Verbotene Rennen? Was ist denn nun schon wieder los? Neuigkeiten vom Radsportweltverband: Eine seit langer Zeit nur lasch gehandhabte Regel lässt die UCI – pünktlich zum Saisonstart 2013 – nun scheinbar wieder aufleben.

[Update 11. April]

Die UCI teilt mit, dass man die Regel erst 2014 komplett einführen will:

Strict enforcement of rule 1.2.019 postponed

The UCI listened to the feedback from the various groups involved and who feel affected by a strict and immediate enforcement of rule 1.2.019 and its associated sanctions. The UCI has decided to postpone strict enforcement of rule 1.2.019 in 2013 with the expectation that all stakeholders (National Federations, race directors, teams and riders) will discuss and do what is necessary to prepare for the rule’s full enforcement in 2014.
UCI Communication Services

## Ende Update

Ein Lizenzinhaber darf nicht an Events teilnehmen, die nicht beim nationalen oder Weltradsportverband angemeldet sind. Tut er es doch, drohen ihm eine einmonatige Sperre plus Geldstrafe.Wer Radrennsport auf einem gewissen Level betreibt und an Rennen teilnimmt, die Lizenzen erfordern, wird Lizenzfahrer. Mit der Unterschrift auf seiner Radsportlizenz verpflichtet sich der Fahrer, sich an die Regeln des Weltradsportverbandes UCI und seines nationalen Verbandes zu halten. Eine der UCI-Regeln (1.2.019) lautet sinngemäß wie folgt: Ein Lizenzinhaber darf nicht an Events teilnehmen, die nicht beim nationalen oder Weltradsportverband angemeldet sind. Tut er es doch drohen ihm eine einmonatige Sperre plus Geldstrafe. (das Original auf Englisch gibt es unten)

Bisher hat man sich kaum um diese Regel gekümmert und seitens der UCI wurde auch nicht in dieser Richtung kontrolliert. Nun gab es aber zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt ein klarstellendes Schreiben an die nationalen Verbände, in dem die UCI deutlich gemacht hat, dass diese Regel gilt und die Konsequenzen entsprechend umzusetzen sind.

Als Konsequenz können Mountainbiker in Zukunft nicht mehr die Rennen fahren, auf die sie Lust haben, sondern sie müssen sich entscheiden:
entweder gehen sie nur noch bei bei der UCI (oder einem nationalen Verband wie bspw. dem BDR) angemeldeten Events an den Start, oder eben nur bei nicht angemeldeten. Beides soll nicht mehr möglich sein.

Einige Profis und auch Teams haben bereits Protest bei der UCI eingelegt bzw. protestieren in anderer Form. Eine sehr bekannte Teilnehmerin ist beispielsweise am Wochenende unter falschem Namen („Porky Springs“) gestartet und später mit Maske aufs Podium gegangen.


# Wir sind Fans von „Porky Springs“: In Zukunft nur noch inkognito unterwegs?

Hier die Situation aus Sicht von Friedemann Schmude – Teammanager des erfolgreichen Team Bulls:

Die Regel hat jahrelang kaum interessiert – jetzt wird sie ab einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt ohne Vorwarnung umgesetzt. Wir sind – nach meinem derzeitigen Kenntnisstand – beim Großteil der Events an denen wir teilnehmen nicht betroffen, überall bin ich mir aber nicht sicher. Ich habe deswegen schon bei der UCI angefragt und warte auf eine Antwort. Auch andere Teams und Fahrer haben mich schon angesprochen, die Unklarheit ist derzeit sehr groß.

Je nachdem, wie die Antwort der UCI ausfällt, werden wir uns intern und mit unseren Sponsoren abstimmen, welche Schwerpunkte wir in Zukunft setzen werden. Ich hoffe und gehe aber davon aus, dass sich zwischen Verbänden, Veranstaltern, Fahrern und Teams eine für alle Seiten zufrieden stellende Lösung finden lässt. Mountainbike ist eine sich schnell weiter entwickelnde Sportart – und diese Entwicklung sollte gemeinsam gefördert und nicht ausgebremst werden.

