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Nicolai ION GPI 2016
Nicolai ION GPI 2016 - Der Aufbau entspricht den Vorstellungen der Nicolai Rennfahrer in jeder Hinsicht
Ungewohnter Anblick
Ungewohnter Anblick - eng umschlungen liegt der kohlefaserverstärkte Riemen um die Ketten-... Verzeihung - Riemenstrebe
Assoziation in Kurven
Assoziation in Kurven - Abfahrtsski! Wie auf einer Kante carvt sich das Geometron ums Eck
Das Heck des Bikes ist leichter als gewohnt
Das Heck des Bikes ist leichter als gewohnt - dadurch lässt es sich sowohl leichter whippen als auch hochziehen
Handlich
Handlich - an den zentralen Schwerpunkt gewöhnt man sich schnell - und will nicht zurück.
Hier versuche ich aktiv zu driften
Hier versuche ich aktiv zu driften - das ist, wegen der in Relation kurzen Kettenstreben, gar nicht so einfach
Paradedisziplin
Paradedisziplin - Schnell über Wurzeln und Steine. Egal wie steil, egal wie löchrig.
Schrumm
Schrumm - stempeln, anbremsen, anstellen und rumziehen
Überraschung
Überraschung - der Langholzlaster lässt sich leichter aufs Hinterrad ziehen als gedacht.
Bodenfreiheit ohne Ende
Bodenfreiheit ohne Ende - ein Aufsetzen ist mit dem Getriebe so gut wie unmöglich. Im Falle eines Falles schützt der Rockguard den Zahnriemen und die Pinion vor Beschädigungen.

Es gibt Testfahrten mit neuen Mountainbikes, und dann gibt es Testfahrten mit Mountainbikes wie dem Nicolai Ion GPI. Während sich erstere häufig nur mit geringen Neuigkeiten präsentieren, sprengt das Ion GPI schon auf den ersten Blick bestehende Erfahrungen. Geometrie und Antrieb sind offensichtlich anders. Ist anders besser?

Im Stand haben wir euch das neueste Nicolai bereits ausführlich vorgestellt. Die Niedersachsen haben auf jeden Fall mal wieder tief in die Trickkiste gegriffen und bekanntes zu etwas Neuem kombiniert. Das Neue sieht im Stand besonders aus, doch der Trail entscheidet, ob es beim besonderen Aussehen bleibt, oder ob das hier mehr ist.

Nicolai ION GPI 2016
# Nicolai ION GPI 2016 - Der Aufbau entspricht den Vorstellungen der Nicolai Rennfahrer in jeder Hinsicht

Fahrbericht

Erstkontakt

Ich sitze auf. Zunächst einmal auf Rahmengröße „Long“. Nach dem Reach darf man diese Rahmengrößen nicht beurteilen; 485 mm entsprechen sonst eher Größe XL, beim Ion GPI ist es die kleinste Rahmengröße. Das Sitzrohr liegt dagegen mit 420 mm zwischen S und M, für mich mit 176 cm also vermutlich der Rahmen der Wahl. Das Setup gelingt völlig unkompliziert, denn am Fahrwerk ist ja nichts wirklich ungewöhnlich. Es handelt sich um das Feinste aus dem Hause Fox, aber zumindest hier bewegen wir uns auf bekanntem Terrain. Luftdruck, Zugstufe, Druckstufe – und fürs Feintuning müssen wir eh auf den Trail.

Ungewohnter Anblick
# Ungewohnter Anblick - eng umschlungen liegt der kohlefaserverstärkte Riemen um die Ketten-... Verzeihung - Riemenstrebe

Wir nehmen zunächst einmal den Lift bergauf. Eine Viertelstunde Zeit, über das Fahrrad nachzudenken, mit dem wir gleich wieder gen Tal fahren werden. Bevor sich eine echte Erwartungshaltung bildet, stolpere ich aus dem Lift und nehme das Rad in Empfang. Beim ersten Aufsitzen und langsamen Rollen werden zwei offensichtliche Dinge nochmals mächtig klar: Das Bike ist lang und der Lenkwinkel flach.

