Es geht los. Ab heute Nachmittag schaut die Mountainbike-Welt gespannt nach Hafjell. Das Skigebiet, das nördlich von Oslo liegt, richtet dieses Jahr zum ersten Mal die MTB-WM aus. Und es könnte spannend zugehen in Norwegen. Bei den Herren wird der Titelkampf wohl auf den Kampf zwischen den Giganten, Nino Schurter und Julien Absalon, beschränkt, während sich bei den Damen etliche Fahrerinnen Hoffnungen auf des Regenbogenjersey machen dürfen. Wir geben euch einen kurzen Überblick über die Wettkämpfe in Hafjell, die Favoriten und über den Kampf Fully gegen Hardtail. Wer macht das Rennen?

Herren: Schurter und das Fully gegen Absalon uns sein Hardtail?

Wenn am Samstag 14:30 Uhr der Startschuss zum Herrenrennen fällt, dann wandert der erste Blick einiger Experten wohl erstmal auf die Bikes der Akteure. Wer wird das Fully bevorzugen, wer das Hardtail? Es ist eine spannende Frage, die am Ende womöglich über Gold oder Silber entscheiden könnte. Die beiden absoluten Topfavoriten auf den Titel setzen evtl. auf unterschiedliche Bikes.

Das Bike von Nino Schurter: Das Scott Spark in der Viking Lackierung extra für die WM.
# Das Bike von Nino Schurter: Das Scott Spark in der Viking Lackierung extra für die WM.

Nino Schurter, der von Strecke zu Strecke sein Rad wechselt wird vermutlich auf sein Scott Spark setzten, während der Doppelolympiasieger aus Frankreich schon eh und je ein Hardtailfahrer ist. Absalon auf einem Fully kennt man nicht – zumindest fast nicht. Lediglich einmal beim Roc d’Azur 2007 startete der Franzose mit einem vollgefederten Boliden. Doch nach den letzten beiden Worldcups kam der eingefleischte Hardtailbiker ins Grübeln. Er musste selbst zugeben, dass er in einigen Passagen mit seinem BMC Teamelite nicht konkurrenzfähig war gegenüber Schurter und Co. Und so könnte es tatsächlich sein, dass der Franzose sich am Samstag auf ein vollgefedertes Bike schwingt. Aus Hafjell hört man zumindest das Absalon das BMC fourstroke testet. Auf der Strecke soll man ähnlich wie in Méribel und Windham mit dem Fullsuspensionbike Vorteile haben, berichten einige Athleten die schon vor Ort sind. „Der Kurs ist bis auf eine kurze neue Abfahrt der gleiche wie letztes Jahr“, erklärt uns Julian Schelb. Intressant dürften aber nicht nur die Abfahrten, sondern auch die Anstiege werden. „Bergauf ist es brutal technisch. Ich habe richtig Probleme überall hochzukommen. Bei einem Berg weiß ich jetzt schon, dass ich im Rennen laufen werde“, erzählt die Nachwuchsfahrerin Sofia Wiedenroth. Wir dürfen also gespannt sein, ob sich Julien Absalon überwindet und zum ersten Mal in seiner glorreichen Karriere, zugunsten von Traktion und mehr Fahrkomfort, mit einem Fully an den Start einer WM stellt. Eines steht auf jeden Fall fest: Wenn dann beide Topfavoriten auf das gleiche Rad setzten, sind die Uhren wieder auf null gestellt. Dann entscheidet vielleicht die Tagesform, das Glück oder sonst irgendwas Unvorhersehbares. Einen Favoriten auszumachen ist dann nämlich unmöglich.

Das Bike von Julien Absalon. Tauscht er es am Samstag zu ersten Mal gegen ein Fully ein?
# Das Bike von Julien Absalon. Tauscht er es am Samstag zu ersten Mal gegen ein Fully ein?

Und was machen die deutschen Herren? Manuel Fumic präsentierte sich in Méribel glänzend – übrigens auch auf einem Fully. Der Cannondale-Biker wird auf der ruppigen Strecke in Hafjell aller Vorausicht nach wieder auf sein Scalpel setzen, mit dem er im französischen Skiort gut zu Recht kam. Insgesamt stehen die Chancen für den deutschen Vorzeigebiker nicht schlecht einen ähnlichen Coup wie im Vorjahr zu landen – eine Medaille ist an einem guten Tag möglich! Moritz Milatz, der dieses Jahr auch schon zweimal auf dem Weltcuppodium stand, befindet sich ebenfalls in keiner schlechten Verfassung. Ohne Sturz in der letzten Runde hätte es dem Freiburger in Méribel zu einem Top 10-Platz gereicht. In diese Regionen kann der BMC-Fahrer am Samstag auch sicher wieder vorstoßen und mit etwas Glück sogar weiter vorne landen.
Auch die deutschen Nachwuchsathleten erhoffen sich bei der WM Top Ergebnisse, auch wenn sie vermutlich hauptsächlich an Erfahrung gewinnen werden. Nichtsdestotrotz können Markus Bauer, Martin Gluth und der deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum ein dickes Ausrufezeichen setzten. Der letztgenannte hat bei einem guten Tag sicher die Chance auf einen Platz unter den ersten 20.

Zeigte in Nals mit einer tollen Aufholjagd sein bestes Rennen dieses Jahr: Manuel Fumic.
# Zeigte in Nals mit einer tollen Aufholjagd sein bestes Rennen dieses Jahr: Manuel Fumic.

Damen: Heimsieg für Gunn-Rita Dahle-Flesjaa?

