Ein Kultgabel ist zurück – die Rock Shox Pike wurde nach mehreren Jahren Pause neu aufgelegt und schickt sich an, den Enduro- und Allmountain-Sektor aufzumischen. Dazu passend wurde der “Monarch Plus”-Dämpfer einem Update unterzogen und lässt sich dank identischer Dämpfungs-Modi einfach mit der Pike kombinieren. Als letzte Rock Shox-Neuerung gibt es für die Reverb Stealth-Variostütze ein “Connectamajig” genanntes System, mit dem man die Stütze vom Kabel trennen kann, ohne diese neu entlüften zu müssen. Hier alle Neuerungen vom US-Federungshersteller.

Update: hier findest du den Rock Shox Pike RCT3 Test im Endurogabel Vergleichstest

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# Komplett neu und mit schwarzen Standrohren: Die Pike.

Beim SRAM Trailhouse in Sedona/Arizona hatten wir Ende Februar die Möglichkeit, die wichtigsten Informationen über die beiden neuen Federungselemente einzuholen und diesen anschließend auf den teilweise flowigen, teilweise ruppigen Wüstentrails ordentliche Schläge zu verpassen.

Rock Shox Pike

Vielerorts wurde vermutet, dass Rock Shox eine neue Enduro-Gabel auflegen wird – dass es ein Relaunch der Pike wird, war jedoch weitgehend unbekannt. Im Gegensatz zum “alten” Modell finden sich zudem diverse Unterschiede, was Gewicht, Federweg und Funktion angeht – so ist beispielsweise die „Charger Damper“-Dämpfung komplett neu. Jeremiah Boobar hat das Wort:

Allgemeine Infos

Gewicht: 1838g
Travel: 140 – 160mm
Standrohre: 35mm
Verfügbar für: 26”, 27.5” (150, 160mm) 29” (140mm, 150mm)
Steuerrohr: Tapered only
Achse: 15mm only
Einstellmöglichkeiten: External rebound, low speed compression, 3-position compression (Open/Pedal/Lock)

UVP: 878 € – 949 €

Verfügbar ab: Mai 2013

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# Die Pike wird es mit schwarzem und weißem Casting geben, die Standrohre sind allerdings immer schwarz.

Features

  • Neue „Charger Damper“ Dämpfungseinheit: Der Kern der neuen Rock Shox Pike ist eine neue Dämpfungseinheit namens „Charger“, die das bekannte Motion- oder Mission-Control bei Rock Shox ersetzt. Die wichtigste Neuerung am Dämpfer ist eine „Bladder“ genannte Blase, die ähnlich wie beim FOX FIT System das beim Einfedern vom Kolben verdrängte Ölvolumen aufnimmt und durch den entstehenden Druck (daher der Name „Charger“) auch die Zugstufe unterstützt. Das bisher verwendete, offene System hat bei hohen Dämpfergeschwindigkeiten und ruppigen Streckenverhältnissen damit zu kämpfen gehabt, dass das Öl „aufschäumen“ konnte. Kommt es zu diesem Effekt, mischt sich das schnell bewegte Öl mit der vorhandenen Luft in der Dämpfungseinheit und beeinflusst so die Dämpfungseigenschaften negativ, da der Flüssigkeitsstrom in den Ventilen und Shimstacks nicht konstant ist. Im Gegensatz dazu verhindert der nun verwendete „Bladder“ analog zu den in Schwingungsdämpfern für den Hinterbau häufig verwendeten Internal Floating Pistons (Schwimmkolben, IFP) eine Mischung zwischen Luft und Dämpfungsöl und ermöglicht dadurch ein konstanteres Dämpfungsverhalten. Bei der Entwicklung des Bladders will man bei Rock Shox besonders auf die Haltbarkeit des Gummi-Bauteils geachtet haben. So wird der Bladder für die Pike aus einem Stück extrudiert und soll so mit konstanten Wandstärken und Querschnitten besonders haltbar sein. Ein positiver Nebeneffekt der neuen Konstruktion ist, dass die Dichtungen an der Gabel auf Grund der geschlossenen Dämpfungskartusche einfacher ausgeführt werden können, da das Dämpfungsöl nicht im Kontakt mit dem Schmieröl ist.

