Oh lala! Wenn mir jemand vor dem Rennen gesagt hätte ihr landet heute auf Platz sechs, dann hätte ich ihm das nie geglaubt. Frans und ich sind im Vergleich zu einigen Top-Teams hier relativ amateurhaft unterwegs. Auch meine Vorbereitung war aufgrund der Tatsache, dass ich kein Profi mehr bin und mein Geld jetzt komplett „normal“ verdiene nicht die Beste. Aber manchmal kommt es eben anders als erwartet. Viel hat in den letzten acht Wochen gut geklappt und jetzt liegen wir nach drei Tagen beim härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt auf Rang sechs in der Gesamtwertung.

Zum Rennen heute: Die ersten zwei Rennstunden sind alles andere als einfach für mich, und auch für Frans. Wir sind einfach zu weit hinten in der großen Gruppe und müssen immer wieder mit dem Jo-Jo Effekt klarkommen. Mehrmals muss ich viel Energie investieren um wieder nach vorne zu fahren. Frans fühlt sich nicht toll und ausgerechnet dann passiert uns am ersten Wasserpunkt auch noch ein Malheur: Ich hoffe hier wieder zur Spitze aufschließen zu können, muss aber feststellen, dass wir die einzigen sind die anhalten. Shit happens – Gruppe direkt wieder 40 Sekunden weg! Das heißt: Wieder ranfahren! Ich war bei dieser Aufholjagd wirklich ein wenig zu sehr gestresst und hab einen Moment im Trail nicht aufgepasst. Zack… schon lag ich da. Ich habe wirklich Glück gehabt und es ist nichts passiert, aber bei 30 km/h hätte das auch anders ausgehen können.

Der frühe Vogel fängt den Wurm! Start war wieder um 7 Uhr Ortszeit.
# Der frühe Vogel fängt den Wurm! Start war wieder um 7 Uhr Ortszeit. - Foto: Lynn Sigel
Start zur 2. Etappe! Markus und Frans sind mittendrin im Feld.
# Start zur 2. Etappe! Markus und Frans sind mittendrin im Feld. - Foto: Lynn Sigel

Das Finale mit aufgegangener Taktik und ein tschechischer D-Zug macht eine „andere“ Sportart

Leider gelingt es uns nicht bis ca. Kilometer 70 entscheidend nach vorne zu kommen und ich merke auch wie mir allmählich die Kraft ausgeht. In 30 Minuten drücke ich drei Gels in mich hinein woraufhin es meiner Befindlichkeit zum Glück wieder besser geht. Und das ist auch nötig, denn dann geht’s rund! Während sich vorne das Rennen entscheidet, kommen wir immer besser in Fahrt und können uns auf einem ca. 25 Kilometer langen, mit steilen Rampen versehenen, Singletrail weiter nach vorne arbeiten. Frans hat jetzt, vor allem am Berg, echte Vorteile mit seinen 62 kg Kampfgewicht. Wir können schließlich mit Frischknecht/van der Heijden (Scott-SRAM Young Guns) die Verfolgung der Spitzengruppe aufnehmen.

Markus und Frans auf der Verfolgung der Spitzengruppe.
# Markus und Frans auf der Verfolgung der Spitzengruppe. - Foto: Lynn Sigel

Und plötzlich überholen wir im Trail auf einmal Jaroslav Kulhavy und Howard Grotts die am Streckenrand einen Defekt beheben müssen. Doch schon wenige Sekunden später sehe ich hinter uns wieder den Tschechen wie eine Lokomotive auf uns zurollen. Zu diesem Zeitpunkt hat er ca. zehn Fahrer im Schlepptau. Das Rennen ist unfassbar eng: Zehn Teams innerhalb von zwei Minuten und das nach vier Stunden Rennzeit und ca. 100 Kilometern. Ich rufe Frans „GoGoGo“ zu – unser Zeichen Vollgas zu geben. Sechs Kilometer vor dem Ziel warten nochmal 100 Höhenmeter und ich will unbedingt, dass Specialized uns erst auf der Kuppe einholt. Die restlichen sechs flachen Kilometer können wir so vom Windschatten des D-Zugs profitieren.

Die Etappe heute war gespickt mit Singletrails.
# Die Etappe heute war gespickt mit Singletrails. - Foto: Lynn Sigel

Der Plan geht auf! Kulhavy gibt im Flachen Vollgas und ich muss ihm 2 Kilometer vor dem Ziel sogar sachte zurufen, dass er das Tempo etwas drosselt, da sein US-amerikanischer Partner Howard Grotts ziemlich platt ist und sein Hinterrad nicht mehr halten kann. Mein Gott war ich froh, dass Grotts total fertig war, denn auch ich musste schon 3 bis 4 Mal mindestens 10 Sekunden im Stehen fahren um irgendwie dran zu bleiben. Man hat fast das Gefühl, Kulhavy macht einen anderen Sport als wir.

Der Sprint geht an die Young Guns von Scott-SRAM und wir werden tolle Sechste. Einige andere haben Probleme und wir rücken drei Plätze in der Gesamtwertung vor und sind nun auch Sechste Overall. Gewonnen hat Cannondale vor Centurion Vaude und Canyon Topeak.

