Wenn es einen spektakulären Trick gibt, der nicht von Brandon Semenuk oder Nicholi Rogatkin stammt, ist es momentan der Tsunami Flip – und der wird vom aktuell besten deutschen Slopestyle-Fahrer Nico Scholze in Perfektion ausgeführt. Nico kommt aus Filderstadt bei Stuttgart und hat bereits 2013 mit dem Video INITATION für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile ist der 22-jährige in der Weltspitze angekommen. Wir haben uns sein Arbeitsgerät, das Canyon Stitched 720, genauer angeschaut!
2017 ist bislang sein erfolgreichstes Jahr im Slopestyle-Geschäft: Mit einem Podiumsplatz beim Winterspektakel White Style in Innsbruck, einem 8. Rang beim Slopestyle-Contest während des Crankworx-Ablegers in Rotorua und einem 11. Rang beim Crankworx Les Gets ist Nico, der mittlerweile Chromag, Maxxis, NC-17 und Fox Head als Sponsoren nennen kann, gut in Form. Diese unterstrich er erst vorgestern erneut, als er im Finale des prestigeträchtigen Joyride-Slopestyles in Whistler inmitten namhaftester Konkurrenz erneut den 11. Rang holte.
Canyon Stitched 720: Die Federung
Einen Anteil an seinem Erfolg hat dabei mit Sicherheit sein Canyon Stitched 720, mit dem Nico seit anderthalb Jahren fast ausschließlich unterwegs ist und damit auch Skateparks und Trails unter die winzigen Stollen nimmt. Das Slopestyle-Fully der Koblenzer verfügt über 100 mm Federweg am Heck, die von einem RockShox Monarch R Dämpfer in Zaum gehalten werden. Von einer fluffigen Federung sollte man hierbei allerdings nicht mehr sprechen: Der mit 300 psi aufgepumpte Dämpfer lässt den Hinterbau fast erstarren, sorgt aber im Vergleich zum Hardtail bei heftigen Einschlägen für weitaus mehr Komfort am Heck. Vorne federt eine Rock Shox Pike DJ mit ebenfalls 100 mm Fedeweg, die den gleichen Job erfüllt wie die Heckdämpfung: Schadensbegrenzung bei heftigen Einschlägen – bei steinharten 145-175 psi Luftdruck, die Nico je nach Streckencharakteristik in die Gabel pumpt, kein Wunder.
Der Rotor
Der Stitched 720 Rahmen an sich ist nicht modifiziert und kann genau so bei Canyon erworben werden. Bislang nur „one-size“ in Größe M – allerdings soll noch in diesem Jahr eine weitere Größe auf den Markt kommen. Einige Änderungen zur Serie gibt es beim Arbeitsgerät dann doch: Es ist, wie auch bei Emil Johansson, ein mechanischer BMX-Rotor verbaut – in Nicos Fall der SNAFU Mobeus. Dieser macht Lenkerdrehungen nicht mehr von der Kabellänge der Hinterradbremse abhängig und dreht praktisch so lange, wie die AstroGlide-Lager durchhalten. Damit er keine zusätzlichen Gewindebohrungen am Steuerrohr durchführen muss, hat sich Nico die nötige Aluplatten kurzerhand selbst angefertigt. Warum eigentlich keine hydraulische Rotorlösung? Nico schwört auf klassische BMX-Rotoren, da diese seiner Meinung nach einfacher zu warten sind und hydraulische Lösungen nach einer gewissen Zeit schwergängiger laufen würden. Die etwaige niedrigere Bremskraft zu einem hydraulischen Rotor ist ihm egal: Wichtig ist beim Slopestyle primär, dass das Bike einfach nur zum Stillstand kommt.
Die Laufräder
Wenn das Canyon Stitched 720 nicht still steht, rollt es auf Laufrädern von Halo: Diese verfügen hinten über recht breit bauende Nabenflansche, was das Laufrad gegen seitliche Einschläge enorm stabil machen soll. Wichtig ist dabei auch die Speichenspannung, die an Nicos Arbeitsgerät sehr hoch ist – wenn der Filderstädter nämlich eines nicht mag, sind es Laufräder, die beim Absprung flexen. Der Laufradsatz rollt auf Maxxis-Bereifung: Hinten ist ein schneller Maxxis DTH verbaut, vorne ein griffigerer Maxxis Ikon Reifen für eine bessere Spurkontrolle. Auch hier ist nichts schwammig: Die Maxxis Ultralight-Schläuche sind bis ans Maximum gefüllt – 5 Bar hinten, 4,5 Bar vorne.
Was Nico an den Laufrädern nicht mag, wird am Cockpit fortgeführt: Auch der Lenker darf nicht flexen, der auf 735 mm gekürzte Chromag OSX Fubar ist ebenfalls sehr steif.
Der Antrieb
Last, but noch least: Auch am Antrieb gibt es eine kleine Raffinesse. Die Kurbel bleibt sehr schnell stehen, ächzt aber dennoch nicht unter extremer Spannung und bleibt gut pedalierbar – wie geht das denn? Die Lösung liegt in der Kombination aus der breiten Dartmoor-Singlespeedkette und SRAMs Direct Mount-Kettenblatt mit Narrow/Wide-Zähnen. Diese „verkeilen“ sich minimal in der Kette und sorgen so für ein schnelles Stoppen der Kurbel; unabdingbar für Tricks, bei denen man mit den Füßen die Pedale verlässt und diese bei der Landung auch gerne wieder dort vorfinden will, wo man sie verlassen hat. Apropos Pedale: Die NC-17 Gladiator sind brandneu und kommen als kleines Schmankerl mit eingelasertem Fahrernamen.
Was noch zu sagen wäre? Wir wünschen Nico viel Erfolg beim Red Bull District Ride in Nürnberg!
6 Kommentare