Die Frage, was ein gutes Flatpedal ausmacht, stellen wir uns immer wieder: Im jüngsten Fall haben wir uns daher die aus Kanada stammenden Chromag Scarab Pedale an verschiedene Testräder geschraubt und unter verschiedensten Bedingungen getestet, was diese rot eloxierten Treter zu leisten im Stande sind. Dabei ging es von Finale Ligure über nasse Hänge im Alpenvorland hin zu den spätsommerlichen Bedingungen in Lenzerheide, wo wir den Test zum Abschluss gebracht haben. Unsere Erfahrungen mit dem Chromag Scarab Pedal haben wir in diesem Fahrbericht für euch zusammengefasst.


# In unserem Test tritt das Plattformpedal Chromag Scarab in roter Eloxierung an

In der Hand

Technische Daten

Hersteller: Chromag
Modell: Scarab
Modelljahr: 2013/2014
Kategorie: Pedal, Plattform
Trittfläche Pedalkörper: 110x105mm
Dicke Pedalkörper: 13mm (Mitte)
Material Pedalkörper: Aluminium, CNC gefräst
Material Achse: Stahl
Lagerung: gedichtete Kugellager
Pins: max. 42 pro Pedal, Stahl, Sollbruchstelle, zwei Längen über Unterlegscheiben
Gewicht: 434g (selbst gewogen); 430g (Herstellerangabe)
Farben: rot, gold, schwarz, silber, blau
Preis: 119,90€ (UVP)


# Die volle Farbpalette: Neben rot gibt es das Scarab auch in gold, schwarz, silber und blau


# Der Pedalkörper des Scarab Pedals misst 110x105mm und ist damit besonders breit dimensioniert


# Technische Darstellungen auf der Pedalverpackung: breit abgestützte Achse und Lagerung, konkaves Profil und Pins mit Sollbruchstelle oberhalb des Gewindes

Aufbau & Lagerung

Für unseren Test haben wir die Chromag Scarab Pedale in rot eloxiertem Gewand antreten lassen, doch selbstverständlich sind auch weitere Eloxalfarben (sowohl grellere als auch dezentere) verfügbar. Mit einer großen Trittfläche von 110x105mm gehört das Scarab zu den Pedalen mit einem eher großen Pedalkörper, der auch im ruppigen DH-Einsatz und mit breiten Schuhen nicht an seine Grenzen kommt und viel Traktion bieten soll. Gleichzeitig sollen abgeschrägte Kanten und die flache Bauweise (13mm in der Pedalmitte) dafür sorgen, dass man trotz der großen Baubreite die maximal mögliche Bodenfreiheit hat und auch bei tiefen Innenlagern nicht ständig am Boden aufsetzt. So marginal die Unterschiede auch sein mögen, doch 10mm mehr oder weniger können hier einen durchaus spürbaren Unterschied machen.


# Dadurch, dass die Achse quer durch den gesamten Pedalkörper geführt und doppelt gelagert ist soll das Pedal sehr steif sein und lange halten.

Gelagert wird der massive Aluminium-Käfig auf einer durchgehenden Stahlachse, um die sich gedichtete Kugellager drehen. Chromag folgt hier nicht den weithin bekannten Beispielen, bei denen Gleitlager zum Einsatz kommen und will so eine besonders konstante Funktion bei minimalem Wartungsaufwand und geräuschfreiem Lauf ermöglichen. Bedenken muss man dabei jedoch auch, dass der gerade mal 13mm dicke Pedalkörper auf der Achse nur kleine Lager zulässt – ein Dauertest wird hier zeigen, wie es um die Haltbarkeit der Scarab Pedale bestellt ist.


# Die Achse ist nach dem Lager am Kurbelarm mehrfach gedichtet, wobei die Dichtungen so ausgelegt sind, dass das Fett von innen nach außen wandern kann und so Dreck keine Chance hat, zur Lagerung vorzudringen

Pins

Die meisten Pedale bieten bei der Positionierung der Pins auf dem Pedalkörper keine Auswahlmöglichkeiten, da sie in jeder Bohrung auch einen Pin aufweisen. Chromag geht hier einen anderen Weg und bietet mit insgesamt 42 Bohrungen pro Pedal die Möglichkeit, den Grip je nach Vorliebe und Schuh durch ein entsprechendes Pin-Layout zu gestalten. Gleichzeitig kann über die serienmäßig mitgelieferten Unterlegscheiben die Länge der Pins angepasst werden, so dass bei der Gestaltung des Pedals maximale Freiheit besteht. In Serie kommen die Pedale mit 9 Pins pro Seite. Für den Test haben wir die Anordnung der Pins zunächst entsprechend dem ausgelieferten Zustand belassen, um anschließend ein wenig zu experimentieren.