4X Weltmeisterin Anneke Beerten auf Twitter dazu:

Dear @UCI_cycling I do NOT like it that you tell me what I can & cant race. I have a passion for racing but NOT for your politics!!


# Das Greenhouse Pumptrack Race 2013 – auch ein „Cycling Event“ nach UCI-Definition? Droht Teilnehmern solcher Events in Zukunft eine einmonatige Sperre?

An genau dieser Regel ist jetzt am Wochenende die Rennteilnahme einiger Sportler auch hier in Deutschland gescheitert – die Veranstalter des 4. KGB Downhill Race in Kleingladenbach hatten das Rennen nicht beim BDR angemeldet und auch die Lizenzfahrer nicht darauf hingewiesen, dass es sich um ein nicht angemeldetes Rennen handelt (obwohl dem Veranstalter die Problematik laut BDR vorab bekannt war).

Als das vor Ort dann rauskam (der BDR hängte einen Aushang auf) war die Empörung bei den Lizenzlern natürlich groß. Etliche Kilometer auf ein Rennen gefahren – bei dem sie – den UCI und BDR Regeln folgend – bei einem Start mit einer einmonatigen Rennsperre plus Geldstrafe rechnen können.

Die Lizenzler sind folglich nicht an den Start gegangen, für 2014 ist die „richtige“ Anmeldung des Rennens angekündigt.

Wie sieht es jetzt mit den nicht angemeldeten Rennen aus und warum ist das ein Problem? Wir haben bei MTB-Koordinator Fabian Waldenmaier vom BDR nachgefragt.

MTB-News.de: Fabian, der BDR muss ja die UCI Regel umsetzen, wie sieht das bei uns aus?

Fabian Waldenmaier: Vorweg ist von meiner Seite anzumerken dass ich die Wahl des Zeitpunkts der Kommentierung der UCI mehr als unglücklich finde. Dies hätte spätestens letzten Herbst erfolgen müssen um sich auf die Situation einstellen zu können.

Bei uns ist das in der Sportordnung des BDR, Abschnitt 4.4.1 (1) geregelt: (http://www.rad-net.de/html/verwaltung/reglements/spo-2013-01.pdf )

(1) Für alle von der UCI betreuten und reglementierten Disziplinen gilt: Ein über den BDR lizenzierter Sportler darf nur an solchen Radsport Veranstaltungen teilnehmen, die vom BDR, einem LV bzw. einem der UCI angeschlossenen Verband genehmigt und ordnungsgemäß ausgeschrieben worden sind.

Warum gibt es diese Regelung?

Durch diese Regelung soll eine organisierte Radsportstrukur bspw. mit einheitlichem Reglement, Kommissären und Streckenabnahmen gewährleistet werden.

Wieso das wichtig ist? Hier drei Beispiele:

  • Viele fordern beispielsweise mehr Unterstützung im DH-Bereich. Wenn allerdings viele Rennen nicht angemeldet sind und das Gros der Fahrer ohne Lizenz unterwegs ist taucht dieser Teil des Sports nirgends beim BDR auf und wir können hier keinen weitere Unterstützung leisten, weil DH alleine durch die Meldezahlen im Vergleich zu den anderen Radsportarten winzig wirkt.
  • Lizenzfahrer genießen kompletten Versicherungssschutz (speziell Haftpflicht!!) bei Training und Wettkampf über den Verband. Dieser erlischt bei Teilnahme an wilden Rennen. Was das heißt, wird jeder merken wenn er z.B. einen Zuschauer etc. beim Wettkampf anfährt. Denn hier haftet nicht der Veranstalter sondern der Fahrer und bis auf ein Versicherungsunternehmen in Deutschland, gibt es keine private Haftpflicht, die Radrennen oder Veranstaltungen mit “Erreichen von Höchstgeschwindigkeit” versichert. Hier befinden sich nämlich viele Hobbysportler mit einem Bein im “Bau” wenn sie mal ihre Haftpflicht genauer angucken. Dasselbe gilt für Lizenzfahrer bei nicht angemeldeten Rennen.
  • noch ein Beispiel: 1998 gab es auf einem DH-Rennen in Deutschland einen Toten – damals gab es noch keine Sturzzonen und ein Zuschauer wurde vom Fahrrad eines gestürzten Fahrers getroffen. Danach wurden Sturzzonen eingeführt und die Kommissäre achten bei der Streckenabnahme auch auf solche Sicherheitsaspekte.

