In unserem Bekleidungsspezial Winter hatten wir bereits über die verschiedenen Bekleidungslagen der einzelnen Produkte informiert – und möchten euch in den folgenden Artikeln einige Beispiele zu den verschiedenen Lagen geben. Wir machen mit der zweiten Lage weiter und stellen euch dabei zwei spannende Oberteile vor: Das Castelli Gabba 2 sowie das Bontrager RXL 360 Jacket. Eure Tester: Hannes und Sebastian.
Alle Artikel zum Winterspezial 2016
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Genau betrachtet, funktionieren beide vorgestellten Oberteile sowohl als 2. wie auch als 3. Lage – wir haben es hier mit zwei dünnen Trikotjacken aus Softshell-Material zu tun, die sowohl einen guten Windschutz wie auch einen sinnvollen Feuchtigkeits-Abtransport bieten und nicht zuletzt gegen leichten Regen immun sein sollen. Wir bewegen uns also zwischen zwei Lagen – einerseits haben wir keinen 100%igen Schutz gegen Regenschauer und Co. (hierfür bräuchte man eine klassische dritte Lage – stellen wir im nächsten Artikel vor), andererseits funktionieren beide Jacken so, dass man darunter im Optimalfall lediglich eine dünne erste Lage benötigt und man so trotzdem bei frischen Temperaturen ideal bekleidet ist. Einsatzbereich: Frischer Herbst und Frühling, (bei Bontrager) auch trockener Winter.
Castelli Gabba 2
Kurz & knapp
Material: 92% Polyester, 8% Elastan
Preis: 159,95 € UVP | ca. 130 € Straßenpreis
Was ein moderner Klassiker bei Rennradfahrern ist, könnte auch im Mountainbike-Bereich funktionieren – oder? Die Gabba 2 von Castelli ist auf der Straße berühmt für ihre Top-Funktion, also haben wir die Kurzarm-Variante des Regenjerseys zusammen mit Armlingen zum Test gebeten. Das Gabba 2 ist extrem atmungsaktiv und trotzdem wasserabweisend, konzipiert ist sie für Temperaturen zwischen 10 und 18 °C und wird von vielen Profis bei Rennen eingesetzt. Sie sorgt dafür, dass man trocken und warm bleibt, ohne einen Hitzestau zu verursachen und dadurch zu starkem Schwitzen zu führen. Dazu soll die Jacke mit 260 g extrem leicht sein. Wir haben nachgewogen, die Jacke liegt in Größe XL bei 312 g.
Die Castelli Gabba wird am besten als zweite Lage über einem kurzen Funktionsunterhemd oder Trikot getragen. So ist gewährleistet, dass die gute Funktion der Jacke nicht durch eine undurchlässige Bekleidungslage verschlechtert wird. Folgende Features bietet die Gabba 2:
- Aerodynamisch, höchst atmungsaktiv und komplett wasserabweisend
- Nano Flex-Einsätze unter den Armen
- Windstopper X-Lite Plus Technologie zum Schutz gegen kalten Wind
- Ausklappbarer Spritzschutz hinten
- Silikonband am Bund verhindert das Hinaufrutschen
- Durchgehender YKK Vislon-Reißverschluss mit Windschutzleiste
- Reflektierende Details an Rückentaschen und am Spritzschutz für bessere Sichtbarkeit
Test: Die Castelli Gabba 2 im Einsatz
Die Regenjacke der italienischen Firma Castelli ist hervorragend verarbeitet und kommt in auffälligem Grün daher, das im Straßenverkehr für gute Sichtbarkeit sorgt. Zusätzlich ist die Jacke auch in Gelb, Rot, Blau oder Schwarz verfügbar. Die Rückentaschen sind recht groß und tief, sodass verstaute Gegenstände nicht so schnell herausfallen sollten. Reißverschlusstaschen sind nicht vorhanden
Speziell sind die italienischen Größen von Castelli: Die Jacke ist von Größe S bis 3XL verfügbar, wobei mir mit 1,75 m Körpergröße und eher schmalem Körperbau die Jacke in Größe XL passte. Die Jacke sitzt angenehm eng und zieht sich mit dem ausklappbaren Spritzschutz bis weit über das Gesäß. Mit dieser Jacke sollte der untere Rückenbereich definitiv nicht kalt werden.
