Zum fünfjährigen Jubiläum unserer Vereinsmeisterschaft gibt es einen etwas ausführlicheren Bericht. Es folgt nun eine kurze Entstehungsgeschichte der Vereinsmeisterschaft samt kleinem Plädoyer für mehr Humor im Bikesport. Danach findet ihr den Mountainbike Freiburg e.V. bestimmt auch sehr gut.

Ein weiser Mann fragte einst: „Warum so ernst?“ – ja ok, es war nur der Joker in Batman (der bei genauerer Betrachtung aber immerhin als weißer Mann gelten darf), aber trotzdem sollte man diese Frage meiner Meinung nach des Öfteren sehr vielen Bikern stellen. Klar gibt es Bereiche in unserem Leben, die eine gewisse Ernsthaftigkeit erfordern. Aber unser Hobby? Eventuell male ich jetzt etwas arg schwarz, aber ich vermute mal, jeder von euch hat schon ähnliche Situationen erlebt: Techtalk artet teils schier in kriegerischen Auseinandersetzungen aus, DH-Fahrer dissen Cross-Countryfahrer, diese lachen über Endurofahrer und gefühlt hassen alle zusammen die E-Biker. Auf den Socialmedia-Profilen kann jeder zeigen, wie krass extrem man(n) ist, Trails bergab verwandeln sich dank Strava in Rennstrecken und um bessere Zeiten zu fahren, wird überall abgekürzt. Unten dann wildes Gefluche und teils hanebüchene Rechtfertigungen, denn „normal fahre man ja eigentlich viel besser, heut aber war der dritte Shim in der Gabel halt einfach zu weich“. Manche grüßen nicht – nicht mal zurück nach einem freundlichen Servus. Und auch hier, liebes Forum, kochen Diskussionen immer mal wieder etwas arg hoch. Gut, bei E-Bikes hört der Spaß aber auch wirklich auf!

Blödsinn zieht die Massen an - zum Glück hat Ganther genügend Bier gespendet
# Blödsinn zieht die Massen an - zum Glück hat Ganther genügend Bier gespendet
Nette Eltern und Philip sorgen für die Leckereien
# Nette Eltern und Philip sorgen für die Leckereien

Auch ich falle natürlich immer wieder in obige Muster. Ich versuche aber, mich und mein Hobby nicht zu ernst zu nehmen. Denn es gilt ganz klar: je mehr Spaß ich auf der Kiste habe, desto besser fahre ich (Wissenschaftler, die mehr auf dem Kasten haben als ich, nennen das glaube ich Flow). Andersherum gilt natürlich auch: je besser ich fahre, desto mehr Spaß habe ich – durchaus mal ein Grund, der einem die Ausfahrt vermasselt, sollte es halt mal nicht so laufen. Da hilft, meiner Meinung nach, nur eine größtmögliche Entspanntheit – sich selbst eben nicht zu ernst zu nehmen. Denn egal wie Joey-mäßig ich auch grad unterwegs bin, ich habe immerhin gerade die Zeit für mein Lieblingshobby – also kann ich zufrieden sein mit dem, was ich habe! Eine übrigens auch sehr einfache Art, den Spaß zu maximieren, ist gemeinsam durch den Wald zu klopfen – im besten Fall mit auf ähnlichem Niveau fahrenden Freunden.

Bei allem Spaß sorgt unser Kommisaire Dr
# Bei allem Spaß sorgt unser Kommisaire Dr
Bio-Kuh
# Bio-Kuh
Kommt dank 500 Watt nie zu spät zur Schule - Andi hat die falsche Rahmengröße bestellt
# Kommt dank 500 Watt nie zu spät zur Schule - Andi hat die falsche Rahmengröße bestellt
Team Weihnachten auf dem Weg zur Kostümwertung
# Team Weihnachten auf dem Weg zur Kostümwertung

Von Zeit zu Zeit wird mir vorgeworfen, nichts Ernst nehmen zu können und vor lauter Ironie weiß man irgendwann nicht mehr, wie ich jetzt irgendwas meine. Da ist sicher etwas dran. Ganz klar, Humor ist eine sehr subjektive Eigenschaft. Man muss – zum Glück – nicht alles lustig finden. Aber man muss ja auch nicht immer alles so ernst nehmen. Und schon erst recht nicht sein Hobby. Ich übertreibe in dieser Hinsicht eventuell von Zeit zu Zeit etwas. Hängt wahrscheinlich mit meinem Beruf zusammen. Das Gute daran ist: beim Mountainbike Freiburg e.V. teilen diese Einstellung zum Glück die Meisten.

