Klingt unsexy, hilft aber: Anziehen nach dem Zwiebelprinzip, also Lage über Lage über Lage. In Teil 1 unseres Schichten-Specials ging es (überraschenderweise) um die erste Lage (zum Artikel). Nun folgt ein Artikel, der sich mit der Mittelschicht und der Außenlage beschäftigt.

Was ist was?

Wie bereits im Eingangsartikel gesagt: Bitte betrachtet das Lagensystem nicht als fixe Vorgabe. Wichtig ist, dass die ‚Kette’ nicht unterbrochen wird, dass also jede Schicht funktioniert bzw. funktionieren kann: Tragt Ihr einen Baumwoll-Pulli über dem Funktionsshirt oder unter der Funktionsjacke wird Euch nicht geholfen sein.

2. Lage

Die Lage 2 wird häufig auch als Isolationsschicht bezeichnet. Sie soll in erster Linie wärmen. Im Grunde kann das ein ganzes Spektrum umfassen: leichte, luftige Shirts genauso wie dickere Fleece-Teile oder Isolationsjacken und -westen. Das ist von Einsatz (lockere oder intensive Einheit), Temperatur und individueller Vorliebe abhängig. Als Beispiel das von uns schon getestete Merino-Longsleeve von Arc’teryx:

Die Brusttasche kommt ohne störende Nähte aus
# Die Brusttasche kommt ohne störende Nähte aus
Der "Rho LTW Zip Men's" Base Layer von Arc'terx
# Der "Rho LTW Zip Men's" Base Layer von Arc'terx - Körpernah geschnitten, hoch geschlossen

Die Isolationsjacken sind in den letzten Jahren enorm beliebt geworden. Sie wärmen sensationell und sind dabei wunderbar leicht. Sie bestehen entweder aus Kunstfaser-Füllung oder Daune – Ortovox ist hier ein wenig exotisch und verwendet Wolle von Schweizer Schafen (Swisswool). Allerdings ist die Zwischenschicht für uns Biker natürlich eine andere Sache als für Skifahrer. Wir treten, wir schwitzen, wir sauen rum. Es ist alles Geschmackssache, aber Isolationsjacken kommen nicht bei so vielen Bikern tatsächlich zum Einsatz.

Wer Armfreiheit mag greift zur (Windstopper)-Weste Für das Biken eignen sich dicke Fleece-Jacken weniger. Die geschmeidigen Varianten und dünneren Shirts schränken weniger ein und man droht auch nicht zu ersticken.

3. Lage

Lage 3 versteht man als Schutzschicht, also Jacken, die gegen Wind und Wetter wappnen. Auch hier gibt es wieder eine Vielzahl von Varianten – grundsätzlich toll, aber grundsätzlich auch verwirrend. Ein Problem sind die Begrifflichkeiten, die von den Textilherstellern (wie den Großen: Gore-Tex, Schoeller, Polartec & Co.) gerne unterschiedlich definiert und besetzt werden.

Man unterscheidet zunächst zwischen Hardshell und Softshell. Der Unterschied ist spürbar: Die Hardshell fühlt sich eben härter an und ist nicht darauf ausgerichtet zu wärmen, sondern primär vor Wasser und Wind zu schützen. Die weiche Schale, die Softshell, hat hingegen isolierende Eigenschaften und ist dadurch etwas dicker, aber eben auch geschmeidiger und komfortabler.

Softshell – die Geschmeidige

Während die Hardshell (wenn sie nicht aus dem Supermarkt kommt) stets mit einer Membran versehen ist, ist das bei der Softshell nicht immer der Fall. Es gibt durchaus Modelle, die ohne Membran auskommen, bei denen der Fokus also auf Atmungsaktivität liegt.
Dann gibt es Versionen mit Membran, die allerdings primär auf die Winddichtigkeit ausgerichtet sind (Windstopper) und nicht 100% wasserdicht sind. Hier sind beispielsweise die Nähte nicht unbedingt getaped wie bei den Hardshells, wodurch an diesen Stellen Wasser eindringen kann. Oder es gibt die (für uns Biker auch besonders interessanten) Modelle, die nur teilweise eine Membran integriert haben: Ein Windstopper-Material an der Front schützt vor dem kalten Fahrtwind, während am nicht exponierten Rücken der Schweiß ‚abdampfen’ kann.

Das andere Extrem ist die Gore-Tex Softshell: Der Marktführer hat vor einigen Jahren ein Material eingeführt, das sich den Softshell-Begriff im Namen trägt. Und dabei handelt es sich um ein robustes, wasser- wie winddichtes 3-Lagen-Textil.

Softshell-Jacke von Alpinestars
# Softshell-Jacke von Alpinestars

Hardshell – die Schützende

Bitte nicht durcheinanderbringen lassen: Die 3 Lagen einer 3-Lagen-Jacke haben nichts mit den 3 Lagen zu tun, die wir übereinander schichten… Bei einer 3-Lagen-Jacke geht es ums Textil: Innenstoff (Futter) + Membran + Obermaterial.

