Fahrwerks-Tuner Push Industries hat mit dem Push Industries Elevensix Shock einen neuen Stahlfederdämpfer für den Enduro-Einsatz vorgestellt. Stahlfederdämpfer? Gibt es die nicht nur noch an schweren Downhill-Bikes? An sich schon, doch wenn es um Performance geht, verspricht Push Industries mit dem neuen Dämpfer im Federwegsbereich von 140 – 160 mm einfach die bessere Performance zu bieten als ein regulärer Luftdämpfer für All-Mountain- und Enduro-Piloten. Push Industries hat sich über die Jahre mit kundenspezifischen Dämpfersetups und -tunings einen Namen gemacht. Nun bringen die Amerikaner einen auf maximale Performance ausgelegten Stahlfederdämpfer auf den Markt: den Elevensix Shock zum stolzen Preis von ca. 1.200 $. Wir haben die ersten Informationen zum neuen Dämpfer.
Push Industries Elevensix Dämpfer
Fassen wir kurz zusammen: Der Push Industries Elevensix Dämpfer soll sich speziell für Enduro-FahrerInnen anbieten, die maximale Leistungsfähigkeit von ihrem Fahrwerk erwarten. Zielgruppe sind Rahmen mit 140 – 160 mm Federweg, die besonders auf harten Abfahrten überzeugen müssen. Dazu setzt Push Industries auf eine Stahlfeder, die den Dämpfer etwas schwerer macht als die luftigen Konkurrenten (Vivid Air, DoubleBarrel Air…) – das Gewicht wird mit ca. 850 g angegeben (montagefertig). Der Preis für den in Kleinserie gefertigten Elevensix Dämpfer soll bei über 1.000 € liegen.
Was kann dieser Dämpfer alles, um den stolzen Preis zu rechtfertigen? Zuallererst ist er keine Stangenware, das bedeutet: jeder Dämpfer wird nach Kundenwunsch gefertigt. Somit besteht die Möglichkeit Einfluss auf Shimstack, Öl (Viskosität), Volumen und viele weitere Faktoren zu nehmen. Vieles davon ist aktuell nur über wiederholtes Einschicken zu einem Tuner möglich, wobei sich hier die Frage stellt, in wie weit dieser auf entsprechende Maschinen zurückgreifen kann, um eigene Teile zu fertigen, die dann mehr Anpassung zulassen als eine Neusortierung des Shimstacks.
Was macht den Dämpfer so besonders? Schon auf den ersten Blick wirkt der Dämpfer anders, was insbesondere an der Ausrichtung des Schwimmkolbens (Internal Floating Piston, IFP) liegt. So befindet sich dieser ähnlich wie beim Öhlins TTX Dämpfer quer zur Feder und nicht wie üblich längs. Doch das allein kann nicht der Grund für den Preis sein.
Ein Dämpfer an sich ist keine Raketenwissenschaft. Oft sind es kleine Ideen, die einen Dämpfer dann aber doch besonders machen und ihn für die entsprechende Kundschaft zum heiligen Gral werden lassen. PUSH-Anhänger werden insbesondere die vermutlich hochwertige Handarbeit am Elevensix schätzen, die dafür sorgen soll, dass Fertigungstoleranzen entsprechend gering ausfallen. Doch was besonders ins Auge sticht, ist das sogenannte Dual Overhead Valve. Diese beiden Bauteile bieten dem Anwender über das einfache Umlegen eines Hebels die Möglichkeit, das Öl entweder über die Druckstufeneinheit oder die andere zu leiten. Der Clou? Beide Einheiten ermöglichen eine Anpassung der Low- und der High-Speed Druckstufe.
Was dies ermöglicht, geht über das bloße Wechseln in den „Trail“ oder „Climb“ Mode, wie beispielsweise bei Fox in der CTD-Dämpfung verwendet, weit hinaus. Vereinfacht ausgedrückt, zwingt man bei manchen Dämpfern mit einem kleinen Hebel das Öl lediglich über einen anderen Kanal, in dem man den Hauptfluss verschließt. Dies kann Sinn machen, wenn lediglich eine Wippunterdrückung auf der Straße oder dem Forstweg benötigt wird, auf die man abgesehen davon nicht weiter Einfluss nehmen möchte. Möchte man eine solche Lösung aber als ernsthafte Alternative im Gelände nutzen, so wird man sich schnell eine Anpassbarkeit dieses Modus wünschen. Genau hier setzt der Elevensix an. Die doppelt vorhandenen Baugruppen sind grob mit der Einheit an einem Downhill-Dämpfer vergleichbar.
