Während wir nebenan noch eine eher technisch versierte Diskussion führen, ob und wie der Dämpfer von unerwünschten Querkräften befreit werden kann, wollen wir hier eine Diskussion darüber führen, an der sich alle beteiligen können. Es soll darum gehen, wie die verschiedenen Rahmengrößen sich unterscheiden. Hier sind also ganz besonders kleine und große Bikerinnen und Biker gefragt. Denn während meist eine mittlere Rahmengeometrie ausgetüftelt wird, sind kleine und große Rahmen häufig nur Ableger davon – zu Recht? In einer Umfrage wollen wir wissen, wie zufrieden ihr mit euren Rahmengrößen seid.


# Einer der guten Aspekte des von uns gewählten Konzeptes: Bei verschiedenen Rahmengrößen müssen für die Montagepunkte der Dämpfer keine großen Gussets oder Biegungen eingeführt werden.

Die Umfrage

Für gewöhnlich werden bei größeren Rahmengrößen die Hauptrahmen länger und höher. Ergibt ja auch Sinn, schließlich wachsen ja auch die Fahrer. Währenddessen bleiben andere Maße identisch. In Folge dessen hat das selbe Bike in Rahmengröße XL ganz andere Proportionen als in Rahmengröße S. Liegt auch an den nicht mitwachsenden Reifen, aber eben auch an konstanten Kettenstrebenlängen, Lenkwinkeln, …

Man beachte, wie sich die Proportionen ändern: Statt den gesamten Rahmen zu skalieren, wächst nur der Hauptrahmen, der Sitzwinkel wird hier steiler:

ICB size XL NEW
# ICB size XL NEW
ICB size S
# ICB size S

Der Haken an der Sache: Während sich die Fahrerhaltung wie gewünscht streckt und reckt, ändert sich die Position auf dem Bike. Das Vorderrad wandert wegen des längeren Hauptrahmen nach vorne, doch das Hinterrad bleibt, wo es ist. Je weiter man den Sattel nach oben zieht, desto mehr verlagert sich das Gewicht aufs Hinterrad. Folglich muss sich ein XL-Bike für eine XL-Person anders fahren, als ein S-Bike für eine S-Person – der einzige Haken: Bisher habe ich niemanden kennen gelernt, der unterschiedlich groß war und unterschiedliche Größen des selben Bikes Probe gefahren ist :)


# Während manche Werte auch extern festgelegt sind (wie beispielsweise die Gabellänge), sind wir bei anderen komplett frei: Rahmenlänge und höhe beispielsweise.

Gängiger Ansatz gegen die ungewollte Schwerpunktverschiebung in Richtung Hinterachse ist es, bei größeren Rahmengrößen den Sitzwinkel steiler zu machen: Dadurch bleibt der Schwerpunkt des Fahrers zumindest im Sitzen etwas mittiger zwischen den Rädern. Sobald der Fahrer aufsteht, ist der Effekt allerdings dahin. Bei anderen Herstellern wachsen deshalb die Kettenstreben des Bikes mit dem Hauptrahmen, was sowohl im Sitzen, als auch im Stehen zu der gewünscht ähnlichen Gewichtsverteilung führen soll. Nur wird dadurch der Radstand nochmals länger, was eventuell auch nicht im Sinne des Erfinders ist. Das knifflige an der Diskussion ist – wie oben angedeutet – dass die meisten von uns sich nur mit ihrer eigenen Rahmengröße auskennen.

Aus diesem Grund haben wir eine Umfrage erstellt, in der wir versuchen, herauszufinden, wie zufrieden BikerInnen verschiedener Größen mit ihren Rahmengrößen sind. Wir sind gespannt, ob Trends erkennen lassen, ob die theoretischen Probleme (unterschiedliche Radlastverteilung, Schwerpunktlage, …) auch in der Praxis so bewertet werden, oder ob das alles reine Gedankenspiele sind.