It’s a bladder-charged damper, which means it has consistent performance even during the longest, hardest descents, plus it allows complete control for the trail with open, pedal and lock positions (RCT3 version). A Rapid Recovery rebound circuit completes what many testers have described as the “best RockShox fork ever made.”

  • Mehr zum „Charger Damper“ im Video:

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# Die neue Gabel verfügt nun über einen Bladder in der Dämpfung.

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# Teile der Federung und Dämpfung der neuen Pike – mit den roten Einsätzen („Bottomless Tokens“) kann bei allen Luftfedern die Progression der Kennlinie beeinflusst werden.

  • “Rapid Recovery”: Ein spezieller Shimstack in der Gabel soll bewirken, dass die Gabel bei mehreren, dicht aufeinanderfolgenden Schlägen schneller in die Ausgangsposition zurückkehrt. Genauere Infos dazu hatten wir bereits im Artikel zum neuen Vivid und Vivid Air-Dämpfer gebracht.


# Rapid Recovery auch bei der Rock Shox Pike

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# Jeremiah Boobar (ja, der mit dem Lenker) erklärt die Dämpfung

  • Neue Maxle Lite. In der Vergangenheit passierte es durchaus öfter, dass sich der Maxle-Schnellspanner lockerte und teilweise in alle möglichen Richtungen zeigte – dies ist mit der neuen Maxle Lite geändert worden. Wie aus anderen Systemen ähnlich bekannt, kann der Winkel des Schnellspanners durch eine straffe “Zug/Dreh-Bewegung” verstellt werden; der Schnellspanner dreht sich nicht mehr innerhalb der Achse. Nach dieser normalerweise einmaligen Winkeleinstellung wird der Schnellspannhebel nur noch umgelegt und sitzt somit fest.
    Wie auch die Fox 34 verfügt die Pike ausschließlich über eine 15mm-Achse. Die Gründe dafür liegen (neben einer Gewichtsreduktion) darin, dass 20mm-Achsen nur noch für FR- und DH-Gabeln verwendet werden sollen und man in Umfragen innerhalb der Branche mehrheitlich der Meinung war, dass 15mm-Achsen zukünftig die sinnvollste Option darstellen werden.

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# Die neue Maxle Lite

  • Gewicht und Stiffness/Weight-Ratio: Die neue Pike liegt mit 1838 Gramm in einem sehr konkurrenzfähigen Bereich, insbesondere in der 160mm-Version. Durch ein neues Chassis-Design und asymetrische Tauchrohre soll die Gabel noch steifer sein. Um es mit den Worten von Rock Shox fast korrekt (ein Stück leichter bleibt die Revelation doch) auszudrücken: “Lyrik stiffness – Revelation weight”.
  • Verfügbar in RCT3 als Dual Position Air oder Solo Air. Das RCT3-Modell als Top-Variante verfügt über drei Dämpfungsstufen: Lock – Pedal – Open. Auch wenn es unter Umständen so klingt, ist dieses System nicht direkt mit beispielsweise dem CTD-System von Fox gleichzusetzen – so ist der “Pedal”-Modus nicht zwingend für ebene Trails ausgelegt, sondern ebenso ein strafferer Modus wie die “Lock”-Version, die auch weiterhin ein Stück Federweg freigibt und nicht vollständig geschlossen ist – mehr dazu weiter unten. Die Pike ist zudem auch als RC-Version verfügbar.

PIKE
# Einstellmöglichkeiten in der RCT3-Version

  • Eher kein Feature, aber eine Vorab-Antwort auf eventuelle Fragen: Es wird kein spezielles, neues Coating verwendet, die Standrohre sind “nur” schwarz anodisiert. Das Diamond Like Carbon (DLC) bleibt den BlackBox-Teamfahrern vorbehalten. Die Gabel wird es es ausschließlich mit schwarzen Standrohren geben, die Castings gibt es wahlweise in schwarz oder weiß.

Rock Shox Monarch Plus

Ein komplett neuer Dämpfer ist es nicht geworden, dafür gab es ein Update des bekannten Monarch Plus-Dämpfers. Das im neuen Vivid (Air) vorgestellte „Counter Measure“ ist aus Platzgründen nicht integrierbar gewesen.

