Last Clay im Test: Last stellt mit dem Clay eine kurzhubigere Alternative zum Enduro-Bike Coal vor. Mit 140 mm am Heck und dem Last-typischen Hinterbau mit anständigen Nehmerqualitäten und variablem Achsmaß richtet es sich an all jene, die auf der Suche nach einem verspielten Trailbike sind. Genügend Feedback vom Untergrund für besonders aktive Fahrer stand bei der Entwicklung des Bikes genauso auf der Agenda wie eine einfache Handhabung. Um zu überprüfen, ob das Lastenheft erfüllt wurde, haben wir das Last Clay ausführlich mit Stahlfeder- und Luftdämpfer getestet.
Last Clay – kurz & knapp
“The Clay is a playful Trail bike, designed to excel when it gets rough. Same as its loved predecessor, the Herb AM, it features a slack geometry that will increase your speed on your home trail and beyond. It’s designed to withstand the elements guaranteeing lot’s of riding without wrenching.” – Last Bikes
Last sieht das Clay vor allem im Trailbike-Bereich. Das bedeutet für Last nicht, ein “super-sickes-mega-shorttravel-Enduro” im Programm zu haben, sondern ist lediglich ein moderner Ausdruck für das klassische Mountain- bzw. All-Mountain-Bike – man geht schlicht mit der Zeit. Konkret bedeutet dies, dass das Last Clay ein verspielter Begleiter für den Alltags-Einsatz sein soll, der auch in schwierigem Gelände genügend Reserven bietet. Auf der Website des Herstellers wird unter dem Punkt “Intentional Use” aber auch auf die Einsatzkategorie ASTM 4 verwiesen, die hohe Anforderungen im Bezug auf die Haltbarkeit stellt und bei vielen anderen Herstellern eher für Enduro-Bikes vergeben wird.
- Laufradgröße: 27,5″
- Federweg hinten: 140–130 mm (130 mm bei hubreduziertem Dämpfer)
- Federweg vorne: 150 mm (Optional hatten wir 160 mm im Test)
- Durch Änderung von Wippe und Dämpfer rückwärts kompatibel zum Last Coal
- 3 Farben: Schwarz anodisiert, Transparent-Blau pulverbeschichtet, Transparent-Rot pulverbeschichtet
- 4 Größen: S, M, L, XL
Preis: 2.999 – 5.999 € (UVP), Rahmen 1.599 €, getestete Version 4.329 € | Bikemarkt: Last Clay kaufen
Technische Daten
- Material: Aluminium
- Ausfallenden: Boost 148 x 12 mm
- Sattelrohrdurchmesser: 31,6 mm
- Tretlager: 73 mm BSA
- Dämpfermaß:
- 210 x 55 mm (140 mm Federweg)
- 210 x 50 mm (130 mm Federweg)
- Kettenführung: ISCG 05 Aufnahme
- Bremsaufnahme: Post Mount 180 mm
- Bremsscheibengröße: 180–203 mm
- Steuerrohr: 44–56 mm Tapered
- Reifenfreiheit: 2,5″ (abhängig von Felgenbreite und Reifenhersteller)
- Gewicht Herstellerangabe: 12,7–13,5 kg
- Gewicht nachgewogen: Air/XL 13,8 kg; Coil/XL 14,1 kg
Rahmendetails
Wer Last kennt, weiß, dass hier wirkliche Fahrrad-Nerds am Werk sind. Dies spiegelt sich in allen Facetten wider: Sei es in einer riesigen Auflistung an technischen Daten auf der Webseite oder den cleveren Rahmendetails am Last Clay. Bei der Post Mount-Bremsaufnahme wird zum Beispiel zur Gewichtsersparnis ein Gewinde in den Rahmen geschnitten. Kommt es hier im schlechtesten Fall mal zu einem Schaden, ist der Hinterbau trotzdem kein Fall fürs Altmetall. Der Bereich unter den Post Mount-Sockeln ist so ausgeformt, dass zylindrische Gewindeeinsätze verwendet werden können. So kann der Rahmen mit längeren Schrauben und den Gewindeeinsätzen weiter verwendet werden.
