Team- und Sponsoren-Wechsel namhafter Athleten sorgen in der MTB-Szene stets für reges Interesse. Specialized war diesbezüglich zuletzt im Gespräch, als die Kalifornier den DH-Start Aaron Gwin Anfang 2013 in ihr Factory Racing Team holten. Nun macht die Firma aus Morgan Hill mit einem Wechsel ähnlich bedeutender Art auf sich aufmerksam: Nicht etwa ein namhafter Fahrer wird unter Vertrag genommen, sondern einer der bekanntesten Ingenieure der Radsport-Industrie. Der Freiburger Peter Denk und sein fünf Mann starkes Team der Denk Engineering GmbH werden sofort für Specialized arbeiten.
Erst nachdem Specialized bereits den Vertragsabschluss mit Peter Denk bekannt gegeben hatte, bestätigte sein bisheriger Arbeitgeber, die Cycling Sports Group (Cannondale, GT etc.), das Vertragsende mit dem Freiburger Ingenieursbüro. Seit sechs Jahren war die Denk Engineering GmbH maßgeblich für die Entwicklung im Hause Cannondale und GT verantwortlich. Aus dieser Zusammenarbeit resultierten zahlreiche richtungsweise Ergebnisse, wie beispielsweise das 2010 vorgestellte Cannondale Jekyll mit DYAD Pull Shock-Technologie. Gerade für diese Art von Fahrwerkskonzepten steht Peter Denk und sein Team. Auch für Scott, wo Denk vor Cannondale tätig war, entwickelte der Freiburger ein ähnliches System.
Das nun gerade Specialized, wo man seit mehr als zwei Jahrzehnten am FSR Viergelenk-Hinterbau (HorstLink) festhält, einen Ingenieur wie Peter Denk an Bord holt, ist durchaus eine große Überraschung. Da das FSR-System über die Jahre bis an Maximum optimiert wurde und seinen Zenith erreicht haben dürfte, ist davon auszugehen, dass sich Denk mit solch einem „normalen“ System nicht zufrieden geben wird.
Dass sich Specialized Denk ins Haus holt könnte darauf schließen lassen, dass Specialized nach dem Auslaufen ihres Horst-Link-Patents getreu dem Firmen-Motto „Inovate Or Die“ eine neue Fahrwerks-Technologie entwickeln möchte, um auf lange Sicht das Ziel zu verfolgen, sich wie einst mit dem FSR-System von der Konkurrenz abzusetzen. So manch ein Industrie-Insider vermutet bereits jetzt, dass Denk mit seinem Team an einem sogenannten „Pathlink“-Hinterbau-System arbeiten könnte. Specialized selbst ließ in diese Richtung jedoch keine Spekulationen zu.
Aus Morgan Hill erreichten uns hingegen folgende Worte von Specialized-Gründer und Eigentümer Mike Sinyard:
“Over 40 years we’ve built a team of the best minds working aggressively with the best technology to improve the riding experience. Our relationship with Denk Engineering adds horsepower to our already world-class development team and is a step on our path of innovating for riders.”
Peter Wood, seines Zeichens President und CEO von Dorel Sports (Mutterfirma der Cycling Sport Group) kommentierte den Wechsel wie folgt:
“I’d like to thank Denk Engineering for all of their contributions to the Cannondale and GT brands, and wish Peter and his team the best for the future. In the past few years, we have made significant investments to enhance our product innovation capabilities through developing and expanding our internal R&D talent. This has positioned us to stay one step ahead by driving breakthrough and transformative products for the Cannondale and GT brands.”
Leider konnten wir Peter Denk für eine Stellungnahme bisher nicht persönlich erreichen, es kursieren jedoch Gerüchte, dass Denk mit der Firmenpolitik der Cycling Sports Group wohl schon länger nicht mehr eins gewesen sei. Den Pressemitteilungen von Specialized und Cannondale lassen sich folgende Statements von Denk entnehmen.
„Denk Engineering will be moving away from project work to focus on consulting in the composite industry. It has been an honor to work with Cycling Sports Group and we would like to thank them for all the great projects we have done together.”
“I couldn’t be more excited about the opportunity to collaborate with Specialized”, said Peter Denk of the relationship. “There’s an outstanding passion that is evident in everyone on the Specialized team and a fierce drive to always improve the experience of riders. It really is an engineering paradise with the ability to make the future come true.”
Wie uns Brandon Sloan (Head of Productmanagement für MTB und Raodbike bei Specialized) mitteilte, wird Peter Denk und sein Team zukünftig für Specializeds SBC (Specialized Bicycle Components) arbeiten. Diese Arbeit betreffe laut Sloan jegliche Art von Produkt im Hause Specialized. Ziel sei es, so Sloan wörtlich, noch coolere Produkte Wirklichkeit werden zu lassen. Auf die Frage, ob Specialized Bikes durch die Zusammenarbeit mit der Denk Engineering GmbH zukünftig „europäischer“ werden würden, bekamen wir neben einem verschmitzten Lachen folgende Antwort von Sloan: „No, I do not think we will be anymore “euro” than today… The bikes will still be Specialized for sure! „
Es wird also spannend, was uns Specialized auf kurz oder lang erwarten wird. Wir wünschen Peter Denk und seinem Team auf jeden Fall frohes Schaffen und eine harmonische Zusammenarbeit mit Specialized.
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