Die Königsetappe des diesjährigen Cape Epics liefert was sie versprochen hat. Für uns wird es wieder ein einsamer Tag und wir versuchten den „Schaden“ so gut wie möglich in Grenzen zu halten. Rang 9 als Tagesergebnis und Platz 6 in der Gesamtwertung können wir verteidigen.
Auf dem Profil sahen die ersten 50km „einfach“ aus, da es in erster Linie nur Flachpassagen zu absolvieren gab. Danach geht es allerdings 60 km voll zur Sache – so dachten wir. Aber wie so oft beim Epic: Es kommt anders als erwartet. Nur 10 km sind wirklich „flach“ bzw. „entspannt“. Alle Teams sprinten auch noch am vierten Tag auf die Engstelle am Eingang zum Trail zu. Meine Position ist wieder gut und ich überstehe die Sandpassage nach 100 Metern ohne allzu große Probleme. Die 100 Meter Rückstand zur Spitzengruppe drückt Urs Huber aka „The Swiss Machine“ mal eben alleine zu. Auf einem darauffolgenden Damm quält uns heftiger Seitenwind und ich hänge voll vorne an der Windkante. Das bedeutet: Blutgeschmack um 7:22 Uhr morgens. Frans trifft es schlimmer, denn ein Fahrer stürzt im Sand direkt vor ihm. Er muss mehrfach vom Rad und ich muss nach 15 Kilometern schon einen Snack- und Pinkel-Stopp einlegen und auf ihn warten.
Mentale und physische Löcher – sie kommen in acht Tagen eben doch
In dieser Situation geht mir komplett die Motivation flöten. Ich habe echt Schiss. An einem so schweren Tag ist mir in diesem Moment klar: Wieder vier Stunden „alleine“ gegen die Spitzengruppe. Hilft ja nichts. Frans schlägt ein gutes Tempo an, doch nach 30 Kilometern merke ich, dass ich heute keinen Sahnetag habe. Sicher bezahle ich auch etwas für die Anstrengungen vom Vortag. Nach ca. 60 Kilometern (bestimmt 70 % nur Singletrail voller Sand und Steine) wird es besser bei mir. Wir können zu einem Team nach dem anderen auffahren.
Vorne wütet der Kampf um das Gelbe Trikot: Cannondale bläst wohl in der Feedzone zur Attacke. Ein etwas verpönter „Move“, aber natürlich erlaubt. Später rächt sich das allerdings und Kulhavy/Grotts bauen mit Etappenrang zwei ihre Führung vor Cannondale auf gut vier Minuten aus. Heute gewonnen hat Centurion Vaude – Rohrbach konnte sich wol besser von gestern erholen wie ich. Auf Platz drei landen unserer Konkurrenten um Platz fünf im Gesamtklassement Guerrra/Pinto (Buff Scott). Deren Vorsprung beträgt jetzt wieder stattliche neun Minuten auf uns. Das wird schwer!
Zurück zu unserem Rennverlauf: Frans und ich kennen die letzten Kilometer der Etappe bereits und können auf Stiebjahn/Böhme (Bulls 2) nochmals ca. vier Minuten aufholen auf den letzten 20 Kilometern. Stiebi musste wohl erneut richtig leiden am Ende. Unglaublich heute: Platt/Huber werden mit weniger als einer Minute Rückstand Vierte. Wie ich gestern gesagt habe: Man darf die Zwei niemals abschreiben. Die Beiden sind jetzt auch dicht dran an uns im Overallranking. Auf den letzten drei Tagen wird das ein Kampf gegen beide Bulls-Teams. Vor allem weil wir jetzt auf ihren „Hometrails“ in Wellington unterwegs sind. Ihre Südafrika Aufenthalte verbringen die Jungs grundsätzlich unweit dieser Trails und kennen sie in- und auswendig.
Und was ist sonst passiert?
Grandios fahren auch Frey/Schneller (Bulls 3) bei ihrem ersten Epic. Schneller ist erst 21 Jahre alt und die Jungs halten super mit. Zwischenzeitlich konnten wir heute da nicht dranbleiben! In der Gesamtwertung liegen die Beiden auf einem guten 17. Rang.
Auch MTB-Legende Jose Hermida und sein spanischer Kumpel und einer der größten Straßenradsportler Spaniens, Joaquim Rodriguez, sind mit von der Partie. Jose ist ein echter Spaßvogel. Ich habe heute nach der Etappe mit ihm gesprochen. Checkt dazu meinen Instagram Account @markusbauermtbracing und das Live Video in meiner Story.
Und dann auch das noch: Heute ist mir ein Malheur passiert, das in Afrika nie passieren darf (eigentlich): 30 Sekunden vor dem Start in der Aufstellung fällt mir auf, dass ich vergessen habe mich mit Sonnencreme einzucremen. Zum Glück war es gut zwei Stunden der 4:20 Stunden Rennzeit bewölkt und ich habe mich nicht verbrannt. Klarer Fall: Anfängerfehler!
Schaut morgen wieder rein zum Blog der 5. Etappe!
Grüße,
Euer Markus
Tech Talk
Das Bike leidet: Gabel Service muss sein sonst schmerzen Hände und Arme noch mehr
Was mein Federwerk angeht, vertrau ich an der Front auf eine SR Suntour AXON WERX. Die Gabel ist mit 1450 Gramm schön leicht. Ich kann mir die Gabel auch in einem individuell schicken Design anfertigen lassen, dass mir gefällt.
Das wichtigste bleibt ja aber die Performance der Gabel. Ich fahre sie mit ca. 100psi Luftdruck relativ straff. Die Federkennlinie ist sehr linear. Manchmal wünsche ich mir etwas Progression, aber das Ansprechverhalten ist trotz des höheren Luftdrucks noch gut.
Am Heck kommt ein Magura TS RL zum Einsatz. Das Federbein wird am Dämpfer selbst blockiert oder in eine „firme“ Einstellung gebracht. Aber ganz ehrlich: Hier beim Cape Epic habe ich den Dämpfer geschätzt drei Mal bisher überhaupt blockiert.
Wichtig ist natürlich, dass die Gabel immer sauber gewartet ist. Zum Glück hat das französische KMC EKOI SUNTOUR Team hier Pierre, einen Suntour Profi-Mechaniker dabei. Und: Er hatte sogar Zeit meine Gabel zu warten. Mega stark! Sauber machen, neu schmieren, wie neu. Der feinkörnige Staub raubt einfach Performance nach ein paar Tagen.
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