Steilkurven & Jump-Trails

Also, nicht lange zögern, warmfahren. Bei 34°C hat der Begriff etwas Ironisches, aber der Flow-Country-Trail drängt sich dazu sozusagen auf. Nach ein paar Wurzeln geht es los: Bremswellen, Steilkurven, kleine Sprünge. In den anfangs recht engen Steilkurven macht sich die Länge sofort bemerkbar. Beim Lenken wird man quasi nach vorn gezogen, wenn man nicht ohnehin schon über dem Lenker steht. Trotz kurzem 30 mm Vorbau sitze und stehe ich fast gestreckt auf dem Rad, obwohl es eher ein nach vorn verschoben als ein gestreckt ist. Das liegt, gerade im Sitzen, am enorm steilen Sitzwinkel, aber natürlich auch dem verbauten, 780 mm breiten Lenker. So finde ich mich weiter vorn als gewohnt auf dem Bike wieder, die Beine etwas steiler, den Oberkörper etwas flacher. Die Steilkurven sind betonhart, kombiniert mit Sand links und rechts eines schmalen Streifens. Entgegen meiner Erwartungen bleibt das Vorderrad sicher auf Spur. Tatsächlich ist die Lastverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad recht ausgewogen, ich ziehe sauber durch Kurven. Das Carven fällt umso leichter, je weiter vorn ich mich auf dem Rad positioniere.

Assoziation in Kurven
# Assoziation in Kurven - Abfahrtsski! Wie auf einer Kante carvt sich das Geometron ums Eck

Das Schalten dagegen fällt eindeutig schwer. Den Drehgriff zum Teil umschlossen und den Finger auf der Bremse gelingt es mir kaum zu schalten – egal ob rauf oder runter. Das ist hier auf dem Flowtrail fast egal, aber natürlich nicht im Sinne des Erfinders. Nach einigen Abfahrten kam ich etwas besser mit dem Drehgriff zurecht, es fühlt sich aber einfach nicht wie gewohnt an. Erfreulich dagegen die Möglichkeit beim Anhalten oder im Stand komplett runter zu schalten um einen leichteren Anfahr-Gang zu finden. Schwierig dagegen das Ablesen der Ganganzeige, die weiß auf silber zu kontrastarm gelungen ist.

Das Heck des Bikes ist leichter als gewohnt
# Das Heck des Bikes ist leichter als gewohnt - dadurch lässt es sich sowohl leichter whippen als auch hochziehen
Handlich
# Handlich - an den zentralen Schwerpunkt gewöhnt man sich schnell - und will nicht zurück.

Fahren wir aber weiter den Flow-Country-Trail hinunter. Nach einer kurzen Pause und einem Ersteindruck mache ich genau das: Komplett runterschalten, losfahren und einmal ein paar Gänge rauf. Die Kraftübertragung fühlt sich direkt an, die beiden Freiläufe ergeben im Stand zwar einen vergrößerten Leerweg, doch zumindest auf diesem Trail fällt das nicht störend auf. Das Bike lässt sich zügig beschleunigen, auch wenn Power-Wheelies etwas Überzeugung erfordern. Dann aber wird der Trail immer schneller, die Sprünge sind so perfekt gebaut, dass ich sie auf Anhieb alle springe. Dabei zeigt sich das Ion GPI extrem laufruhig und spurtreu, es scheint sich fast in den Boden zu schneiden. Spontan muss ich an einen Abfahrtski denken, der sich mit seiner Kante in den Schnee schneidet. Das gilt für Geraden, für Sprünge und für weite Kurven. In engen Kurven ist dagegen Arbeit angesagt, viel Bewegung auf dem Rad erfordert. Das gilt auch, wenn man mal eine sanfte Absprungkante verpasst: Das Rad jetzt noch aktiv zum Bunny-Hop zu bewegen erfordert schon gewaltigen Körpereinsatz.

Hier versuche ich aktiv zu driften
# Hier versuche ich aktiv zu driften - das ist, wegen der in Relation kurzen Kettenstreben, gar nicht so einfach

Das Handling in der Luft ist genial. Das Rad lässt sich leicht whippen und bewegen – von 16,4 kg Lebendgewicht ist hier nichts zu spüren.

Downhill

Kommen wir aber zum eigentlichen Sinn und Zweck eines Enduros: Schnell Trails fahren, und zwar nicht solch glatte, wie den Flow-Trail. Auch das gibt es am Geisskopf zu Genüge: Wurzeln und Steine. Und die mag das ION GPI. Je nach Fahrweise benimmt es sich dabei unterschiedlich: Wer langsam fährt, der kann kaum etwas falsch machen, denn über den Lenker geht es hier nur mit viel Übermut. Wer langsam fährt wird aber auch mit Arbeit konfrontiert, denn das lange Bike wird den Fahrer mit seinen langen Hebeln fordern. Doch bereits bei nur leicht gesteigerter Geschwindigkeit geht plötzlich (fast) alles wie von selbst.

