Unten kurz, oben lang: Der dirtlej Dirtsuit ist eine neue Interpretation des Ganzkörperanzugs. Statt einer langen Hose mit Bund am Sprunggelenk, die hermetisch vom Dreck abriegelt, kommt hier eine kurze Hose zum Einsatz. Manch einer wird den Sinn eines solchen Kleidungsstücks hinterfragen, andere haben vielleicht schon ihr Leben lang darauf gewartet – der Dirtsuit polarisiert, zieht verwunderte Blicke auf sich und stößt gleichzeitig auf großes Interesse. Wir haben den grellgrünen Anzug von Dirtlej, die neben dem Dirtsuit auch wasserdichte Reisetaschen und Reiseschoner fürs Bike im Programm haben, für euch getestet.
Kurz & Knapp
Die Vorteile einer Kombination aus Jacke und Hose liegen klar auf der Hand: Wind, Dreck und Wasser kommen nicht länger durch den Spalt zwischen Jacke und Hose. Im Vergleich zu anderen Ganzkörperanzügen bleibt jedoch eine gewisse Belüftung durch die kurze Hose, außerdem kann sie nicht am Rahmen schleifen oder hängenbleiben. So die Theorie.
- Wassersäule: 10000 mm
- Atmungsaktivität: 10000 mvp
- Obermaterial: 85% Polyamid, 15% Polyester
- Innenmaterial: 100% Polyester, Mesh Gewebe
- verschweißte und reflektierende Reissverschlüsse
- reflektierende Schriftzüge
- verstellbare Bundweite
- 6 Belüftungsöffnungen
- 2 Hosentaschen, 2 Brusttaschen, 2 Ärmeltaschen, Innentasche
- Maschinenwaschbar bei 30°
- Farben: Blau, Grün
- Größen: S,M,L,XL
- Preis: 184 €
Passform
Der Dirtsuit kommt in 4 Größen, von S bis XL, letztere Größe hatten wir im Test. Mit nur 4 Größen die perfekte Passform für jeden Körper, geht das überhaupt?
Wir haben mehrere Tester mit unterschiedlichem Körperbau in den Anzug gesteckt, vom 190 cm/70 kg Strich in der Landschaft, bis zum mit 193 cm x 105 kg robust gebauten Fahrer.
Die Hose – beziehungsweise der Übergang von Hosen- zu Jackenbereich – war für die schweren Fahrer problematisch: diese ist eher eng geschnitten und war mit Hosengröße 36 für kräftige Oberschenkel und Gesäßmuskulatur nicht komfortabel zu tragen. Der schmaler gebaute Fahrer passte besser rein und musste bei Hosengröße 32 auch mit den Straps und Hosenträgern nicht viel verstellen, um einen guten Sitz zu erzielen.
Mit der Jacke war es genau anders herum: bei 190 cm Größe und geringerem Brustumfang warf sie Falten über der Brust, die sich auch durch Experimentieren mit Hosenträgern und Bundweitenverstellung nicht ganz glatt ziehen ließen – diese störten bei der Nutzung allerdings nicht. Die Länge der Ärmel ist dafür wiederum sehr gut, hier kann man die Jacke bis über das Handgelenk ziehen und mit den Handschuhen überlappen lassen.
Die Beweglichkeit der Beine und des Oberkörpers wird durch den Anzug nicht eingeschränkt, man kann sich frei bewegen. Auch die Kapuze konnte mit Halbschalenhelm überzeugen: Reißverschluss etwas öffnen, Kapuze über den Helm, Reißverschluss wieder zu – und mit dem hoch abschließenden Reißverschluss ist man an ungemütlichen Tagen rund um den Kopf vor Wind und Wetter geschützt. Neckbrace-Nutzer können die Kapuze leider nicht abnehmen, diese muss über das Brace gestülpt werden.