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# Der neue Monarch Plus in schwarz und weiß

Features

  • “Rapid Recovery”: Wie schon oben beschrieben, verfügt auch der Dämpfer passend zur Gabel über das System, was mehr Komfort in ruppigem Gelände und zudem eine bessere Bodenhaftung ermöglichen soll.
  • Die Zugstufe hat 200 Pfund Zugkraft, doppelt soviel wie vorher
  • Schaftddurchmesser beträgt 10mm statt vorher 9mm: Dies soll eine bessere Performance (durch eine größeres verdrängtes Ölvolumen) sowie weniger Dämpfungsgeräusche ermöglichen. Das größere verdrängte Volumen soll dazu beitragen, den Dämpfer besser abstimmbar zu machen und für FahrerInnen mit unterschiedlichen Körpergewichten anpassbar zu machen.
  • Drei Druckstufen-Modi: “Min – Mid – Firm”. Diese Modi sind den drei Verstellmöglichkeiten in der Gabel gleichzusetzen, zudem wird besonders hier betont, dass der “Firm”-Modus keinen Lock-Out darstellen soll.
  • UVP: 435 €

Verfügbar ab: Juni 2013

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# Monarch Plus eingebaut

Monarch Plus
# Dämpfungs-Optionen des Monarch Plus 

Reverb Stealth mit „Connectamajig“

Ein etwas komplexer Name für eine Neuerung, die zwar keine Weltrevolution darstellt, aber eine durchaus praktische Maßnahme ist: „Connectamajig“ ist eine Verbindung, mit dem man die Reverb Stealth vom Kabel abtrennen kann ohne das System neu befüllen zu müssen. Insbesondere sinnvoll bei dieser Version der bekannten Variostütze, da das Kabel bekanntlich durch das Sitzrohr verlegt werden muss. Konstruktionsbedingt lässt sich diese Demontage nicht unendlich oft durchführen, nach dreimaliger Nutzung wird empfohlen, das System zu entlüften. Insbesondere für Händler und den ein oder anderen Bastler dürfte die Neuerung daher praktisch sein.

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# Die „Connectamajig“-Verbindung

Allgemeine Informationen

  • Längen: 355 mm, 380 mm, 420 mm, 430 mm
  • Durchmesser: 30,9 mm, 31,6 mm, 34.9 mm
  • Längen-Optionen: 100 mm, 125 mm, 150 mm
  • Connectamajig Stealth options
  • 150 mm Stealth options
  • 34,9 mm options in all travels
  • UVP: 411 €

Verfügbar ab: Mitte April 2013

Angetestet

Auf den abwechslungsreichen und im Vergleich zu deutschen Gefilden äußerst trockenen Trails rund um die hochgelegene Stadt Sedona hatten wir die Möglichkeit, die neuen Feder-Elemente erstmals anzutesten. Es lohnt sich, insbesondere an der Gabel herumzutesten um ein geeignetes Setup herauszufinden: Die drei Modi müssen nicht zwingend bei jedem Anstieg und Downhill verstellt werden. Jeder Tester hatte andere Vorlieben und so galt es, die für sich optimale Dämpfung herauszufinden. Für das Terrain vor Ort war man sowohl bei der Gabel, wie auch dem Dämpfer zumeist optimal mit der mittleren Einstellung bedient (“Pedal” in der Gabel, “Mid” im Dämpfer) – sowohl im Uphill wie auch im Downhill. Nachfolgend eine Einschätzung, welcher Modus nach unserer Meinung nach für welches Gelände sinnvoll ist.

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# Setup des Yeti SB-66 Carbon-Bikes, bevor es in die Berge rund um Sedona geht

Uphill: Fährt man hier primär Schotter- oder Forstwege, kann man die Druckstufe ohne Probleme zumachen – also “Lock” vorne und “Firm” am Heck. Sollte der Uphill allerdings, wie in Sedona durchaus üblich gewesen, teilweise größere Stufen und rumpelige Teilstücke beinhalten, ist die mittlere Einstellung in beiden Federungselementen die bessere Wahl – durch das größere Federungsvolumen kommt der Unterschied zum straffen Modus bei der Gabel allerdings ein gutes Stück besser zu Geltung als im Dämpfer.