Das Ergebnis

Allgemeine Zufriedenheit

Insgesamt sah es ja so aus, als wäre alles gut – das liegt aber nur daran, dass die meisten Leute eben M oder L sind. Die finden ihre Größe auch tatsächlich gut. Alle anderen… naja:

Generelle Zufriedenheit mit Geometrie der Rahmengröße
# Generelle Zufriedenheit mit Geometrie der Rahmengröße

Rahmenhöhe

Ja, das hätte man kommen sehen können. Aber so eindeutig wie in dieser Umfrage habe ich persönlich die Geschichte noch nie bestätigt bekommen: Kleinen Bikerinnen und Bikern sind die Rahmen zu hoch, großen sind sie zu niedrig:

Zufriedenheit mit der Rahmenhöhe
# Zufriedenheit mit der Rahmenhöhe

Rahmenlänge

Hier ist die Aussage weniger eindeutig: Der S-Gruppe scheint kaum zu helfen zu sein (genau gedrittelt zu kurz, richtig lang, zu lang). Nach oben hin scheinen die Rahmen aber nicht genug an Länge zuzulegen – immer mehr finden die Rahmen schlicht zu kurz.

Zufriedenheit mit der Rahmenlänge
# Zufriedenheit mit der Rahmenlänge

Wünsche Komponenten / Sitzposition

Das ist für mich eine kleine Überraschung: Große Biker sitzen laut diesem Ergebnis nicht stärker über dem Hinterrad, als durchschnittliche Biker. Darf man daraus folgern: Mitwachsende Kettenstreben braucht es wohl wirklich nicht? Oder lediglich: Steilere Sitzwinkel tun’s auch? Bleibt zu untersuchen. Fest steht aber: Die kleinste Gruppe hat die geringsten Probleme mit dem „Über dem Hinterrad sitzen“, und wird am ehesten mit kurzen Teleskopstützen abgespeist / gerät in Bauraumkonflikt. Ansonsten: Tendenziell etwas kürzere Vorbauten, etwas längere Sattelstützen, aber keineswegs eindeutig.

Wünsche in Abhängigkeit der Körpergröße
# Wünsche in Abhängigkeit der Körpergröße

Die Detail-Analyse

Die spannendste Frage überhaupt: Wer ist denn mit Länge und Höhe seines Rahmens zufrieden? Bei der M-L-Mehrheit ein einigermaßen großer Teil, 30 – 40 %. Bei den „Randgruppen“: Quasi niemand. Gerade einmal 12 % in der Kategorie S und lächerliche 5 % in der Kategorie XXL! Bei beiden relativ deutlich zu sehen: den einen sind die Räder nach wie vor zu groß, den anderen zu klein. Die Gesamtspanne, in der Rahmengrößen variieren, scheint zu klein zu sein. Doch auch im Mittelfeld scheinen Volltreffer-Geometrien der Minderheit vergönnt.

Detail-Analyse
# Detail-Analyse

Fazit

Wie kommen wir der Thematik bei? Maßrahmen für alle? Das sicher nicht, aber wir werden kreativ werden müssen. Danke an Alle fürs Mitmachen, ihr seid großartig. Ich bin gespannt, welche Erkenntnisse wir hier noch sammeln, und welche Schlüsse wir daraus ziehen.

  1. benutzerbild

    duc-mo

    dabei seit 05/2011

    Aha, 650B ist also ein Trend der sinnvoll ist. Gut zu wissen smilie

    Das hast du gesagt...
  2. benutzerbild

    Speziazlizt

    dabei seit 04/2007

    Die Laufradgrößendiskussion ist schon seit Wochen abgehakt und demnach entsprechend unnötig.

  3. benutzerbild

    foreigner

    dabei seit 04/2009

    Aber die Gründe, warum die Leute das Carver ICB mit min. 2 cm Spacer fahren, sind doch eher, dass sonst die Sattelüberhöhung zu groß wird und die Bremshebel am Oberrohr anschlagen.
    Ansonsten muss der Stack bei größerem Reach doch eher kleiner werden, damit man etwas Druck auf das Vorderrad bekommt.
    Sonst wird der Abstand zwischen Tretlager und Steuerrohr immer größer und das Gewicht wandert weiter Richtung Hinterachse.