Flieg Engelchen, flieg!
# Flieg Engelchen, flieg!
HAA erwischt! Ein Unverkleideter gesichtet
# HAA erwischt! Ein Unverkleideter gesichtet
So sehen Sieger aus - Heiko Gutmann, unser Schnellster
# So sehen Sieger aus - Heiko Gutmann, unser Schnellster

Insofern muss ich fast der strengen Waldpolitik B.-W.s und der Stadt Freiburg danken, die den damals noch vergleichsweise wenigen Locals 2010 die Pistole auf die Brust setzten: „Gründet einen Verein und kümmert euch um die Legalisierung der Borderline oder wir machen alles platt!“. Schwupps, wurde schon wenige Monate später der Verein gegründet. Hauptziel: Legalisierung, Erhalt und Schaffen von Trails. Von vornherein war aber auch immer klar, dass wir ein Club sein wollen, bei dem der Spaß am bergab-orientierten Biken im Vordergrund steht.

Ohne Männer wie ihn gäbe es in Deutschland keine Vereine - Ecki regelt alles
# Ohne Männer wie ihn gäbe es in Deutschland keine Vereine - Ecki regelt alles
Der Herr Kommisaire war gar nicht glücklich - die meisten Trikots waren nicht regelkonform!
# Der Herr Kommisaire war gar nicht glücklich - die meisten Trikots waren nicht regelkonform!

Vor etwas mehr als fünf Jahren stellte uns das dann allerdings vor ein kleines Dilemma: wir wollten als „End of Season“-Veranstaltung unbedingt ein witziges, kleines Rennen auf die Beine stellen. Keine Ahnung mehr wieso, denn dieser Wettkampfgedanke beißt sich doch eigentlich etwas mit unserer Einstellung zum Radeln. Aber egal, es sollte halt ein Rennen sein.

Wie umgehen wir also, dass schon Wochen vorher alle wild am trainieren sind und unsere Veranstaltung zu einer todernsten Angelegenheit wird, wie es doch schon bei so vielen verschiedene Rennen üblich ist? Wir sahen schon die übermotivierten Buben und Mädels an Bäumen zerschellen und Freundschaften gleich mit. Denn Vereinsmeisterschaft bedeutet ja, dass man nicht nur gegen irgendjemanden fährt, sondern auch ein bisschen gegen seine Freunde. Dieses Gegeneinander stellt natürlich den Reiz des Wettkampfes dar, sonst wäre es ja nur eine gewöhnliche Ausfahrt. Aber wie wird erreicht, dass das Miteinander überwiegt? An die Vernunft der Teilnehmer appellieren wäre eine Möglichkeit, aber das wäre ja langweilig.

Radlschlumpf Falk auf der Flucht vor Gargamel
# Radlschlumpf Falk auf der Flucht vor Gargamel
Wer das nicht lustig findet..
# Wer das nicht lustig findet..

Irgendwann kam dann die rettende Idee, nachdem wir mal einen Blick über den Tellerrand hin zu den Singlespeedern und Klappradfahrern geworfen hatten (die übrigens die Weltmeister der Selbstironie sind): Hauptgewinner ist nicht der/die Schnellste, sondern der/die am besten Verkleidete. Dass die Uhr trotzdem läuft und so das schnelle Radfahren auch noch etwas zählt, war aber immer klar. Aber eben nur als Nebensache. Denn ich kann es ja völlig verstehen, dass das miteinander Messen ebenfalls sehr viel Spaß machen kann. Nicht umsonst fahre ich hin und wieder auch „richtige“ Rennen. Wie so oft ist das richtige Maß entscheidend.

Wer zur Hölle braucht ein E-Bike, wenn man Raketenantrieb haben kann
# Wer zur Hölle braucht ein E-Bike, wenn man Raketenantrieb haben kann
Der Dude aka Ansgar aka le Vorstand rauscht zu Platz 2
# Der Dude aka Ansgar aka le Vorstand rauscht zu Platz 2
Kris, der bekannteste Kanadier Deutschlands und bester Trailbauer der Welt
# Kris, der bekannteste Kanadier Deutschlands und bester Trailbauer der Welt

Groß war natürlich die Spannung bei der Premiere. Und tatsächlich, schon bei der ersten Auflage fuhren 2/3 der 60 Teilnehmer verkleidet durch den Wald. Jahr für Jahr wuchs unsere Meisterschaft. Immer ausgefallener, liebevoller, zeitaufwendiger und kreativer wurden die Verkleidungen. Und das, obwohl die meisten – mich mit eingeschlossen – mit Fasching oder sonstigen Verkleidungsspäßen sonst eigentlich eher wenig am Hut haben. Aber irgendwie trifft es auf enormen Anklang. Das bestätigt wieder meine These: schau ich aus wie ein Depp und fahre durch den Wald, komme ich erst gar nicht auf die Idee, mich selbst ernst zu nehmen. Daraus folgt eine Mordsgaudi auf dem Rad, vervielfacht durch die ganzen ebenfalls dämlich aussehenden Freunde. Mittlerweile fahren bei unserer Vereinsmeisterschaft 150 Teilnehmer/innen den Rosskopf hoch und hinunter, darunter fast 50 Kinder und Jugendliche. Die jüngsten Teilnehmer dieses Jahr sind gerade eingeschult worden, die Ältesten nähern sich der Pension. Herrlich ist es, morgens durch Freiburg zu fahren und die verkleideten Horden an Bikern zu betrachten, die in Richtung Startbereich pilgern.

