Propain Hugene im Test: Der deutsche Hersteller Propain stellt mit dem Hugene sein erstes 29er vor. Das Trailbike verfügt über 130 mm Federweg am Heck, bis zu 150 mm Federweg an der Front und einen auffälligen neuen Pro10-Hinterbau. Je nach Ausstattungsvariante wird das Carbon-Bike zwischen 3.099 € und 6.399 € kosten. Wir hatten bereits die Möglichkeit, das Propain Hugene vorab zu testen – hier findet ihr alle Infos und unseren Testeindruck.
Steckbrief: Propain Hugene
Einsatzbereich | Trail |
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Federweg | 140-150 mm/130 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 12,9 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | www.propain-bikes.com |
Der deutsche Direktversender Propain stellt mit dem Hugene erstmals ein 29″ Bike vor. Durch eine ausgewogene Geometrie soll sich das Trailbike ausgesprochen gut bergauf bewegen lassen, dem Fahrer allerdings auch bergab viel Sicherheit vermitteln, ohne dabei behäbig zu wirken – das perfekte Trailbike eben. Die Eckdaten des Hugene sind, neben den 29″-Laufrädern, 130 mm Federweg am Heck und wahlweise 140 mm oder 150 mm Federweg an der Front – wir haben letzteres getestet. Neben dem schicken Carbon-Rahmen fallen vor allem die nun in den Hauptrahmen verlegten Umlenkhebel des Propain-typischen Pro10-Hinterbaus auf. Das Propain Hugene ist ab dem 15. Juni in drei Ausstattungsvarianten, die preislich zwischen 3.099 € und 6.399 € liegen, verfügbar.
Geometrie
Die Geometrie des Propain Hugene soll dem Fahrer eine gute Balance aus Agilität und Laufruhe bieten. Um dies zu erreichen, setzt Propain auf einen eher moderaten Lenkwinkel von 67° und einen geräumigen Reach von 457 mm in der getesteten Größe L. Die mit 445 mm relativ langen Kettenstreben verleihen dem Hugene eine hohe Laufruhe, während der 74,5° Sitzwinkel und der Stack von 624 mm für eine angenehme Sitzposition sorgen sollen. Das Propain Hugene wird in den vier Größen S, M, L und XL erhältlich sein.
Neben der von uns getesteten Variante mit einer 150 mm Federgabel wird es das Propain Hugene auch mit 140 mm Federweg an der Front zu kaufen geben. Durch die niedrigere Einbauhöhe der Federgabel verändert sich dabei die Geometrie: Lenk- und Sitzwinkel werden je um 0,5° steiler und steigen auf 67,5° und 75° an. Der Reach wird drei Millimeter länger, während sich der Stack um dieselbe Länge verkürzt.
Geometrie mit 150 mm Federgabel:
Größe | S | M | L | XL |
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Sitzrohrlänge | 410 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Sitzwinkel real | 70,5° | 70,5° | 70,5° | 70,5° |
Sitzwinkel virtuell | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Oberrohrlänge | 573 mm | 601 mm | 628 mm | 656 mm |
Reach | 407 mm | 432 mm | 457mm | 482 mm |
Stack | 605 mm | 615 mm | 624 mm | 633 mm |
Radstand | 1150 mm | 1179 mm | 1208 mm | 1236 mm |
Kettenstrebenlänge | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Ferdergabel-Einbauhöhe | 556 mm | 556 mm | 556 mm | 556 mm |
Federgabel-Offset | 51 mm | 51 mm | 51 mm | 51 mm |
Steuerrohrlänge | 95 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Tretlager-Absenkung | 28 mm | 28 mm | 28 mm | 28 mm |
Lenkwinkel | 67° | 67° | 67° | 67° |
Geometrie mit 140 mm Federgabel:
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 410 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Sitzwinkel real | 71° | 71° | 71° | 71° |
Sitzwinkel virtuell | 75° | 75° | 75° | 75° |
Oberrohrlänge | 571 mm | 599 mm | 626 mm | 654 mm |
Reach | 410 mm | 435 mm | 460 mm | 485 mm |
Stack | 602 mm | 612 mm | 621 mm | 630 mm |
Radstand | 1146 mm | 1175 mm | 1204 mm | 1232 mm |
Kettenstrebenlänge | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Federgabel-Einbauhöhe | 546 mm | 546 mm | 546 mm | 546 mm |
Federgabel-Offset | 51 mm | 51 mm | 51 mm | 51 mm |
Steuerrohrlänge | 95 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Tretlager-Absenkung | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Ausstattung
Propain bietet das Hugene in den drei Ausstattungsvarianten Start, Bestseller und Highend an. Das günstigste Modell ist mit einer Formula Selva-Federgabel, einem Rock Shox Deluxe RT-Dämpfer, Formula Cura-Bremsen und einem SRAM GX Eagle-Antrieb ausgestattet. Auf eine Vario-Sattelstütze muss man bei diesem Modell leider verzichten. An der von Propain als Bestseller bezeichneten Ausstattungsvariante arbeitet eine RockShox Pike-Federgabel, ein RockShox Super Deluxe RC3-Dämpfer, ein SRAM X01 Eagle-Antrieb, SRAM Guide RSC-Bremsen und eine Bikeyoke Revive-Sattelstütze. Die Highend Variante ist bis auf wenige Abweichungen wie unser Testrad ausgestattet. Ausgehend von diesen drei Modellen kann man sich im Propain Onlineshop durch das Austauschen einzelner oder mehrerer Komponenten sein eigenes Wunschrad zusammenstellen.