An den Lagern sieht man: Bei Last wird lieber gefahren als geschraubt.
An den Lagern sieht man: Bei Last wird lieber gefahren als geschraubt, denn große Endurobearings-Lager sollen für eine lange Lebensdauer sorgen. Bei den weiteren Standards beugt man sich nur bedingt dem Aktuellsten. Während am Hinterbau der Boost 148 x 12 mm Standard zum Einsatz kommt (optional mit Unterlegscheiben auch 142 x 12 mm) und man am Dämpfer auf Metric-Einbaumaße setzt, wird am Tretlager ein bewährtes 73 mm BSA-Gewinde verwendet. Wer gerne ohne Rucksack unterwegs ist, kann in den Rahmengrößen M–XL uneingeschränkt einen Flaschenhalter montieren. Bei Größe S ist die Trinkflaschen-Mitnahme durch die Dämpferwahl und die Größe der Flasche begrenzt: Bei Dämpfern mit Ausgleichsbehälter kann nur noch eine kleine Flasche mitgeführt werden.
Auf den ersten Blick wirkt das Sattelrohr relativ lang. Hier kann jedoch individuell nachgebessert werden, denn das Rohr kann beim XL-Rahmen unter Verwendung der serienmäßig verbauten Sattelklemme um etwa 20 mm gekürzt werden. Dadurch können auch kleinere Fahrer auf den größeren Rahmen umsteigen – dies bietet Last den geneigten Kunden nach Absprache sogar im Vorfeld an.
Geometrie
Rahmengröße | S | M | L | XL |
Beispielfedergabel | RockShox Pike | RockShox Pike | RockShox Pike | RockShox Pike |
Federgabel Federweg | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Federgabel + Steuersatz | 542 + 4 mm | 542 + 4 mm | 542 + 4 mm | 542 + 4 mm |
Reach | 407 mm | 432 mm | 452 mm | 477 mm |
Stack | 585 mm | 590 mm | 599 mm | 613 mm |
Kettenstreben | 429 mm | 429 mm | 429 mm | 429 mm |
Lenkwinkel | 65,2° | 65,2° | 65,2° | 65,2° |
Sitzwinkel (effektiv) | 75,2° | 75,2° | 75,2° | 75,2° |
Sitzwinkel (tatsächlich) | 69,5° | 70,4° | 71,2° | 71,9° |
Steuerrohr | 105 mm | 110 mm | 120 mm | 135 mm |
Überstandshöhe | 725 mm | 728 mm | 729 mm | 741 mm |
Radstand | 1147 mm | 1174 mm | 1198 mm | 1229 mm |
Sitzrohr | 390 mm | 400 mm | 450 mm | 510 mm |
Tretlagerabsenkung | 12 mm | 12 mm | 12 mm | 12 mm |
“Die Clay-Geometrie ist gekennzeichnet vom 65,2° flachen Lenkwinkel, der viel Kontrolle und einen sicheren Grenzbereich ermöglicht, und mit einem Sitzwinkel von 75,3° für gute Uphill- Eigenschaften und kurzen Kettenstreben von 429 mm, die zu Manuals einladen, kombiniert wurde. Die Oberrohrlängen sind moderat, um den verspielten Fahrstil zu unterstützen. Die vier Rahmengrößen von S bis XL verfügen über niedrige Überstandshöhen. Größenspezifisch ausgeführt wird neben der Steuerrohrlänge auch der reale Sitzwinkel, sodass sich für jede Fahrergröße der gewünschte effektive Sitzwinkel einstellt.” – Last Bikes
Ausstattung
Unser Testmuster entsprach nicht ganz der Serienausstattung. Warum? Last bietet Kunden an, die Ausstattung nach den eigenen Wünschen anzupassen – vorausgesetzt es handelt sich um Anbauteile, die innerhalb des restlichen Produktportfolios angeboten werden.
