Dieses Jahr wurden für das Dirt Masters Festival einige Änderungen angekündigt, die nicht bei allen Besuchern Begeisterung auslösten. Der radikalste Schritt, das Camping am Festival zu verbieten, sorgte für Diskussionsstoff und es stellte sich die Frage: Wie werden die Dirt Masters ohne Camping? Ein Fazit aus der Sicht von Besuchern, Veranstaltern und Ausstellern.
Die Begründung für die organisatorische Veränderung bezüglich des Campings lautete damals, dass die Kosten für die Security sowie Endreinigung des „lauten“ Campingsplatzes nicht mehr tragbar waren. Eindeutig nachvollziehbar, nachdem in den letzten Jahren immer mehr der Eindruck entstand, dass mehr Party und Saufen im Vordergrund stand, als die sportlichen Ereignisse. Das schreckte das sportinteressierte Publikum immer mehr ab und lockte somit mehr Partywütige an. Ein Teufelskreis, den die Organisatoren mit den Änderungen dieses Jahr durchbrachen: Kein Campinggelände, weniger Konzerte und Abendprogramm. Doch was für Folgen würden diese Änderungen für das Festival haben? Diese Frage stellten wir und auch viele andere. Viele Fans kündigten an, sie würden das Festival gar nicht mehr besuchen, würden wir also vor leeren Strecken stehen?
Es begann schon bei der Anfahrt. Hardcore-Camper ist keiner von uns, also mussten wir den Campingplatz auch nicht unbedingt vermissen. Wir fuhren das Gelände gegenüber vom Bikepark trotzdem an, denn aus dem „lauten“ Camping wurden Parkplätze, sodass man ohne großen Aufwand direkt sein Auto in der Nähe abstellen konnte. Das erwies sich schon in den ersten 5 Minuten als praktisch, denn hatte man keinen Parkausweis für das Gelände oder das Wohngebiet davor, musste man auf den Shuttle-Parkplatz am Stadteingang ausweichen – der dieses Jahr ebenfalls wieder vorhanden war. Doch die neue Parkmöglichkeit war bis zum letzten Auto belegt.
Die Stimmung, als man das Gelände betrat, war zunächst einmal überraschend ruhig. Die Leute schlenderten entspannt die Expo ab, das Wetter war glücklicherweise sonnig und trocken, wer keine Sonnencreme dabei hatte, lief Gefahr in der prallen Sonne zum Krebs zu mutieren. Der Zeitplan hatte sich ebenfalls etwas verschoben, die Expo öffnete erst um 12 Uhr statt wie üblich um 10, was am ersten Tag zur Folge hatte, dass einige Besucher schon übereifrig vor Eröffnung der Expo vorm Gelände standen. Für die Aussteller hingegen bedeutete das einen zwei Stunden größeren Puffer, den man nutzen konnte um in Ruhe aufzubauen oder selbst die ein oder andere Abfahrt im Bikepark oder auf den Winterberger Trails zu machen. Die meisten Stände der Expo gingen die Straße zum Lift entlang hoch, zusätzlich gab es einige weitere unten am Slopestyle Gelände. Teampits und weitere Stände waren unterhalb des 4x-Starts zu finden.
Was die Events betrifft, fanden wie gewohnt der iXS Rookies Cup, Cash For Tricks, 4x Pro Tour, Whip Off Contest sowie iXS German Downhill Cup und zwei Slopestyle Contests statt. Pumptrack-Challenge und Enduro-Rennen gab es dieses Jahr nicht. Der Freitag gehörte den 4x Racern, doch die Tatsache, dass dies das einzig große Event war, zog den Tag etwas in die Länge. Dafür ging es Samstag in die Vollen: iXS Downhill Cup Qualifikation und zu Abend der beliebte Whip Off Contest. Den Sprung dieses Jahr in den Slopestyle zu bauen war eine schlaue Entscheidung – nicht nur, weil damit ein größerer Sprung zur Verfügung stand, sondern mehr Besucher das Event feiern konnten. An diesem Abend sollte die Expo bis 22 Uhr geöffnet bleiben, doch viele Aussteller schlossen ihre Zelte schon um 20 Uhr, denn das Publikum war bereits zu den Whip Offs gewandert.
Das Abendprogramm beschränkte sich auf ein Konzert am Samstag nach den Whip Offs, sodass jeden Abend spätestens um 23 Uhr Feierabend war. Das hinterließ zunächst ein wenig Ernüchterung, doch die örtlichen Bars und Kneipen hinterließen im Endeffekt immer noch genug Spielraum für die Party danach. Wen wir jedoch wirklich vermissten, waren die Disco Dogs. Wie wäre es mit einer Aftershow Party mit den verrückten Hunden als Gast?
