Im letzten Jahr hat SRAM mit der Einführung von 1×11-Antrieben den Schaltungsmarkt gründlich aufgerüttelt. Doch die vorgestellte XX1-Schaltungsgruppe ist höchstpreisig angeboten worden und so ist es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die 11-fach Technologie auch in einer günstigeren Gruppe angeboten werden würde. Im Zuge des Crankworx-Festivals in Whistler hat SRAM nun zu einem halbtägigen Presse-Event der besonderen Art eingeladen: Die frisch erschienene SRAM X01-Schaltung wurde vorgestellt und sollte auch gleich getestet werden – auf dem höchstgelegenen Trail des Bikeparks, dem „Top Of The World“-Trail. Die meisten Einzelheiten zur X01 hatten wir bereits vorgestellt – in diesem Artikel gibt es alle Informationen. Dieser Artikel liefert euch den ersten Review zur günstigeren 11-fach Gruppe von SRAM.

Handyfotos sind auch nicht mehr das, was sie mal waren!

Fragen an SRAM zur X01

Nachdem auch im Forum nach der Vorstellung bereits kritisch hinterfragt worden ist, warum die X01 nicht weitaus günstiger sei als die Highend-Schaltung XX1 und wo generell die Unterschiede liegen, stellten wir diese Frage auch Simon Citatti, Frank Ripper und Duncan Riffle von SRAM bei Info-Frühstück im Sram Pop Up-Store.

Simon Citatti von SRAM erklärt die X01
# Simon Citatti von SRAM erklärt die neue X01

Ist X01 eine Günstig-Version der XX1?

Von vornherein betonten die SRAM-Jungs, dass die X01 keineswegs eine Billig-Version der XX1 sei – die neue 11fach-Schaltung ist schlichtweg an die schon lange bestehenden X0-Reihe angegliedert, die bekanntermaßen (vor der Einführung der XX1) das Top-Modell der SRAM-Schaltungen darstellt.

Man hat es also mit einer ebenso hochwertigen Schaltung zu tun wie bei der XX1 – nicht zuletzt werden die Kassette und weitere Bauteile genauso hergestellt wie die XX1. Simon betonte zudem, dass die X01-Gruppe komplett  immer noch günstiger sei, als die vergleichbare X0-Gruppe.

Warum ist die Kassette so teuer?

Einer der Hauptpunkt der Journalisten- und auch der Userfragen: Warum ist die X01-Kassette so teuer? Warum ist diese aus einem Stück gefräst? Muss man jedes halbe Jahr eine neue Kassette kaufen?

Die neue Kassette - oberflächenbehandelt und abriebfest
# Die neue Kassette – oberflächenbehandelt und gehärtet

SRAM verneint letzteres. Diese Kassette sei für die Schaltpräzision schlichtweg notwendig und ist (siehe auch unser XX1-Special in Schweinfurt) aus langlebigem Werkzeugstahl gefräst, was die Kassette laut SRAM zur mit Abstand langlebigstem SRAM-Kassette macht. Das besondere Material und der zugehörige Fertigungsprozess sind jedoch nicht günstig und so resultiert der hohe Preis für die Kassette.

X01 mit Alu- oder Carbonkurbel?

Fakt ist, dass es zwei Versionen der X01 gibt: Eine reguläre Version mit Carbonkurbel (woraus sich u. a. auch der Preis ergibt) und eine zweite Version mit Alu-Kurbelarmen. Der Unterschied besteht allerdings nicht nur im Material, sondern auch im Vertriebsweg: Die Version mit Alu-Kurbeln ist ausschließlich für den OEM-Markt bestimmt und wird nur in Kompletträdern mit X01-Antrieb verbaut.

Die X0-Carbonkurbel
# Die X0-Carbonkurbel

Die Alu-OEM-Version
# Die Alu-OEM-Version

Wir denken, dass das sicher einige preislich interessante Komplettbikes ergeben könnte. Man darf gespannt sein!

