Seit gestern ist es offiziell und samt allen Details publik: Fox bringt für 2015 eine Neuauflage der beliebten 160er-Gabel 36 RC2 auf den Markt. Die Gabel soll vor allem Enduro-Biker ansprechen, die sich bisher mit der 34 CTD nicht anfreunden konnten. Die Klassifizierung einer waschechten Enduro-Gabel unterstreicht das Gewicht der neuen 36 RC2: In der Float FIT Factory Version für 27,5″-Laufräder und mit 160 mm Federweg bringt die Gabel lediglich 2.027 Gramm auf die Waage (gewogen mit 15-mm-Steckachse samt Adaptern).

Trotz geringem Gewicht gewährt die neue Fox 36 zahlreiche Einstelloptionen, so zum Beispiel eine extern einstellbare Low- und High-Speed-Druckstufe. Die harten Fakten der neuen Fox klingen durchaus verlockend, doch hat das Image der Kalifornier aus Watsonville seit der Einführung der 34 CTD gelitten, was uns auch in Bezug auf die 36 skeptisch macht. Im Rahmen eines Presse Camps im Südtiroler Latsch hatten wir die Gelegenheit, die Gabel einmal richtig ran zu nehmen. Unsere Erfahrungen lest ihr hier.

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# Neu gegen alt: links die aktuelle Fox 36 RC2 Float FIT Factory, rechts die gestern vorgestellte Neuheit für 2015 – der Name bleibt. 

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# Frei Wahl: 15- und 20-mm-Steckachse ist möglich
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# Steifer trotz geringerem Gewicht: dem neuen Casting sei Dank
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# FOX 36 RC2 Float FIT Factory Kashima 2015: 2.027 Gramm in 27,5″
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# FOX 36 RC2 Float FIT Factory Kashima 2014: 2.217 Gramm in 26″

Fox 36 RC2 Float: Unser erster Test

Im Südtiroler Latsch hatten wir (MTB-News.de-Tester Mario und Maxi) die Möglichkeit die neue 36 RC2 erstmals auf den Trail zu testen. Während Mario sich mit zwei Testtagen in Latsch begnügen musste, konnte ich eine der beiden Gabeln für weitere Testfahrten mitnehmen. Diese Gabel wird aktuell im neuen GT Sanction gefahren. Ein ausführlicher Test beider Produkte ist also sicher. Dennoch möchten wir euch unsere ersten Eindrücke auf der neuen 36 RC2 Float FIT Factory nicht vorenthalten.

Wie alle Fox Gabeln der Factory-Linie wirkt auch die neu aufgelegte 36 überaus hochwertig. Einzig die Decals passen nicht ganz zum sonst so modernen Look der Gabel. Doch das ist gewollt: In Anlehnung an das 40-jährige Firmenjubiläum fallen die neuen Decals im Retro-Style aus. Ohne Zweifel eine Frage des Geschmacks.

Wer bisher noch das Bild der aktuellen 36 im Kopf hat, dem dürften schnell die überarbeiteten Ausfallenden auffallen, die neuerdings ohne Schnellspannsystem, stattdessen aber mit geschraubter Klemmung auskommen. Zwar fällt die Montage des Vorderrades damit bei Weitem nicht mehr so praktisch aus wie beim Vorgänger, dafür konnte man das Gewicht um einige Gramm drücken. Trotzdem fällt die Montage der Steckachse denkbar leicht und auch die Adapter für die kleinere, jedoch in Summe etwas schwerere 15-mm-Achse lassen sich problemlos montieren. Geht es um das Setup, so weißt auch die neue 36 ebenso hochwertige Einstellknöpfe auf, wie es in der Vergangenheit schon immer der Fall war. Auf die Einstellung selbst wollen wir jedoch weiter unten zu sprechen kommen.

An dieser Stelle sei auf den gestern erschienenen Artikel verwiesen, in dem wir euch das 2015er Modell der 36 RC2 bereits ausführlich vorstellten. Besagter Artikel wurde heute Morgen nochmals durch einen detaillierten Technik-Part ergänzt. Alle wichtigen Infos findet ihr demnach hier (http://ibc.io/n1r8b) – das gibt uns die Möglichkeit, uns in diesem Artikel rein auf die ersten Fahreindrücke zu konzentrieren.