    Zusammen mit den kurzen Kettenstreben finde ich die Balance stehend im ersten ICB nicht so schlecht.
    Allerdings fahre ich es mit einer 545 mm langen Gabel und könnte mir sogar vorstellen die Länge noch auf 535 mm zu verkürzen.

    Der Stack muss definitiv höher. Es macht vom Druck aufs Vorderad nicht viel aus, ob der Stack 15mm höher ist. Sehr wohl aber von der Position auf dem Bike. Man bekommt mit niedrigem Stack das Vorderad viel schwerer hoch, das bike fährt sich wenig verspielt und sicher. Das sind alles aber eigentlich Vorteile von Bikes mit langem Reach und kurzen Kettenstreben, wenn der Stack stimmt. Fehlender Druck auf dem Vorderrad haben bikes mit langem Reach nur, wenn die Lenkwinkel zu flach gemacht werde. Flache Lenkwinkel und langer Reach mit kurzer Kettenstrebe beißt sich. Alle wirklich guten und gelobten Bikes die mit relativ langen Reach und kurzem Heck arbeiten haben ein recht großen Stack Wert und für ihren Einsatzbereich relativ steile Lenkwinkel.
    Ich kann das nur bestätigen. Habe beim ICB vor 2 Wochen testweise einen Lenker mit 40mm Rise drauf gebaut und es hat sich um Welten besser gefahren. Viel einfacheres Handling. Wesentliche Nachteile von Druck auf dem Vorderrad konnte ich nicht feststellen, weder bergab noch bergauf. Ich werde mir definitiv einen hohen Lenker für das Rad holen.
    Das andere Problem mit anschlagen am Oberrohr hatte ich nie. Bei mir ist da sogar noch ganz gut Platz.
  4. benutzerbild

    arghlol

    dabei seit 06/2011

    Man bekommt mit niedrigem Stack das Vorderad viel schwerer hoch, das bike fährt sich wenig verspielt und sicher. Das sind alles aber eigentlich Vorteile von Bikes mit langem Reach und kurzen Kettenstreben, wenn der Stack stimmt.
    Mit dem Hochziehen hast du natürlich recht. Das sich das Ganze dadurch etwas weniger "verspielt" fährt kann ich mir schon vorstellen.

    Meinst du mit der gefühlten Sicherheit, dass man sich bei einem langen flachen Rad doch sehr mit dem Kopf vorran den Berg runterstürzt? Das wäre der einzige Grund der mir so einfällt, warum ein höheres Rad mehr Sicherheit vermitteln könnte.

    Ansonsten war das mit Bremsgriffen auch erst ab Größe L ein Problem.

    Aber so wie sich das bei dir liest muss ich doch mal eine höhere Front ausprobieren. Vielleicht kommt da ja ein "Aha"-Erlebnis.
    Bisher war ich immer der Meinung, dass ein kurzes Rad ruhig etwas höher sein kann, damit man sich noch etwas darauf strecken kann ohne das Gefühl zu haben vorne über zu kippen und ein langes eher flach, damit man sich nicht zu sehr strecken muss.
  5. benutzerbild

    Lt.AnimalMother

    dabei seit 02/2008

    Ich hab die gleiche Erfahrung gemacht wie Foreigner. Je tiefer die Front desto mieser fühlt sich das ICB 1.0 für mich an. Ich habe mit 5mm Spacer, 40er Vorbau, 20mm Rise und 150mm Gabel angefangen, und hatte das Gefühl bei jedem bisschen über den Lenker zu gehen. Mittlerweile bin ich nach mehreren Schritten bei 25mm Spacer, 38mm Rise 50er Vorbau und 170er Gabel angekommen und das Bike fühlt sich in jeder Situation "richtig" und ausbalanciert an!

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