Fotostory: Mit der X01 auf dem Top Of The World Trail

Um die X01 auf Herz und Nieren zu testen, haben sich die SRAM-Jungs zusammen mit den Teamfahrern Duncan Riffle und Curtis Keene etwas Besonderes ausgedacht – es standen weder ausgedehnte Touren noch lauschige Singletrails auf dem Plan, sondern die fünfte Stage des Whistler-Stopps der Enduro World Series: Der Top Of The World-Trail – kurz TOTW.

Wenn etwas dem normalerweise inflationär gebrauchte Adjektiv „episch“ entsprechen könnte, dann der TOTW-Trail: 1600 Tiefenmeter, über 30 Minuten Dauer-Downhill, von ausgesetzt-felsig bis technisch-waldig und am Anfang als Schwierigkeit „Double Diamond technical“ und später durchgehend als „Single Diamond“ eingestuft. Hier unser Erfahrungsbericht.

Blick von der Zwischenstation...
# Blick von der Zwischenstation…

Mit Vorfreude, aber auch ein bisschen Anspannung setzen wir uns in die Gondel, die uns in 15 Minuten zunächst zum fast höchsten Punkt Whistlers bringt. Von hier gibt es noch zwei Liftmöglichkeiten: mit der „Peak 2 Peak“-Gondel auf den Gipfel nebenan oder eben per Sessellift zum Start des Top Of The World-Trails.

...auf den See. Hinter der Kuppe ist Whistler Village.
# …auf den See. Hinter der Kuppe ist Whistler Village.

War es unten noch optimales Kurzarm-Trikotwetter, so wird es in der letzten Gondel auf Schattenseite doch richtig frisch. Aus dem talnahen Bikeparkgebiet voller Bäume, Staub und Schweiß ist eine karge, kalte Felsenlandschaft jenseits der Baumgrenze geworden – schwer vorstellbar, dass man hier in einer halben Stunde per Bike wieder unten ist!

Letzter Lift - es ist ganz schön frisch und geht nochmal zehn Minuten bis ganz auf den Gipfel
# Letzter Lift – es ist ganz schön frisch, es geht nochmal zehn Minuten bis ganz auf den Gipfel

Oben spuckt uns der Sessellift aus und die Sonnenstrahlen auf der anderen Gipfelseite heizen uns pünktlich zur Abfahrt wieder ein. Die ersten Meter des Trails sind ausgesetzt, nur halbwegs flowig und haben höchst alpinen Flair – für SRAM-Fotograf Adrian Marcoux perfekt, der uns alleine oder paarweise die Kurven hinunterdirigiert.

Fotoshooting - warten auf dem Trail...
# Fotoshooting – warten auf dem Trail…

...und noch ein bisschen Zeit für schöne Fotos
# …und noch ein bisschen Zeit für schöne Fotos

Nachdem die Fotos im Kasten sind, ist Abfahrt angesagt. Es rumpelt oft und gerne, Curtis Keene fängt sich umgehend einen platten Reifen und nicht nur das Lapierre Zesty 650b funktioniert enorm gut, auch die X01 gibt sich keine Blöße und lässt sich an diesem Tag nicht von seinem teuren XX1-Bruder unterscheiden.

Duncan Riffle gibt seinem Specialized die Sporen
# Duncan Riffle gibt seinem Specialized die Sporen. Bild: Adrian Marcoux

Es klappert und rappelt nix, die Schaltung funktioniert fehlerfrei und die X01 ist das, was eine Highend-Schaltung im besten Fall sein soll: Unauffällig.

Hannes im oberen Teil des Trails. Die X01 ist weiterhin schön ruhig! Bild: Adrian Marcoux
# Hannes im oberen Teil des Trails. Die X01 ist weiterhin schön ruhig. Bild: Adrian Marcoux

So kann man sich komplett auf die Trails konzentrieren, die sich nach den ersten zehn Minuten in der kargen Mondlandschaft langsam in flowige Waldtrails verwandeln.