Auch Schlumpfine gab sich dieses Jahr die Ehre und hämmert auf Platz 2
# Auch Schlumpfine gab sich dieses Jahr die Ehre und hämmert auf Platz 2

Schließlich sollte man nie vergessen, dass es sich bei unserem Hobby schlichtweg um Fahrradfahren handelt. Nicht mehr und nicht weniger – außer du bist Danny MacAskill, denn der Typ kann zaubern. Man muss keine seriöse Wissenschaft daraus machen, keine tiefgründige Philosophie, Lebenseinstellung oder sonst etwas – wer das trotzdem will, kann das natürlich gerne machen. Ich tu es ja quasi gerade mit diesem Artikel auch und missioniere jetzt auch noch, wenn ich genauer nachdenke. Mist!
Aber zurück: der Mountainbike Freiburg e.V. steht für den Versuch, dass man einfach raus vor die Tür geht, sich auf sein Rad hockt und man damit legal und mit Spaß durch die Natur fahren kann. Sei es allein, oder noch besser bei den gemeinsamen Ausfahrten, in den Jugendgruppen oder eben bei der Vereinsmeisterschaft. Denn ob verkleidet oder nicht, ob lieber hoch oder lieber runter, ob Proteinshake danach oder eher eine Halbe, sogar ob mit Motor oder ohne.

Zumindest einer nimmts ernst und gibts alles
# Zumindest einer nimmts ernst und gibts alles
Es?
# Es?

Letztendlich ist es völlig egal, habt alle einfach möglichst viel Spaß und Freude am schönsten Hobby der Welt! Zumindest einmal im Jahr klappt das hier ausgezeichnet, denn keiner vor Ort kann sich dem Charme der Veranstaltung entziehen und steht grinsend an der Strecke, wenn etwa ein riesiges Geschenk mit Rädern an einem vorbei fliegt. Und Spaß an der Sache muss ja nicht immer heißen, dass man nur rumkaspert. Denn wie schon gesagt, betreibt man etwas mit Spaß, macht man es eben auch gut. Wir sind mittlerweile bei über 1000 Mitgliedern angekommen, sind verantwortlich für vier offizielle Bikestrecken und haben nun eine super Verbindung zu Stadt und Forst. Dazu kommen die unzähligen Stunden ehrenamtliche Arbeit und Herzblut, die unsere Mitglieder in unsere Projekte stecken. Letztes Jahr wurde der Verein dafür mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Freiburg ausgezeichnet. Zum Ausgleich haben wir schnell ein Gangster-Rap Video drehen müssen, um nicht zu seriös zu erscheinen.

Die beiden Hauptorganisatoren - Sanne und Matze
# Die beiden Hauptorganisatoren - Sanne und Matze
Unsere schnellsten Mädels - Sophie, Rebekka und Julia
# Unsere schnellsten Mädels - Sophie, Rebekka und Julia

Übrigens trainieren jetzt trotzdem alle schon Wochen vorher auf der Borderline und fahren teils wahnsinnig schnelle Zeiten. Sie sehen dabei allerdings zum Glück so unprofessionell aus wie es unsere Zeitnahme ist. In diesem Sinne, nehmt mich auch nicht zu ernst und habt viel Spaß beim Radeln. Und engagiert euch in Vereinen!

Es grüßt der Clown.

Für mehr Infos: http://www.mountainbike-freiburg.com/ oder besucht ganz top modern auf Facebook.

Text: Jakob Breitwieser | Fotos: Björn Gerdes. Lukas Schram, Victoria Harster, Christian Riski Beeretz
  1. benutzerbild

    RALLE K. !

    dabei seit 05/2004

    Hach - herrlich.
    Tolle Sache!
    Das erinnert mich an "The härteste Downhillrace ever, ever, ever ..." seinerzeit in Regnschbuag...1.JPG 2.JPG 3.JPG 4.JPG 5.JPG 6.JPG 7.JPG 8.JPG 9.JPG

  2. benutzerbild

    von_Grau

    dabei seit 04/2015

    Genauso muss das!upload_2017-10-10_16-21-58.jpeg

  3. benutzerbild

    Belchenradler

    dabei seit 08/2012

    Mich würde interessieren: Diese Vereinsmeisterschaft findet doch immer auf der Borderline-Strecke statt. Fahren da tatsächlich alle Mitglieder in Verkleidung und bei jedem Wetter von ganz oben, also inklusive Stage 1?

  4. benutzerbild

    waldman

    dabei seit 03/2004

    @Belchenradler
    Ja, ja und ja (außer den Kids, die starten weiter unten)
  5. benutzerbild

    Belchenradler

    dabei seit 08/2012

    Respekt! Stage1 ist teils recht steil, verblockt und kurvig. Für mich liegt das irgendwo bei S 2-3. Also durchaus anspruchsvoll und nicht unbedingt easy für jeden. smilie

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