Auch im Jahr 2017 fahren jede Menge 26“-Bikes über die Trails. Kein Wunder – die Teile haben sich ja auch davor über Jahrzehnte bewährt. Wenn nun aber ein neuer Rahmen Objekt der Begierde wird, der mit 27,5“ daher kommt… kann ich meine alten 26″-Teile dann da dran bauen? Eine Frage, die sich vielleicht der eine oder andere bereits gestellt hat. Hier die Antwort: Jein.

Besonders ärgerliches Beispiel: Wer teure 26“-Laufräder sein eigen nennt, wird im Jahr 2017 dafür auf dem Gebrauchtmarkt (fast) nichts mehr kriegen, tatsächlich habe ich schon 26“-Laufräder geschenkt bekommen, also richtig umsonst, für 0 €. Und zwar keine ganz billigen. Also, die Frage muss erlaubt sein: Ergibt das Sinn? 26“ Laufräder in einem 27,5“ Rahmen? Oder gar eine 26“-Federgabel und Räder in einem 27,5“-Rahmen?

Die Optik des bikes ist schon ungewöhnlich
# Die Optik des bikes ist schon ungewöhnlich - mit 170 mm Gabel und 26"-Rad stellt sich automatisch der Freerider-Look ein.

Schauen wir uns die Fakten an: Natürlich passen – passendes Achsmaß vorausgesetzt – die kleineren Räder in den größeren Rahmen. Da wäre die Frage beantwortet: Ja, kann man machen. Nur: Sollte man das tun?

Was ändert sich durch das Verwenden von 26″ Rädern in einem 27,5″-Bike?

Die kleineren Felgen messen 559 mm Durchmesser, die größeren 584 mm. Durch die Verwendung kleinerer Räder wird folglich das ganze Fahrrad um 12,5 mm abgesenkt. (Zum Nachrechnen: (584 mm – 559 mm)/2 = Differenz der Radien = 12,5 mm). Mit dieser Tatsache kann jetzt auf folgenden Wegen umgegangen werden:

  1. Akzeptieren. Ein 12,5 mm tieferes Innenlager muss nicht dramatisch sein, in der Regel wird es aber zu ziemlich häufigem Bodenkontakt von Pedalen, Kurbel und Kettenblatt kommen.
  2. Kompensieren. Hierfür bieten sich drei Möglichkeiten: eine kürzere Tretkurbel, ein längeres Dämpfereinbaumaß oder weniger Negativfederweg.
12,5 mm unterschiedliche Bodenfreiheit klingen nach wenig
# 12,5 mm unterschiedliche Bodenfreiheit klingen nach wenig - tatsächlich fährt man aber ziemlich häufig ziemlich knapp über dem Boden, weshalb jeder Millimeter zählt.

Kompensieren #1: Die Sache mit dem Negativfederweg bietet sich nur begrenzt an. Zunächst wird dadurch häufig der Federweg nicht mehr vollständig genutzt – ihr verschenkt also Federweg. Das mag manch einer verschmerzen können. Wer diesen Weg wählt, der sollte seinen Sag um 12,5 mm reduzieren, was je nach Übersetzungsverhältnis am Dämpfer etwa 4-5 mm weniger Sag bedeutet. Klar sein muss aber auch, dass 12,5 mm weniger Sag bei unterschiedlichem Gesamt-Federweg eine unterschiedlich starke Änderung bedeutet. Bei einem 160 mm Enduro wird man für gewöhnlich ca. 45 mm Sag fahren, diesen reduziert man dann auf 32,5 mm. Was in Ordnung sein kann, hat einen großen Haken: Die meisten Bikes sind auf einen speziellen Sag ausgelegt, eine Abweichung davon führt meist zu Wippen und Ineffizienz im Fahrwerk. Deshalb ist dieser Weg nicht wirklich zu empfehlen…

Zu hartes Setup mit weniger Negativfederweg
# Zu hartes Setup mit weniger Negativfederweg - so lässt sich die Höhe des Fahrrades einfach einstellen, leider mit diversen Nachteilen.

