Scott Gambler 700 - 2015: DH-Alleskönner für 26" & 27,5"

Freiheiten bis zum Gehtnichtmehr beim Scott Gambler 2015: Scott überlässt Gambler-Kunden ab 2015 nahezu unbegrenzten Entscheidungsfreiraum. Neben diversen Geometrieoptionen können Gambler-Fahrer zukünftig auch frei über die bevorzugte Laufradgröße entscheiden, denn das neue Gambler 700 lässt sich sowohl mit 27,5″- als auch mit 26″-Laufrädern fahren. Beim Scott Media Camp in Davos wurde das brandneue Gambler 700 für das kommende Jahr präsentiert.

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Scott präsentierte vergangene Woche im eigenen Herkunftsland Schweiz die Neuheiten für kommendes Jahr. Eine der wohl spannendsten Neuheiten ist die Neuauflage des DH-Boliden Gambler: Trotz ähnlichem Look ein gänzlich neues Bike, so die Aussage von Scott Ingenieur Dan Roberts. Im Zuge der Präsentation fügte Scott Gravity Product Manager Ben Walker hinzu, dass sein Arbeitgeber einer der wichtigsten und führenden Entwickler des 27,5”-Standards sei, wodurch die Einführung besagter Laufradgröße auch im Gravity-Sektor mehr als naheliegend sei. Dennoch wolle man den Kunden nicht bevormunden, weshalb man das neue Gambler so ausgelegt habe, dass es auch mit 26″-Laufrädern aufgebaut werden könne, und das, ohne jegliche Geometrienachteile hinnehmen zu müssen. Das 2015er Gambler sei somit das wohl universell einsetzbarste DH-Bike auf dem Markt.

# Scott Gambler 700 – Gstaad Scott Edition, Modell 2015

Scott Gambler 2015

Vor einigen Wochen tauchten bei einem Lauf der British Downhill Series in Fort William erstmals Bilder eines Gambler-Prototyps auf, der ebenjenen Entwicklungsschritt zum nächstgrößeren Laufradstandard vermuten ließ (hier zum Artikel). Doch nicht nur das: die Bilder weckten auch den Eindruck, als hätten sich die Scott-Entwickler vom hubstarken 266 mm langen Dämpfer getrennt und würden nun auf einen herkömmlichen 241-mm-Dämpfer setzen. Letzteres ist nicht der Fall, wie sich bei der Präsentation des neuen Gambler herausstellte.

Die Neuauflage des Scott DH-Bikes baut nach wie vor auf einem 266 mm langen Dämpfer auf, welcher ein kleines Übersetzungsverhältnis erlaubt. Dennoch wurde das Federungssystem am Gambler überarbeitet: Die Kinematik soll nun besser zu Fox´ neuen DHX RC-Dämpfern passen, die seit 2014 mit dünneren Kolbenstangen aufgebaut werden. Außerdem würde die Kennlinie neuerdings konstanter und flacher ausfallen, was laut Scott den sinnvollen Einstellbereich des Dämpfers deutlich vergrößern würde. Somit würde nun jeder Fahrer das richtige Set-Up für seinen individuellen Einsatzzweck und Fahrstil finden können.

# Der Gambler-Hinterbau wurde überarbeitet.

# Zum Vergleich: der Hinterbau 2014

Um den immer anspruchsvoller und vor allem schneller werdenden DH-Strecken gewachsen zu sein. wurde der Hauptrahmen des Gambler etwas in die Länge gezogen: Beim „Large“-Rahmen beläuft sich der Reach neuerdings auf 445 mm – damit fällt der Rahmen rund 10 mm länger aus als sein Vorgänger. Der Radstand hingegen wird kaum länger, da der Lenkwinkel aufgrund des besseren Überrollverhaltens der größeren 27,5″-Laufräder sowie des dadurch bedingten Veränderung des „Rake“ (Nachlauf) von 62° auf etwas steilere 63° abgeändert wurde. Wer dennoch einen flacheren Lenkwinkel möchte oder sein 2015er-Gambler mit 26″-Laufrädern aufbaut, der kann den Lenkwinkel über mitgelieferte Syncros-Steuersatzschalen in 1°-Schritten von 65° bis 62° verändern.

# Lenkwinkelanpassung via Steuersatz – Über mitgelieferte Steuersatzschalen lässt sich der Lenkwinkel in 1°-Schritten von 65° bis 62° verstellen.

Damit 26″-Fahrer keine Geometrie-Nachteile erleiden müssen, lässt sich die Tretlagerhöhe via Flip-Chip einstellen: 10 mm Höhenunterschied bewirkt die Drehung der unteren Dämpferaufnahme, was unter anderem auch Auswirkungen auf Reach und Lenkwinkel hat. Über all diese Einstelloptionen lässt sich das Gambler sowohl unter Verwendung von 27,5″-Laufrädern wie von 26″-Laufrädern mit ein- und derselben Geometrie fahren. Grundsätzlich fällt die Tretlagerhöhe des 2015er sogar mit 27,5″-Laufrädern etwas tiefer aus als noch beim diesjährigen 26″-Modell.

