Val d`Allos: Ein Enduro-Rennen, das ich so schnell nicht vergessen werde. Auf der Weiterreise von Val d´Allos nach Les Deux Alpes, zur dritten Runde der Weltserie, lasse ich die Seele etwas baumeln und erzähle euch einige meiner Eindrücke des vergangenen Wochenendes. Enjoy!

EWS #2 in Val d´Allos
# EWS #2 in Val d´Allos

Nach über 11 Stunden Anreise mit unserem Team-Truck, die uns mit dem Monsterauto über etliche Tour de France Pässe führte (kurze Route im Navi ist definitiv eher was für Rennräder als für solche Autos) kommen wir im hintersten Eck des Verdon-Tal in der französischen Provence an. Im Vergleich zu anderen französischen Ski-Orten ist Val d`Allos doch sehr beschaulich und landschaftlich ein absoluter Traum. Hier wollen wir also Enduro-Rennen fahren? Seems to be perfect!

Am Donnerstag bauen wir unsere Canyon Team-Area auf und mein Rad um. Meine Gabel ist geserviced und scheint bereit zu sein für die unglaublichen 10.000 Tiefenmeter, die uns im Training und Rennen auf 6 Stages am Wochenende erwarten sollen. Nach einer Shuttle-Tour zusammen mit „Mighty Marc“, unserem Mechaniker, Flo „The Manager“ und den beiden Dudes Joe und Liam sind die Bikes eingestellt und race ready. Die Motivation ist allen anzusehen, auch Fabien, der nur 1,5 Stunden von hier entfernt wohnt, und am Abend zu uns stößt.


# Deutschlands „Enduro-Star“: Ines Thoma legt selbst Hand an um im Rennen nichts anbrennen zu lassen.

Freitag – Track Walk: Der Anfang eines für mich total neuen Formats, bei dem am Freitag alle Rennstrecken zu Fuß besichtigt werden dürfen. Im ersten Moment klingt es nach einem gemütlichen Wandertag, de facto ist es aber schlicht unmöglich alle Stages des Rennens abzulaufen, welches mit einer Gesamtzeit von über 1:15 Stunden alles übertrifft, was ich an Enduro Rennnen je erlebt habe. Taktik war also gefragt: Wie viele Abschnitte der Stages sollen angeschaut werden, ohne die Beine zu überlasten. Zusammen mit Fabien und einem seiner französischen Buddies entschied ich mich lediglich den unteren Teil der 3. und 5. Stage abzugehen. Wie viel es im Nachhinein gebracht hat, ist sehr schwer zu sagen. Was meine Zeiten betrifft, so habe ich mich aber auf beiden Strecken anscheinend sehr wohl gefühlt und bin mit Sicherheit die eine oder andere Linie gefahren, die ich a) alleine und b) bei nur einer Trainingfahrt niemals getroffen hätte.

Beim „Riders Briefing“ wird der Ablauf des Rennens klar: auf jeder Stage wird ein Trainingsrun gefahren, auf dem aber nicht angehalten werden darf. Gleich im Anschluss folgt der gezeitete Wertungslauf, angeführt von den Top 80 der Männer, gefolgt von den Frauen und dem Rest der Männer. Wer beim ersten World Series Rennen in Punta Ala nicht am Start war oder dort weniger erfolgreich war, hatte unter einer schlechten Startnummer zu leiden. Am meisten Leid getan hat mir unser Teamkollege von den Dudes, Liam Moyniham, der pro Stage jeweils 8-15 Fahrer überholen musste!

Ines Thoma und ihr schottischer Team-Kollege Joe Barnes
# Ines Thoma und ihr schottischer Team-Kollege Joe Barnes

Der erste Renntag beginnt für mich um 8 Uhr, es geht mit dem Sessellift rauf auf 2371 Meter zur Besichtigung der ersten Stage. Blauer Himmel – let`s rock! Während ich den ersten Run noch eher verhalten angegangen bin, so laufen die anderen beiden richtig gut. Mein Ziel, die Top 5 Platzierung von Punta Ala zu wiederholen, scheint greifbar. Die Trails sind sehr schnell und trocken, mir fehlen am Samstag ein wenig die Tretpassagen, aber sonst sind die Strecken einfach der Hammer und machen unglaublich Spaß.

Resümee des ersten Tages: nach fast 6000 Tiefenmetern und einer Rennzeit von 33:47 Minuten falle ich um 21 Uhr tot ins Bett. Ich liege hinter Tracy Moseley, Aneeke Beerten und Cecile Ravanel auf Rang 4. Es fehlen 8 Sekunden auf Platz 2, ziemlich unglaublich, ich fühle mich gut und die langen tretlastigen Stages sollen erst noch folgen, kann der Traum vom EWS-Podium schon so schnell wahr werden? Wir werden sehen.


