Die kalifornische Kultfirma Intense Cycles aus Temecula feiert ihre Wiedergeburt, und dass obwohl die Firma nie gestorben war. Als Zeichen der Neuausrichtung präsentieren die Kalifornier neben ihrer neuen Führungsriege auch ein brandneues Bike, das Intense Tracer T275 Carbon. Was hinter all dem steckt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

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# Die feierliche Zeremonie zur selbst ausgerufenen Wiedergeburt von Intense Cycles: im kalifornischen Temecula präsentierte man nicht nur das neue Intense Tracer T275 Carbon für 2014. 

Intense Tracer T275 Carbon

2,9 Kilogramm Rahmengewicht inklusive Dämpfer: das brandneue Intense Tracer T275 Carbon ist ein volles Kilo leichter als sein Aluminium-Bruder und soll diesen in Sachen Stabilität und Lebensdauer übertreffen. Leichter, steifer, haltbarer – das sind die wohl wichtigsten Eigenschaften des neuen Tracer Carbon, mit dem die kalifornische Kultfirma nach einer umfangreichen internen Firmenumstrukturierung nach eigener Aussage eine Wiedergeburt feiert.

Wie an allen Intense Bikes kommt auch am neuen Tracer das von Santa Cruz lizenzierte VPP-Federungssytem zum Einsatz. 160mm Federweg werden dem VPP-Hinterbau entlockt. Ein Vollblut-Enduro soll es sein, das keinen Uphill und schon gar keinen Downhill zu scheuen braucht. Mit einem Gesamtgewicht von 12,35 Kilogramm in der 10.324 US-Dollar teuren Top-Version soll der Kunde ein Bike erhalten, mit dem er sich ohne aufzufallen neben den Stars der Enduro World Series und ihren exklusiven Rennboliden einreihen könnte.

Ein solch teures Bike führt Intense (3.199 US-Dollar – Rahmen) nicht ohne Grund ein. Das Bike soll den etwas angekratzten Glanz der Kultmarke aufpolieren. Ein Prestigeobjekt durch und durch: Um diesem Status gerecht zu werden, brauche es Perfektion, so die Aussage von Intense-Gründer Jeff Steber, dessen Wurzeln im Raum Augsburg liegen. Es wundert daher nicht, dass Jeff im Bezug auf Perfektion auf „German Engineering“ setzt. Entwickelt wurde der Rahmen vom Freiburger Ingenieursbüro „Seed“.

Overall
# Intense Experience: Unter diesem Motto wurde einer kleiner ausgesuchten Journalisten-Gruppe das neue Tracer T275 Carbon präsentiert. 

Überblick

Der Rahmen:

  • Intense Tracer T275 Carbon
  • Enduro-Bike
  • Carbon-Monocoque-Hauptrahmen, Carbon-Hinterbau (einteilig), Alu-Wippen mit Abschmiernippeln
  • verstellbarer Federweg, kein Einfluss auf die Geometrie (160mm / 140mm Federweg am Heck)
  • VPP-Federungssystem
  • ISCG 05 Kettenführungsaufnahme
  • innenverlegte Züge (geführt durch eingeklebte Rohre, vorbereitet für Reverb Stealth)
  • für 27,5″-Laufräder
  • 12x142mm Steckachse
  • Press-Fit-Innenlager
  • Rahmengewicht: 2,9 kg (Gr. M inkl. Cane Creek Double Barrel Air CS Dämpfer)
  • Rahmenpreis: 3.199 US-Dollar (inkl. Roch Shox Monarch Dämpfer)

Die Geometrie:

Intense Tracer 27,5c: die Geometrie
# Intense Tracer T275 Carbon – Geometrie

Die Wiedergeburt

Bevor im Rahmen der auf den Namen „Intense Experience“ getauften Präsentation das neue Intense Tracer T275 Carbon (T275c) vorgestellt wurde, hielt der sichtlich gerührte Gründer und Inhaber Jeff Steber eine emotionale Ansprache zur Geschichte, dem aktuellen Stand und der Zukunft seiner Firma. Unter tosendem Beifall der eingeladenen Industrievertreter präsentierte Steber erstmals den neuen CEO der Marke. Dieser ist kein geringerer als Crank Brothers Mitgründer Andrew Herrick. Zu ihm gesellt sich der Niederländer und Wahlkalifornier Eelco Niermeijer als neuer CFO.

