Was für ein Rennen! Manuel Fumic überrascht alle und kämpfte lange Zeit mit Nino Schurter um den Sieg. Der deutsche Topfahrer überzeugte beim fünften Lauf der Weltcupserie, bis er durch einen Sturz derart gehandicapt wird, dass er nicht mehr den Besten folgen kann und letztendlich Sechster wird. Seriensieger Schurter steht somit mit fünf Siegen in Folge kurz vor der absolut perfekten Weltcupsaison. Auch bei den Damen und den beiden U23-Kategorien triumphierten jeweils die Gesamtweltcup-Führenden. Bei den Damen sicherte sich Yana Belomoina ebenso vorzeitig den Gesamtweltcupsieg wie Schurter bei den Herren.
Herren – Schurters Triumphfahrt in die Geschichtsbücher
Im Ziel streckte der frisch gebackene Gesamtweltcupsieger Nino Schurter fünf Finger in die Kamera. Fünf Weltcupsiege in Folge innerhalb eines Jahres – das war bis dato keinem Cross-Country-Piloten gelungen. Zudem steuert er auf die absolut perfekte Saison zu, nur noch der finale Lauf des Weltcups in Val di Sole kann ihm die Suppe auf dem Weg zum ultimativen Eintrag in die Geschichtsbücher versalzen. Einzig Rachel Atherton gelang es im Downhill vor einem Jahr, alle Weltcuprennen innerhalb einer Saison zu gewinnen – nun also vielleicht Schurter im Cross-Country bei den Herren?
Doch der Reihe nach: Es war der Gesamtweltcupsieger der U23-Kategorie aus dem vergangenen Jahr, Tituan Carod, der dem Rennen am Anfangs seinen Stempel aufdrückte. Schurter erwischte zunächst nicht den besten Start und musste sich in der ersten halben den Weg an die Spitze erarbeiten. Dort angekommen forcierte er das Tempo, sodass vorerst nur Carod und mit leichtem Abstand Carods Landsmann Maxime Marotte sein Hinterrad halten konnten.
Doch zu diesem Zeitpunkt macht sich der deutsche Meister und Bronzemedaillengewinner der Europameisterschaften vor einer Woche, Manuel Fumic, auf, die Lücke von rund 15 Sekunden zum Führungstrio zu schließen. Mit der schnellsten Rundenzeit des gesamten Rennens (ausgenommen der verkürzten Startrunde) gelang es ihm zunächst, seinen Teamkollegen Marotte zu überholen und dann zum Führungsduo aufzuschließen.
Und von da an bestimmte der deutsche Vorzeigefahrer das Tempo der Spitzengruppe. Fast zwei Runden lang führte Fumic das Trio in überzeugender Art und Weise an. Als dann am Ende der fünften von sieben zu fahrenden Runden dem Franzosen Stephane Tempier der Anschluss an das Spitzentrio gelang, blies Schurter zur Attacke. Und wer gedacht hätte, dass nun die Stunde von Fumic geschlagen hätte, wurde eines Besseren belehrt: Im Gegensatz zum dritten Begleiter Carod gelang es Fumic zwar zunächst, das Hinterrad von Schurter zu halten, doch ein Sturz unmittelbar im Anschluss und eine ernsthafte Verletzung am Knie sorgten dafür, dass Fumic nicht nur den Anschluss an den Schweizer verlor, sondern ihm auch jeglicher Fahrrhythmus entglitt.
Fumic verlor von da an kontiunierlich an Boden und wurde anschließend von den drei hinter ihm liegenden Franzosen Carod, Tempier und Marotte und dem Italiener Gerhard Kerschbaumer überholt. Sicherlich etwas enttäuscht über die verpasste Chance, mit dem Dominator der Saison um den Sieg zu kämpfen, überquerte Fumic letztlich als Sechstplatzierter den Zielstrich.
Für Nino Schurter zahlte sich die Attacke aus. Er konnte damit alle seine Begleiter distanzieren und somit solo dem fünften Sieg entgegenfahren. Nach 1:31:51 Stunden überquerte der Eidgenosse zum fünften Mal in Folge als Erster den Zielstrich und sicherte sich einen weiteren Eintrag in die Geschichtsbücher. Zudem kann ihm nun vor dem letzten Lauf der Serie in Val di Sole in zwei Wochen niemand mehr den Gesamtweltcupsieg streitig machen.
Hinter ihm entwickelte sich auf den letzten Metern des Rennens ein packendes Rennen. Zunächst sah es so aus, als würde der lange im Spitzentrio befindliche Tituan Carod als Zweiter über den Zielstrich rollen. Doch schon eingangs der vorletzten Runde konnte sein Landsmann Tempier aufschließen, ihn dann auch überholen und letztendlich ungefährdet als Zweitplatzierter ins Ziel einfahren. Carod verlor von da an konstant an Boden, zudem rückte von hinten der Italiener Kerschbaumer immer näher heran. Als sich Carod direkt vor Kerschbaumer in die finale Abfahrt stürzte schien es, als könne der Franzose die Podiumsplatzierung verteidigen. Doch im Zielsprint hatte der italienische Meister Kerschbaumer schließlich die Nase vorn und feierte als Drittplatzierter sein erstes Weltcup-Podium.