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# Bei leichten 2.027 Gramm Gewicht in der 27,5″-Version bietet die neue Fox 36 RC2 zahlreiche Einstellmöglichkeiten. 

Fox 36 Test Ludwig Döhl Latsch-1
# Ludwig Döhl fühlt der 36 in Latsch auf den Zahn. 
Fox 36 Test Latsch-4
# Beste Testbedingungen in Latsch. 

Fahreindrücke zur Fox 36

Mario

Rund um Latsch hatte ich zwei Tage lang die Möglichkeit die neue 36 RC2 Float in einem 27,5″-SAM von Focus auf die Probe zu stellen. Schnell war klar, dass es etwas Zeit braucht, um das passende Setup an der 36 RC2 zu finden. Vor allem die recht flache Kennlinie störte mich anfangs, woraufhin wir einen zweiten Volumenspacer in der Luftkammer montierten. Sobald jedoch das richtige Setup gefunden ist, weiß die 36 sehr viel Sicherheit zu vermitteln.

Spurtreu folgte sie den Lenkbewegungen und blieb stets auf Kurs. Auch grobe Schläge nahm sie souverän auf, hätte für meinen Geschmack jedoch etwas satter sein können. Andere Modelle zeigten hier jedoch auch ihre Defizite. In Anliegern und Absprüngen konnte ich kein übermäßiges Wegsacken erkennen, auch wenn ich vermute, mit einem dritten Volumenspacer in der Luftkammer noch besser bedient gewesen zu sein. Die Traktion könnte etwas besser sein – doch auch hier handelt es sich um das bekannte „Jammern auf hohem Niveau“.

Fox 36 Test Ludwig Döhl Latsch-2
# Cube Action Team-Fahrer Ludwig Döhl machte für uns den Guide und zeigte uns die besten Teststrecken in und um Latsch. 

Maxi

Auch ich war auf der neuen Fox 36 erstmals im Rahmen des Presse Camps in Latsch unterwegs. Wie schon Mario, musste auch ich schnell feststellen, dass ein feinsäuberliches Setup der beiden Druckstufen an der 36 von elementarer Bedeutung ist. Das anfangs von Fox voreingestellte Werks-Setup sorgte bei mir nach der ersten Testfahrt für starke Ernüchterung. Bockig, unsensibel und alles andere als sicherheitsvermittelnd empfand ich die Gabel. In Dauerschleife nahmen Mario und ich den fast schon allseits bekannten „Chili“-Trail unter die Stollen und passten jede Einstelloption von Fahrt zu Fahrt an, bis wir nach akribischer Arbeit ein ideales Setup gefunden hatten.

In besagter Einstellung vermittelte mir die Fox massig Sicherheit. Ich fühlte mich quasi herausgefordert und konnte in Rennmanier immer extremere Linien wählen. Allerdings musste ich auch feststellen, dass sich trotz feinem Ansprechverhalten relativ bald Ermüdung in Händen und Armen breitmachte. Zurückführen würde ich das auf ein nicht ganz so sattes Fahrverhalten. Die Gabel muss mit richtig Nachdruck gefahren werden, um Schläge optimal aufzunehmen, ohne diese an den Fahrer weiter zu geben. Für mich bedeutete das, dass ich auch meiner sonst ehr hecklastigen, evtl. sogar passiven Fahrposition bewusst nach vorne kommen musste, um mit dem Oberkörper Druck auf´s Vorderrad zu bringen.

Im weiteren Testverlauf abseits der Trails von Latsch spielte ich über das Luftkammervolumen mit der Federkennlinie – wodurch besagte Defizite etwas ausgleichen konnte (aktuell sind 2 Volumenspacer verbaut). Auf den recht unspektakulären heimischen Trails erwies sich die Gabel als gut, jedoch war kein merklicher Vorteil gegenüber anderen Gabeln wie Pike, Mattoc oder gar der 34 zu spüren. Einen kleinen „Ah ha“-Effekt erzielte die Gabel dann wieder bei einem Bikepark-Besuch: Je schneller und härter es zur Sache geht, desto besser gefällt mir die 36.

Fox 36 Test Latsch-2
# Raues Gelände und das am besten im Vollgasmodus, so hat es die 36 gern. 

