Während Teilnehmer der Spezialized Enduro Series heute noch diskutieren, ob die Strecke in Willingen dem Enduro Gedanken gerecht wurde oder wieviel Training wohl bei all den neuen Rennen und Strecken nötig sei, vergessen einige die Geburtsstätten unseres geliebten Enduro Sports. Bei der Mad East Callenge 500 in Altenberg/Erzgebierge wird seit 2009 aufs Training gepfiffen und die Marketingpower der großen Serien durch eine gehörige Portion Fahrspaß ersetzt.

Berichtete ich zuletzt über unsere Erfahrungen aus Punta Ala, verschlägt es mich in diesem Blogeintrag in den tiefsten Osten der Republik. Wer denkt, dass wir (André und Ich) immer perfekt organisiert seien, hätte uns besser mal nicht bei der Anreise am Samstagmorgen erleben dürfen. Auf der Autobahn mussten wir nicht nur feststellen, dass unser Frühstück noch auf Andrés Küchentisch liegt, sondern auch, dass wir mächtig spät dran waren und den Startort nicht genau kannten. Folge all dieser Umstände war, dass wir 20 min vor den Start in Jeans und T-shirt mit knurrenden Mägen auf dem Parkplatz standen und richtig Gas geben mussten, um unsere Startnummer noch zu bekommen. Letztendlich verlief alles glimpflich und wir rollten so ziemlich als Letzte zur ersten Stage hoch, wo wir uns die Strafe abholen durften. Denn wir standen sehr weit, um nicht zu sagen ganz hinten in der Warteschlange zum Start auf Stage Eins.


# Warteschlange an Stage 1

Wenigstens hatten wir dann genug Zeit die Schuhbänder ordentlich zu binden und den Luftdruck in den Reifen zu checken. Am Start wurde mir zum ersten Mal richtig klar, was es heißt, mal wieder auf Sicht zu fahren. Ohne Training und folglich ohne Streckenkenntnisse kann man nicht wie ein Bekloppter in die Kurven stechen, sondern muss auf einen bedachten, vorausschauenden Modus umschalten und büßt jeden Angstbremser mit dem darauf folgenden Antritt, um wieder Tempo zu gewinnen.


# André beim “Angstbremser” auf Stage Eins – Foto von Robert Gebler

Die Strecken waren sehr technisch gesteckt und ließen genau so viel Tempo zu, dass weder der Flow gekillt wurde, noch zu viel Gefahr bestand. Seit Langem hörte man während des Rennens mal kein Gemeckere von wegen „CC-lastig“ oder „reines DH Rennen“. Die Mad East Crew hat es wirklich verstanden, wozu moderne Enduro Bikes und Fahrer fähig sind und zauberte den Sportlern mit vielen Wurzeln, lockerem Waldboden und Wiesenslaloms ein dickes Grinsen nach jeder Stage ins Gesicht.


# Einfaches Rezept für jede Enduro Veranstaltung: lockerer Waldboden und viele Kurven. Foto von Robert Gebler


# Wiesenslalom Deluxe! Foto von Robert Gebler

Der konditionelle Anteil des Rennens wurde hauptsächlich auf den Zubringern zu den Stages abgefragt, denn dort erwies sich das Erzgebirge als knallhart und zwang selbst mich als alten Marathonfahrer in den Hungerast. Doch die Verpflegungsstation nach Stage Fünf verschaffte Abhilfe und richtige laute „Drum and Bass“-Musik aus einer discoreifen Anlage sorgte dafür, dass man nicht zu lange rastete. Das absolute Highlight der ausgeklügelten Streckenführung war, dass ich sogar meine alten Kollegen aus dem Marathon-Millieu anfeuern konnte, wie sie die Bobbahn in Altenberg hochfuhren.