# Gambler 2015 – für 26″ und 27,5″! – Das neue Gambler lässt sich mit zwei Laufradgrößen fahren, ohne Geometrienachteile hinnehmen zu müssen.

# Geometrieverstellung über einen Flip-Chip – Über den Flip-Chip lässt sich nicht nur die Tretlagerhöhe verstellen, es ändern sich auch Reach und Lenkwinkel.

Die variablen Ausfallenden zur Einstellung der Hinterbaulänge bleiben auch dem neuen Gambler erhalten – somit stehen nach wie vor 425-mm- und 440-mm-Hinterbaulängen zur Wahl. Neu ist hingegen, dass die kurze Einstellung auch mit 27,5″-Laufrädern gefahren werden kann, und das bei gleichem Federweg. Um Platz für das einfedernde Hinterrad zu schaffen, wurde das Sattelrohr etwas nach vorne gezogen, liegt dafür jedoch deutlich flacher im Rahmen.

Neben allerlei erfreulichem Geometrie-Wahnsinn wurde selbstverständlich auch Modellpflege betrieben: Brems- und Schaltkabel werden neuerdings von filigranen, aber haltbaren Gabelanschlägen am Unterrohr geführt. Am Hinterteil des Rahmens verläuft die Kabelführung nicht mehr länger durch und über die Kettenstreben, sondern auf die Antriebsseite durch und auf der Bremsseite unter der Sitzstrebe entlang. Dem Steckachssystem des Gambler blieb man treu, wobei erfreulicherweise nicht mehr verschiede Werkzeuge zum Ausbau eingesetzt werden müssen. Zu guter Letzt lassen sich noch die verbesserten Steifigkeitswerte erwähnen, die im Bereich des Steuerrohrs (Lenkkopfsteifigkeit) um 6% gegenüber dem Vorgänger verbessert werden konnten, im Tretlagerbereich um ganze 15%. Das Gewicht des Rahmens wurde leider nicht herabgesetzt, was Ben Walker mit der enormen Haltbarkeit des Gambler begründet, auf welche er keinesfalls verzichten wollte.

# Fork-Bumper samt Kabelführung

# Die Hinterbaulänge ist einstellbar!

Kurz und bündig: Gambler 2015

Zum Rahmen:

ausgelegt für 26″- & 27,5″-Laufräder
Geometrie extrem variabel (gleiche Geometrie bei beiden Laufradgrößen)
neue Hinterbaukinematik
flachere Kennlinie mit 20% Progression
weniger Dämpferbuchsenrotation
steifer und haltbarer
neue Kabelführung

Die Geometrie:

Reach: 445 mm (Größe „L“, bei tiefer Tretlagerstellung und 63° Lenkwinkel)
Tretlagerhöhe: 343 mm (bei 27,5″-Laufrädern und tiefer Tretlagerstellung)
Hinterbaulänge: 425 mm und 440 mm
Lenkwinkel: 63° (tiefe Tretlagerstellung und normaler Steuersatz – verstellbar von 65° – 62°)

# Scott Gambler 700 – die Neuauflage

# Mit 27,5″-Laufrädern in die Serie.

Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Im Detail: Ben Walker über das neue Gambler

Ben Walker

Ben Walker: Ex-Profi, Trail-Builder und Scott Gravity Product Manager, beschrieb uns im intensiven Gespräch die Philosophie wie auch die Technik, die das neue Gambler zum vielseitigsten DH-Bike auf dem Markt machen sollen.

Die Kinematik sei es gewesen, worauf Ben in enger Zusammenarbeit mit dem Entwickler-Team größten Wert gelegt hätte. Da Fox die neueste Generation der DHX RC-Dämpfer nur noch mit 12-mm-Kolbenstange baut, habe man die Kinematik des Hinterbaus exakt auf die neuen Eigenschaften des Dämpfers anpassen müssen. Nach dem Umstieg auf die dünnere Kolbenstange habe man beim aktuellen Gambler leichte Schwächen im Mid-Speed-Bereich diagnostiziert.

Durch die Neugestaltung des Hebelverhältnisses konnte eine flachere und vor allem konstantere Kennlinie generiert werden, die über 20% Progression verfügen würde, so Walker. Sein Ziel bei der gemeinsamen Entwicklung mit Brendan Fairclough und Nico Vink sei es gewesen, den Hinterbau möglichst unauffällig auszulegen. Zudem sei es ihm wichtig, dass der Hinterbau mit einem breiten Spektrum unterschiedlicher Dämpfer-Setups eine bestmögliche Funktion abliefern würde, da nicht nur unterschiedliche Einsatzbereiche, sondern auch unterschiedliche Fahrstile andere Setups erfordern würden. Genau diesem breiter gefächerten Setup-Bereich wäre eben jeden flachere Kennlinie sehr zuträglich.

