Auf super Trails und bei fantastischem Wetter fand am vorletzten Wochenende die TrailTrophy in Latsch statt. Wir selbst waren nicht vor Ort – dafür berichtet Theresia Schwenks Teamkollege Christian Derkum von einem richtig guten Rennen in Südtirol. Hier ist der Rennbericht!

Zu allen Ergebnissen der TrailTrophy 2018 in Latsch geht es hier.

Donnerstag 5:30 Uhr – mein Wecker klingelt und die ersten Lichtstrahlen fallen in mein Zimmer. Müde und erschöpft tragen mich meine Füße in die Küche, wo meine Arme automatisiert die Kaffeemaschine bedienen. Ein guter Kaffee und eine große Schale Müsli bringen mich zurück ins Leben und ich realisiere, dass es am Abend bereits nach Latsch zur zweiten TrailTrophy 2018 gehen wird.

Mit der linken Hand zähle ich die Rennen der vergangenen Wochen auf: Cannondale Enduro Tour Raon L’Etape, BIKE Festival Garda Trentino, TrailTrophy St. Andreasberg, EWS Olargues und BIKE Festival Willingen. Fünf Rennen – darunter die wahrscheinlich anspruchsvollste EWS aller Zeiten; kein Wunder, dass ich ein wenig erschöpft bin. Noch etwas träge, jedoch strukturiert, lade ich das notwendige Gepäck und mein Bike fürs bevorstehende Wochenende ins Auto und setzte mich hinters Steuer. Die Fahrertür fällt ins Schloss und plötzlich bin ich voller Energie und kann das nächste Rennwochenende kaum erwarten.

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Bereits um 7:00 Uhr sitze ich an meinem Schreibtisch und beantworte gewissenhaft die ersten E-Mails um zeitig um 15:30 Richtung Süden aufbrechen zu können. Nahezu pünktlich verlasse ich unser Büro um die Reise von Aachen über Koblenz nach Latsch anzutreten. In Koblenz steigt Björn zu und wir fahren gemeinsam über den Fernpass nach Italien. Im Vergleich zur EWS in Frankreich war die Anreise verhältnismäßig kurz und schmerzlos. Die zahlreichen Zwischenstopps auf dem Weg nach Frankreich hatten wir jedoch noch in guter Erinnerung, da es auf den französischen Rastplätzen neben leckeren Baguettes unzählige Street Spots für das Dirtbike gab. Gegen 1:30 Uhr erreichen wir Latsch und freuen uns auf die wohlverdiente Nachtruhe.

Putzmunter werde ich noch vor dem Klingeln des Weckers wach und entscheide mich zum Bäcker zu gehen, um frische Brötchen zu kaufen. Nach dem gemeinsamen Frühstück bauen wir den bike-components Stand auf und genießen anschließend das schöne Wetter in den Liegestühlen, bevor wir am Nachmittag endlich die drei Stages des ersten Tages fahren dürfen.

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Es ist wieder soweit! Mit dem Transponder am linken Handgelenk, der Startnummer am Lenker und ein paar Riegeln in der Hosentasche mache ich mich gemeinsam mit Björn und den anderen auf den Weg zur ersten Stage. Am Start angekommen, treffen wir auf die Moustachos aus dem Westerwald, mit denen die anderen direkt über die erste Stage spekulieren. Da ich zum ersten Mal in Latsch bin lasse ich jedoch alles auf mich zukommen und rolle langsam zum Startgate vor. Larissa, Gatedirector von Stage 1 und fester Bestandteil der TrailTrophy und TS Trailride Crew, macht noch Scherze über die Schlüsselstellen der Stage, bevor sie mir das Zeichen zum Start gibt.

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Ich sprinte los. Die ersten Steine überspringe ich mit Leichtigkeit. Schalte herunter und trete weiter in die Pedale. Plötzlich sehe ich Kamil, meinen Arbeitskollegen und Fotografen bei der TrailTrophy. Was macht er da? Wo muss ich lang? Spontan entscheide ich mich den Hang auf der linken Seite hoch zu fahren um den Steinen vor mir auszuweichen. Kamil ruft mir noch hinterher, aber die genauen Worte verstehe ich nicht mehr. Aus dem Augenwinkel sehe ich immer wieder alternative Linien und ärgere mich, dass ich diese nicht früher gesehen habe. Im Ziel angekommen warte ich auf die anderen. Mein Arbeitskollege Amin hat gleich in der ersten Stage großes Pech: Bei seinem frisch aufgebauten Liteville H3 quittiert die Hinterradbremse nach kurzer Zeit ihren Dienst und er musste die ersten drei Stages nur mit einer Vorderradbremse bewältigen. Bei diesen Strecken und einem Hardtail definitiv ein Herausforderung.

