Derzeit ist in Davos an Fahrrad fahren nicht zu denken – es laufen aktuell zwar beinahe alle Lifte, aber nur um Skifahrer den Berg hinauf zu transportieren. Trotz des Fokus auf den Wintersport hat der touristisch geprägte Ort auch für Radfahrer etliches zu bieten. Im letzten September bin ich der Einladung der Firma Scott gefolgt, um mit einigen weiteren Redakteuren die Trails rund um die höchstgelegene Stadt Europas zu erkunden.

Tag 1: Ankunft in Davos und ein grandioser Sonnenuntergang

Es war Freitagnachmittag, als ich in Davos ankam. Von Garmisch-Partenkirchen aus hatte ich fast vier Stunden für die 179 km lange Strecke benötigt, die mich über den Fernpass nach Imst, Pfunds und schließlich über den Flüela-Pass nach Davos führte. Dort angekommen wurde ich von Thomas Giger begrüßt und lernte die Gruppe für das Wochenende kennen. Nach kurzem Small Talk wurden die Räder abgestimmt und wir machten uns auf den Weg zur Jakobshornbahn. Mit der letzten Gondel ging es den Berg hinauf und schon hier fiel mir auf, wie beliebt das Gebiet offensichtlich bei vielen Radfahrern ist.

Mit in der großen Gondel befanden sich neben einigen Locals auch die Jungs eines schwedischen Bike Magazins, die noch ein paar Bilder im grandiosen Abendlicht schießen wollten. Die Bahn endet nur wenige Meter unterhalb des Gipfels, weshalb wir unsere Räder an der Bahn zurücklassen konnten und zu Fuß gemeinsam die letzten Meter zum Gipfel empor stiegen. Thomas, unser Guide für die nächsten beiden Tage, zeigte uns an den gegenüberliegenden Bergen, welche Trails uns in den nächsten Tagen erwarteten.

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# Die Räder blieben in der Bergstation und wir machten uns auf den Weg zum Gipfel.

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# Schnell das Gepäck im Bettenlager abgelegt…

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# … um im Anschluss den Sonnenuntergang vom Gipfel aus zu erleben.


# Thomas zeigt uns die Trails der nächsten Tage.

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# Abendbrot auf der Hütte

Tag 2: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“

Früh am nächsten Morgen suchten wir alle unsere wärmsten Klamotten zusammen – bei zwei Grad Außentemperatur konnte man nicht zu viel anziehen. Vom Jakobshorn ging es auf einem östlich verlaufenden Grat hinab. Der Trail war traumhaft und die Sonne sorgte schon bald für etwas Wärme am recht frischen Morgen. Nach einem kurzen Gegenanstieg verschwand sie jedoch hinter einem anderen Berg und auch der Trail wurde anspruchsvoller.

Kurz vor Ende waren beinahe fundierte Trailkenntnisse von Nöten, um sich zwischen den großen Felsen einen Weg hinab zu bahnen. Im Tal angekommen checkten wir in unserem Hotel ein und gingen frühstücken. Am Hotel erwartete uns bereits Thomas Frischknecht, der sich unserer Gruppe anschloss.

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# Marco, Max, Jochen, Mila, Andrè und Christoph

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# Die ersten Meter auf dem Trail sind perfekt zum Warmwerden.


# Die Jungs der Reisegruppe genießen die Morgensonne.

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# Marco führte am Morgen noch die Gruppe an. 

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# Dies waren die letzten Meter in der Morgensonne.

„Der Morgen macht den Tag“ ist der Slogan eines großen Nusscreme-Herstellers – und wenn dem wirklich so ist, würde uns ein genialer Tag erwarten. Frisch gestärkt rollten wir alle gemeinsam zur Parsennbahn, die uns direkt hinauf zum Weissfluhjoch brachte. Es war gerade einmal zehn Uhr, als wir schon die ersten 1000 Höhenmeter vernichtet hatten und noch etliche auf uns warteten. Thomas erklärte uns jedoch, dass vor dem Vergnügen wie so oft erst einmal die Arbeit wartet und das wir nach einer kurzen Abfahrt erst einmal noch einen „kurzen“ Uphill in Angriff nehmen würden. Der kurze Uphill waren eigentlich auch nur 300 Höhenmeter, die jedoch aufgrund der Höhe aber äußerst kräftezehrend waren.

„Frischi“ schien das jedoch überhaupt nicht zu stören, er fuhr beinahe den gesamte Weg nach oben, wohingegen der Rest der Gruppe schon lange ihr Rad schob. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit den Gipfel erreichten, stärkten wir uns etwas und bereiteten uns auf die Abfahrt vor. Diesmal ging es steil bergab, der Weg war sehr von Regenfällen gezeichnet und oft fuhren wir in Gräben, bei denen selbst die Räder der Twentyniner-Bikes bis zur Achse verschwanden. Es roch nach überhitzten Bremsen, die Finger verkrampften und genau zur richtigen Zeit bogen wir auf einen anderen Weg ein, welcher weniger anspruchvoll war und uns direkt zum nächsten Pausenziel führte. Kurz nach zwölf Uhr waren wir pünktlich zum Mittagessen wieder im Tal.

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# Mit der Parsennbahn ging es zügig den Berg hinauf.

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# Thomas instruiert die Gruppe, der kurze Uphill sollte länger werden als gedacht.

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# Vorher ging es aber erst einmal noch vor einer malerischen Kulisse bergab.

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# Erst nach dem im Hintergrund zu sehenden Tunnel begann der Aufstieg.

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# die traumhafte Kulisse begleitete uns über das gesamte Wochenende.

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# Thomas und Jochen an einem der wenigen weißen Flecken.