Kompensieren #2: Eine andere Dämpfereinbaulänge. Wie oben ausgeführt, müssen am Dämpfer nur 4-5 mm geholt werden.Hier lässt sich nicht pauschal sagen, ob das wirklich passt, häufig stößt der Rahmen dann irgendwo an. Dafür bieten sich Offset-Buchsen an, exzentrische Dämpferbuchsen, die ins Dämpferauge gepresst werden und eine Verlängerung der Einbaulänge erlauben. Kosten rund 50 €, bringen bis zu 6 mm und erlauben dadurch, das Tretlager je nach Rahmen um 12 – 18 mm anzuheben, womit sich die kleineren Räder einfach kompensieren lassen. Theoretisch wäre auch ein Metric-Dämpfer eine Möglichkeit, hier weichen die Einbaumaße aber deutlicher ab und bieten gleichzeitig weniger Hub, weshalb das nur in speziellen Fällen sinnvoll wäre – und gleichzeitig auch deutlich höhere Kosten mit sich bringt. Hinweis, 25.06.17: Auch diese Variante sorgt für eine andere Sag-Position und beeinflusst damit das Fahrverhalten ungünstig. Dafür kann man immerhin den gesamten Federweg nutzen. Danke für die Anmerkung, Sackmann!

Das kann nicht immer gut gehen
# Das kann nicht immer gut gehen - die Bodenfreiheit unter dem Pedal ist schon sehr gering.

Kompensieren #3: Eine kürzere Tretkurbel ist eine simple Methode, um sich mehr Bodenfreiheit beim Pedalieren zu verschaffen. Die allermeisten Biker fahren mit 175 mm Kurbeln, diese werden standardmäßig an fast allen Bikes montiert. Es gibt jedoch von fast jeder Kurbel auch kürzere Varianten, mit 170 mm oder 165 mm Länge, teilweise auch noch mit 160 oder 155 mm. Hier drängt sich die im Downhill weit verbreitete 165 mm Tretkurbel auf, denn sie vergrößert die Bodenfreiheit (nicht die Tretlagerhöhe!) um 10 mm gegenüber der Standardkurbel, bleiben noch 2,5 mm Differenz – wer das spürt, der hat wirklich sensible Zehen. Dass sich dadurch das Pedalierverhalten ändert (der Kreis, auf dem sich die Pedale bewegen, wird schließlich kleiner) ist klar, und für manchen sicher ein Ausschlusskriterium. Viele Endurofahrer sind, wie auch Downhiller, hier aber wenig empfindlich.

Ist der 26"-Adapter eine Tretkurbel?
# Ist der 26"-Adapter eine Tretkurbel? - Effektiv lässt sich über die Kurbelarme das Problem der Bodenfreiheit direkt attackieren.
Wir fahren hier eine 165 mm Kurbel
# Wir fahren hier eine 165 mm Kurbel - gegenüber der standardmäßig verbauten 175 mm Kurbel holen wir also 1 cm Bodenfreiheit, was tatsächlich spürbar ist.
Das Tretlager bleibt natürlich niedrig
# Das Tretlager bleibt natürlich niedrig - Mit Aufsetzern auf dem Kettenblatt haben wir seit 1X aber ziemlich wenige Probleme.

Das Problem mit der Gabeleinbaulänge

Das alles gilt aber nur, wenn man den 27,5“-Rahmen mit der richtigen (27,5“)-Federgabel verwendet. Lässt sich auch eine 26“-Federgabel sinnvoll verwenden? Jein – oder anders gesagt: Ja, wenn die Einbaulänge stimmt. Typischerweise haben 27,5“-Gabeln eine um 15 mm größere Einbaulänge als ihr 26“-Pendant, wenn der Hersteller beides anbietet. Dann ist die Sache einfach: Eine 26“-Federgabel mit 15 mm mehr Federweg hat dann die selbe Einbaulänge wie die 27,5“-Federgabel. In unserem Beispiel habe ich eine 26“ 170 mm Lyrik in ein ICB2.0 gebaut, ausgelegt ist der Rahmen auf eine 27,5“ 150 mm Gabel. Da die Lyrik aber grundsätzlich höher baut, ist diese Variante dann doch merklich zu lang. Außerdem muss man die Gabel mit mehr Federweg auch so abstimmen, dass sie nicht den vollen Federweg nutzt; denn sonst stimmt die tatsächliche Geometrie nicht mehr, sobald man auf dem Fahrrad sitzt. Besser ist es deshalb, einen Steuersatz mit größerer Einbauhöhe der unteren Lagerschale zu verwenden – auch wenn hier keine 15 mm geholt werden können. Aber: Wenn man bis auf 5 mm an die Einbaulänge kommt, dann beläuft sich die Änderung von Lenkwinkel und Tretlagerhöhe auf vernachlässigbare Werte.