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Die zweite Stage ist weniger spektakulär und von vielen Highspeed Abschnitten geprägt. Spannender ist hier eine Steinformation direkt nach Stage 2: Während Björn und ich auf die anderen warten, frischen wir hier unsere Skatepark Skills auf. Björn läuft mit einem Fakie Crank Flip zu Hochformen auf. Auf dem steilen Anstieg zur dritten Stage entscheide ich mich ein kurzes Stück zu schieben, um mir die Kräfte für die nächste Stage zu sparen. Dass Stage drei nur tendenziell bergab geht, weiss ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Gate Direktor meint vor meinem Start nur: „Wenn Du denkst, du hast es geschafft, dann geht’s noch zweimal hoch!“ Auf diese Worte hätte ich mich besser verlassen, denn die insgesamt drei kurzen, jedoch steilen und technischen Anstiege lassen den Puls nach oben schnellen. In der anschließenden Abfahrt wird es plötzlich wild und ich entscheide mich von der rechten Seite des Trails über einige Steine auf die linke Seite zu springen. Bei der Landung höre ich es nur dumpf knallen, aber ich mache mir keine Gedanken, da ich von der EWS noch CushCore in den Laufrädern hatte. Auf den letzten Metern wird der Hinterradreifen jedoch immer schwammiger und mir wird bewusst, dass der Reifen Luft verliert. Im Ziel der Stage angekommen, pumpe ich den Reifen wieder auf, in der Hoffnung, dass die Dichtmilch das Loch abdichten würde. Wieder am Veranstaltungsgelände angekommen hatte der Reifen die Luft erneut vollständig verloren. Es stand also noch ein Reifenwechsel vor der Night Stage und der Pasta Party auf dem Plan. Amins Bremse konnten wir während unseres Boxenstopps am Veranstaltungsgelände auch wieder funktionsfähig machen.

Nach einem nervenaufreibenden Reifenwechsel und dem Einbruch der Dunkelheit machen wir uns mit Pasta gefüllten Bäuchen auf den Weg zur Night Stage. Definitiv nicht mein Highlight des Wochenendes, da ich unglücklich stürze und das Fahren bei Tageslicht tatsächlich bevorzuge. Die Zwischenzeiten des ersten Tags überraschen mich trotzdem, da der Bürgermeister von Latsch (Philip Walder) in den ersten drei Stages nur einen geringen Vorsprung herausfahren konnte. Zufrieden mit meiner Leistung lege ich mich nach dem Abbau des bike-components Stands ins Bett.

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Nach einer kurzen Nacht klingelt der Wecker bereits relativ früh und ich freue mich bereits, beim Frühstück die letzte Stage vom Freitag nochmal bei Tageslicht fahren zu können. Bei angenehmen Temperaturen und blauem Himmel läuft die Night Stage gleich viel besser. Meinen Patzer vom Vortag kann ich zwar nicht ausgleichen, aber die Stage fühlt sich wesentlich sicherer und schneller an als im Dunklen. Stage 6 ist für mich tatsächlich das Highlight. Griffiger Boden, abwechslungsreich und tendenziell mehr bergab, leider stürzt mein Kollege Richard kurz vor dem Ziel und zieht sich eine Schnittverletzung am Unterarm zu. Gemeinsam mit der Bergwacht und seinem Bruder Georg wird Richard zum Nähen ins Krankenhaus gebracht. An dieser Stelle kann ich nur auf die entsprechende Schutzbekleidung und einen Integralhelm verweisen, um das Unfallrisiko zu reduzieren.

Im Rennen geht jeder an seine persönlichen Grenzen und versucht möglichst schnell zu fahren. Die Konsequenzen von Fahrfehlern im alpinen Gelände kann man meistens nicht genau abschätzen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch machen wir uns nach Richards Sturz auf den Weg in Richtung der nächsten Stage. Schon der Einstieg und der steile Uphill zur Stage verraten, dass es wohl einige Spitzkehren geben wird. Nach einem sehr schnellen und steinigen Start folgen unzählige Spitzkehren. Nach dieser Stage schaue ich in ein ratloses Gesicht von Björn. Kaum eine der Spitzkehren ließ sich rund fahren, da waren wir uns einig. Die richtige Geschwindigkeit für die Kurven und die zahlreichen Antritte machten die Stage mental anspruchsvoll und schwierig, schnell zu fahren. Nach dieser Stage geht es zum Mittagessen zurück zum Eventgelände, wo es unglaublich leckere, daumendick belegte Brötchen gab.