Du hast die Fahrer erst vor Ort dann informieren lassen – ist das nicht Schikane?

Es war keine Schikane, wir hatten bereits Wochen vorher mit dem Veranstalter Kontakt aufgenommen, leider gab es bis zum Renntag kein Einlenken. Um Sperren durch die Rennteilnahme zu vermeiden, haben wir die Fahrer dann über den Nichtangemeldet-Status des Rennens informiert. Wir waren dem Veranstalter entgegengekommen, das Rennen hätte sogar extrem kurzfristig noch gemeldet werden können…

Wie sieht es mit den Enduro-Rennen aus? Es gibt ja keine UCI Enduro Serie – sind diese Rennen dann auch illegal?

Nein, diese Rennen sind bei uns national angemeldete Events, hierbei gibt es keine Probleme. Der BDR hat 2011 sogenannte Rahmenrichtlinien für Enduro eingeführt, dass eine Rennanmeldung und somit eine Teilnahme für Lizenzler ermöglicht wird – alles andere wäre auch sehr kurzsichtig gewesen.

Warum sträuben sich dann die Veranstalter gegen die Anmeldung ihrer Rennen?

Es sind Kosten damit verbunden – als bundesoffenes Rennen sind 100 EUR Meldegebühr fällig, dazu muss man als Veranstalter die Kommissäre und evtl. auch die Dopingkontrollen bezahlen.

Und wie sieht es bei den Lizenzrennen aus? Bei uns ist es nicht so wie bei den Fußballern, dort sind die allermeisten ja in Vereinen organisiert und haben einen Spielerpass…?

Wir klären gerade, wie wir in Zukunft wieder Tageslizenzen anbieten können, damit auch diejenigen, die nicht Mitglied in einem Verein sind trotzdem an solchen Rennen teilnehmen können.

So viel dazu von Fabian Waldenmaier vom BDR.

In den USA ist die Situation deutlich anders als bei uns: Viele der bekannten Rennen und Events sind nicht beim nationalen Verband USAC gemeldet. Bisher konnte man problemlos auf solchen Rennen und auf den UCI-konformen Rennen starten – damit soll jetzt Schluss sein. Die Sportler, die oft schon Flüge und Unterkünfte für die gerade startende Saison gebucht haben, sind zum Teil sehr empört über die Situation. Sho Air, Sponsor mehrerer Bikeclubs, Events und Rennserien hat als erster deutlich Stellung bezogen und wird seine Top Fahrer trotzdem beim nicht gemeldeten Whiskey 50 Event starten lassen.

Parallel dazu gibt es eine Petition in der USAC und die UCI aufgefordert werden, sich im Rahmen des Sea Otter Festivals (findet kommende Woche statt) zusammenzusetzen und die Situation zu klären.

Warum auch immer wurde hier ein Fass aufgemacht, das zahlreiche Fragen aufwirft und viel Verwirrung und Unzufriedenheit stiftet. Ist Geld der Hintergrund oder sind es die Serien die sich derzeit anscheinend relativ schnell neben dem UCI-Universum entwickeln – Enduro World Series, jetzt auch noch die Urban DH Series?