Für Sonntag waren das Downhill-Finale sowie der Slopestyle-Contest angesetzt. Es war mit der besucherstärkste Tag, doch die Stimmung war weiterhin wohltuend entspannt. Viele Familien reisten mit Kind und Kegel nach Winterberg um das ein oder andere Klamottenschnäppchen abzustauben und das schöne Wetter zu genießen. Den Slopestyle Contest hätte man jedoch vielleicht auf Freitag legen sollen, da viele Besucher ja noch eine Reise nach Hause anzutreten haben und das Trickfeuerwerk der Pros erst um 16 Uhr begann.
Echos
Sie stehen den ganzen Tag an ihren Ständen und tun ihr Bestes, alle Besucher glücklich zu machen: Die Aussteller. Wir haben sie gefragt, wie sie das diesjährige Dirt Masters Festival erlebt haben und ob sie überhaupt sehr viel von den Veränderungen bemerkt haben.
Durch die fehlende Campingmöglichkeit hat sich das Publikum ziemlich geändert. Es hat wirklich funktioniert, dass das Festival wieder sportlastiger ist und mehr Leute da sind, die sich für den Sport und das Material interessieren und man auch mal in Ruhe mit den Leuten sprechen kann. – Sebastian Vogl, e*thirteen
Die Stimmung auf den iXS Dirt Masters ist sehr gut, kommt sehr gut an mit den neuen Zeiten, auch für uns als Mitarbeiter. Wir können endlich mal ausschlafen, das ist schonmal ein riesiger Vorteil. Man merkt richtig, dass die Leute gegenüber zum Vorjahr auf der Suche nach Teilen sind und sich informieren wollen. Im Vorjahr waren eigentlich mehr die Partyleute da. Aber was das Festival noch braucht ist ein Enduro-Rennen, um noch mehr interessiertes Publikum nach Winterberg zu bringen. – Markus Zander, Sixpack
Was ich dieses Jahr richtig gut fand war der Samstagabend, dass unten am Slopestyle das ganze Publikum und die Party direkt dort war. Ich hab das Gefühl es ist insgesamt ein bisschen weniger an Besuchern geworden dieses Jahr, weil an den anderen Abenden eben gar keine Party mehr war. Aber ich glaube prinzipiell kann man gut darauf aufbauen, dass man Abends vielleicht doch noch ein paar mehr Veranstaltungen hat und die Leute anlockt, aber ohne das exzessive Partyvolk. Man muss irgendwie einen Mittelweg finden und ich glaube das ist auch eine Herausforderung, sich als Veranstalter neu zu positionieren. – Laura Trümper, hibike.de
Letztendlich war es spaßig, das Wetter war super, die Leute waren gut drauf. Wir sind gerne hier, haben gute Gespräche gehabt und freuen uns unter Gleichgesinnten zu sein. Was den Zeitplan betrifft haben wir versucht uns danach zu richten, aber hatten fast schon ein schlechtes Gewissen, als wir erst um 11 da waren und die anderen ihre Stände schon aufgebaut haben. Aber letztendlich haben wir die Zeit genossen und kamen selbst ein bisschen zum Fahren. – Erwin Botosch & Peter Ringel, Acros
Auch Organisator und Gründer des Dirt Masters Festival, Frank „Lippe“ Weckert haben wir dazu befragt, wie er das Wochenende empfunden hat und ob sich das Risiko des Richtungswechsels gelohnt hat.
Puh, 11 Jahre Dirt Masters, eine lange Zeit. Viele haben nicht mehr an das Festival geglaubt, nach dem katastrophalen Wetter letztes Jahr. Aber Totgesagte leben länger und ich erlebte als Veranstalter das stimmungsmässig tollste Festival in 11 Jahren. Natürlich spielt das Wetter eine wichtige Rolle und das war natürlich Bombe. Aber auch einige wichtige, organisatorische Veränderungen machten das Festival richtig gut. Wir mussten die Partyarea abschaffen und haben das Geld in die Strecken, ganz besonders in die Slopestyle und Whip off Hügel, gesteckt. Natürlich auch in 4x und Downhill. Die Stimmung war gigantisch. Es waren noch nie so viele begeisterte Leute beim Whip Off. Noch nie ist so viel auf den anderen Strecken getestet worden. Ich danke allen Helfern, Ausstellern, Partnern, Besuchern und meinem gesamten Orga Team.
Fazit @ MTB-News.de
Der fundamentale Richtungswechsel ist gelungen und das Festival erstrahlte in neuem Glanz. Das Publikum konnte ein entspanntes, sonniges Wochenende genießen, ohne dabei zu sehr vom lauten Partyvolk dabei gestört zu werden. Das Geld wurde in eine bessere Infrastruktur gesteckt, was sich bezahlt gemacht hat, denn so kamen alle auf ihre Kosten. Die Begeisterung über die neuen Strecken war groß und die Stimmung dementsprechend bestens. Allerdings sollten noch ein paar Justierungen am Zeitplan vorgenommen werden und ein paar mehr Alternativen für das feiernde Publikum geschaffen werden. Vielleicht ist es ja sogar möglich, noch ein paar mehr Events auszutragen. Der Wandel des Dirt Masters Festivals ist bestimmt noch nicht abgeschlossen und wir freuen uns auf das nächste Jahr.
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