Herrick komplettierte die Rede von Steber und präsentierte das Event als Stunde 0, also die Wiedergeburt von Intense die man an diesem Abend zelebrierte. Intense habe im vergangenen Jahr sagenhafte 40% Wachstum erzielt. Als eine der wenigen letzten verbleibenden Ikonen der US-amerikanischen Mountainbike-Industrie sei es für Intense nun an der Zeit einen großen Schritt nach vorne zu gehen, um sich endgültig als Global Player zu etablieren. Um diesen Schritt zu unterstreichen, wolle man nicht nur hinter den Kulissen neue Strukturen schaffen, sondern auch beim Produkt selbst neu anfangen, so die Aussagen des frisch gebackenen CEOs.

Als Symbol dieses Neuanfangs präsentierten Steber und Herrick gemeinsam das brandneue Intense Tracer T275 Carbon, welches in Sachen Carbon-Konstruktion auf dem aktuellsten Stand der Technik seinen soll. Dies solle sich in Zukunft als Standard im Hause Intense etablieren. Der imageträchtigen Firmenphilosophie „Handmade In The USA“ wolle man aber treu bleiben. Zwar würden die Carbon-Rahmen derzeit noch aus Fernost kommen, doch würde die gesamte Endmontage der Rahmen weiterhin in Temecula erfolgen, so Herrick. Für echte Fans der in den US-geschweißten Rahmen ist das jedoch nur ein schwacher Trost.

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# Intense Gründer Jeff Steber und dessen Geschäftspartner Marv Strand präsentierten in Temecula die neue Führungsriege des Unternehmens. 

Der neueste Wurf: Tracer Carbon

Mit großer Spannung wurde die fulminant inszenierte Lüftung eines gut gehüteten Geheimnisses erwartet. Bis zur Präsentation waren keinerlei Infos bekannt, was Intense Anfang des Jahres in Temecula vorstellen würde. Die Erwartungen waren hoch, und nach dem mehrmaligen Verweis auf die Wurzeln der kalifornischen Kultmarke schienen sich die Anwesenden sicher, in den nächsten Minuten das erste Intense Carbon-Downhill-Bike präsentiert zu bekommen. Doch es folgte die große Überraschung: Intense-Gründer und Inhaber Jeff Steber verkündete stolz, dass man nach langer Überlegung zu dem Schluss gekommen sei, dem Markt mit einem Tracer T275 Carbon einen größeren Dienst zu erweisen, als mit einem neuen Downhill-Bike. Da war es also, das Bike das die Wiedergeburt der Marke Intense symbolisieren sollte.

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# Intense Tracer T275 Carbon: 2,9 kg Rahmengewicht mit Cane Creek Double Barrel Air Dämpfer.

Weg vom Alu, hin zum Werkstoff Carbon – so lässt sich die Symbolik des neuen T275c interpretieren. Immer wieder hatte Intense in der Vergangenheit mit dem Ruf von schlechter Verarbeitung zu kämpfen. Was in Nordamerika nach wie vor kein Problem darstellt, hing in Europa wie eine dunkle Wolke über dem Haupt der sonst so prestigeträchtigen Marke. Lange Wege bei der Garantie-Abwicklung und damit verbundene Wartezeiten machten so manchem betroffenen Kunden das Leben schwer. Mit dem Schritt zu Carbon, welchen Intense bereits seit einiger Zeit vollführt (z.B. Intense Carbine,…), sollen Qualitäts- und Stabilitätsprobleme der Geschichte angehören.

Fast ein Kilogramm ist das neue Intense Tracer T275 Carbon leichter als der selbe Rahmen aus Aluminium. Trotz geringerem Gewicht soll die Stabilität des Rahmens erhöht worden sein, ebenso wie die Steifigkeit. Rundum durchdacht wirkt der Neuling: 160mm generiert durch einen VPP-Hinterbau, 12x142mm Steckachse, Flaschenhalter kompatibel und innen verlegte Züge. Insbesondere beim letzten Punkt ließen sich die Carbon-Spezialisten von Seed Engineering bei ihrer Entwicklung nicht lumpen. Die Züge verlaufen im Inneren des Rahmens durch dünne Rohre, die fest mit dem Rahmen verklebt sind. Das macht nicht nur die Montage zu einem Kinderspiel, sondern bewahrt den Fahrer auch vor nervigem Klappern der Leitungen im Rahmen.