Zweitbester Deutsche war Christian Pfäffle auf Rang 27. Nach einem etwas schlechteren Start konnte sich der Neuffener Stück für Stück nach vorne arbeiten und so sein bestes Weltcupresultat der Saison einfahren.
Damen – Belomoina unaufhaltsam zum Weltcup-Gesamtsieg
Beim Rennen der Damen blickten viele Beobachter gespannt auf das Comeback der Olympiasiegerin von Rio, Jenny Rissveds. Die Schwedin verzichtete aufgrund zweier Todesfälle in ihrer Familie auf die bisherigen Rennen und stand in Mont-Sainte-Anne erstmals an der Startlinie eines Weltcups. Doch Rissveds verlor schon nach wenigen Metern alle Chancen auf ein Top-Resultat, nachdem sie heftig zu Boden ging. Nichtsdestotrotz wirkte ihr Tritt im weiteren Verlauf des Rennens nicht so explosiv wie gewohnt. Jedoch ist bis zu ihrem großen Ziel, den Weltmeisterschaften im australischen Cairns, noch einiges an Zeit, um wertvollen Boden gegenüber der Konkurrenz gut zu machen.
Unbeeindruckt davon führten auf den ersten Metern des Rennens vor allem die bei den Europameisterschaften vom Pech verfolgte Pauline Ferrand-Prévot und die Kanadierin Catharine Pendrel. Die bisherige Seriensiegerin Yana Belomoina erwischte nicht den besten Start und lag zunächst etwas hinter der Spitze. Während Pendrel sich von da an stets einige Meter in den Abfahrten von Ferrand-Prévot absetzen konnte, gelang es der Weltmeisterin von 2015 immer wieder am Berg, die Lücke zu schließen. Zudem konnte die Gesamtweltcupführende Yana Belomoina ihren schlechten Start kompensieren und zum Führungsduo aufschließen.
Das Trio wirkte zunächst sehr ausgeglichen, ständige Wechsel an der Spitze hielten das Rennen lange spannend. Am Berg schienen die Weltcupgesamtführende Yana Belomoina und Ferrand-Prévot stärker als Pendrel zu sein, dafür konnte die Kanadierin auf ihrer Lieblingsstrecke bergab stets einige Meter gut machen. In der dritten von fünf zu fahrenden Runden konnte schließlich Pendrel trotz ihrer Abfahrtsqualitäten die Lücke zu ihren beiden Begleiterinnnen nicht mehr schließen. Pauline Ferrand-Prévot musste ebenfalls einige Zeit später Federn lassen, sodass die große Favoritin Belomoina solo dem vorzeitigen Gesamtweltcupssieg entgegenfahren konnte.
Die frisch gebackene Europameisterin zeigte einmal mehr, dass sie aktuell die stärkste Kletterin im Damenfeld ist und konnte so nach einem verhältnismäßigen kurzen Rennen über 1:17 Stunden ihren dritten Saisonsieg feiern. Pauline Ferrand-Prévot überquerte 44 Sekunden nach der Ukrainerin den Zielstrich und beendete somit als Zweite eine lange Durststrecke mit viel Verletzungs- und Defektpech. Catherine Pendrel folgte weitere 40 Sekunden hinter der Französin auf Rang drei.
Im Kampf um Platz vier entwickelte sich ab der Hälfte des Rennens ein packender Zweikampf zwischen Emily Batty und Irina Kalentyeva. Erst in der letzten Runde gelang es Emily Batty, sich entscheidend von Kalentyeva abzusetzen und so ihr zweites Top-Fünf-Ergebnis in dieser Saison einzufahren.
Nachdem Sabine Spitz und Adelheid Morath die Reise nach Übersee nicht angetreten waren, galt es für die einzige deutsche Starterin Helen Grobert, die deutsche Fahne hochzuhalten. Insbesondere nach ihrem ersten Top-Fünf-Ergebnis vor einigen Wochen in Lenzerheide konnte man erwartungsvoll auf das Rennen in Kanada blicken. Doch während ein Großteil des Damenfeldes durch den Sturz der Schwedin Rissveds kaum beeinflusst wurde, sorgte dieser für ein großes Handicap für Grobert bereits am Start. Hochmotiviert versuchte die junge Schwarzwälderin den verlorenen Boden wieder gut zu machen. Doch dabei übernahm sie sich etwas und konnte erst in den letzten Runden einige Konkurrentinnen überholen. Angesichts des 16. Platzes im Tagesklassement dürfte sie etwas enttäuscht die Heimreise antreten.
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