Auch habe man das Losbrechmoment der Dämpferbuchsen reduzieren können, da man den Rotationsradius der Buchsen an der unteren Aufnahme deutlich verkleinern konnte. Gerade hochfrequente Schlagabfolgen würden somit besser aufgenommen, was durch verbesserte Traktion für mehr Laufruhe sorgen würde.

# Optimierte Kennlinie dank neuer Hebelausrichtung – Zugunsten des neuerdings dünneren Schafts des Fox DHX-Dämpfers wurde die Kinematik des Rahmens auf den Dämpfer angepasst.

Auch den umstrittenen hohen Hauptdrehpunkt sprach Walker bei unserem Gespräch an: Dieser führe zwar zu einem weniger guten Antriebsverhalten des Rahmens, würde dafür jedoch erhebliche Vorteile mit sich bringen – beispielsweise beim Bremsverhalten. Walker stellt allgemein infrage, ob ein DH-Bike überhaupt noch auch treteffizient ausgelegt sein müsse: Da moderne DH-Bikes mit immer tieferen Tretlagern für mehr Fahrsicherheit und Vortrieb durch Geländenutzung ausgelegt seien, wäre es ohnehin nur noch schwer möglich, im Gelände durch Treten Vortrieb zu generieren ohne mit der Kurbel aufzusetzen.

Stattdessen habe das Gambler durch seinen hohen Drehpunkt den Vorteil, dass es durch die Kettenlängung in Kurven beschleunigen würde. Der Effekt ist wie folgt: Durch den nach hinten ausweichenden Hinterbau längt sich die Kette, was die Kurbeln in der Theorie nach oben ziehen würde. Da diese jedoch mit der vollen Masse des Fahrers belastet sind, reicht die Kraft nicht aus, um den Fahrer anzuheben. Was geschieht ist, dass besagte Kettenlängung an der Kassette angreift: Bei entsprechender Gangwahl und ohne die Bremse gezogen zu haben erfolgt eine Beschleunigung des Hinterrads. Den Effekt dürften wohl viele schon einmal in einem Anlieger erlebt haben: Man verlässt den Anlieger trotz vorhergegangenem Anbremsen mit höherer Geschwindigkeit als bei Kurveneingang.

# Nach wie vor setzt Scott auf einen langen 266-mm-Dämpfer – Die Buchsenrotation am Unlenkhebel beträgt wie schon beim Vorgänger geringe 12°, an der Rahmenaufnahme konnte die Rotation auf 4,6° statt 8,5° herabgesetzt werden.

Zum Thema Gewicht und dem Einsatz von Carbon war Walker auch etwas zu entlocken: Dass der Gambler-Rahmen im Vergleich zu vielen anderen Race-Bikes kein Leichtgewicht ist, ist nichts Neues. Walker begründet das verhältnismäßig hohe Gewicht mit der enormen Haltbarkeit des Rahmens. Es sei kein reines Race-Bike, sondern allem voran ein Bike, dass dem täglichen Gebrauch unter härtesten Bedingungen standhalten müsse. Für ihn persönlich gäbe es nichts Schlimmeres, als mitten in der Saison auf die täglichen BikePark-Ausritte verzichten müssen, weil das Bike nach einem Defekt zum Garantieaustausch eingeschickt werden muss. Das Gambler sei so konzipiert, dass es auch härtesten Einsatz bei täglicher Nutzung locker wegstecken könne.

Dass Carbon diese Anforderungen auch leisten könnte, liege auf der Hand – doch sei es Walker wichtig gewesen, den Rahmen stets ohne Probleme auf Evolutionen aus der Industrie anpassen zu können. Mit einer Carbon-Mould würde man sich für mehrere Jahre auf ein bestimmtes Rahmenkonzept festlegen, was in Anbetracht der starken Progression der Industrieentwicklung jedoch von Nachteil sei, wie der neu aufgelegte Rahmen bestens veranschaulichen würde. Zur Not müsse man durch Veränderungen am Rahmen jährlich auf neue Dämpfertechnologien, Laufrad- und Steuerrohrstandards reagieren können, weshalb es Walker wichtig gewesen wäre, dem Werkstoff Aluminium treu zu bleiben.

# Das neue Scott Gambler

Erstkontakt: das Gambler auf einen Blick

# Geometrieanpassung, wohin das Auge sieht – Durch das kurze Steuerrohr lässt sich die Gabelhöhe stark verstellen: das nimmt starken Einfluss auf den Reach sowie den Lenkwinkel.