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Frisch gestärkt geht es in Richtung Shuttle, denn am Nachmittag sollte es nur noch eine Richtung geben: bergab! Kräfte schonend werden wir mit einem VW Transporter oberhalb von Stage 8 ausgesetzt und können die letzten Meter zum Start auf einem Trail hinunterrollen. Der Trail zum Start von Stage 8 ist schnell und staubig, sodass selbst bei einem größeren Abstand zum Vordermann die Sicht leicht eingeschränkt ist. Um die Sichtverhältnisse zu beeinflussen, lasse ich etwas mehr Abstand zum Vordermann, bevor ich in die Stage starte. Die Steine auf dieser Stage sind mit einem dünnen Staubfilm bedeckt, das Hinterrad kommt immer wieder ungewollt zum Stehen. Gerade beim Anbremsen für einige enge Kurven tänzelt das Hinterrad von Stein zu Stein. Auf den graden und schnellen, jedoch welligen Abschnitten der Stage gibt es zahlreiche Möglichkeiten Airtime zu sammeln. Ein Riesenspaß, den ich mir natürlich nicht entgehen lasse!

Die letzte Stage des Samstags hat es nochmal in sich. Staubbedeckte Steine, Felsen, Felsplatten. Ich starte wieder mit einem großzügigen Abstand zum Vordermann in die Stage. Plötze sehe ich auf der Stage ein Warnschild an mir vorbeifliegen. Auf den rutschigen Steinen finden meine Reifen kaum Traktion und ich entscheide mich die Bremsen wieder zu öffnen. Ich reiße meine Augen auf und sehe eine Steinformation, welche eine S-Kurve vorgibt. All or Nothing! Ich lege das Rad in die Kurve und das Hinterrad fängt über die Steine an zu rutschen. Pang! Pang! Pang! Ich werde wie eine Billardkugel durch die S-Kurve geschleudert und auf der anderen Seite wieder ausgespuckt. Das war wirklich knapp! Aber schnell, wie ich im Ziel feststellen musste, als ich meine Zeit auf dieser Stage mit Björns Zeit vergleichen kann. Das Abendessen rundete den zweiten Tag der TrailTrophy ab: Kartoffelsalat mit Grillgut!

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Der dritte und letzte Tag der TrailTrophy in Latsch steht an. Meine Knochen sind müde und ich bin heilfroh, dass wir heute nicht aus eigener Kraft die Höhenmeter erklimmen mussten. Erst mit dem Shuttle und anschließend mit dem Lift geht es über 1000 hm hoch. Die letzten drei Stages folgen aufeinander und sind vom selben Charakter: Ballern! Noch nicht ganz fit und etwas träge steht ich nun am Start von Stage 10, noch im Ungewissen, was mich nach der ersten Kurve erwarten wird. In der ersten scharfen links Kurve rutscht mir der Fuß vom Pedal. Ausgeklickt und mit weit geöffneten Augen stürze ich mich in das folgende Steinfeld. Nur mit größter Mühe finde ich den Weg zurück ins Pedal und kann mich auf dem Rad halten. Konzentration und Koordination sind an diesem Tag nicht meine Stärke. Im letzten Teil dieser Stage rutscht mir das Hinterrad aus einer engen Kurve und ich stehe plötzlich entgegengesetzt der Fahrtrichtung. Nach dieser Stage entscheide ich mich, das Rennen ruhig und kontrolliert zu Ende zu bringen. Auf den letzten Stages versuche ich saubere Linien zu finden und das Rennen sicher zu beenden, denn am Montagmorgen wird der Wecker um 6:30 Uhr wie gewöhnlich klingeln und die Arbeit rufen.

Feierlich lassen wir die TrailTrophy ausklingen. Björn belegt in der Ambassador Klasse Rang 3 und ich darf auf das zweite Siegertreppchen steigen. Unter allen Fahrern der TrailTrophy in Latsch war ich Neuntschnellster und Björn Elftschnellster, das kann sich doch durchaus blicken lassen bei unserer Latsch-Premiere!

Text: Christian Derkum | Fotos: bike-components.de 
  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    Auf super Trails und bei fantastischem Wetter fand am vorletzten Wochenende die TrailTrophy in Latsch statt. Wir selbst waren nicht vor Ort – dafür berichtet Theresia Schwenks Teamkollege Christian Derkum von einem richtig guten Rennen in Südtirol. Hier ist der Rennbericht!


    → Den vollständigen Artikel „Rennbericht von der TrailTrophy Latsch: 3 Tage Vollgas“ im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    RobG301

    dabei seit 08/2012

    Sehr schöner Bericht!

    Gerne mehr davon!

  3. benutzerbild

    imkreisdreher

    dabei seit 07/2014

    Danke für den Bericht.

  4. benutzerbild

    trailrakete

    dabei seit 09/2012

    Schön geschrieben! Gerne mehr davon.

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