Deutlich über das Ziel hinausgeschossen oder einfach nur konsequent – was meint ihr? Wie sähe eure Lösung für das Problem aus? Nicht, dass alle in Zukunft mit Maske unterwegs sein müssen…

Link: UCI Regel 1.2.019 im den UCI Regularien


# Porky Springs auf dem Treppchen

  1. benutzerbild

    jazzist

    dabei seit 10/2007

    Halb off topic:
    Seit letzter Woche hat Fabian (Jochen_DC) wieder Verstärkung im Mountainbike-Bereich bekommen. Dieter Pfänder ist jetzt Cross-Country Beauftragter.
    Freut mich, das jemand gefunden wurde, der unsere MTB-Interessen unterstützt. Ich hoffe, dass das Team mit vereinter Kraft viel bewegen kann, dass solche und ähnliche Regelungen aus dem Straßensport für den MTB-Sport sinnvoll angepasst (oder gestrichen werden) und dass der BDR seinen Einfluss bei der UCI auch nutzen kann, um diesen in die richtige Richtung zu lenken.

  2. benutzerbild

    powderJO

    dabei seit 08/2004

    Mach dich bitte nicht lächerlich...
    Vergleiche mit Arbeitsverhältnissen im Bezug auf einen spuddligen Sportverein, wo es wohl bei annähernd 100% der Teilnehmer um Freizeitaktivität geht...sorry, das ist nur heiße Luft. Der BDR versucht ein Monopol zu errichten, Punkt. Die Begründungen sind zumindest teilweise lächerlich und die Mittel überzogen. Da ändern auch deine gehaltlosen persönlichen Fehlgriffe nix.
    Jetzt noch viel Spaß hier beim "sachlichen Diskutieren", ich bin raus.

    wer so viel heiße luft im kopf hat wie du, ist sicher fachmann.


    Halb off topic:
    Seit letzter Woche hat Fabian (Jochen_DC) wieder Verstärkung im Mountainbike-Bereich bekommen. Dieter Pfänder ist jetzt Cross-Country Beauftragter.
    Freut mich, das jemand gefunden wurde, der unsere MTB-Interessen unterstützt. Ich hoffe, dass das Team mit vereinter Kraft viel bewegen kann, dass solche und ähnliche Regelungen aus dem Straßensport für den MTB-Sport sinnvoll angepasst (oder gestrichen werden) und dass der BDR seinen Einfluss bei der UCI auch nutzen kann, um diesen in die richtige Richtung zu lenken.

    es wäre schön, würde das team mit vereinter kraft dafür sorgen, dass endlich klarheit geschaffen wird, ob deutsche sporler tatsächlich anders behandelt werden, als sportler in den usa.
  3. benutzerbild

    LB Jörg

    dabei seit 12/2002

    es wäre schön, würde das team mit vereinter kraft dafür sorgen, dass endlich klarheit geschaffen wird, ob deutsche sporler tatsächlich anders behandelt werden, als sportler in den usa.

    Im Prinzip ist ja genau des der wirklich einzige Aufreger über diese Regelung, diese gefühlte Willkür die man da ausgesetzt ist...bzw. der man sich ausgesetzt fühlt.

    G.smilie
  4. benutzerbild

    Deleted 90623

    dabei seit 12/2015

    Bekanntmachung des Bund Deutscher Radfahrer*
    Frankfurt, 07. Mai 2013
    Startsperre Ziff. 4.4.1 (1), sowie Anhang A, Strafenkatalog SpO (04/2013)

    Hiermit geben wir bekannt, dass der Fahrer Michael Jolk (GER 19900114) wegen Teilnahme an einem unangemeldeten Rennen unter falschen Namen, gemäß Ziff. 3.4 (SpO) (04/2013) unter Bezugnahme der Ziff. 4.4.1 (1), sowie Anhang A, Strafenkatalog SpO (04/2013) mit 14 tätigen Startsperre beginnend ab 04.05.2013 bis einschließlich 18.05.2013, belegt wird.
    http://www.rad-net.de/modules.php?name=Bekanntmachungen&recid=3429

  5. benutzerbild

    powderJO

    dabei seit 08/2004

    ist das der vom rose gravity team? bei welchem rennen ist er denn gefahren illegal? ok - gefunden - war wohl beim raben race am start. frage mich allerdings, wer ihn verpfiffen hat ....

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