumpy-Evo-Expert-14
# Nur im direkten Vergleich wirken 29″ riesig und 26″ winzig, auf dem Trail wirken beide stimmig.

4. Akt: Die Abfahrt

Kurvige Trails mit zu Sprüngen einladenden Wellen waren unser Testrevier für die Abfahrt – da lacht das Herz des 26″-Fahrers. Sein Bike ist in engen Kurven etwas handlicher, und bei Sprüngen begeistert es mit seiner Kompaktheit. Der Twentyniner seinerseits wirkt hier zunächst behäbig, träger. Ich schreibe bewusst zunächst, denn auch hier kann man sich schnell umstellen, nach der 40. Kurve hat man sich an die Reaktionen des Bikes gewöhnt und geht genauso aggressiv und eng in die Kurve, wie zuvor mit dem kleinen Bruder; nur an Sprüngen muss ich sagen: Bei meiner Größe (176cm / M) fällt mir das Leben mit dem kleinen Rad definitiv leichter.

Stumpy-Evo-Expert1
# Man sieht’s: Fliegen auf großen Rädern muss man üben.

Leichter fallen mit den großen Rädern wiederum: Rasen mit Highspeed – auf einem gemäßigten Trail kann man mit dem 140mm Evo 29″ ein 165mm Enduro ganz schön beißen, Grip und Laufruhe sind auf der Seite der großen Räder, auf Wurzeln verliert man gefühlt sogar weniger Geschwindigkeit. Da muss sich nicht nur das Stumpy 26″ hinten anstellen.

Stumpy-Evo-Expert-15

Richtig steile Passagen mussten wir leider suchen, spontaner Eindruck: Mit dem 26″ Bike kommt man leichter hinter den Sattel, was der Gewohnheit viel Sicherheit bietet. Mit dem Twentyniner fällt das schwerer, ist dann aber auch nicht wirklich nötig gewesen.

5. Akt: Komödie oder Tragödie?

Unser kleines Test-Stück hat in jedem Fall ein Happy-End. Müsste ich mich zwischen dem 26″ und dem 29″ Bike entscheiden, würde ich mir die Trails, auf denen ich das Bike einsetzen will, sehr genau anschauen. In alpiner Umgebung, von es zur Tagesordnung gehört, das Hinterrad zu versetzen, würde es wohl – einfach wegen der Gesamtlänge und der Möglichkeit weit tief hinter den Sattel zu gehen – das 26″ Bike. Auch wenn ich im Grunde den meisten Spaß auf den Sprüngen meines Hometrails habe, würde es das 26″ Stumpy.

Stumpy-Evo-Expert-02 Stumpy-Evo-Expert-04 Stumpy-Evo-Expert-05 Stumpy-Evo-Expert-07
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Doch wenn ich einfach gerne Mountainbike fahre, das heißt schnell über gemäßigte Trails heize, meinen Spaß an Wurzeln und in Kurven statt Kehren finde, dann bietet das Stumpjumper mit den großen Laufrädern mehr Grip, mehr Laufruhe, und vor allem die Kombination aus 140mm Federweg und großen Rädern, die für wirklich starke Geschwindigkeitserhaltung sorgt.

Stumpy-Evo-Expert-16
# Was bleibt? Eine Staubfahne – und ein dickes Grinsen im Gesicht. Radgrößenunabhängig.

Für die technischen Daten teilen sich die beiden Bikes im Katalog sogar eine Seite, so ähnlich ist die Ausstattung. Mängel am Testbike konnten wir keine feststellen – das wäre in dieser Preisklasse aber auch eine unerfreuliche Überraschung.

Warum finden sich hier nur Fotos vom Twentyniner? Sagen wir: Der Twentyniner ist die echte Neuheit für 2013, der Rest der Geschichte sind eine über Nacht angeschaltete Kamera mit einem blinkenden Symbol…

Nicht nur wir beschäftigen uns mit dem Vergleich von 26″ und 29″ – die Kollegen von VitalMTB haben dazu ein schönes Video gedreht, viel Spaß dabei:

2013 Specialized Stumpjumper Carbon EVO 26 & 29. Which is Faster? – More Mountain Bike Videos

__
Fotos: Stefanus Stahl / Dan Campbell      Fahrer: Sebastian Maag  / Stefanus Stahl

  1. benutzerbild

    Christian-Karl

    dabei seit 03/2011

    Mir tuts auch immer Leid! Die 29er sehen nicht so gut aus.
    Find die haben immer einen sehr femininen touch!

  2. benutzerbild

    Rockside

    dabei seit 04/2001

    Da wäre auch noch dieser Holland-Damenrad Unterschwung zu erwähnen, den es heute bei einigen Bikes schon gibt. Und das ist aber nicht nur bei der 29" Variante so.smilie

  3. benutzerbild

    prodigy

    dabei seit 09/2004

    ganz interessant zu lesen, in diesem Bericht werden die günstigeren Versionen der Stumpjumper Evo Serie verglichen.

    http://www.nsmb.com/5374-stumpjumper-evo-head-to-head-test

    http://www.nsmb.com/5422-stumpjumper-evo-head-to-head-test

  4. benutzerbild

    Sylvester68

    dabei seit 06/2012

    Ich fahre das 26er jetzt seit einem halben Jahr. Es ist einfach Top ! Ich kann mir zur Zeit kein besseres Rad für Trails vorstellen.

  5. benutzerbild

    kaizi

    dabei seit 06/2006

    Hat einer von euch dem Bericht im MountainBikeMagazin gesehen?
    Da steht ein Preis von 3848 Euro für´s FSR Evo Exp Carbon 26er, das liegt doch über 5000.
    Ausserdem wird angegeben, dass es das Bike in XL gibt, beim 26er ist L meiner Ansicht nach die Obergrenze.

    Oder ist das ein Bike, dass es so nicht zu kaufen gibt?
    Mir ist aufgefallen, dass im MBM eine SRAM S2200 Kurbel angegeben ist, im Specialized Katalog ist es eine XO Carbon Kurbel...

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!