# Marathon meets Enduro! Zwei Stunden nach dem Marathon wurde der Hang von den Enduro Fahrern umgegraben, bergab natürlich! Foto von Robert Gebler

Das Fahrerfeld war nicht ganz so homogen, wie man es bei den großen Serien gewohnt war, wo ein 160 mm Bike fast schon zum Markenzeichen unseres Sports wurde.  Bei der Mad East standen neben einigen Hardtails auch waschechte DH-Bikes am Start. Unübertroffen war in meinen Augen ein Kona Downhiller mit V-brakes  und einer alten Judy DH Doppelbrücke.


# Kona-DH – Ein Klassiker bleibt ein Klassiker!

Es ging den Leuten hier nicht darum mit der neusten Gabelbeschichtung am Start zu stehen, sondern eher darum eine richtig geile Zeit auf den Trails zu verbringen und da ließ sich keiner vom etwas in die Jahre gekommenen Material abbringen. Losgelöst vom Modeljahreszyklus der Industrie stand der Sport und das reine Können der Fahrer im Mittelpunkt. Und das ist für mich Mountainbike Spirit pur!


# Die Klamottenwahl der jungen Dame erfreute das männliche Starterfeld sehr. Foto von Robert Gebler

Nach meinem Patzer in Punta Ala hatte ich aus Trotz das Training mal richtig hochgefahren und konnte letzte Woche in Willingen mit einem Podiumsplatz schon die ersten Lorbeeren dafür ernten. Auch bei der Mad East fühlte ich mich richtig gut, doch schon auf der Strecke habe ich gemerkt, dass André heute unschlagbar sein wird, keiner spielte so sauber und flüssig mit dem Rad wie er. Zwar zierte er sich immer ein bisschen, als ich ihn drauf ansprach und verwies auf kleine Patzer, aber räumte letztendlich doch ein, dass er einen richtig guten Tag hatte. Wie geahnt, räumte André Wagenknecht das Rennen souverän vor André Kleindienst ab, ich reihte mich auf dem dritten Rang ein. Bei der Siegerehrung, die Eugen als Mad East Veteran moderierte, natürlich im tiefsten Dialekt, ließ ich es mir nicht nehmen meine Lederhosen zu tragen, damit die Jungs im Osten wissen, dass wir in Bayern auch schnell fahren können. Eugen steht Rob Warner übrigens in nichts, wirklich gar nichts nach! Wahnsinns Moderation!


# Siegerehrung – Als Bayer natürlich in Lederhosen

Vielleicht gehen Veranstaltungen wie die Mad East medial im Enduroboom etwas unter, stehen aber den großen Serien in nichts nach, sondern leben den Sport in seiner reinsten Art.

  1. benutzerbild

    morph027

    dabei seit 04/2007

    Sauber wars! Einfach herrlich! Eugen der Hammer, das war's dann wohl mit fahren...das nächste Jahr dann im Duett mit Uwe, das wird der Knaller smilie

    Trails waren erste Sahne, wie gewöhnt vom Mad East Team...altbekannt und trotzdem anders.

    Nochmal herzlichen Glühstrumpf an Knecht und Yvi...und Danke an Ludwig für den Super Bericht!

  2. benutzerbild

    b-o

    dabei seit 05/2009

    hat auch letztes jahr spass gemacht den event zu fotografieren!
    ...da kommt die stimmung gut rüber - und alle verantwortlichen sind schwer engagiert gewesen!!

  3. benutzerbild

    Tompfl

    dabei seit 06/2004

    Mad East Enduro war wieder eine richtig, richtig gute Sache. Hat wieder richtig Spass gemacht. Leider wurden unsere Räder 2x Nicolai, 1x Liteville und ein Canyon aus der Garage einer Pension in Altenberg geklaut. Das trübt die Sache ein wenig. Nächstes Jahr kommen wir trotzdem wiedersmilie

  4. benutzerbild

    LaKoS

    dabei seit 03/2007

    Sauber Ludwig!!! smilie


    Aber is dir die Lederhosn ned a bissl zu groß? smilie smilie

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