Brandneu ist das Arbr Saker – und es ist anders als fast alles, was wir sonst kennen. Ein Carbon-Enduro mit 160 mm Federweg – aber da hört es dann mit den gewöhnlichen Eigenschaften auch schon auf.
Hinter dem Bike steht eine neue Firma, deren Gründer und Mitarbeiter aus der britischen Motorsport-Industrie stammen. Gemeinsam bringen sie es nach eigenen Angaben auf 25 Jahren Formel-1-Erfahrung – und die soll natürlich in das Saker eingeflossen sein. Gegründet wurde die Firma 2013 von Robert Barr – seitdem wurden diverse Prototypen gebaut, getestet und verfeinert – jetzt ist das Ergebnis zu sehen.
Keine Kompromisse soll eines der Haupt-Themen bei der Entwicklung gewesen sein. Weder bei der Herstellung noch bei der Konstruktion. Deshalb wird das Bike in England produziert, aus den besten Materialien, die verfügbar sind.
Arbr Saker – kurz und knapp
Die folgenden Eigenschaften standen zu Beginn der Entwicklung bereits fest:
- nach hinten gerichtete Radhebungskurve, um bei größeren Schlägen weniger Schwung zu verlieren
- 100 % Anti-Squat für gute Pedaliereigenschaften
- Kein Pedalrückschlag
- Eine progressive Hinterbaukennlinie für Grip und Durchschlagschutz
- Laufruhige Geometrie und ausgewogene Gewichtsverteilung
All diese Anforderungen soll das fertige Produkt erreichen. Dafür liegt der Schwingendrehpunkt hoch, etwa wie bei einem Zerode Downhiller oder einem Balfa BB7. Damit das dennoch nicht zu unendlich viel Pedalrückschlag führt, gibt es eine Kettenumlenkung. Für die Dämpferprogression wird eine versteckt liegende Umlenkung hinzugefügt. Damit das Ergebnis leicht ist, werden Schwinge und Hauptrahmen aus Kohlenstofffaser-verstärktem Kunststoff gebaut.
Um eine höhere Langlebigkeit zu erreichen, verwenden die Briten Aluminium-Inserts: CFK ist nämlich nicht für den wiederholten Ein- und Ausbau, etwa des Steuersatzes, geeignet. Die Züge verlaufen durch den Rahmen – wo sie geführt werden, um Klappern zu vermeiden. Der voluminöse Hinterbau wird von einem fetten Hauptlager geführt, das soll die Steifigkeit maximieren.
Herstellung des Arbr Saker
Das Layup der Kohlefaser-Gewebematten wurde selbst berechnet – anders als bei vielen Herstellern, die auf die Erfahrung des Produzenten vertrauen. Man verwendet sowohl unidirektionales Gelege als auch Gewebe – je nachdem, welche Eigenschaften an welcher Stelle benötigt werden. Die eigene Fertigung garantiert dabei die größtmögliche Kontrolle von Orientierung, Überlapp- und Schäftbereichen. Die intensive Handarbeit wird aber gleichzeitig auch bedeuten, dass hohe Stückzahlen sich beinahe ausschließen. Ein besonderes Merkmal sind auch Schaum-Einleger, die zu einer doppelwandigen Rahmenkonstruktion führen – eine weitere Technik, wie sie im Flugzeug- und Motorsportwagenbau gern verwendet wird. Die Rahmen werden anschließend im Autoklav gefertigt: unter hohem Druck und Temperatur härtet das Harz aus, nach 8 Stunden entsteht so ein Rahmen, dessen Material weniger Poren und einen höheren Faseranteil besitzt, was gut für Steifigkeit und Festigkeit ist. Auch die Verwendung eines Autoklav ist, wegen der Kosten, in der Fahrradbranche nicht der Standardweg.
Geometrie
Vorerst gibt es nur zwei Geometrien. Das Saker soll nach dem Reach gekauft werden, weshalb die Größen schlicht „437“ und „465“ heißen. Immerhin haben sich die Briten zu metrischen Maßen durchringen können. Dazu gibt es 435 mm lange Kettenstreben, einen 65,1° flachen Lenkwinkel und 10 mm Innenlagerabsenkung.
Size | 465 | 437 |
---|---|---|
Reach | 465 | 437 |
Stack | 606 | 596 |
Sitzrohr | 459 | 419 |
Sitzwinkel | 74.5 | 74.5 |
Steuerrohrwinkel | 65.1 | 65.1 |
Innenlagerabsenkung | 10 | 10 |
Kettenstrebenlänge | 435 | 435 |
Radstand | 1220 | 1190 |
Steuerrohr | 125 | 115 |
Individualisierung
Der Kunde ist König – zumindest, was die farbliche Gestaltung des Bikes angeht. Dabei werden keine Sticker verwendet, sondern jedes Detail lackiert. Das soll haltbarer sein und besser aussehen. Wer einfach auf den Carbon-Look steht, der kann seinen Rahmen freilich auch einfach im Carbon-Look haben.
Bleibt nur noch eine Sache: Der Preis. Rahmenpreise beginnen bei £4,390 (5250 €), inklusive einem Fox Float X, einfarbig in Wunschfarbe. Viel Geld – andererseits in einer Klasse mit dem Antidote Dark Matter, das ebenfalls in Europa aus Carbon gefertigt wird und eine ähnliche Kettenumlenkung aufweist.
Meinung @MTB-News.de zum Arbr Saker
Aufgrund des heftigen Preises wird das Saker tatsächlich nur für wenige relevant sein – aber: Technisch ist es ein äußerst interessantes Bike, das konsequent umgesetzt wurde. Optisch erinnert es tatsächlich wenn überhaupt an das Honda RN01, technisch kommen Zerode und Antidote in den Sinn. Aber so, als 160 mm Enduro mit hohem Drehpunkt und (anzunehmen) geringem Gewicht, haben wir das noch nicht gesehen – und würden es gern auf dem Trail erfahren.
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