Bei den Damen könnte das Rennen norwegische Festspiele auslösen. Denn eine Topfavoritin auf den Sieg ist die Lokalmatadorin Gunn-Rita Dahle-Flejaa. Die Multivan Merida-Fahrerin hat in Méribel mit einem zweiten Platz ihre Siegambitionen klar unterstrichen. Wenn man bedenkt, dass Jolanda Neff und Pauline Ferrand-Prevot in der U23-Klasse starten müssen, weil es das Reglement so vorschreibt, dann sollte jeder die Norwegerin auf dem Zettel haben.

Gunn-Rita Dahle-Flesjaa gilt in ihrem Heimatland als Favoritin auf den Sieg.
# Gunn-Rita Dahle-Flesjaa gilt in ihrem Heimatland als Favoritin auf den Sieg.

Doch auch Catharine Pendrel hat sich in letzter Zeit bärenstark präsentiert. In Windham gelang ihr sogar der Sprung nach ganz oben aufs Podest und auch in Méribel ließ sie mit einem vierten Platz aufhorchen. Eva Lechner zeigte sich beim Weltcupfinale ebenfalls wieder erstarkt und auch Emily Batty, Maja Wloszczowska und Irina Kalentieva zeigten, dass mit ihnen zu rechnen ist.

Bei Sabine Spitz lief es in letzter Zeit nicht ganz optimal. Die Olympiasiegerin von Peking kam in Méribel nicht richtig in Schwung und auch bei den Rennen davor erhoffte sich die Haibike-Fahrerin etwas mehr. Trotzdem sollte für die Deutsche ein Platz unter den ersten zehn auf jeden Fall machbar sein. Gleiches gilt für ihre Teamkollegin Adelheid Morath. Auch sie war letzte Woche nicht ganz zufrieden mit ihrer Leistung, doch auch sie hat dieses Jahr schon bewiesen, dass die Top 10 möglich sind.

Nachwuchs: Schelb mit Überraschung? – Schwarzbauer mit Chancen auf Gold

In den Nachwuchsklassen sind die Favoritenrollen relativ klar verteilt. Bei den U23-Herren wird kaum ein Weg an Jordan Sarrou vorbeiführen. Am ehesten kann ihm der Niederländer Michiel van der Heijden noch Paroli bieten. Doch vielleicht gelingt ja Julian Schelb ein ähnlich furioses Rennen wie letztes Jahr in Pietermaritzburg und dann ist die Medaille auf jeden Fall drin. Er zeigt sich uns gegenüber auf jeden Fall sehr zuversichtlich: „Ich fühle mich sehr gut und bin voll motiviert. Ich freue mich auch morgen auf die Staffel, die ich fahren werde.“
Bei den gleichaltrigen Damen wird es ein Zweikampf der vielleicht momentan besten Bikerinnen der Welt – und das in der U23-Klasse! Jolanda Neff und Pauline Ferrand-Prevot werden den Sieg unter sich ausmachen, während Helen Grobert Chancen auf die Bronzemedaille hat. Schon bei der EM dieses Jahr hat sie gezeigt, dass sie die Beste hinter den beiden Liv-Fahrerinnen sein kann. Ihre gute Form hat sie mit dem Weltcupsieg in Méribel unterstrichen. Sofia Wiedenroth könnte ebfalls in Richtung der Top 10 fahren, doch die Allgäuerin hat sich wieder erkältet. „Irgendwie habe ich dieses Jahr unglaubliches Pech. Ich musste den Sprint absagen und hoffe jetzt auf eine schnelle Genesung bis Freitag.“

Bei den Junioren hat Luca Schwarzbauer Chancen auf Gold. Der Lexware-Biker war dieses Jahr des Öfteren zweiter in der Junior World Series und musste sich stets nur Simon Andreassen geschlagen geben. An einem guten Tag kann der Nürtinger den Dänen allerdings schlagen. Bei den Juniorinnen hat Sarah Bauer die besten Chancen auf einen Platz unter den ersten drei. Letztes Jahr sicherte sie sich im jüngeren Jahrgang die Bronzemedaille und hat in letzter Zeit eine stark aufsteigende Form bewiesen.

Luca Schwarzbauer vor Simon Andreassen - Sieht es bei der WM gleich aus?
# Luca Schwarzbauer vor Simon Andreassen - Sieht es bei der WM gleich aus?

Teamwettkampf: Alles ist möglich

Im Staffelrennen der einzelnen Nationen ist immer alles möglich. Eine Prognose zu treffen ist fast unmöglich, da immer wieder andere Nationen auf dem Podest stehen. Gute Chancen hat sicher Frankreich, doch auch Deutschland kann mit einer entsprechenden Besetzung um die Medaillen mitfahren.

XC-Zeitplan

Dienstag, 2. September 2014
17 Uhr Finale Eliminator
Mittwoch, 3. September 2014
16 Uhr Team Relay
Donnerstag, 4. September 2014
13 Uhr Juniorinnen
15 Uhr Junioren
Freitag, 5. September 2014
13 Uhr U23 Damen
15:30 Uhr U23 Herren
Samstag, 6. September
12 Uhr Damen
14:30 Uhr Herren

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Titelbild: Constantin Fiene

  1. benutzerbild

    rauschs

    dabei seit 04/2012

    Jetzt wurde Claudio Caluori auch schon für die Kursvorschau der XCO Strecke zusammen mit José Hermida "engagiert". Mit Plattfuss inkl.

    http://www.redbull.com/en/bike/stor...ss-country-track-preview-with-claudio-caluori

  2. benutzerbild

    rauschs

    dabei seit 04/2012

    ShimanoMTB "gezwitscher": [...]Absalon will ride a fully for the first time[...]

  3. benutzerbild

    Harzrandbiker

    dabei seit 07/2010

    Der Nino gibt Gassmilie
    Interssantes Rennensmilie

  4. benutzerbild

    Deleted 57408

    dabei seit 12/2015

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