Der Vergleich zur Konkurrenz

Besonders interessant dürfte für viele wohl der Vergleich zwischen Foxs aktuellem Enduro-Modell 34 CTD und der neuen 36 RC2 sein. Zwar bietet Fox die 34 im kommenden Jahr mit verschiedenen Grund-Setups an, welche die Gabel genau auf die Bedürfnisse des Fahrers anpassen soll und damit die Logik des im Herbst getesteten RAD-Modells verfolgt (hier zum Test der 34 CTD RAD), doch wird die 34 durch die neue 36 zurück in den All Mountain-Sektor gedrängt – wo sie sicherlich am besten aufgehoben ist. Dennoch sollte festgehalten sein, dass sich die 36 RC2 an eher versierte Fahrer richtet und ihre beste Performance im groben Gelände abrufen kann. Wer nicht ständig in rauem Gelände unterwegs ist und die Gabel nicht durch einen aktiven Fahrstil ausnutzen kann, der dürfte bei gemächlicher Gangart mit der 34 CTD nach wie vor besser bedient sein.

Nicht weniger interessant dürfte wohl ein kurzer Vergleich (wurde nicht im direkten Vergleich getestet) zu den aktuell besonders interessanten Modellen wie Pike, Mattoc und Deville sein (zum Enduro Gabel Vergleichstest). Dazu lässt sich sagen, dass die 36 RC2 bei gemäßigter Gangart auf dem Niveau von Pike und Mattoc liegt. Doch ganz wie die Deville, kann die neue 36 ihre Stärken erst bei harter Gangart ausspielen. In diesem Bereich ist sie beispielsweise einer Pike überlegen, kann an eine Deville jedoch noch nicht ganz herankommen. Auch was die Traktion anbelangt, hatten wir das Gefühl, mit der Mattoc etwas besser die Linie halten zu können. Wie man sieht, hat jede Gabel aktuell ihre Vorzüge – letzten Endes hilft da nur, sich selbst darüber im Klaren zu werden, auf welche Eigenschaften man besonders viel Wert legt, und nach diesen beim Kauf zu entscheiden.

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# Für unseren Langzeittest werden wir die Fox 36 nicht schonen, das gilt auch für die Wartung. 

Fazit zur Fox 36 RC2 Float FIT Factory Kashima 2015

Mit der Neuauflage der 36 RC2 Float hat Fox wieder ein heißes Eisen im Feuer der 160-mm-Enduro-Gabeln. Schon die Fakten als solches sprechen für sich, denn mit 2.027 Gramm Gewicht, zahlreichen sinnvollen Einstelloptionen und der Option zur freien Wahl der Steckachse hebt sich die 36 von der Konkurrenz ab – wenn auch nur dezent. In Sachen Fahr-Performance sieht das jedoch etwas anders aus: Zwar leistet die 36 RC2 eine sehr gute Arbeit und kann vor allem bei extremen Belastungen ihre Vorteile ausspielen, doch ist die Gabel nicht so satt wie andere in dieser Klasse. Auch wenn sich das Setup dank eines breiten Einstellbereichs der beiden Druckstufen, sowie durch die variable Federkennlinie an jeden sportlicheren Fahrstil anpassen lässt, so verlangt die 36 nach etwas Nachdruck, um ihr hohes Potenzial ausschöpfen zu können. Rennfahrer dürften das zu schätzen wissen, komfortorientierte Enduro-Biker könnte das jedoch stören. Salopp gesagt ist die 36 RC2 Float eine super Wahl für schnelle aggressive Fahrer, die sich durch ihr Material nicht limitieren lassen wollen. Sollte die 36 ihre bisher abgelieferte Performance auf Dauer beibehalten und sich im weiteren Testverlauf keine Fehler erlauben, so lässt sich jetzt schon spekulieren, dass Fox nun doch der längst überfällige große Wurf gelungen ist.

Pro:

  • sehr fein einzustellen
  • sehr gute Dämpfung
  • leicht
  • sehr individuell anzupassen
  • vermittelt sehr viel Sicherheit

Contra: 

  • beste Performance erst bei hoher Last (je schneller desto besser)
  • keine werkzeuglose Achsmontage

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Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Preisvergleich Fox 36 RC2 Float FIT Factory Kashima 2015


Interview: Chris Trojer, Fox Europe

Nach zahlreichen interessanten Fragen in den Kommentaren des gestrigen Vorstellungsartikels kontaktierten wir Chris Trojer von Fox Europa und holten einige interessante Antworten ein.