# Staub und Bremswellen: Stage 2 hatte es in sich.

Die Stimmung im Canyon Enduro Fatory Team ist am Samstagabend gemischt: Maxi wurde gleich zu Beginn von einem Defekt und einem dadurch bedingten Sturz ausgebremst, ebenso erging es Fabien, der in der dritten Stage wertvolle Minuten und jede Chance auf eine Top Platzierung verlor. Joe und Liam hielten die Fahnen hoch und waren (wie sollte es auch anders sein), wie ich, in bester Laune!

IMG_1274Am Sonntag fühle ich mich zwar wie um 50 Jahre gealtert, habe aber einer unglaubliche Lust Rennen zu fahren. Auch Fabien scheint wieder guten Mutes zu sein, eben ein alter Hase im Renngeschäfft. Was folgt ist einfach nur genial, Stage 4 und 5 (die Stage wird 2 Mal gefahren) ist knapp 18 Minuten lang und enthält mit steilen Uphills, Highspeed-Passagen und technischen Abschnitte wirklich alles, was eine geniale Enduro-Strecke ausmacht. Meine Beine fühlen sich erstaunlich gut an und auch der Muskelkater in den Schultern ist dank des Adrenalins im Rennen weg. Nichts kann diesen Spaß bremsen, leider doch, ein Plattfuß im unteren Teil der Stage kosten mich über 1,5 Minuten (trotz massivem Trailrunning). Tja – what to say… Ende gut alles gut?

Stage 5 verläuft dann relativ unspektakulär, mit dem Podium außer Sichtweite und einer Gott sei Dank immer noch recht komfortablen Lücke nach hinten bin ich plötzlich sehr relaxed und bis zum Rennende ist auch der Frust in den Hinterkopf geschoben. Die drittbeste Zeit ist gut, zu gut, Mist, mir wird klar, was drin gewesen wäre. Vor der letzten Stage bin ich etwas frustriert – all in now! Obwohl Stage 6 eine reine Downhill- und Bikepark-typische Schlussetappe ist, was eigentlich nicht zu meinen Stärke zählt, bin ich unglaublich motiviert. Jetzt zeig ich, was ich kann – Anlieger, Treten, Anlieger, Treten – Bestzeit (geil).

Zieleinfahrt nach Etappe 3: die Anstregung seht Ines ins Gesicht geschrieben.
# Zieleinfahrt nach Etappe 3: die Anstregung seht Ines ins Gesicht geschrieben.

Am Ende fehlen mir 30 Sekunden auf Rang 3, doch mit dem Stage-Sieg im Nacken fühle ich mich dennoch recht gut. Joe ist mit seinem Top 20 Ergebnis auch zufrieden, nur Maxi stürzte leider erneut und verschlimmerte seinen Muskelfaserriss vom Vortag. Drückt alle die Daumen, dass er bis Les Deux Alpes wieder fit ist! Trackwalk, Trainingsrun, lange physisch anspruchsvolle Stages – das ist für mich Enduro. Ohne wochenlangem Training auf den Strecken ist Chancengleichheit hergestellt und es wird mehr auf Sicht als pausenlos am Limit gefahren. Wie ich mich schon auf Les Deux Alpes und die Megavalanche in Alpe d`Huez freue – to be continued…

Ines Thoma: Vom Pech verfolgt und trotzdem gut gelaunt.
# Ines Thoma: Vom Pech verfolgt und trotzdem gut gelaunt.

An dieser Stelle noch Glückwunsch an Max Schumann, bester deutscher Fahrer, sowie Petrik Brückner mit seinem super Rennen bis zum Defekt und Rene Wildhaber – den großen Meister auf Platz 4!

Bis zum nächsten Mal! Greetz Ines Thoma

  1. benutzerbild

    clemson

    dabei seit 08/2001

    saubere Leistung. Hut ab

  2. benutzerbild

    RobG301

    dabei seit 08/2012

    Sind das schon die neuen Mavic Laufräder? Auf jeden Fall keine Deemax!
    Kann aber nicht erkennen ob es 26er oder 27,5er sind? Wobei letztere ja nicht aufs Strive passen! Jedenfalls wenn man Canyon glaubt!

  3. benutzerbild

    Kerberos

    dabei seit 04/2005

    Schöner Bericht, macht Spass zu lesen. Mehr davon.

    Und gute Erholung an Maxi.

  4. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Get well soon Maxi! Schöner Beitrag smilie Anders als Jared Graves hat Ines wohl keinen Muskelkater vom Trackwalk bekommen smilie

  5. benutzerbild

    clemson

    dabei seit 08/2001

    und hier das video dazu von dirt.tv
    http://mpora.com/videos/AAdim6h8wfxe

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