Es war wieder extrem hart heute! Morgen warten 122 Kilometer auf Markus.
# Es war wieder extrem hart heute! Morgen warten 122 Kilometer auf Markus. - Foto: Lynn Sigel

Und was ist sonst passiert?

Rohrbach/Geismayr (Centurion Vaude) und auch Lakata/Hynek (Canyon Topeak) können sich von gestern „rehabilitieren“ und liegen aufgrund des Defekts von Specialized jetzt auf dem Podium im Gesamtklassement. Das wird noch spannend! Ich muss gestehen, Fumic hat heute trotz des Etappensieges nicht den besten Eindruck gemacht. Am Berg waren Kulhavy/Grotts stärker. Ich hoffe sehr, dass das morgen wieder anders aussieht. Ein deutscher Sieg hier wäre der Hammer! Warten wir es ab.

Stiebjahn/Böhme (Bulls 2) hatten heute Glück: einen Platten bei Kilometer 50 können sie durch ihr Backup-Team Frey/Schneller (Bulls 3) schnell beheben. Sie rücken mit Platz 8 heute in die Top10 vor und scheinen körperlich in einer besseren Verfassung als Platt vom Team Bulls 1. Mal sehen wie sich das entwickelt.

Einige Teams müssen heute ihren Anstrengungen von gestern Tribut zollen. Sarrou/Koretzky (Suntour KMC Ekoi), die beiden Cross Country Cracks aus Frankreich, haben Probleme und verlieren einige Minuten. Fanger/Vitzthuem (BIXS) verlieren durch einen Defekt und abwechselnd schlechte Beine ebenfalls Minuten. Den Drittplatzierten von gestern, Rabensteiner/Cassagrande (Selle San Marco), können wir ebenfalls fünf Minuten abnehmen.

Schaut morgen wieder rein zum Blog der 3. Etappe,

Grüße, euer Markus

Tech Talk

Trinken, Trinken und noch mehr Trinken

Einige haben mich nach meiner Verpflegung gefragt. Das ist natürlich hier bei 30 Grad eine wirklich entscheidende Sache. Ich starte grundsätzlich mit einer großen Flasche, die aber natürlich nicht ausreicht. Es hat drei Wasserpunkte auf der Strecke. Dort warten die Flaschen auf einem 2 x 2 Meter Camping Tisch. Die Flaschen müssen am Tag vorher bei der Organisation abgeben werden. (Das find ich persönlich alles andere als gut – wir Sportler haben keine Ahnung wer/wann an die Flaschen kann).

Flaschen und Gels für eine Etappe.
# Flaschen und Gels für eine Etappe.

Was passiert, wenn beim ersten Wasserpunkt noch 40 Fahrer im Feld fahren und alle gleichzeitig ihre Flasche wollen, haben wir mal aufgenommen: seht selbst.

Wasserpunkt 1_Cape Epic von IBC_RedaktionMehr Mountainbike-Videos

In den Flaschen habe ich Pulver und normales Kochsalz gegen Krämpfe und für eine verbesserte Aufnahme der Flüssigkeit. Wenn man die Mineralien ausschwitzt nimmt der Körper das Getränk irgendwann nicht mehr auf ohne Salz. Zusätzlich klebe ich jeweils ein weiteres Gel an die große Flasche. Die zweite kleine Flasche geht in die Trikottasche.

Am „Mann“ habe ich je nach Etappenlänge sechs bis neun Gels. Das klingt viel, ist es auch. Aber ich brauche die Energie und habe herausgefunden, dass es bei mir so am besten funktioniert. Ein bis zwei Riegel habe ich als Puffer dabei um auch was „Festes“ zu haben.

Es war einmal mehr extrem heiß und staubig.
# Es war einmal mehr extrem heiß und staubig. - Foto: Lynn Sigel

Alle Artikel zu Markus Bauers Live-Blog

  1. benutzerbild

    spümco

    dabei seit 04/2004

    Starke Leistung, starker Berichtsmilie
    Danke und Toi Toi Toi für Heute!

  2. benutzerbild

    friedito

    dabei seit 09/2011

    Embadded journalism at its finest!!! Bravo Jungs! und zum Regenerieren empfehle ich immer ne Handvoll Biltong! ;-)

  3. benutzerbild

    hasman

    dabei seit 03/2012

    echt brutal
    danke für super Bericht smilie
    Kulhavy smilie

  4. benutzerbild

    erwin1.05b

    dabei seit 06/2009

    Danke, dass du nach so einem Renntag noch Zeit für den Blogbericht findest. Weiterhin viel Erfolg...

  5. benutzerbild

    fuenfnull

    dabei seit 12/2003

    Toller Bericht.
    Der Ablauf am Tisch ist also bei den Profis genauso chaotisch wie bei den Hobbyfahrern.
    Ein Fahrer bekommt aber doch Getränke von einem Assistenten. Ich dachte das wäre verboten?

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