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# Das neue Tracer in der „Factory Build“-Version. Basis-Preis dieser Ausstattungsvariante: 9.999 US-Dollar. 

Das T275c präsentiert sich als modernes Enduro, dennoch kann es seine kalifornischen Wurzeln nicht verbergen. Wie bei vielen kalifornischen Kultmarken (Santa Cruz, Ibis usw.) fällt auch beim Intense der Hauptrahmen eher kurz und der Lenkwinkel recht steil aus. Was in Europa längst als überholt angesehen wird, hat in Kalifornien nach wie vor seine Berechtigung. Flowige, meist für Mountainbiker angelegte Trails bieten kaum Bedarf für Geometrien, wie sie beispielsweise in den Alpen erforderlich sind. Mit 66,5° bemisst sich der Lenkwinkel unter Verwendung einer Rock Shox Pike und einem außen liegenden Steuersatz. Der Reach beläuft sich auf kurze 416mm (Größe M).

California Child
# Ein klassisches Kind Kaliforniens. 

Obwohl die Geometriedaten eher auf ein spritziges und aggressives Trail-Bike schließen lassen, kommen in der „Factory Build“-Version Komponenten zum Einsatz, die allesamt dem Entwicklungswerdegang des Enduro-Rennsports entsprungen sind. Für ein sattes Fahrwerk sorgt so beispielsweise ein komplexer Cane Creek Double Barrel Air CS Dämpfer und an der Front eine Rock Shox Pike. Die Lenkzentrale setzt sich aus einem Renthal Vorbau samt Carbon-Lenker aus gleichem Hause zusammen. Geschaltet wird mit einer XX1 Gruppe aus dem Hause SRAM und für Verzögerung sorgen Shimano XTR Scheibenbremsen. Abgerundet wird das edle Gesamtpaket von ENVE-Laufrädern mit DT Swiss 240 Naben. 12,34kg bringt das Komplett-Bike so bei Größe M auf die Waage – und belastet den Geldbeutel mit einer unglaublichen Summe von über 10.000 US$.

Wer es weniger sportlich und dafür etwas entspannter und vor allem günstiger möchte, der kann sich zwischen zwei weiteren Modellen des Intense Tracer T275 Carbon entscheiden.

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# Unser Test-Bike: Seit Mitte Januar befindet sich dieses Schmuckstück nun in unseren Händen und musste schon für so manche Schandtat herhalten. Unsere Eindrücke erfahrt ihr morgen im abschließenden Fahrbericht.

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Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Fahrbericht folgt

Seit Mitte Januar haben wir eines des brandneuen Intense Tracer T275 Carbon Bikes in der „Factory Build“-Version in unserer Obhut. Auf zahlreichen Trails unterschiedlichster Art musste es bisher sein Können unter Beweis stellen. Wie es sich in den letzten zwei Monaten geschlagen hat, erfahrt ihr morgen im Fahrbericht.

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Impressionen der „Intense Experience“

INTENSE+EXPERIENCE Media Day von Thomas – mehr Mountainbike-Videos

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# Jeff Steber und die Wurzeln von Intense: 1993 fertigte Steber die ersten Alu-Rahmen in Serie. In seinen Händen hält er das aktuelle DH-Bike M9. 

Intense Factory Tour
# Intense Factory Tour

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# Die Montage-Linie im Intense-Werk in Temecula. 

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# Hier entsteht ein Carbine Rahmen. 

Intense Experience
# Intense Experience: die Präsentation des neuen Tracer T275c wurde eindrucksvoll inszeniert. 

Intense Experience Overall-3
# Echter Kult: Das original Bike von DH-Legende Shaun Palmer 

Das Tracer 27,5c im Einsatz

Intense – Kovarik T275 Promo von Thomas – mehr Mountainbike-Videos

Intense Tracer 27,5 Carbon-11
# Auch Chris Kovarik ist bereits auf dem neuen Tracer unterwegs. 

Intense Tracer 27,5 Carbon-9
# Was bei Kovarik hält, sollte in der Regel überhall halten. 

