Als wir im letzten Sommer den Kalender der EWS 2017 das erste Mal erblickten, machte uns einer der Orte, die wir besuchen, besonders neugierig: Madeira! Von der portugiesischen Insel inmitten des Atlantiks haben wir zwar schon einiges gehört, aber vor Ort waren wir noch nie. Von felsigen Singletrails runter über Vulkane zu schmalen Trails durch grüne Urwälder – wir konnten das volle Spektrum von natürlichen bis handgebauten Trails erfahren.
In den Tagen vor der Abreise checkten wir immer wieder den Wetterbericht für Madeira, denn zu Hause hatten wir vor allem eines in der Zeit, seit wir von Australien zurückkamen – schlechtes Wetter. Und davon hatten wir die Schnauze gestrichen voll. Der Wetterbericht zeigte uns abwechselnd das, was wir sehen wollten, SONNE oder aber auch REGEN. Was wir auf jeden Fall wussten war, dass wir uns auf den Bericht nicht verlassen konnten, denn der wechselte etwas gar oft. Wir packten unsere Koffer also so, dass wir für alle Bedingungen gewappnet waren.
Am Abreisetag am Montag zeigte sich die Insel bereits von ihrer abwechslungsreichen Seite; Regen, Sonne, Regen, Sonne und das in einem Takt, den wir eigentlich nur aus Irland kannten. Naja, damit müssen wir uns wohl abfinden! Zur Akklimatisierung entschieden wir für uns die Stage 9, die relativ kurz war und genau bei unserem Hause endete. Somit konnten wir ein erstes Gefühl für die Challenges bekommen, die vor Ort auf uns warteten. Wir entschieden uns dafür, den Rest der Stages nicht abzulaufen, um uns für das Rennen frisch zu halten.
Tag 1 des Trainings ging ungefähr so los wie in Rotorua: Sobald wir auf dem Bike waren und die erste Stage fuhren, öffnete der Himmel seine Schleusen und durchnässte uns alle bis auf die Knochen innerhalb kürzester Zeit. In letzter Minute vor dem Training fällen wir noch eine kluge Entscheidung und montieren alle noch einen Maxxis Shorty Reifen, um auf dem nassen, rutschigen Untergrund wenigstens etwas Halt zu finden. Das Terrain variierte sehr von gebauten Bikepark-Kurven zu natürlichem Singletrail, aber eines hatten alle Strecken gemeinsam: viele, viele Wurzeln und sehr glatte rutschige Steine.
Für den zweiten Tag des Trainings, bei dem wir die restlichen Stages 5–9 unter die Räder nehmen konnten, entschieden wir, wie fast alle anderen auch (zumindest die Frauen), bei den meisten Stages nur einen einzigen Trainingslauf zu machen. Es ist uns wichtiger, in den Etappen noch Energie zu haben und uns konzentrieren zu können, statt die Strecken in- und auswendig zu kennen.
Samstag Raceday 1: 45.31km // 1314m UP // 2472m DOWN
Mit der physischsten Stage gleich zu Beginn war ich sehr angespannt. Da ich in der Woche vor Madeira noch krank war und mich immer noch etwas schlapp fühlte, wusste ich nicht so genau, ob ich voll attackieren konnte und meine gewohnte Stärke auf solchen langen Stages zeigen konnte. Ich versuchte es trotzdem und als mir Sven beim technischen, steilen Anstieg zurief „Hey, deine Schwester hat es übrigens den Anstieg hoch geschafft!“ war klar, dass ich den auch unbedingt durchdrücken musste. Später stellte sich heraus, dass bei den Frauen nur Cécile, Ines, Anita und ich hochgekommen waren, yeah!
Als wir hörten, dass Anita sich auf dem dritten Rang und ich mich auf dem fünften Rang klassierte, waren wir ganz schön zufrieden. Einen guten Start ins Rennen gefunden, tip top! Leider haute es Anita auf der zweiten gleich mehrmals hart hin und sie verlor viel Zeit. Mit ihrem komplett verdrehten Sattel vom zweiten Sturz legte sie sich just im felsigsten Stück noch ein drittes Mal über den Lenker. Weiter gings, es warteten nochmals zwei Abfahrten für den Tag und vor allem auf der langen dritten Stage versuchten wir nichts anbrennen zu lassen, denn im Training hatte unser gesamtes Team auf dieser einen Platten. Die super langen Felspassagen im oberen Teil der Strecke, die an die rutschigen Steine vom Gardasee erinnern, verlangten vollen Einsatz!
Irgendwie war ich aber nicht fähig, diesen zu leisten – Anita nach ihrem Sturzdebakel noch weniger! Der Gedanke daran, mich in den Felsen möglicherweise aufs Maul zu hauen, schreckte mich etwas zu sehr ab und ich erwischte mich immer wieder, wie ich einfach zu viel bremste. Na ja, nichts angebrannt, aber damit gewinnt man halt auch keinen Blumentopf…Wir beenden den ersten Renntag auf dem fünften und achten Zwischenrang.
Sonntag Raceday 2: 50.26km // 1211m UP // 2367m DOWN
Für den zweiten Renntag wusste ich zwar, dass das Podium bei der aktuellen Fahrweise nicht ganz in Reichweite ist, aber ich konnte mich gut motivieren, denn es waren immer noch 5 Stages zu fahren und es konnte noch alles passieren. Auch Anita ließ sich nicht entmutigen und startete munter in den Tag. Während des ganzen Tages fühlte ich mich zwar nicht komplett schlecht auf dem Bike, aber irgendwie konnte ich nicht so attackieren, wie ich es gerne wollte und es schlichen sich viel zu viele Fahrfehler ein.
Manchmal ist es einfach schwierig, den Spirit zu finden, bei dem man so am Limit fährt, dass man richtig schnell unterwegs ist und Fahrfehler einfach wegstecken kann! Mit dem 7. & 8. Platz am Schluss waren wir zwar nicht ganz zufrieden, aber wir stecken unsere Ziele mittlerweile auch etwas höher. Die anderen Ladies sind einfach schnell unterwegs und damit man ganz vorne mitmischen kann, braucht es mittlerweile verdammt viel! Hut ab an unsere verrückte Israeli-Freundin Noga Korem, die mit ihrem dritten Platz das erste Mal auf dem EWS-Podium gelandet ist.
Einige Tage verbringen wir nun zu Hause, bevor es nach Irland geht – zu einem unserer absoluten Lieblingsrennen. Eins ist klar: wir Twins werden versuchen, den Carrick Mountain so richtig zu rocken und die tausenden Zuschauer werden uns sicher zu einer Höchstleistung treiben!
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