Somit war bei uns an der Front eine RockShox Pike mit 160 mm Federweg verbaut. Gebremst wurde mit den neuen Code-Bremsen mit metallischen Belägen aus dem Hause SRAM, beschleunigt mit dem GX Eagle-Antrieb des gleichen Herstellers. Das Heck wurde wahlweise von einem RockShox Super Deluxe RC3 oder einem Super Deluxe Coil RCT-Dämpfer gebändigt. Auch bei den Reifen setzten wir auf einen alten Bekannten – hier war der Maxxis Minion DHR II in EXO-Ausführung verbaut.
Model | Clay Flow (2018) | Clay Ride (2018) | Clay Trail (2018) | Clay SL (2018) |
---|---|---|---|---|
Rahmen | Clay (V1) | Clay (V1) | Clay (V1) | Clay (V1) |
Größen | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL |
Farben | black anodized, transparent blue powder coated, transparent red powder coated | black anodized, transparent blue powder coated, transparent red powder coated | black anodized, transparent blue powder coated, transparent red powder coated | black anodized, transparent blue powder coated, transparent red powder coated |
Federgabel | Rock Shox Revelation RC, Solo Air, 150 mm, Boost 15x110mm axle, 46T, matte black | Rock Shox Pike RC, Solo Air, 150 mm, Boost 15x110mm axle, 46T, matte black | Rock Shox Pike RCT3, Solo Air, 150 mm, Boost 15x110mm axle, 46T, matte black | Rock Shox Pike RCT3, Solo Air, 150 mm, Boost 15x110mm axle, 46T, matte black |
Dämpfer | Rock Shox Deluxe RT3, Debon Air, Tune MM 380, 210 x 55 mm, black | Rock Shox Deluxe RT3, Debon Air, Tune MM 380, 210 x 55 mm, black | Rock Shox Deluxe RT3, Debon Air, Tune MM 380, 210 x 55 mm, black | Rock Shox Deluxe RT3, Debon Air, Tune MM 380, 210 x 55 mm, black |
Steuersatz | Cane Creek 40 | Cane Creek 40 | Cane Creek 40 | Cane Creek 40 |
Vorbau | Kore Repute, 50 mm, 31.8, black (35 mm option available) | Kore Repute, 50 mm, 31.8, black (35 mm option available) | Kore Repute, 50 mm, 31.8, black (35 mm option available) | 77designs, 36 mm, black |
Lenker | Kore Torsion, 800 mm wide, 20 mm rise | Kore OCD, 800 mm wide, 20 mm rise | Kore OCD, 800 mm wide, 20 mm rise | Renthal Fatbar Carbon, 780 mm wide, 20 mm rise |
Griffe | Kore Contour, lock-on, black | Kore Contour, lock-on, black | Kore Contour, lock-on, black | Kore Contour, lock-on, black |
Bremse | Sram Guide R, black, front 200 mm, rear 180 mm | Sram Guide R, black, front 200 mm, rear 180 mm | Sram Guide RS, black, front 200 mm, rear 180 mm | Sram Guide Ultimate, black, front 200 mm, rear 180 mm |
Schalthebel | Sram GX Eagle Trigger, 1x12 | Sram GX Eagle Trigger, 1x12 | Sram X01 Eagle Trigger, 1x12 | Sram X01 Eagle, Trigger, 1x12 |
Schaltwerk | Sram GX, 1x12 | Sram GX Eagle, 1x12 | Sram X01 Eagle, 1x12 | Sram X01 Eagle, 1x12, Carbon |
Kurbel | Truvativ Descendant 6k, 175 mm, direct mount 30T sprocket, Boost | Sram X1 1400 Eagle, 175 mm, Direct Mount 30T Sprocket | Sram X1 Carbon, 175 mm, direct mount 30T Aluminum, Boost | Sram X01 Eagle, Carbon, 175 mm, 32T direct mount aluminum sprocket |
Tretlager | Sram GXP XR | Sram GXP XR | Sram GXP XR | Sram GXP XR |
Kette | Sram GX Eagle | Sram GX Eagle | Sram GX Eagle | Sram XO1 Eagle |
Kassette | Sram XG-1275, 10-50 T | Sram XG-1275, 10-50T | Sram XG-1275 Eagle, 10-50 T | Sram XG-1295, 10-50 T, black |