Ebene und Abfahrten ohne größere Schläge: Hier bin ich nach der Einstellungsphase am ersten Tag durchweg in der mittleren Einstellung unterwegs gewesen. Das System sackt so in Tretpassagen nicht schnell in den kompletten Federweg durch, bietet somit noch annehmbar Vortrieb, nimmt jedoch alle Schläge auf.

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# Flowiger und schneller Abschnitt in Sedona. Jeremiah Boobar gefolgt von IBC-Hannes

Downhill mit größeren Stufen und härteren Schlägen: Hier war es am sinnvollsten, die Dämpfung komplett aufzumachen, um den kompletten Federweg bereitzustellen. Um dem Abstimmungswahn vorzubeugen und nicht bei jeder kleineren Abfahrt an den Knöpfen bzw. Hebeln zu drehen, habe ich diese Option nur genutzt wenn wirklich eine längere, härtere Abfahrt anstand. Für 90% aller Trails nutzte ich die jeweils mittleren Einstellung, sowohl bergauf wie bergab.

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# Hannes am Wallride

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# Duncan Riffle gibt seinem Specialized die Sporen

Vorab-Fazit

Zwei spannende neue Federungselemente, die in Kombination an den zwei Testtagen in unterschiedlichem Gelände sehr gut harmoniert haben. Das dreistufige Dämpfungsystem macht Sinn und funktioniert sowohl bei der Gabel wie auch dem Dämpfer ordentlich – im Vergleich mit dem Einstellen mehrstufiger Low-Speed-Drehknöpfen wird es den meisten Bikern so leichter fallen, das optimale Setup in kurzer Zeit herauszufinden.

Vorab ist es noch zu früh zu sagen, ob der „Rapid Recovery“-Tune Trailfahrten wirklich schneller und ermüdungsfreier macht – „bumps“ und Wellen gab es zwar zuhauf, allerdings fehlte uns vor Ort der direkte Vergleich mit Federelementen ohne „Rapid Recovery“. Hierfür werden wir das System in Kürze länger testen und versuchen, Vergleiche zu älteren Rock Shox- und weiteren Konkurrenzprodukten anzustellen.

Besonders gespannt sind wir darauf, inwiefern die neue Rock Shox Pike Modelljahr 2014 die bestehende Lyrik-Serie beeinflussen wird. Vor allem die neue Dämpfung mit geschlossenem Ölkreislauf bietet sich für die hohen Anforderungen im Abfahrtseinsatz an und dürfte über kurz oder lang auch in den Modellen Lyrik und insbesondere der Boxxer zu finden sein.

Alle Informationen auf einen Blick

Rock Shox Pike

Gewicht: 1838g
Travel: 140mm, 150/160mm
Standrohre: 35mm
Verfügbar für: 26”, 27.5”, 29” (140mm)
Steuerrohr: Tapered only
Achse: 15mm only
Modelle: RCT3 als Solo Air oder Dual  Position Air-Version

UVP: 878 € – 949 €

Verfügbar ab: Mai 2013

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Rock Shox Monarch Plus

Drei Druckstufen-Modi: “Min – Mid – Firm”

UVP: 435 €

Verfügbar ab: Juni 2013

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Rock Shox Reverb Stealth

Connectamajig Stealth options
150mm Stealth options
34.9mm options in all travels

UVP: 411 €

Verfügbar ab: Mitte April 2013

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Fotos: Adrian Marcoux, Sebastian Schieck, Johannes Herden

  1. benutzerbild

    olsche

    dabei seit 12/2006

    Wie sieht es nach der "Saison" mit der Qualität der schwarzen Standrohre aus?
    Hat da jemand Probleme mit?
    Wenn ja, eher Einzelfälle?

    Gruß,
    Olsche

  2. benutzerbild

    sebot.rlp

    dabei seit 08/2005

    Kennt jemand die exakte Einbaulänge der 150 oder 160 mm Pike in 26 Zoll?

  3. benutzerbild

    LB Jörg

    dabei seit 12/2002

    Schon krass das mittlerweile ein DhRadel mit 200mm Boxxer eine tiefere Front hat wie ein CC Radl smilie

    G.smilie

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