Paradedisziplin
# Paradedisziplin - Schnell über Wurzeln und Steine. Egal wie steil, egal wie löchrig.

Das Rad liegt im doppelten Sinne ruhig: Laufruhig und Leise. Der Antrieb macht keinen Mucks, plötzlich hört man die Dämpfung der Gabel und die Reifen auf den Steinen. Egal wie hart man das Rad rannimmt: Es beschwert sich nicht, sondern bleibt auffällig leise. Die Räder tanzen unter dem steifen Hauptrahmen, als gäbe es eine Prämie für den Reifen, der dem Untergrund besser folgt. Mit weit aufgedrehter Dämpfung geht auch das Hinterrad beinahe jeden Schlag mit, der Fahrer wird entlastet: Linie wählen und fahren, mehr gibt es nicht zu tun. Nach diesem ersten Test steht für mich fest: Das ION GPI ist bergab eine Macht. Die lange Geometrie, der zentrale Schwerpunkt und die geringere ungefederte Masse des Hinterrades addieren sich zu Bock auf Ballern. Da würde ich gern noch häufiger in den stets gespannten Zahnriemen treten um noch etwas zu beschleunigen – doch die Sache mit dem Schalthebel bleibt ein Wermutstropfen.

Schrumm
# Schrumm - stempeln, anbremsen, anstellen und rumziehen

Uphill

Zu guter letzt haben wir den Geisskopf noch aus eigener Muskelkraft erklommen. Solange man im Sattel sitzt, geht das sehr gut, auch wenn die Downhill-Schlappen Körner kosten. Das liegt am leichten ersten Gang, das liegt aber auch an dem steilen Sitzwinkel. Obwohl das Vorderrad nicht steigt: Die Front könnte für diese Disziplin etwas niedriger sein. Und: Wenn man das GPI schiebt, dann merkt man sein Gewicht von 16,4 kg. Aber auch wirklich nur dann. Das Gewicht gilt bei Verwendung von Downhill-Reifen und Schläuchen, so wie wir das Bike zur Verfügung gestellt bekommen haben.

Überraschung
# Überraschung - der Langholzlaster lässt sich leichter aufs Hinterrad ziehen als gedacht.
Bodenfreiheit ohne Ende
# Bodenfreiheit ohne Ende - ein Aufsetzen ist mit dem Getriebe so gut wie unmöglich. Im Falle eines Falles schützt der Rockguard den Zahnriemen und die Pinion vor Beschädigungen.

Fazit

Wir sind nicht sicher, ob das ION GPI nur ein potentes Enduro oder eigentlich ein Uphillfähiger Short-Travel Downhiller ist. Vielleicht ist es ein wasch-echter Freerider. Wer mit dem Drehgriff-Schalter zurechtkommt, der kriegt ein enorm fähiges Abfahrtsgerät, das nur in engen Kurven Schwäche zeigt, und ziemlich genügsam bergauf bewegt werden kann. Sobald es Schwung aufnimmt, schnurrt es nur so über die Trails und zaubert ein Lächeln auf das Gesicht des Fahrers. Das Sahnehäubchen: Dank Pinion und Gates-Zahnriemen wird dieses Bike auch ohne Pflege lange, lange so geräuschlos seine Arbeit verrichten.

  1. benutzerbild

    RobG301

    dabei seit 08/2012

    Geile Geo!

    Muss echt mal nach Lübbrechtsen kommen um eins Probe zu fahren!

  2. benutzerbild

    guru39

    dabei seit 10/2004

    Geile Geo!

    smilie Absolut!

    Ich hab sogar ein kleines Amateur Freudenfilmchen gemacht smilie

  3. benutzerbild

    der-gute

    dabei seit 12/2007

    Das da oben is aber ein Zorngon äh Argometron.

  4. benutzerbild

    guru39

    dabei seit 10/2004

    Aber nehm ich mir damit auf einfacheren Strecken nicht den Spass?

    Mit Sicherheit nicht smilie

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