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# Frischi

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# Jochen Haar im steilen Gelände

In dem direkt am Radweg gelegen Restaurant wurden uns Spaghetti serviert und ein weiterer Fahrer schloss sich unserer Gruppe an: Es handelte sich um Janez Grasic. Der mehrfache slowenische DH-Meister und E-Bike Konstrukteur war von nun an mit von der Partie und begleitete uns bei den noch verbleibenden Touren.

Nach dem Essen ging es erneut mit der Parsennbahn den Berg hinauf. Oben angekommen ging es diesmal aber nicht in Richtung Südwesten – stattdessen fuhren wir über einen südöstlich ausgerichteten Trauk zurück ins Tal und gönnten uns am Davoser See noch einen Cappuccino. Nach drei traumhaften Touren waren wir alle mehr oder weniger geschafft und begaben uns auf den Weg zurück ins Hotel.

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# Janez genießt die flowigen Trails rund um Davos


# André Schmidt und Marco Toniolo kommen flott um die Ecke

Tag 3: Traumhafte Trails rund um Klosters

Der nächste Tag begrüßte uns erneut mit Kaiserwetter: wir holten umgehend die Räder aus dem Keller und radelten los in Richtung Klosters. Den ersten Trail des Tages sollten wir uns heute erst einmal selbst erarbeiten, meinte Tommy mit einem Lächeln im Gesicht. Wir fuhren erst einmal auf dem geteerten Radweg in Richung Davos/Wolfgang und bogen kurz nach einem großen Parkplatz nach rechts in den Wald ab. Es waren diesmal nur 150hm die wir bewältigen mussten, bevor wir auf einem sehr schnellen und spaßigen Trail nach Klosters abfahren konnten. Anschließend stiegen wir in die Gotschnabahn, welche auch die Benutzer des Bikeparks nach oben befördert.

Oben angekommen ging es bei der ersten Abfahrt nach rechts auf einen als anspruchsvoll zu bezeichnenden Trail bergab. Im oberen Teil gab es sehr viele lose Steine, welche auch die ersten Platten der Tour forderten. Unterhalb der Baumgrenze wurde der Weg dann sehr feucht und rutschig; eng und verwinkelt musste man das Rad um die Kurven und über unzählige quer verlaufende Wurzeln zirkeln. Als wir dies alle heil überstanden hatten, belohnte uns der Trail mit einer absolut flowigen Passage und spuckte uns erneut wenige Meter von der Bahn entfernt im Tal aus.

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# 27,5″ vs 29″

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# Frischi testete an diesem Wochenende nochmals beide Laufradgrößen direkt gegeneinander

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# Die Berge rund um Davos präsentierten sich von ihrer schönsten Seite

Kaum unten angekommen, reihten wir uns mit ein in die Masse von Bikern, die mit Hilfe der Bahn den Berg hinauf wollten. Ein Großteil der Fahrer konzentrierte sich auf den Bikepark, aber etliche andere wollten auch die natürlichen Trails erkunden die hier auf die Radfahrer warten. Erneut mit Liftunterstützung oben angekommen, genossen wir im wunderbaren Sonnenschein einen Kaffee auf der Hütte.

Für die letzte Abfahrt hatte sich Thomas noch einmal etwas ganz Besonderes ausgedacht: Wir nahmen einen im oberen Bereich eher flowigen Trail, der uns zu einem der Fotospots von Davos brachte. Ab dort wurde es dann steiler und verblockt, das Versetzen des Hinterrades war nötig um alle Stellen mehr oder weniger flüssig fahren zu können. Wir arbeiteten uns Stück für Stück bergab und vernichteten die letzten Höhenmeter auf einer steilen, zum Teil geteerten Forststraße, was unsere Bremsen noch einmal richtig zum Glühen brachte.

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# Alle waren mit dem gleichen Material unterwegs, so gab es an diesem Wochenende keine Ausreden.

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# Die Reisegruppe auf dem Weg ins Tal


# Janez das Downhill-Urgestein macht auf dem Bike noch immer eine top Figur.

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# Bergab auf einem fantastischen Trail….

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# …. mit genialer Aussicht auf die Berge auf der anderen Seite des Tals.

Zurück in Davos verluden wir nur noch gemeinsam die Räder im Transporter und machten uns dann alle nach einer herzlichen Verabschiedung wieder auf den Heimweg. Wir alle hatten die beiden wunderbaren Tage an diesem herrlichen Fleckchen Erde sehr genossen, so störte mich auch der vergleichsweise lange Heimweg über den Flüela-Pass in keinster Weise. Ich nutzte die Zeit, um die ganzen Eindrücke des Wochenendes noch einmal Revue passieren zu lassen und fuhr sehr entspannt nach Hause.

Zum Schluss noch ein schönes Video aus der Region, gefilmt vom User Teecee

  1. benutzerbild

    Frorider86

    dabei seit 02/2007

    War dort 2 Mal innerhalb von 4 Wochen, letztes Jahr.

    ...dieses Jahr wieder smilie

  2. benutzerbild

    gotti

    dabei seit 08/2008

    Sehr lecker.
    Mit welchen Scott Bikes seid Ihr unterwegs gewesen?

  3. benutzerbild

    Kharne

    dabei seit 05/2012

    Genius 29 und 650B

  4. benutzerbild

    SupertrailMaps

    dabei seit 02/2013

    Pünktlich zum Bikefestival in Riva erscheint die Neuauflage unserer Davos Karte. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle! In Riva und in Davos ;-) http://www.supertrail-map.com/index.php?cid=100&lid=1&cat_id=1

  5. benutzerbild

    svennox

    dabei seit 02/2010

    Informativer Artikel
    inkl. schöner Schweizer-Landschafts-Bike-Trails-Fotos smilie

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