Unsere Gast-Bloggerin Nathalie Schneitter war wieder auf der Suche nach ihrer nächsten Herausforderung und hat sie schnell gefunden: Das Red Bull Velodux-Rennen! In Estavayer-le-lac (Schweiz) gingen zahlreiche Radsportbegeisterte an den Start – und zwar im Zweierteam auf dem Cyclocrosser! Hier kommt Nathalies Rennbericht vom Red Bull Velodux 2017.
Für uns Mountainbiker ist das Velodux in Estavayer-le-lac (SUI) wohl DAS Radquer-Happening des Winters. Die einen denken sich, wenn Red Bull zum Kampf auf dünnen Reifen lädt, kann es nur verrückt werden. Die anderen wundern sich stirnrunzelnd, warum so viele FahrerInnen von Weltformat an einem Samstag im November den Weg in die Schweiz auf sich nehmen. Wer schon mal als Fahrer oder Zuschauer beim Velodux dabei war, der weiß wie der Hase läuft und ist auch dieses Jahr wieder vor Ort – einfach, weil es so viel Spaß macht!
Das Konzept des Velodux ist in einem Wort erklärt: Unkonventionell! Gestartet wird Le Mans-Style, also im Massenstart, bei dem alle zuerst zu ihren Stahlrössern rennen müssen. Für uns Fahrradenthusiasten, die keinen Meter zu Fuss gehen und wann immer möglich den Lift nehmen, schon mal ein erster Schock.
Auch nicht ganz üblich ist, dass man beim Velodux in Form eines Relay im Zweierteam startet. Meine Partnerin für den Event ist Steffi Thalmann. Wie ich wurde Steffi im Cross Country groß, fährt heute hauptsächlich Enduro und ist Wochenend-Abenteurerin. Ich mache also den Anfang und renne beim Startschuss los.
Die Konkurrenz bei diesem Spaßrennen ist nicht ohne. Bei uns Mädels steht nicht nur die amtierende XC U23-Weltmeisterin Sina Frei am Start, sondern auch die frisch gebackene Eliminator-Weltmeisterin Kathrin Stirnemann, die das Velodux als letzten Schliff in der Vorbereitung auf die WM nutzte. Auch die Gehrig Twins Enduro-Flitzer sind mit von der Partie. Bei den Jungs stehen neben einer halben Schweizer Armee von Cross Country-Fahrern auch der Deutsche Manuel Fumic und der Däne Simon Andreassen am Start. Die meisten Augen sind jedoch auf Fabian Cancellara gerichtet, der zwar chancenlos bleibt, aber halt eine Radsport-Legende ist. Jedoch hätte es den Zuschauern mit Sicherheit mehr Spaß gemacht, den Downhill und Pumptrack-Spezialisten Noel Niederberger zu verfolgen. Einfach irre, was Noel diesem Crossrad abverlangt, da traut man den Augen kaum!
Ich kämpfe also auf der ersten Runde um Positionen. Zuerst flitze ich durch den Wassergraben und über eine absichtlich bewässerte (und daher übel schlammige) Wiese, dann trage ich meinen Crosser die 80 Treppenstufen hoch in die Altstadt von Estavayer. Hier oben wartet ein Rundkurs auf viel Kopfsteinpflaster. Wir fahren durch die Burg der Stadt und durch deren Garten, Sprinten durch die Gassen, wühlen uns durch ein tiefes Sandfeld, jagen durch die hölzerne Steilwandkurve und ein Steinfeld und zum Schluss wartet noch die Treppe zurück zum Startgelände: 200 Treppenstufen am Stück. Wer in diesem Schüttelbecher noch koordiniert den Lenker halten kann und sieht wo es durchgeht, ist definitiv im Vorteil! Mir blieb dieser leider verwehrt und mit mehr Glück als Verstand kam ich jeweils unten an!
Nach einer Runde und ungefähr 7 Rennminuten übergebe ich an Steffi. Wir liegen an achter Stelle und während sich nun Steffi in den Kampf wirft, muss ich mich erst mal erholen. 7 Minuten tönen zwar nach kurz und knackig, aber wenn man sich dabei total verausgabt, können sie schnell auch mal eine kleine Ewigkeit sein.
Steffi macht ihre Sache super und übergibt zurück an mich, an siebter Stelle liegend. Ich sprinte los, merke aber bald, dass ich in den letzten Wochen definitiv zu wenig auf dem Rad war und ich meine Kräfte sorgfältig einteilen muss. 45 Minuten plus eine Runde dauert das Rennen bei den Frauen. Heißt übersetzt, dass wir beim Start noch nicht wissen, wie oft wir die Runde eigentlich fahren müssen.
Bei uns entwickelt sich ein toller Zweikampf mit den Marathon-Spezialistinnen Cornelia Hug und Hielke Elferink. Diesen internen Kampf um Ruhm und Ehre wollen wir natürlich für uns entscheiden. Nachdem Steffi und ich je 3 Runden in den Beinen haben, läutet es zur letzten Runde. Ich nehme diese mit 10 Sekunden Rückstand auf die Marathonistinnen in Angriff und weiß, dass ich alles in die Wagschale werfen muss, um die Lücke nach vorne noch zu schließen. Fehler darf ich dabei keine machen.
Bei der Laufpassage die Treppe hinoch in die Altstadt habe ich Cornelia bereits eingeholt. Ich sehe jedoch nur noch Sternchen und muss für den Husarenritt büßen. Zwei, drei Mal tief durchatmen hilft, aber Coni ist schon wieder weg und die eben geschlossene Lücke fast wieder so groß wie zu Beginn der Runde. Erst ganz zum Schluss der Runde macht sie dann einen Fahrfehler und muss vom Rad. Ich beiße auf die Zähle, sprinte vorbei und bringe den sechsten Rang ins Ziel.
Im Ziel gehts direkt ans Feierabendbier. Es ist zwar erst Mittag, aber für einmal drücken wir hier ein Auge zu. Das Velodux hat Spass gemacht. Tolle Strecke, einmalige Stimmung und am wichtigsten: ein schöner Samstag mit gleichgesinnten Freunden!
Mein Bike: Trek Domane SLR 6 Disc
Gabel: Domane Disc aus Vollcarbon
Laufräder: DT Swiss ERC 1400 SPLINE
Schalthebel: Shimano RS685 für hydraulische Scheibenbremse, 11-fach
Umwerfer & Schaltwerk: Shimano Ultegra
Kurbelgarnitur: Shimano Ultegra Compact (50/34)
Kassette: Shimano Ultegra, 11fach (11-34)
Bremsen: Hydraulische Shimano RS805-Scheibenbremse, Flat Mount
Reifen: Bontrager CX3, 700×32
Pedale: Shimano XTR
Über unsere Gast-Bloggerin
Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country-Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie Vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 sicherte sie sich den Sieg beim Cross-Country-Weltcup in Champéry (SUI). Mittlerweile hat sie ihre Liebe zu den Gravity Disziplinen entdeckt und wurde im 2017 zweite an der Megavalanche. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist bisschen verrückt und tanzt in jeder möglichen Situation. Seit Herbst 2016 ist sie Messeverantwortliche im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich.
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