Die Castelli Gabba 2 ist eng geschnitten und verzichtet bis auf den vorderen Reißverschluss vollständig auf Einstellmöglichkeiten oder Verschlüsse. Dadurch wackelt nichts herum und die Jacke flattert nicht im Wind. Durch einen Silikonstreifen am Bund der Jacke wird ein Hochrutschen verhindert. Obwohl die Jacke mit der extrem langen Rückseite eher für den Einsatz auf dem Rennrad geschnitten ist, macht sie auch auf dem Mountainbike eine gute Figur. Dank des engen Schnitts stört auch der tiefe Rücken nicht.
Die Jacke hält sehr gut warm und lässt sich mit einem passablen Funktionsunterhemd darunter sogar bis um die 8°C tragen, wenn man sie mit Armlingen kombiniert. Auch Wind und Regen hält sie gut ab, lediglich bei Dauerregen stößt sie an ihre Grenzen und Wasser dringt ein, dennoch hält das Gabba 2 auch dann noch warm. Die Jacke transportiert Feuchtigkeit gut nach außen, so bleibt die Jacke auch von innen trocken, auch die Gore Windstopper X-Lite Plus Membran funktioniert hervorragend. Bis zu einer Temperatur bis an die 20°C wird es in der Jacke, ohne Armlinge, nicht übermäßig warm. Mit den passenden Armlingen lässt sich die Jacke so flexibel bei verschiedenen Bedingungen einsetzen. Der enge Schnitt ist optisch nicht jedes Mountainbikers Sache, ist aber mit für die gute Funktion der Jacke verantwortlich. Die engen Arme sorgen dafür, dass keine kalte Luft durch die Jacke zieht. Außerdem flattert so auch bei höheren Geschwindigkeiten nichts im Wind, was durchaus angenehm ist.
Die Nanoflex-Armlinge tragen sich dank des engen und verrutschfreien Sitzes ähnlich unauffällig wie die Gabba Jacke: Erreicht wird der gute Sitz durch einen Silikonbund am oberen und unteren Ende der Armlinge. Sie halten die Arme angenehm warm, sorgen jedoch nicht für einen Hitzestau. Dank des sehr flexiblen Materials lassen sie sich leicht an- und ausziehen.
Haltbarkeit
Die Jacke ist sehr gut verarbeitet und zeigte im Testzeitraum keine Schwächen. Auch die Armlinge machen einen guten Eindruck. Wenn man die Jacke in einer hellen Farbe wählt, kann es allerdings etwas schwierig werden, die Matschflecken wieder loszuwerden…
Fazit
Die Funktion der Castelli Gabba 2 Jacke ist hervorragend: Die Gore Membran hält Regenschauer gut ab, transportiert aber gleichzeitig Feuchtigkeit nach außen. Kombiniert mit einem Funktionsunterhemd, lässt sich die Jacke angenehm bei Temperaturen von 8 bis 20 °C tragen. Der hohe Preis von etwa 130 € ist in Anbetracht der guten Funktion der Jacke durchaus gerechtfertigt.
Stärken
- Funktion top: Feuchtigkeit wird gut abtransportiert, Windschutz funktioniert problemlos
- durch engen Schnitt flattert nichts im Wind
- in Kombination mit Armlingen sehr vielseitig
- hält Regenschauern gut ab, lediglich bei Dauerregen stößt sie an ihre Grenzen
Schwächen
- Hoher Preis
Preisvergleich
Castelli Gabba 2
Bontrager RXL 360 Jacket
Kurz & knapp
Material: 90% Polyester, 2% Elastan, 8% Polyurethan
Preis: 179,99 € UVP | 119,99 € Straßenpreis
Falls es noch noch kälter wird, könnte die RXL 360 von Bontrager zum Einsatz kommen: Die „360“ steht hierbei für 360° Rundum-Softshell-Schutz, das RXL 360 Jacket ist laut Bontrager für Temperaturen unter dem Gefrierpunkt geeignet. Und tatsächlich haben wir es hier mit einer schwereren Jacke aus recht dickem Profila Softshell zu tun, das Gesamtgewicht beträgt etwas mehr als 500 Gramm in Größe 3XL. Die Jacke verfügt über drei offene Rückentaschen (davon eine mit zusätzlichem Reißverschluss), vorne ist zusätzlich eine Reissverschlusstasche auf Brusthöhe vorhanden.
Während die Jacke hauptsächlich aus dickem Shoftshell-Stoff besteht, findet sich unter den Armen ein dünnerer „Profila Thermal“-Stoff, der luftdurchlässig ist und für einen Dampf-Abtransport sorgen soll. Um den Übergang zu den Handschuhen nahtlos zu gestalten, sind die Ärmel sehr lang gehalten und verfügen über Daumenschlaufen. Auch der Rückenteil ist im Vergleich zur Vorderseite um 11 Zentimeter verlängert – der vordere Teil ist dafür allerdings recht kurz.
