Wer das Mountainbiken jeglicher Disziplinen liebt und sich nur ungern in Schubladen stecken lässt, der sitzt mit mir in einem Boot und wird die All Mountain Challenge von ganzem Herzen lieben: Zwei Tage, zwei Disziplinen, ein Bike, ein Rennen! So simpel und aufregend aussergewöhnlich das Rennformat, so gross die Ansprüche an die Athleten. Nathalie Schneitter, die für uns schon das Samarathon-Rennen in Israel mitgefahren ist, hat für uns die All Mountain Challenge Saillans unter die Stollen genommen und hat ganz schön gut abgeschnitten – hier ist ihr Bericht.
Die All Mountain Challenge ist also ein zweitägiges Rennen, bei dem es am ersten Tag ein technisch anspruchsvolles Enduro und am zweiten Tag ein knackiges Cross Country-Rennen zu bestreiten gilt – mit demselben Bike. Rahmen, Gabel, Dämpfer und Laufräder dürfen nicht gewechselt werden. Die größte Aufgabe wartete also schon zu Hause: Welches Bike nehme ich mit?
Epische Bedingungen erwarteten uns für das Enduro-Rennen am Samstag. 35 Kilometer, 1700 Höhenmeter und 4 Stages standen auf dem Programm. Bis zur zweiten Stage blieb es von oben her zumindest trocken.
Was das Wetter danach für uns im Köcher hatte, ließ uns bei der Verpflegungs-Station den Appetit ein bisschen vergehen und vor Kälte mit den Zähnen klappern. Für die verbleibenden 2 Stage des Tages war dann die Schlammschlacht perfekt – und ich ganz in meinem Element.
Obwohl zu Beginn noch etwas verhalten, fühlte ich mich im Schlamm bald pudelwohl und riskierte auch mal etwas – aber immer mit Köpfchen. Bei diesen Bedingungen muss man genau wissen, wann sich das Risiko auszahlt und wann eine angezogene Handbremse der bessere Berater ist.
Ich beendete den ersten Renntag auf Rang 2 – 20 Sekunden hinter der belgischen Meisterin im Enduro, Alexandra Marchal.
Um das Rennformat der All Mountain Challenge noch etwas spannender zu machen und um Enduro und Cross Country wirklich auf Augenhöhe zu gewichten, wurden die Zeitabstände des Enduro-Rennens mit 4.5 multipliziert und die Athleten beim Cross Country im Jagdstart auf die Runde geschickt. Jagen und gejagt werden: Für die einen Stress pur, für die anderen der nötige Kick, um sich so richtig ans Limit pushen zu können.
Für mich hieß das, dass ich 90 Sekunden hinter Alexandra auf die 26 Kilometer Runde geschickt wurde. Ich musste beim Start also gleich mal so richtig den Hammer setzen, um die Lücke zu schließen.
Ich dosierte gut, konnte Alex nach einem Drittel der Renndistanz bereits einholen und besann mich danach auf meine Stärken. Die 90% Singletrail Anteil und das stete Auf und Ab kamen mir da perfekt entgegen. Bei mir ist das so: Ist mein Kopf mit fahrtechnischen Aufgaben beschäftigt, vergisst er, wie sehr die Beine schmerzen und lässt mich härter in die Pedale treten. Viele Trails und stetige Abwechslung sind daher meine Parade-Disziplinen.
Die All Mountain Challenge war ein tolles Event, das ich allen Liebhebern des Trails-flitzens sehr ans Herzen legen kann. Ich freue mich, dass ich das Event gewinnen konnte, aber auch wer nicht vom Podium winken konnte, wurde mit einem unglaublich hohen Anteil an spaßigen Trails mehr als belohnt.
Das Spezial Bike Setup für die All Mountain Challenge sah folgendermaßen aus:
Bike: Rose, Thrill Hill 27.5“
Federgabel: DT Swiss OPM O.D.L. 120mm
Dämpfer: DT Swiss R 414 Remote, 100mm
Felgen: DT Swiss XM 1501 SPLINE® ONE 27.5 / 30 MM
Reifen Vorne: Continental, der Baron 2.4 Project
Reifen Hinten (Enduro): Continental, Trail King ProTection Apex / (XC): Continental X-King ProTection
Dropper Seatpost: KS Lev 100mm
Bremsen: Sram Level Ultimate (hier wäre eine SRAM Guide, die Enduro Bremse, aber sicher nicht falsch am Platz gewesen…)
Über unsere Gast-Bloggerin
Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country-Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie Vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 sicherte sie sich den Heimsieg beim Cross-Country-Weltcup in Champéry. Seit 2015 ist sie für das Team «Rose Vaujany fueled by UltraSports» unterwegs. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist bisschen verrückt und tanzt in jeder möglichen Situation. Seit Herbst 2016 ist sie im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich tätig.
16 Kommentare