Laufräder | DT Swiss, M1900 Spline, 650b, 15x110 front, 12x148 rear, 6-bolt disc mount, 30 mm inside width | DT Swiss, M1900 Spline, 650b, 15x110 front, 12x148 rear, 6-bolt disc mount, 30 mm inside width | DT Swiss, XM1501 Spline, 650b, 15x110 front, 12x148 rear, 6-bolt disc mount, 30 mm inside width | DT Swiss, XMC1200, Carbon rims, 15x110 front, 12x148 rear, 6-bolt disc mount, 30 mm inside width |
Reifen | Schwalbe Nobby Nic, Evolution Line, Tubeless-Easy, Snakeskin, Addix Speedgrip, 27 x 2,35" | Schwalbe Nobby Nic, Evolution Line, Tubeless-Easy, Snakeskin, Addix Speedgrip, 27 x 2,35" | Schwalbe Nobby Nic, Evolution Line, Tubeless-Easy, Snakeskin, Addix Speedgrip, 27 x 2,35" | Schwalbe Nobby Nic, Evolution Line, Tubeless-Easy, Snakeskin, Addix Speedgrip, 27 x 2,35" |
Schläuche | Schwalbe Extra-Light | Schwalbe Extra-Light | Schwalbe Extra-Light | tubeless |
Sattel | Kore Conex, black | Kore Conex, black | Kore Conex black | Kore Frazer Ti |
Sattelstütze | Kore OCD, 350 mm, black | Rock Shox Reverb Stealth with 1 x Remote, 170 mm travel, (150 mm option available) | Rock Shox Reverb Stealth with 1 x Remote, 170 mm travel, (150 mm option available) | Rock Shox Reverb Stealth with 1 x Remote, 170 mm travel, (150 mm option available) |
Sattelklemme | Schnellspanner | Klemme mit Schraube | Klemme mit Schraube | Klemme mit Schraube |
Pedale | ohne | ohne | ohne | ohne |
Gewicht | 13,3 kg | 13,3 kg | 12,9 kg | 12,5 kg |
Last Clay in der Hand
Unser Testbike war so schwarz, dass es nur noch in Vantablack dunkler sein könnte
“Ich fahre ein schwarzes Rad, bis ich etwas Dunkleres finde!” – Ob Last mit dem Clay dieses Ziel verfolgt? Wir wissen es nicht. Fakt ist: Farbe ist hier Mangelware! Das pechschwarze Alu-Trailbike wirkt dezent, aber edel. Die glänzenden Aufkleber auf dem matten, anodisierten Rahmen setzen nur einen kleinen Akzent und runden das Erscheinungsbild des Rahmens ab. Für Fans schwarzer Bikes bietet der Last Clay-Rahmen eine ideale Plattform für den “murdered-out-Look”. Wer etwas farbenfroher ist, kann zu einer der beiden anderen Farbvarianten (rot und blau), die auch am Last Coal verfügbar sind, greifen.
Die Schweißnähte am Bike sind durch das sogenannte Smooth-Welding-Verfahren etwas zurückhaltender in ihrer Optik. Einzelne Schweißraupen sind jedoch noch sichtbar und die Rohrverbindungen machen einen sauberen Eindruck. Abgesehen von der Sattelstütze, verlaufen alle Leitungen außen am Rahmen und sind praktisch, anwenderfreundlich und sauber in metallenen Klemmen verlegt. Die Leitung der Sattelstütze verschwindet bereits kurz hinter dem Steuerrohr ins Innere des Last Clay.
Die Aufbauqualität unseres Testbikes war gut. Alle Gänge saßen und man hatte mit uns abgesprochen, dass wir den Gabelschaft auf unsere gewünschte Länge kürzen können – eine gute Sache bei großen Testfahrern, die oft mit niedrigen Fronten zu kämpfen haben.
Last Clay auf dem Trail
Uphill
Unser Testrad in XL kam mit einem Reach von 477 mm und einem Stack von 613 mm ins Haus. Das ist nicht übermäßig viel, aber mit dem montierten 50 mm Vorbau auch für die Lulatsch-Abteilung unserer Testfahrer noch recht gut fahrbar. Das Heck mit einer moderaten Länge von 430 mm sorgte für gute Traktion am Hinterrad und der Sitzwinkel, welcher sich eher auf der steilen Seite befindet, machte auch harte Rampen zügig erklimmbar, ohne sich zu sehr nach vorn beugen zu müssen.