Intense Tracer 27,5 Carbon-6
# Intense Tracer T275 Carbon

  1. benutzerbild

    castolin

    dabei seit 07/2012

    Ist halt alles Geschmackssache und die einen möchten Geld für ein solches Bike ausgeben und die anderen eben nicht oder können villeicht auch nicht (ist ja auch verständlich). Ich für mein Teil kann nur sagen, dass ich mir vor zirka genau 2 Jahren einen nicht gerade billiges Carbon MTB (Stumpjumper Expert) gekauft habe, da jederman hierauf schwört. Habe jetzt seit geraumer Zeit ein Tracer 275 in Alu und möchte es nie wieder hergeben. Es liegen Welten zwischen dem Stumpi und dem Tracer. Der Tracer ist einfach wie für mich gemacht. Andere werden vielleicht nicht glücklich damit werden, da sie eben besser mit einem Treck, oder sonstigem MTB zu Recht kommen.

    Um jetzt aber, aus iergendwelchem Grund auch immer, alles was Intense herstellt schlecht zu reden, finde ich einfach nur doof. Ich würde mir auch nie mehr ein Specialized kaufen, rede aber darum nicht alles was die herstellen den Bach hinunter.

    Just my 2 sens....

  2. benutzerbild

    Hillside

    dabei seit 05/2013

    US made Carbon wäre auch was gewesen. Jeff hat zwar in Interviews immer wieder betont es wäre zu teuer, aber wie teuer es geworden wäre sagte er nicht.

    Anscheinend hat Intense keine Carbon-Kompetenz aufbauen können. Schon die Entscheidung, für das Rahmendesign zu Seed zu gehen, ist wegweisend (Made in Germany). Dann ist auch nicht mehr wirklich wichtig, ob er in den USA gefertigt wird. Das darf man kritisieren, wenn er vorher die Made in USA Karte so spielt. Aber die Welt ist eben alles andere als perfekt. Die meisten Bike-Firmen wollen in erster Linie Gewinn machen. Keiner wird seine Kalkulation offenlegen. Wollen wir ihnen das allen Ernstes vorwerfen? Intense hat eine harte Zeit hinter sich. Es ist doch schön, wenn sie wieder Boden unter den Füßen haben.
  3. benutzerbild

    der_erce

    dabei seit 08/2006

    Die meisten Bike-Firmen wollen in erster Linie Gewinn machen.
    Das gilt für alle Firmen. Aus reiner Barmherzigkeit macht keiner den Wahnsinn mit.
  4. benutzerbild

    Burnhard

    dabei seit 08/2007

    Das gilt für alle Firmen. Aus reiner Barmherzigkeit macht keiner den Wahnsinn mit.

    Das gilt auch fast ausnahmslos für die Menschen...
    Noch ein weiterer Grund wieso diese Diskussion über die Preise von solchen Rädern sinnbefreit ist.
  5. benutzerbild

    der_erce

    dabei seit 08/2006

    Es ist aber Quatsch bei so einem Preis eine Überqualität mit zu propagieren oder zumindest gleichzusetzen. Das ist halt eben nicht so. Daher auch der Standpunkt vieler, dass dieses Bike technisch nicht ausgereifter, besser oder abgefahrener ist als ein anderer Carbon 650b Flitzer.
    Hier (in der Diskussion) gehts nur um Marken und Fables und das hat nichts eben mit objektiver Betrachtung des Rahmens zu tun.
    Und wenn du, @Burnhard noch meinst, dass du das Geld mit gutem Gewissen zu deinem Händler trägst, damit er seine Brötchen verdient, klingt das für mich sehr wohl nach Barmherzigkeit. Zumindest interpretiere ich das so aus deinem mittlerweile gelöschten Posting

    Kannst du in Hamburg überhaupt beurteilen was so ein Rad gut macht?
    Und was heisst verarschen? Meinst du ernsthaft ein Intense-Fahrer weisst nicht das es YT etc. gibt? Ich bin gerne bereit für so einen Rahmen mehr zu zahlen. Sei es Prestige oder einfach nur das gute Gewissen, dass ich meinem Händler damit sein täglich Brot sichere...

    Was sagt uns dieser Satz über dich? Du hast (vermutlich) das Geld, dir ist das Material im Großen und Ganzen eigentlich Schei* egal und du hast anscheinend keine Ahnung. All das ist grundsätzlich absolut legitim und du kannst machen was du willst. Das wird dir niemand verbieten und das ist auch gut so.
    Aber das gepose ist das, was mal überhaupt nicht geht. Sei es drum. Wird man demnächst wohl auch noch auf der Piste die Gucci-Pedale mit Diamanten und das Valentino Jersey mit Palietten sehen.

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