Die Ausstattung unseres Testbikes lässt fast keine Wünsche offen. Das Fahrwerk wird von hochwertigen Fox Factory-Federelementen kontrolliert. Für die Schaltvorgänge ist die SRAM XX1 Eagle-Gruppe verantwortlich und gestoppt wird mit Magura MT7-Bremsen. Auf den ebenso hochwertigen wie leichten Reynolds Black Lable Enduro-Laufradsatz sind Schwalbe Magic Mary-Reifen aufgezogen. Als Sattelstütze ist eine Bikeyoke Revive mit 160 mm Hub verbaut. Einzig das Cockpit bestehend aus Lenker und Vorbau der Propain-Hausmarke Sixpack passt nicht ganz zu dem sonst extrem hochwertigen Aufbau. In Größe L wiegt das getestete Propain Hugene Highend ohne Pedale 12,9 kg.
- Federgabel Fox 36 Factory GRIP2 (150 mm)
- Dämpfer Fox DPX2 Factory (130 mm)
- Antrieb SRAM XX1 Eagle
- Bremsen Magura MT7
- Laufräder Reynolds Black Lable Enduro Carbon
- Reifen Schwalbe Magic Mary (2,35″)
- Cockpit Sixpack Millenium (785 mm) / Sixpack Skywalker (50 mm)
- Sattelstütze Bikeyoke Revive (160 mm)
Modell | Stat | Bestseller | Highend |
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Federgabel | Formula Selva 140 mm oder 150 mm | RockShox Pike RCT3 140 mm | Fox 36 Factory RC2 150 mm |
Dämpfer | RockShox Deluxe RT | RockShox Super Deluxe RC3 | Fox DPX2 Factory |
Antrieb | SRAM GX Eagle 1x12 | SRAM X01 Eagle 1x12 | SRAM XX1 Eagle 1x12 |
Kurbel | Truvativ Descendant | Truvativ Descendant Carbon | SRAM XX1 Carbon |
Bremse | Formula Cura | SRAM Guide RSC | Magura MT7 |
Laufradsatz | Stans Flow S1 (29 mm) | Stans Flow MK3 (29 mm) | Reynolds Black Lable Enduro Carbon (28 mm) |
Sattelstütze | Sixpack Menace | Bikeyoke Revive | Fox Transfer Factory |
Sattel | Sixpack Kamikaze | Selle Italia XR | Selle Italia XR |
Lenker | Sixpack Millenium 785 | Sixpack Millenium 785 | Sixpack Millenium 785 Carbon |
Vorbau | Sixpack Leader 50 | Sixpack Leader 50 | Sixpack Skywalker 50 |
Reifen | Schwalbe Magic Mary / Hans Dampf Addix Soft | Schwalbe Magic Mary / Hans Dampf Addix Soft | Schwalbe Magic Mary / Hans Dampf Addix Soft |
Preis | ca. 3.099 € | ca. 4.099 € | ca. 6.399 € |
Im Detail
Schon auf den ersten Blick macht das Propain Hugene mit seiner dezenten, grauen Lackierung einen sehr schicken und hochwertigen Eindruck. Das tief nach unten gezogene Oberrohr bildet mit dem geraden Unterrohr ein schönes Rahmendreieck, in dem ein Flaschenhalter montiert werden kann. Dämpfer und Umlenkwippen, die neuerdings ebenfalls im Hauptrahmen Platz finden, sind darin optisch scharf abgegrenzt und stören das aufgeräumte Aussehen nicht.