170 mm Federweg statt 150 mm
# 170 mm Federweg statt 150 mm - das über-kompensiert die zu geringe Einbauhöhe und führt in Konsequenz sogar zu einem flacheren Lenkwinkel und höheren Tretlager (Raddurchmesser nicht berücksichtigt).

Fazit:

Wer gern seine 26“ Räder weiterverwenden will, der kann das tun. Eine kürzere Kurbel oder Offset-Buchsen für den Dämpfer sind der einfachste Weg zum Ziel, funktionieren aber nur sinnvoll, wenn die richtige 27,5“-Gabel verwendet wird. Die Einbaulänge einer 26“-Gabel zu kompensieren gelingt am besten mit Offsetbuchsen oder einer 26“-Gabel mit mehr Federweg, ist aber kein ganz simples Unterfangen.

Wie fährt sich unser Frankenstein-26-27,5-Mix, wenn man die Bodenfreiheit nicht wie beschrieben kompensiert?
# Wie fährt sich unser Frankenstein-26-27,5-Mix, wenn man die Bodenfreiheit nicht wie beschrieben kompensiert? - abgesehen vom häufigen Bodenkontakt der Pedale eigentlich exzellent. Tiefe Tretlager und flache Lenkwinkel sind ja ohnehin in Mode...
Text und Fotos: Stefanus Stahl
  1. benutzerbild

    HerbyAIC

    dabei seit 03/2008

    Falls jemand vorne Bauhöhe zur Verwendung einer 26" Gabel machen möchte:
    dieser Adapter wird in den Rahmen gepresst und danach kommt der Steuersatz rein. Macht dann 12mm Bauhöhe


    in http://www.last-bikes-shop.com/epages/62262325.sf/en_GB/?ObjectPath=/Shops/62262325/Products/001884

  2. benutzerbild

    Deleted 8566

    dabei seit 12/2015

    Also noch mal: Mein Bike wurde durch die Verwendung von 26" Laufrädern definitiv besser.
    Bin auch so weit, falls mal der Umstieg auf 27,5" oder 29" kommt, nur das Gabelcasting zu tauschen, um den kurzen Rake zu erhalten.

    Man kann das Tretlager nicht beliebig tief absenken. Bei meinen 330 mm jetzt, geht's nicht nur um's Aufsetzen beim Pedalieren, sondern auch um's Aufsetzen in horizontaler Kurbelstellung, weil da ja noch ein Kettenblatt dran ist und es bei uns Trails gibt, die wirklich eng sind. Bin unlängst mal bei richtiger Kurbelstellung (außen unten) mit dem inneren Pedal an einem Baumstumpf gestreift. Kommt halt so, wenn man ordentlich umlegt.
    Das ist genau das gleiche Ding wie mit den Lenkern. 800 mm Lenkerbreite ist für viele geil, aber wenn es reihenweise enge Baumdurchfahrten gibt, gibt's ein Argument für's kürzen.

    Trotzdem finde ich tiefe Tretlager wunderbar; ist ein ganz anderes fahren.

    Wie schon gesagt: Mein Tranc ist prädestiniert für's Tieferlegen. Bei einem Stumpjumper würde ich das nicht wagen. Außer ich würde Dual oder 4X fahren, wie Jared Graves. smilie

  3. benutzerbild

    Pitchshifter

    dabei seit 01/2005

    Wenn man 26x2,5" Reifen wie zum Beispiel eine Muddy Mary aufzieht, gewinnt man im Vergleich zu den 2,4" Reifen von Maxxis 6mm an Höhe im Radius!

  4. benutzerbild

    adrenochrom

    dabei seit 08/2015

    Wenn man 26x2,5" Reifen wie zum Beispiel eine Muddy Mary aufzieht
    den klumpen wollte 2009 schon niemand fahren smilie
  5. benutzerbild

    RALLE K. !

    dabei seit 05/2004

    Das ist genau das gleiche Ding wie mit den Lenkern. 800 mm Lenkerbreite ist für viele geil, aber wenn es reihenweise enge Baumdurchfahrten gibt, gibt's ein Argument für's kürzen.

    Kenn ich - das macht ordentlich Aua anne Finger...

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