MTB-News.de: Wie sieht es mit dem Service aus: Was kann und darf der Kunde an der 36 machen und welche Ersatzteile stehen ihm dafür zur Verfügung?

Chris: Wie an all unseren Gabeln darf der Kunde auch an der neuen 36 ALLES, wirklich ALLES (man achte auf die ausdrückliche Betonung) selber machen. Das vorherrschende Image, dass dem nicht so ist, würden wir gerne los werden!

In der Vergangenheit haben wir uns dieses Image leider selber verpasst, aber seit einigen Jahren bekommt der Kunde ALLE Ersatzteile und ALLE Tools die er für unsere Gabeln benötigt. Mittlerweile bieten wir sogar die ‚Crushwasher‘, also die kleinen Kunststoffringe, die sich unten in den Befestigungsmuttern befinden, als einzelnes Ersatzteil an, um dem Kunden alle Möglichkeiten zu geben, seine Gabel kosteneffizient selbst einem Service zu unterziehen. Hier haben wir uns wirklich zu Gunsten des Kunden verbessert!

Es kann alles über den Webshop von FOX Deutschland bezogen werden, auch als Endverbraucher. Alle Öle, Dichtungen etc.. einfach ALLES was FOX Federgabeln angeht. Direkt zum Shop: foxracingshox.de

Was genau hat es mit dem dünneren Dämpfungsöl auf sich, durch welches die Zugstufe verbessert worden sein soll? Wurde der Tune lediglich so ausgelegt, dass man dieses Öl neuerdings verwenden kann – oder wurde auch die Hardware der Zugstufe erneuert?

Der Tune wurde generell auf die geringere Ölviskosität abgestimmt (früher FOX 10W, neue 36 FOX 5W – selbes Öl wie in FORD RAPTOR Shocks). Mit Verwendung des FOX 5W Öl bleibt die Dämpfung konstanter, da dieses Öl (auch auf Grund der geringeren Viskosität) weniger temperaturempfindlich ist.

Kann man seine alte RC2-Kartusche auf den Stand der 2015er bringen (neues Tune, Öl und Seal Head)?

Das mit dem neuen Seal Head geht auf jeden Fall – uns ist immer wichtig die Kompatibilität der Neuheiten mit bereits existierenden Produkten. Öl und Tune lassen sich auch verändern, hier stellt sich wieder die Sinnfrage. Generell lassen sich alle unsere Produkte tunen – wir arbeiten mit Shimstacks für Compression und Rebound.


# Mit Chris Trojer von Fox Europa beim Fox Hausbesuch in Kalifornien. 

Fox 36 Test Latsch-3
# Aktuell kommt Foxs brandneue 36 Float RC2 zu Testzwecken im ebenfalls neuen GT Sanction 27,5″ zum Einsatz.  

  1. benutzerbild

    RockyRider66

    dabei seit 12/2006

    Schau dir einfach hier Linie mit verschiedenen Cans für den Dämpfer an, dann ist eigentlich alles erklärt.

  2. benutzerbild

    morphe72

    dabei seit 12/2002

    Unabhängig von Kennlinien usw. finde ich es bemerkenswert, dass es eine 20mm Achsoption gibt. Für mich macht es die Gabel sehr attraktiv! 15mm sind sicher eine Alternative zum Schnellspanner. Warum man es bei 150mm plus verbaut verstehe ich bis heute nicht. Aber ich bin ja auch nur ein Ingenieur, da fehlt mir der geistige Horizontsmilie

  3. benutzerbild

    maxracingshox

    dabei seit 07/2008

    Hasardeur hat recht. Eine schnelle, adiabate kompression eines Gases hat zur Folge, dass die Kompression dynamisch höher ist.
    Dazu kann man mal das Schlagwort "Adiabatenexponent" in die Suchmaschine eingeben.

  4. benutzerbild

    AndiBar361

    dabei seit 03/2011

    hat sich eigentlich in den Modellen 16-17 was geändert oder sind die Baugleich zu 15?

  5. benutzerbild

    RockyRider66

    dabei seit 12/2006

    hat sich eigentlich in den Modellen 16-17 was geändert oder sind die Baugleich zu 15?
    Im großen ganzen sind die gleich.
    Kleine Änderungen in der Abstimmung und Achsaufnahme gibt es schon.

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