# Die Länge der Pins kann über Unterlegscheiben eingestellt werden, die zwischen Pedalkörper und Kopf des Pins angebracht werden


# So kann individuell auf den Grip des Pedals Einfluss genommen werden

Ein sehr praktisches Detail für den Praxiseinsatz ist, dass das Gewinde der von unten eingeschraubten Pins nicht über den Pedalkörper nach oben reicht, sondern im Pedal endet. So wird beim Versuch, einen verbogenen Pin aus dem Pedal zu schrauben, nicht das Gewinde im Pedal selbst gefährdet und eine Sollbruchstelle kurz nach dem Gewinde soll sicherstellen, dass der Pin bei Bodenkontakt abbrechen kann bevor das Pedal beschädigt wird.


# Die Pins werden von der Innenseite durch das Pedal geschraubt. Insgesamt bietet das Pedal 42 Möglichkeiten Pins zu befestigen – 21 pro Seite und damit mehr als genug. Vom Hersteller wird das Pedal mit 9 Pins pro Seite ausgeliefert.

Auf dem Trail

So gerüstet haben wir das Chromag Scarab Pedal montiert und es in fünf Monaten auf den verschiedensten Trails fleißig gedreht, getreten und – auch das passiert – über Steine gedrückt. Dabei hat sich Maxi im Speziellen auf den maximalen Grip im Downhill-Einsatz konzentriert, während ich das Pedal auf Touren und beim 24h Rennen in Finale Ligure auf seine Dauereignung hin getestet habe. Direkt vorne weg: Wir sind dabei nicht enttäuscht worden!

Grip

Die wichtigste Disziplin für Plattformpedale wie das Scarab ist in jedem Fall der Grip. Im Test haben wir spezielle Mountainbike-Schuhe von FiveTen und Sombrio verwendet, wie sie aktuell unter Bikern üblich sind. Mit diesen besonders griffigen Sohlen haben die langen, flexibel positionierbaren Pins in jeder Fahrsituation genügend Grip geboten und sorgen auch auf ruppigen Downhill-Abfahrten für einen sicheren Stand auf der großen Pedalfläche. Positiv hervorzuheben ist dabei, dass der Pedalkörper trotz der großen Fläche relativ flach baut und so die Bodenfreiheit insbesondere in Kurven nicht zu sehr eingeschränkt wird.

Unterstützt wird die sehr gute Traktion vom konkaven Pedalkörper, der für einen erhöhten Druck auf den Pins am Rande des Pedals sorgt und so effektiv dabei hilft, den Fuß festzuhalten. Angenehm fällt dabei auf, dass dank der moderaten Überhöhung (ca. 1mm pro Seite) im Fußbett keine Druckspitzen auftreten oder man durch die Sohle einzelne Pins oder Teile des Pedalkörpers spüren kann.


# Rot schimmern die Pedale unter dem Fuß und bieten besten Halt, wenn es wie hier auf dem XX in Finale Ligure schnell dem Tal entgegen geht.

Wem der von der serienmäßig verbauten Pin-Platzierung gebotene Grip noch nicht ausreicht, der kann entweder zusätzliche Pins an den freien Stellen montieren oder die vorhandenen Pins anders positionieren. So bieten die Scarab Pedale die Möglichkeit zur individuellen Anpassung des Grip-Levels, wobei durch die mitgelieferten Unterlegscheiben auch die Länge der Pins direkt beeinflusst werden kann. Diese Option ist insbesondere dann interessant, wenn für Tourenfahrer oder Dirt Jumper der Grip gezielt reduziert werden soll. Im Rahmen des 24h Rennens in Finale Ligure habe ich auf die kürzeren Pins gesetzt, während Maxi bei maximaler Geschwindigkeit im Downhill die Sicherheit der langen Pins bevorzugt hat.


# Die beiden Pin-Gewinde neben dem Schriftzug bringen einiges an Traktion, sind je nach Schuh jedoch auch durch die Sohle spürbar – hier entscheidet die persönliche Vorliebe

Zusätzlich haben wir auch die Anzahl der Pins variiert und festgestellt, dass die beiden Pin-Positionen in der Mitte des Pedals auf der Achse den Grip nochmals deutlich steigern, dabei jedoch auch durch die Sohle spürbar werden und daher nur für den Abfahrtseinsatz sinnvoll erscheinen. Hier muss letzten Endes jeder selbst für sich das passende Layout finden doch wir finden es positiv, dass diese Option zur Anpassung vorgesehen ist. Entsprechende Pins und auch die Unterlegscheiben zur Längeneinstellung liefert Chromag in Serie mit.