Der integrierte Ketten- und Sitzstrebenschutz sowie der Unterrohrprotektor sollen den edlen Carbon-Rahmen vor Ketten- und Steinschlägen schützen. Alle Züge sind optisch ansprechend und klapperfrei durch den Hauptrahmen verlegt. Unterhalb des Tretlagers treten sie wieder heraus, woraufhin Schalt- und Bremszug außerhalb des Rahmens weitergeführt werden. Zusätzlich sind im Hauptrahmen Kabelausgänge für eine Dämpfer-Fernbedienung, wie das kürzlich vorgestellte RockShox TwistLoc-System, vorhanden. Weiterhin trumpft das Trailbike mit Feinheiten wie gedichteten Lagerabdeckungen, integrierter Kettenführung und einem geschraubten Tretlager auf.
Das Propain Hugene ist das erste Fahrrad des Versenders, das auf 29″ großen Laufrädern unterwegs ist. Um ausreichend Platz für die “Wagon Wheels” zu schaffen, musste das von Propain bekannte Pro10-Federungssystem deutlich angepasst werden. Hierfür verlegten die Propain-Ingenieure Dämpfer und Umlenkwippen, die sich bei den vorherigen Modellen immer hinter dem Sitzrohr befanden, ins vordere Rahmendreieck. Durch diesen Schritt konnten die Ingenieure auch beim 29er die Kettenstrebenlänge ihrer 27,5″ Fahrräder beibehalten.
Auf dem Trail
Bergauf lässt das Propain Hugene keine Federn und bringt den Fahrer schnell und kraftsparend auf den Berg. Hierbei nimmt man eine angenehm zentrale und entspannte Sitzposition ein. Trotz des mit 74,5° nicht allzu steilen Sitzwinkels lässt sich das Trailbike durch den antriebsneutralen Pro10-Hinterbau sehr effizient bergauf pedalieren. Daher blieb der leider nicht so einfach zu erreichenden Plattform-Hebel des Fox DPX2-Dämpfers während des Tests meist unangetastet. Der eher moderate Lenkwinkel und die langen Kettenstreben sorgen auch in steilen Uphills dafür, dass das Vorderrad nicht zu steigen beginnt. Zudem bietet das 32 Zähne Kettenblatt in der Kombination mit den 10 bis 50 Zähnen der XX1 Eagle-Kassette eine ausreichend große Bandbreite, um jede Steigung in Angriff zu nehmen. In technischen Anstiegen macht der Pro10-Hinterbau eine gute Figur und stellt jede Menge Grip zur Verfügung.
Zeigt der Trail bergab, kann das Propain Hugene all seine Stärken ausspielen. An Wurzeln und Steinen lässt sich das agile Trailbike spielerisch in die Luft bewegen – dadurch können ganze Wurzelteppiche einfach übersprungen werden. Es macht richtig Spaß, das Rad durch Bodenwellen zu pushen und so mit dem Gelände zu spielen. In flachen, eher langsamen Kurven muss man das Hugene, bedingt durch den langen Hinterbau, mit etwas Nachdruck bewegen. Das Vorderrad bleibt in diesen Fällen dank des moderaten Lenkwinkels jedoch in der Spur und bricht nicht zu leicht aus. Steigen Geschwindigkeit und Gefälle, dann macht das Propain eine sehr gute Figur. Kurven lassen sich jetzt präzise und sehr schnell durchfahren und auch für die eine oder andere Innenlinie bietet das Hugene ausreichend Traktion. Hat man eine Kurve trotzdem mal nicht so gut getroffen, bekommt man das Trailbike schnell wieder auf Geschwindigkeit – kurze Antritte quittiert das Propain Hugene mit direktem Vortrieb.