Die Membran ist ein hauchhauchdünnes Material mit winzigen Löchern. Sie sollen das Wasser in der schwitzigen Dampfform nach Außen lassen, aber die Wassertropfen von Außen nicht eindringen lassen. Das ist die Crux. Das ist das, was man als Atmungsaktivität bezeichnet: Ist es auf der Innenseite feuchter und wärmer als Außen, dann zieht es die Wasserdampfmoleküle nach außen.

Hardshell-Jacke von Endura
# Hardshell-Jacke von Endura

Das funktioniert mit gewissen Einschränkungen: Wer besonders intensiv schwitzt, wird wohl dennoch nass werden. Und ist der Oberstoff mit Wasser vollgesaugt, lässt er auch keine Moleküle mehr passieren. Obwohl kein Wasser durch die Membran eindringen kann, imprägniert man die Außenschicht deshalb noch zusätzlich mit einer so genannten DWR-Ausrüstung (Durable Water Repellent). Was die Atmungsaktivität ebenfalls einschränken kann: Verstopfung durch Schmutz, Schweiß, sonstige Partikelchen: Deshalb muss man Membran-Bekleidung unbedingt regelmäßig waschen!

Sonstiges

Die Atmungsaktivität steigern können Jacken durch Ventilationsöffnungen (wie Unterarm-Zips). Aufmachen und ausdampfen. Je weniger Taschen und Extras an einer Jacke sind desto besser auch die Atmungsaktivität. Denn hier müssen die Nähte zusätzlich getaped werden und die blockieren den Durchzug.

Lüftungsöffung bei einer Hardshell-Jacke von Scott
# Lüftungsöffung bei einer Hardshell-Jacke von Scott

Es gibt zahlreiche Membranenhersteller und der bekannteste ist sicherlich Gore-Tex. Hochpreisig, aber mit einer Garantie auf absolute Wind- und Wasserdichtigkeit. Die Amerikaner setzen bei ihrer Membran auf ePTFE: expandiertes Polytetrafluoroethylen. Bei der Herstellung und Verbrennung kann PFC (also Fluor-Verbindungen) freigesetzt werden und das gilt ökologisch als problematisch. So gibt es gibt diverse andere Marken, allen voran Sympatex, die auf fluorfreie Polyestermembranen setzen. Marken mit Öko-Ansatz wie triple2 oder auch Local Outerwear verwenden deshalb bewusst Sympatex in ihren Kollektionen.

Soviel zu den informierenden Artikeln: In den kommenden Wochen werden wir diverse Produkte aus der 1., 2. und 3. Lage im Test vorstellen – inklusive diversen weiteren Bekleidungsprodukten, die im Winter hilfreich sind!

  1. benutzerbild

    Quechua

    dabei seit 03/2006

    Ich bin, egal zu welcher Jahreszeit, ein Fan von Westen. Ausser im Sommer kann ich damit gut den Torso schützen und über die Arme viel Wärme abgeben. Wenn es zu warm ist, die Ärmel der Langarmshirts hochziehen, bei stärkerer Kälte eine (dünne) Jacke drüberziehen.

  2. benutzerbild

    wartool

    dabei seit 08/2007

    Ich bin, egal zu welcher Jahreszeit, ein Fan von Westen. Ausser im Sommer kann ich damit gut den Torso schützen und über die Arme viel Wärme abgeben. Wenn es zu warm ist, die Ärmel der Langarmshirts hochziehen, bei stärkerer Kälte eine (dünne) Jacke drüberziehen.
    genau.. schaut in den Bekleidungsschnäppchentread... dort habe ich eine sehr vielfältige Kombination verlinkt..
  3. benutzerbild

    Stollenfahrer

    dabei seit 09/2012

    Nochmal was zum Neoprenshirt: ich bin Sonntag bei -7°C und starkem Wind gefahren und hatte wieder nicht gefroren (im Bereich des Shirts), obwohl es unterm Shirt wieder nass war. Ich habe mir jetzt noch Socken und Handschuhe aus Neopren bestellt und werde die auch noch testen.

    @525Rainer Danke für den Tippsmilie

    Gruß Jens

  4. benutzerbild

    beutelfuchs

    dabei seit 06/2012

    Gestern kam das Teil in XL. Nur eine Nr. groesser war leider die falsche Empfehlung, bei 1.83m keine Chance. Versuch noch mal XXL.

  5. benutzerbild

    525Rainer

    dabei seit 09/2004

    kauft doch nich alle das teure amazonteil. das ist von vorgestern. gibt aktuelle sachen mittlerweile auch so hybridteile die nicht nur für den wassersport sind. schaut mal auf https://www.denk-outdoor.de

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