Die beiden mitgelieferten Luft- und Stahlfeder-Dämpfer verfügten jeweils über den bekannten dreistufigen Hebel, um das Heck komplett ruhig zu stellen. Mit der Stahlfedervariante des Dämpfers griffen wir etwas öfters nach unten, um komplett Ruhe zu schaffen, dann marschierte das Last auch steile Rampen recht entspannt nach oben. Benötigt es auf Singletrail-Uphills etwas direkteren Vortrieb, bieten die Dämpfer im mittleren Modus eine Plattform, die Wippen auf ein angenehmes Minimum beschränkt. Technische Anstiege werden durch die kraftsparende Sitzposition ein gutes Stück erleichtert – das Last Clay bereitet bergauf durchaus Spaß.
Downhill
Das Clay ist der jüngste Spross der Last-Familie und kann seine Verwandtschaft nicht leugnen – und das muss es auch nicht!
In den letzten sieben Jahren hatten wir neben dem Herb FR das Fastforward und das Herb DH im Test. Das Last Clay ist der jüngste Spross der Last-Familie und kann seine Verwandtschaft nicht leugnen – und das muss es auch nicht, denn Last überzeugte schon bei den anderen Modellen vor allem mit einem: einer Menge Fahrspaß!
Deshalb konnte uns der hohe Spieltrieb des Last Clay nicht wirklich überraschen: Der kurzgehaltene Puffer am Heck unterstützte die direkte Umsetzung vom Fahrer-Input, um das Rad über kleine Wurzeln und Kanten in die Luft zu befördern. Was auffällt, ist die hohe Steifigkeit des Clay. Diese ermöglicht viel Präzision bei der Linienwahl und spielt dem Charakter des Bikes so perfekt in die Karten – schnelle Richtungswechsel und kreative Linien gelingen dank des direkten Verhaltens sehr gut. Dabei spielt auch das Fahrwerk eine große Rolle, da es beim Abziehen und Reindrücken nicht im Federweg versackt. Dennoch hat man für den optionalen, direkten Weg – also mit der Brechstange durchs Steinfeld – nie das Gefühl, mit zu wenig Reserven unterwegs zu sein. Dieses Sicherheitsempfinden wird durch den flachen Lenkwinkel und die 160 mm Federweg an der Front weiter unterstützt. Kommt man mit dem Last Clay in Geschwindigkeitsbereiche, wo längere Geometrien von Vorteil sind, kann das potente Fahrwerk für Ruhe sorgen. So wird der Grenzbereich etwas weiter hinausgeschoben, als die kompakte Geometrie zunächst vermuten lässt.
Wird der Trail eng und verwinkelt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Verfolger sehr schnell nichts mehr vom Vordermann auf dem Clay sieht. Hier ist das Bike zu Hause und macht in jeder Kurve erneut Meter gut. Die kleineren DT Swiss-Laufräder in 27,5″ mit ihrem moderaten Gewicht bei 30 mm Innenweite tragen dazu spürbar bei – sie machen Zwischensprints zur wahren Freude und der breiter abgestützte Reifen haftet und haftet und haftet …
Das Clay wildert durchaus im Enduro-Bereich
Erst wenn man ernsthaft schnell in grobem Gelände unterwegs ist, wünscht man sich am Last Clay etwas mehr Länge und Federweg für mehr Laufruhe. Doch dieser Punkt kommt sehr viel später als erwartet – der kleine Bruder des Coal wildert mit seiner steifen Rahmenkonstruktion und seinen Nehmerqualitäten durchaus im 160 mm Enduro-Bereich.
Besonders betonen muss man an dieser Stelle die Bremskraft der neuen SRAM Code, die nicht nur brachiale Verzögerung bereitstellt, sondern auch in punkto Dosierbarkeit in der obersten Liga spielt.