Bewegt man das Hugene in steiles, technisches Gelände, vermittelt es viel Sicherheit, sodass man schon nach wenigen Metern die Bremse offen lässt. Die langen Kettenstreben sorgen hier für Laufruhe und der geräumige Reach für eine zentrale Fahrposition. Das Fahrwerk funktioniert ausgesprochen gut und schluckt weg, was man ihm in den Weg wirft – jedoch nicht ohne dabei ausreichend Rückmeldung vom Untergrund zu geben. Dabei liegt das Propain Hugene sehr satt auf dem Trail. Der Hinterbau und die Federgabel harmonieren ausgesprochen gut miteinander: Beide Federelemente stehen relativ hoch im Federweg und neigen weder in Anliegern noch an Kanten zum Wegsacken. Die Fox 36 bietet mit ihren 150 mm Federweg jedoch etwas mehr Reserven als der Dämpfer.
Nimmt man von diesen Erfahrungen gestärkt den Finger in stark verblocktem, technischem Gelände komplett von der Bremse, fällt einem schnell wieder ein, dass es sich beim Propain Hugene um ein Trailbike und nicht um ein Enduro-Bike handelt. Das Bike verzeiht jetzt nicht mehr jeden Fehler. Der Hinterbau fühlt sich bei vielen, sehr schnell aufeinander folgenden, größeren Schlägen etwas harsch an und verliert bei harten Bremsmanövern schneller die Traktion. Dies hindert einen aber nicht daran, das Propain Hugene richtig schnell bergab zu bewegen – es ist lediglich etwas anstrengender und die Linien müssen präziser gewählt werden, als auf einem Enduro-Race-Bike.
Das ist uns aufgefallen
- Schwalbe Magic Mary-Reifen Die Magic Mary Reifen von Schwalbe sind bergab zwar eine sehr gute Wahl und bieten massig Grip. Für ein Trailbike wäre am Hinterrad aber ein Reifen mit einem geringeren Rollwiderstand die bessere Lösung.
- Plattform-Hebel Der Plattform-Hebel am Dämpfer ist während der Fahrt relativ schwierig zu erreichen.
- Platz für einen Schlauch Zwischen Sitz- und Oberrohr sowie deren Verbindungsstrebe ist ausreichend Platz vorhanden, um einen Schlauch zu verstauen. Rucksackverweigerer dürfte das freuen.
- Verarbeitungsqualität Das Propain Hugene hat unseren Test trotz Einsatz in hartem, steinigem Gelände inklusive zahlreichen Steinschlägen sehr gut überstanden. Lackierung und Verarbeitungsqualität machen einen guten Eindruck.
- gedichtete Lagerabdeckungen Die Lagerabdeckungen am Propain Hugene sind mit Dichtlippen versehen. Dieses coole Feature hilft, den Dreck draußen und das Fett drinnen zu behalten und verlängert die Langlebigkeit der Lager.
Fazit – Propain Hugene
Propain hat mit dem ersten 29er der Firma direkt ins Schwarze getroffen! Das Propain Hugene ist ein wahrer Allrounder, mit dem man sowohl auf flachen Flowtrails, als auch auf steilen, technischen und verblockten Naturtrails massig Spaß haben kann. Solange man nicht auf maximal harten Downhill-Einsatz abzielt, steht auch einem Bikepark-Besuch nichts im Wege. Wirklich nötig ist das jedoch nicht, denn das Hugene trägt einen flott und sicher den Berg hinauf. Leidiglich bei schneller Fahrweise auf sehr ruppigen Trails kommt der Hinterbau mit seinen 130 mm Federweg an seine Grenzen.
Pro / Contra
Pro
- sehr hochwertig und sinnvoll ausgestattet
- gute Balance aus Agilität und Laufruhe
- angenehme Sitzposition bergauf
Contra
- 130 mm Federweg kommen auf ruppigen Trails ans Limit
Hier haben wir das Propain Hugene getestet
- Taunus, Hessen: naturbelassene, technisch anspruchsvolle Trails, von steinig bis zu weichem Nadelboden ist alles dabei. Außerdem gebaute Flowtrails und Downhill-Strecken.
- Testername: Arne Koop
- Körpergröße: 182 cm
- Gewicht (fahrfertig): 74 kg
- Fahrstil: sauber, hohes Grundtempo, wird von seinen Freunden liebevoll als Airtime-Arne bezeichnet
- Was fahre ich hauptsächlich: Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie: mittellanges Oberrohr, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Was sagt ihr zu einem flinken 29″-Trailbike wie dem Propain Hugene?
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