Bester Blick übers Tal. Bild: Adrian Marcoux
# Bester Blick übers Tal. Bild: Adrian Marcoux

Nachdem Duncan Riffle durch einen Tretlageraufsetzer – gepaart mit der Lapierre-Bremskabelverlegung unter eben jenem Tretlager – seine Hinterradbremse funktionsunfähig gemacht hat, werden die Trails langsam staubiger und nehmen Bikepark-Formen an: Anlieger, Anlieger, Anlieger, dazwischen kurze Absätze, Wurzelstücke und Steilstufen. Die geladene Gesellschaft hat ihren Spaß und auch Duncan Riffle ist trotz dem Verlust seiner Bremse weiterhin enorm schnell.

Baumgrenze erreicht: Ab hier wird es staubig bis matschig.
# Baumgrenze erreicht: Ab hier wird es staubig bis matschig.

Nach einem Highspeed-Zubringer zu den Bikepark-Trails biegen wir ab auf „Freight Train“, der durch dicke Felsbrocken und entsprechende Drops überzeugen kann – auch hier funktioniert die Schaltung weiterhin einwandfrei. Positiv einbringen kann sich hier tatsächlich die Laufradgröße – speziell auf mit Bremswellen durchsetzten Trails wie hier laufen die 650b-Räder weitaus vibrationsfreier und bringen ein bisschen Beruhigung in die Bremswellen-gepeinigten Hände.

Es staubt beim nächsten Fotoshooting - Adrian Marcoux sitzt an der Kurve
# Es staubt beim nächsten Fotoshooting – Adrian Marcoux sitzt an der Kurve

Nach „Freight Train“ geht es auf den „Angry Pirate“, der tatsächlich so „angry“ ist, wie er sich anhört. Unerbittliche Wurzeln, enge Kurven, Stufen und viel, viel Staub machen die letzten Meter noch einmal zur Kraft- und Konzentrationsprobe, bis wir verschwitzt, aber grinsend unten im Tal ankommen.

Well done: Auch Boris vom Mountainbike Rider Mag hatte Spaß
# Well done: Auch Boris vom Mountainbike Rider Mag hatte Spaß

Den Abschluss inklusive Feedback-Runde bildet ein gemeinsames Mittagessen im GLC – und wir entscheiden einstimmig, dass nach dem Mittagessen noch eine Abfahrt drin ist…

Wie sich die X01 im Dauertest schlägt, wissen wir nächstes Jahr!

Gruppenfoto mit allen Teilnehmern. Bild: Adrian Marcoux
# Gruppenfoto mit allen Teilnehmern. Bild: Adrian Marcoux

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Fotos: Johannes Herden, Adrian Marcoux

  1. benutzerbild

    Betzel

    dabei seit 12/2010

    @iceis: mein XX1 ist noch lange nicht verschlissen. Ich meinte das ich X01 gekauft hatte wenn es damals (Dec. 2012) schon im Laden ware. Was ich aber heutemorgen vergessen war ist das ein 28Blatt (original SRAM) nicht zusammen geht mit X01. Und ich fahre ein 28 Blatt.

  2. benutzerbild

    Trailrider79

    dabei seit 07/2002

    Interessanter Ansatz 'ne Schaltung zu testen in dem man von 'nem Berg runterrolltsmilie

    das war auch mein erster Gedanke smilie
  3. benutzerbild

    Brainman

    dabei seit 10/2008

    schwarze Kassette smilie
    wird aber auch Zeit

  4. benutzerbild

    feirefizo

    dabei seit 08/2007

    ... und sie hat ein voll gutes Überrollverhalten.

  5. benutzerbild

    SmallLutz

    dabei seit 04/2012

    Also den Bericht über die Sramschaltung hab ich
    komplett ignoriert und mir nur die echt schönen Bilder von Whistler angeschaut.

    Ich glaub es gibt echt schlimmere Jobs, als dort
    eine Schaltung testen zu müßen smilie

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