Die Möglichkeit, hier zwei komplett unabhängige und verschiedene Einstellungen der Dämpfung über einen Hebel ansteuern zu können ist so simpel wie genial. Ein Handgriff sorgt dafür, dass ich von einer extrem satten DH-Einstellung in eine verspielte Einstellung mit viel Pop wechseln kann. Es stellt sich nur die Frage, in wie weit die lediglich auf Low-Speed ausgelegte, externe Zugstufe hiermit klarkommt oder ob man hier dann Anpassungen vornehmen muss. Das würde in der Praxis bedeuten, dass der Griff zum Hebel wohl wesentlich seltener ausfallen dürfte.
Alle Details anhand des Schnittmodells des Dämpfers sind in der folgenden Grafik beschrieben:
Optimierungen gibt es auch bei der Feder. So kommt eine spezielle HyperCo Feder zum Einsatz, die in 25lb/in Schritten verfügbar sein wird, um eine feine Anpassung der Federhärte an das Fahrergewicht und den Rahmen zu ermöglichen. Darüber hinaus ist sie in der Mitte leicht ausgewölbt, um zu verhindern, dass sie am Kolben des Dämpfers schleift.
Wird es auch eine Push Industries Federgabel geben? Gegenüber den Kollegen von Pinkbike.com wurde diese Frage nicht klar beantwortet sondern nur angegeben, dass das wohl interessant wäre…
Spezielle Abstimmungen
Gemeinsam mit den Herstellern hat Push für den Elevensix Dämpfer bereits einige spezielle Abstimmungen entwickelt, die direkt geordert werden können. So gibt es Setups speziell für die folgenden Bikes:
- Santa Cruz Nomad 27,5″
- Pivot Mach 6
- Yeti SB66
- Yeti SB6C
- Niner WFO
- Ibis Mojo HD
- Banshee Rune
Folgende Rahmensetups sind gerade in Arbeit und sollen in Kürze verfügbar werden:
- Intense Tracer 275
- Ibis Mojo HD3
- Giant Reign 275
- Specialized Enduro 29
- Transition Patrol
- Knolly Chilcotin
- Norco Range
- Trek Slash
Meinung von MTB-News Tester Jens
1.200 $ entsprechen gut 1.000 € – Tendenz steigend. Dazu kommt noch die Einfuhrgebühr… ein stolzer Preis für einen Dämpfer!
Was rechtfertigt solch einen Preis und was bekomme ich dafür? Ich beschäftige mich seit Jahren mit Federelementen und deren Aufbau, bin etliche probegefahren und habe viel Gutes und auch viel Schlechtes getestet. Je mehr man sich mit der Materie beschäftigt, desto mehr nimmt die Toleranz gegenüber Federelementen ab, die nicht genau das machen, was man möchte. Die Möglichkeiten, via Volumenspacer gewisse Anpassungen zu machen, gab es im Grunde schon immer – man hat einfach Öl in die Luftkammer gekippt. Ein dünneres oder dickeres Öl wird auch der eine oder andere bereits bei einem kleinen Service seiner Gabel ausprobiert haben… Manche dieser Anpassungen sind einfacher und sauberer geworden, zum Beispiel die Volumenanpassung über kleine Kunststoffspacer. Glücklicherweise verlieren mehr und mehr Anwender die Scheu auch mal etwas auszuprobieren, wodurch sie ein besseres Fahrerlebnis genießen können.