Auf dem Trail
Schlechtwetter ist für den motivierten Mountainbiker absolut kein Grund, nicht Radfahren zu gehen – auch wir sind liebend gerne bei Heldenwetter unterwegs. Keine Wanderer, dazu noch das kindliche, unschuldige Spielen im Dreck – großes Kino! So musste sich der Anzug gleich mehrmals bei kalten, verregneten Frühlingstouren und später auch bei wärmeren Touren und beim Downhillen beweisen. Von Schneeresten und Matsch über anhaltenden Regen bis hin zum Durchpflügen von Pfützen hat der Dirtsuit alles gesehen.
Im Testzeitraum ist kein Wasser eingedrungen, dreckiges Spritzwasser genauso wenig wie anhaltender Regen auf der Endurorunde. Wichtige Dinge wie Handy oder Geldbeutel waren in den Jackentaschen zuverlässig vor Wind und Wasser geschützt, die Reißverschlüsse halten absolut dicht. Wind war kein Problem für das Obermaterial, der Anzug dichtete gut ab.
Der erwartete Hitzestau blieb überraschenderweise sehr lange aus: Wir ließen die Belüftungsöffnungen auch bergauf zu und probierten es mit flottem Tempo wieder und wieder, den Anzug an seine Grenzen zu bringen. Geschafft haben wir dies fürs Erste nicht. Wenige, kleine Schweissflecken an den typischen Stellen blieben nicht aus, aber die gibt’s sogar mit der Sommerhose im Winter.
Als der Frühling kam und wärmeres Wetter mitbrachte, loteten wir die Grenzen erneut aus: mit Protektorenjacke, Rucksack und Neckbrace wollten wir den Anzug von innen aufheizen und gleichzeitig mit aufliegenden Teilen das Obermaterial strapazieren.
Die Protektorenjacke brachte dann den gewünschten Effekt: langsam aber sicher wurde es heiß im Dirtsuit. Für Abhilfe sorgten dann die Belüftungsöffnungen, die zum ersten Mal geöffnet wurden und für ordentlich Durchzug sorgten. Sobald es draußen aber wirklich warm wird, wird es im Einteiler dann auch ordentlich heiß.
Zur Robustheit des Materials lässt sich bis jetzt nicht viel sagen – lediglich kleine Stürze und wenige Abstecher ins Gebüsch hat der Einteiler bisher mitgemacht, diese aber ohne Schaden am Obermaterial überstanden. Die Stellen, auf denen Neckbrace und Rucksack aufgelegen sind, saugen nun etwas Wasser an, statt wie anfangs abzuperlen.
Fazit
Ungewöhnlich, aber top in der Funktion und mit sinnvollen Features ausgestattet – Die Dirtsuit Jacken/Hosen-Kombination von Dirtlej konnte uns überzeugen. Lediglich die Passform für schwerere Fahrer und ein paar kleine Details trüben das Gesamtbild – bezüglich der Passform hat Dirtlej auf Anfrage jedoch bereits reagiert und Nachbesserung angekündigt.
Der Dirtsuit ist genau das richtige für Regenwetter und wenn es draußen ungemütlich wird: Er erfüllt seine Aufgabe zuverlässig, schützt vor Schlamm, Schnee, Regen und auch Sträuchern, die sich einem in den Weg werfen, überzeugt dabei aber auch mit guter Belüftung und Atmungsaktivität.
Dirtsuit Pro / Contra
Pro
- Gute Wasser- und dreckabweisende Eigenschaften
- Gute Atmungsaktivität und Durchlüftung
- Reflektierende Teile
- Preis
Contra
- Passform (wenn möglich: anprobieren!)
- keine abnehmbare Kapuze
- kleine Hosentaschen
Preisvergleich Dirtlej Dirtsuit
Weitere Informationen
Bikemarkt: Dirtlej kaufen
Webseite: www.dirtlej.de
Text & Redaktion: Chris Spath | MTB-News.de 2016
Bilder: Jens Staudt
83 Kommentare