An verschiedenen Stellen finden sich reflektierende Elemente, sodass man im Straßenverkehr gut sichtbar ist – zusätzlich zur signal-orangenen Farbe unseres Modells. Laut Bontrager verfügt die Jacke über einen optimalen Windschutz und eine Wassersäule von 10.000 mm.
Test: Bontrager RXL 360 Jacket im Einsatz
Die RXL 360 Jacke ist kurz – sehr kurz. So orientiert sich Bontrager ähnlich wie Castelli an einer sehr schmalen und kurzen Passform. Mit 1.93 m Körpergröße muss ich daher mit XXXL auf die größte verfügbare Größe zurückgreifen – und auch diese ist vorne nicht gerade sehr lange. Was im Stehen seltsam aussieht, macht in Sitzhaltung auf dem Mountainbike allerdings durchaus Sinn: Hier reicht der vordere Saum nun genauso weit hinunter, dass sich vorne nichts wellt und das RXL 360 ordentlich anliegt. Der Rückenteil ist zwar 11 cm länger als vorn, ist aber dennoch sehr kurz.
10.000 mm Wassersäule gibt Bontrager an – in der Realität lässt sich diese recht ordentliche klingende Wasserfestigkeit nicht halten. Perlt das Wasser bei leichtem Regen zwar problemlos auf der Außenseite der Bontrager-Jacke ab, so feuchten die Ärmelverlängerungen sehr schnell durch und auch der Reißverschluss bietet keine Wasserdichtheit. Also: Leichter Regen – ja, Regenjacke – nein.
Getestet haben wir die RXL 360 (trocken) bis in einstellige Minusgrade ohne zusätzliche Jacke und waren überrascht: Bis knapp zum Gefrierpunkt reicht eine dünne 1. Lage unter der Jacke, um einen angenehmen Wärmehaushalt auf der Trailtour zu erreichen. Auf der alternativen Rennradtour sind wir mit 1. Lage bis ca. 4 Grad ohne Probleme unterwegs gewesen. Insbesondere durch den Thermal-Stoff unter den Armen „dampft“ man auf der Tour gut aus, ohne Wärme zu verlieren – lediglich auf dem Rennrad wurde es bei Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der 28 Km/H unter den Armen auf Dauer etwas frisch. Die Jacke trägt sich sehr angenehm, der Windschutz funktioniert ordentlich und durch den Einsatz der Daumenschlaufen dringt kein kalter Wind über die Ärmel in die Jacke ein.
Um bei kalten Touren keinen kalten Rücken zu kommen, empfehlen wir hier den Einsatz einer Trägerhose – mit Hosen ohne Träger kann es bei Fahrern mit langem Oberkörper bei stärker gebeugter Fahrposition mit der Länge der Jacke relativ knapp werden.
Haltbarkeit
Bislang hält die Bontrager RXL 360 Jacke fast ohne Probleme – lediglich an den Daumenschlaufen zeichnet sich durch die Reibung am Lenker schon relativ früh leichtes Pilling an der Innenseite ab.
Fazit
Die Bontrager RXL 360 ist eine sehr komfortable, winddichte Jacke mit einer guten Atmungsaktivität und sinnvollen Features: Die Daumenschlaufen sorgen für eine winddichte Verbindung zu den Handschuhen und gerade wer stark schwitzt, wird die durchlässigen Stoff-Anteile unter den Armen zu schätzen wissen. Während die Ärmellänge passt, ist der generelle Schnitt der Jacke sehr kurz – wir raten zwingend, mindestens eine Größe größer bestellen.
Stärken
- Gute Funktionalität: atmungsaktiv und winddicht
- komfortabler Sitz
- bis in die Minusgrade effektiv mit einer ersten Lage nutzbar
Schwächen
- Sehr kurzer Schnitt hinten
- Begrenzte Wasserdichtheit – Ärmelverlängerungen saugen sich schnell voll
- Hoher Verkaufspreis (Straßenpreis liegt deutlich darunter)
Preisvergleich
Weitere Informationen
Webseite: www.castelli-cycling.com / www.trekbikes.com
Text & Redaktion: Johannes Herden, Johannes Herden | MTB-News.de 2016
Bilder: Johannes Herden, Sebastian Beilmann, Thomas Paatz, Dennis Helms
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