Trotzdem – betrachtet man die Möglichkeiten, die aktuell ein CaneCreek DoubleBarrel Inline bietet, dann wird sich vermutlich immer noch nicht jeder Fahrer damit beschäftigen wollen – geschweige denn von dem weiten Einstellbereich profitieren können. Es gibt aber Fahrer, die genau dies wollen – das letzte Quäntchen Anpassung. Für diese Fahrer ist auch der PUSH Elevensix Dämpfer gedacht: Nicht zwangsläufig, weil sie damit neue Bestzeiten in den Boden brennen oder gar plötzlich aufgrund dem Material bei der EWS vorne mitfahren könnten, nein: Vielleicht aus der gleichen Liebe wie zu einem maßgeschneiderten Anzug, der ein Vielfaches der Stangenware kostet, aber einfach einen Ticken besser passt und ein besseres Gefühl beim Tragen – oder in PUSHs Fall – beim Fahren vermittelt.
Wir sind gespannt, den Dämpfer in die Finger (und den Rahmen) zu bekommen und unseren eigenen Eindruck zu gewinnen.
Über Push Industries: Die Firmengeschichte
Wer sich auch nur ein wenig im Technik-Bereich unseres IBC-Forums bewegt hat, dem wird die Firma „PUSH“ keine Fragezeichen aufgeben. Doch noch nie gehört? Push wurde in Europa verstärkt ab dem Jahr 2004 durch die Partnerschaft mit TF-Tuned Shox im UK bekannt. Das Portfolio beinhaltet neben vielen Kleinteile wie Buchsen und Dichtungen auch eigens entwickelte Bauteile, die bestehende Baugruppen in Federgabeln und Dämpfern ersetzen. „Pushen“ lassen bedeutet in der Regel dann eine Anpassung des Shimstacks nach Vorlieben des Fahrers, sowie die Nachbearbeitung und/oder das Ersetzen verschiedener Teile von Federung und Dämpfung, um die Gesamt-Performance des Produkts zu verbessern.
PUSH Industries, Inc. wurde in Irvine, Kalifornien von Darren Murphy, einem großen Mountainbike- und Motorrad-Enthusiasten und Fahrwerks-Spezialisten in einem 75 m² großen Lagerhaus gegründet. Für ihn war es die Möglichkeit, die Leidenschaft für die Technik und für den Sport miteinander zu verbinden. Sein Ziel ist es, branchenführenden Kundenservice zu bieten und den Kunden ein Produkt auf dem Niveau von Weltklasse-Rennfahrern zu bieten. Zusammen mit dem Weltmeister Eric Carter und den Fahrern des Turner Honda Racing Teams schaffte es PUSH, sich als Tuner von Premium-Fahrwerken in Nordamerika zu etablieren.
Ende 2004 ging PUSH eine Partnerschaft mit TF Tuned Shox in Großbritannien ein. Diese Partnerschaft brachte PUSH nicht nur wertvolle Erfahrungen von Gründer Tim Flooks und seinen Mitarbeiter, sondern half auch den Namen der Marke PUSH in ganz Europa zu verbreiten. Diese Partnerschaft besteht bis heute.
Im Mai 2005 zog PUSH nach Northern Colorado um sich zu vergrößern und eine zentrale Anlaufstelle für die Kunden zu bieten. Aufgrund der top Trails vor Ort und der hohen Lebensqualität, zieht PUSH in ein 120 m² Lager um. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten in Sachen Prototyping und Test-Equipment. Im Jahr 2006 versorgt PUSH das Santa Cruz Syndicate Downhill-Team (Steve Peat und Nathan Rennie) mit getunten Fox Feder- und Luftdämpfern. Dazu begann PUSH im Jahr 2006 auch mit der eigenen CNC-Fertigung. Seit Ende 2006 werden alle Teilen zu 100% selbst entworfen, entwickelt und in eigener Fertigung hergestellt.
Im Mai 2008 expandierte PUSH Industries ein weiteres Mal – dieses Mal in ein 680 m² großes, modernes Werk in Loveland, Colorado. Diese neue Anlage ermöglicht es, Kundenaufträge effizienter und schneller zu erfüllen. 2014 begann das nächste Kapitel für PUSH Industries – durch die Einrichtung von FTCs (Factory Tuning Centers) und die Partnerschaft mit einigen der weltweit besten unabhängigen Mountainbike Suspension Service Center, will man den Service auf ein deutlich größeres Gebiet erweitern.
Weitere Informationen
Bilder und Informationen: Push Industries
Text & Redaktion: Jens Staudt, MTB-News.de 2015
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