“I trust you blind” – “Yes, and we almost died.” Stage 1 bedeutete zwei unterschiedliche und auf die Disziplinen angepasste Strecken, insofern man bei 95 km / 2900 Hm (Flow 78 / +1600 / -4100) von angepassten Distanzen für Enduro- und XCO-Fahrer sprechen kann. Die mit 95 km längste Etappe der Woche flößte allen im Vorfeld Respekt ein und der Respekt sollte auch notwendig sein.
Nachdem Michal bereits am Vortag beim Prolog ordentlich gelitten hatte, ging es heute überraschend gut und beide waren mit Ergebnis zufrieden. Nach 3:48 war die Tagesaufgabe mit 78 km erfüllt und beiden war die Anstrengung ins Gesicht geschrieben und sie konnten mit dem dritten Rang erneut einen Podiumsplatz erreichen. Doch die eigentlichen Highlights passieren meist nicht auf den stundenlangen Tretpassagen bergauf, die Fahrer freuten sich auch über Kleinigkeiten bergab, wie in unserem Fall unser tschechischer Vertreter Prokop über einen Strava-KOM auf dem Flowtrail Leukerbad während des Rennens.
Vielleicht auch deshalb vertraut Tobi seinem erfahrenen Teamkollegen: „Wenn du bei 65 km/h am Singletrail blind hinterherfährst, gibst du dein Leben einfach in die Hände des anderen…“
Im Gespräch der beiden nach dem Rennen klingt das dann schon anders: “I trust you blind” – “Yes, and we almost died.” Prokop zur letzten Abfahrt: „For us it was pretty dangerous to do the last Downhill as the last stage, we were so fucked up, my bike was handling me at the end.“ Ehrliche Worte von einem mehrfachen Weltmeister nach der ersten Etappe. Tobis statement dazu: „You had five pretty close calls.“
Am Ende sollte alles gut gehen und die Bikewahl stellte sich bisher auch als richtig heraus. Neben 150/130 mm setzen die beiden auf deutlich leichtere Reifen als sonst, aber dafür in Kombination mit Schwalbes ProCore. Beim Luftdämpfer wird auf die Marke Fox gesetzt, anstatt auf die üblichen Stahlfedern. Ein markanter Unterschied sind auch die vielen Ersatzteile, die sie mitschleppen, um sich im Notfall selbst helfen zu können. Aufgrund der recht aggressiven Fahrweise der beiden Enduropiloten entschieden sie sich bewusst gegen einen noch leichteren Aufbau und auf die nötige Sicherheit vor allem bergab.
Bei den Damen war das Rennen heute zweigeteilt. Zunächst konnte Anne ihre Stärken beim Start ausspielen und sich durch das Feld nach vorne kämpfen, Lisi konnte bergab kaum folgen und war vor allem von den Ellenbogen ihrer Teamkollegin beeindruckt: „Anne hat mich am Anfang ordentlich leiden lassen und ich glaube, dass mich viele in der ersten Abfahrt nur aus Mitleid vorbeigelassen haben. Die haben alle gesehen dass ich dem weißen Blitz hinterher muss …“ Später sollte sich das Bild umdrehen und Lisi konnte dann die unterstützende Rolle übernehmen: „Anne konnte wegen ihrem Knie lange nicht aufs Rad, umso beeindruckender ist es, dass sie sich so durchkämpfen kann. Jammern kennst du nicht, oder?“ Doch der Holländerin war nach dem Rennen lange erstmal nur kaputt: „Der Anfang heute war noch gut, aber dann ging das große Leiden los. Lisi hat mir wirklich bergauf viel geholfen, ich könnte mir keine bessere Teamkollegin vorstellen. Das Knie hält soweit, nach Rücksprache mit meinen Ärzten und Physiotherapeuten gehe ich aber mit der Symptomatik kein Risiko ein. Sonst wäre ich gar nicht hier. Trotzdem fehlte mir natürlich die Vorbereitung und das spüre ich den ganzen Tag.“
Auch bei den Damen gibt es beim Bike-Setup deutliche Unterschiede zum XCO Weltcup. Eine Wattmesskurbel zeichnet die Werte für die weitere Trainingssteuerung auf, TUNE Alufelgen statt den üblichen Carbonfelgen haben etwas mehr Notlaufeigenschaften für den Fall der Fälle. CrankBrothers Candy Pedale erlauben auch in unbekannten Downhills, mal ausgeklickt auf dem Pedal zu stehen. Ersatzschläuche, CO2-Kartuschen und Minitools sind so bei einem Weltcup auch nicht am Rad zu finden.
Am Ende hoffen wir natürlich auch, sie heute nicht zu brauchen. Außerdem, dass das Material für die nächsten Tage genauso gut hält wie auf den ersten beiden. 39 km, 1400 Hm und 2400 Tiefenmeter erlauben dann mit identischen Distanzen wieder einen Vergleich unserer Teams und die Revanche der Ladies gegen die Boys.
Ergebnisse der Stage 1
Swiss Epic
Herren
1. | BMC Mountainbike Racing Team I | Lukas Flückiger Reto Indergand | 4:13:23,5 |
2. | CENTURION VAUDE | Daniel Geismayr Jochen Käss | 4:14:19,3 |
3. | TOPEAK ERGON RACING TEAM | Alban Lakata Kristian Hynek | 4:17:02,0 |
Damen
1. | Stöckli Pro Team | Jolanda Neff Alessandra Keller | 5:06:25,8 |
2. | Team Spur Ötztal | Ariane Kleinhans Corina Gantenbein | 5:17:39,5 |
3. | Wheeler / Rocky Mountain | Esther Süss Hielke Elferink | 5:23:34,3 |
Swiss Epic Flow
Herren
1. | fusion-world.ch | Anthony Mayr Samuel Kummrow | 3:38:32,5 |
2. | sportograf.com | Tom Janas Andreas Überrhein | 3:44:36,4 |
3. | GHOST FACTORY RACING RIOT | Michal Prokop Tobias Müller | 3:48:30,7 |
Damen
1. | fusion-world.ch * Santa Cruz | Jeanette Mayr Nadege Vetterli | 4:13:11,7 |
2. | NORTHLANDS CLINIC/SCOTT | Cathy Zeglinski Dani Storch | 4:13:41,0 |
3. | PERSKINDOL | Martina Aitolehti Katariina Laakkonen | 7:18:12,0 |
Das Video zu Stage 1
https://vimeo.com/182567028
Alle Artikel zum GHOST Factory Racing Team beim Swiss Epic 2016:
- Blog – GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic #1
- Blog – GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Prolog
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 1 – „We almost died“
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 2 – Die Revanche!
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 3 – Die Königsetappe
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 4 – Der Wetterumschwung
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 5 – Das eiskalte Finale
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