Tuning-Möglichkeiten
Aktive Fahrer werden mit zwei bis drei Tokens in der Federgabel zusätzlich (ab Werk ist einer verbaut) und dementsprechend mehr Gegenhalt glücklicher werden und damit der RockShox Pike helfen, dem strammen Hinterbau das Wasser zu reichen.
Stahl oder Luft?
Manchmal hat man das Gefühl, dass es sich bei dieser Fragestellung schon fast um etwas Religiöses handelt. Explizite Gründe, warum man dem einen oder dem anderen den Vorzug gibt, kann einem der jeweilige Verfechter zumeist nicht ganz klar darstellen.
Im Last Clay lässt sich zu beiden Varianten eine recht klare Empfehlung treffen:
- Wer auf das letzte Quäntchen Traktion und Ansprechverhalten steht und nicht das eine Mal ohne Rucksack und das nächste Mal mit 15 kg auf dem Buckel loszieht, wird den RockShox Super Deluxe Coil-Dämpfer lieben. Aktiven Fahrern bietet er zudem eine extern einstellbare Low-Speed-Druckstufe zusätzlich zum Lockout-Hebel.
- Wer gerne mal, je nach Strecke oder Zuladung, schnelle Anpassungen am Sag machen möchte, mehr Lebendigkeit im Fahrwerk schätzt und gerne eine sehr hohe Progression am Heck hat, sollte sich in Richtung Luftdämpfer orientieren.
Progression bietet der Rahmen auch für den Stahlfederdämpfer genügend. Dadurch sollte man selbst mit diesem Dämpfer selten einen harten Durchschlag spüren, der daran erinnert, dass man nur auf 140 mm unterwegs ist.
Haltbarkeit
Fast alles am Last Clay verhielt sich unauffällig und funktionierte reibungslos. Schwierigkeiten bekamen wir nur nach einem relativ moderaten Steinkontakt am Schaltwerk. Die SRAM GX Eagle reagierte sehr empfindlich auf das nicht hundertprozentig gerade Schaltauge. Selbst nach dem Richten mit einer Schaltaugenlehre hatten wir mit schlechteren Schaltvorgängen zu kämpfen und würden für den Fall der Fälle empfehlen, lieber gleich ein neues Schaltauge zu montieren.
Test-Fazit zum Last Clay
Mit dem Clay hat Last dem Enduro-Bike Coal einen kleinen, sehr verspielten Trail-Bruder an die Seite gestellt. Der leistungsstarke Hinterbau kann bereits mit vielen Enduros konkurrieren. Wer auf verwinkelten Trails gerne spielerisch unterwegs ist und gerne mal abhebt, wird mit dem Last Clay einen wendigen Begleiter finden, der im Ernstfall mehr Reserven bereit stellt, als man bei 140 mm Federweg vermuten würde.
Stärken
- Fahrwerk
- Verspieltheit
- Anpassbarkeit
Schwächen
- Fehlende Rahmengröße für Fahrer ab 1,90 m
- Langes Sitzrohr schränkt Bewegungsfreiheit etwas ein
Testablauf
Das Bike wurde abwechselnd mit Stahlfeder- und Luftfederdämpfer gefahren. Jeder Testfahrer ist beide Dämpfer gefahren. Im Testzeitraum wurde das Last Clay sowohl von Klickpedal-Fahrern, als auch von Flatpedal-Fahrern getestet. Bei den Federelementen wurden, je nach Präferenz, die Luftkammern mit Volumenspacern bestückt.
Hier haben wir das Last Clay getestet
- Innsbruck: wurzelige, teils enge Singletrails
- Sölden: “schwarze” und “rote” Naturtrails, Bikepark-Flow-Abfahrten
- Weiteres Testgelände: Von steinigen, steilen Abfahrten, über sandige Böden, bis hin zu engen, technischen Trails
Testerprofile
Jens Staudt
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Christoph Spath
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
Wie gefällt euch das variable Rahmenkonzept von Last?
Weitere Informationen zum Last Clay
Webseite: www.last-bikes.com
Text & Redaktion: Christoph Spath, Jens Staudt | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt, Alan Schmitt, Christoph Spath
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