# Rote Pedale – ein schöner Kontrast zu blauem Meer und schwarzem Rahmen der dennoch in der Fahrt kaum sichtbar ist.

Haltbarkeit

Im Bezug auf die Haltbarkeit haben wir in unserem fünf-monatigen Testzeitraum keine echten Schwächen beim Chromag Scarab Pedal feststellen können. Da das Pedal auf übertriebenen Leichtbau verzichtet, können ihm auch härtere Bodenkontakte strukturell nicht all zu viel ausmachen und auch die optischen Qualitäten der Eloxierung haben sich als Haltbar erwiesen. Allerdings scheint das gewählte Aluminium relativ leicht zu verkratzen, so dass schon leichte Steinkontakte ihre Spuren im Käfig hinterlassen. Das beeinflusst zwar nicht die Funktion des Pedals, schmerzt in Anbetracht des Preises jedoch trotzdem. Die Lagerung läuft trotz witterungsbedingt vieler Matsch- und Regeneinsätze nach wie vor geschmeidig und weist keinerlei Spiel auf – so wie wir es von einem kanadischen Produkt erwarten, zeigt sich das Scarab Pedal hier relativ unbeeindruckt.


# Die Eloxierung hält im Test sehr gut Stand, doch das Aluminium des Pedalkörpers scheint relativ weich zu sein.


# So bekommt das Pedal relativ leicht tiefe Macken und Kratzer, die von der Funktion jedoch unbedenklich sind.


# Vom Grip her gehören die Chromag Scarab zu den stärksten Pedalen, die wir bislang getestet haben. Nur die twenty6 Pedale haben einen nochmals deutlich aggressiveren Halt geboten.

Fazit

Das Chromag Scarab Pedal ist groß und flach und bietet sich dank flexibler Pin-Positionierung besonders für den Abfahrtseinsatz und Mountainbiker mit großen Füßen an. Das Finish und die Qualität wissen im Test zu überzeugen, während das Gewicht mit 430g dann auch unser einziger echter Kritikpunkt bleibt.

Pro

  • großer Pedalkörper
  • Pins mit starkem Grip und flexibler Positionierung / Länge entsprechend der individuellen Vorlieben
  • gute Dichtung und Lagerung

Contra

  • hoher Preis
  • vergleichsweise schwer

Weitere Informationen

Chromag Homepage Vertrieb in Deutschland über Shocker Distribution
Bilder: Tobias Stahl | MTB-News.de 2013; Chromag Website
Redaktion: Tobias Stahl, Maxi Dickerhoff

Weitere Pedal-Tests auf MTB-News.de findest du hier:

  1. benutzerbild

    vitaminc

    dabei seit 08/2009

    Leute, das wurde doch schon zich mal diskutiert. Jeder soll so fahren wie er will, beides hat seine Vor und Nachteile, und nicht jeder fährt gleiches Terrain und Schwierigkeitslevel. An ausgesetzten Stellen auf schwierigen technischen Trails fühle ich mich persönlich beim Stolperbiken mit Flats wohler. Bei allem anderen würde ich wohl auch Klickies nehmen, weil es bequemer ist zu fahren, da kann man auch mal ohne Körperspannung in der Gegend rumdüsen.

  2. benutzerbild

    sakri

    dabei seit 11/2008

    War auch eher ironsch gemeint... Schliesslich muss ich am dienstag meine diplomarbeit in festigkeutslehre schreiben, haha.

    Eben, mr geht es um die sicherheit die miteinberechnet wurde... Und die ist beim 500g pedal sicherlich höher als beim leichtbaupedal.

    Ich fahre klickis vorallem darum, weil man nie von den pedalen rutscht, wenns mal richtig rumpelt. Da kann das flatpedal noch so viel grip haben, irgendwann rutscht man auch darauf...

  3. benutzerbild

    bonzoo

    dabei seit 04/2011

    Weiss jemand, woher man Ersatzpins beziehen kann?

  4. benutzerbild

    flametop

    dabei seit 08/2012

    In jedem Eisenwarenladen. Sollten madenschrauben sein.

  5. benutzerbild

    Yeti666

    dabei seit 05/2006

    Es sind keine Madenschrauben verbaut. Hier gibt es eine gute Auswahl http://www.solidbikes.de/shop/de/Pins

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