Es ist April und draußen schneit es, während wir uns gerade überlegen, wohin uns denn unser diesjähriger Sommer-Roadtrip wohl führen soll. Wir starren auf unser Notebook und sehen uns den soeben erschienenen Clip „Home of Trails“ an. Logo, ab in die Schweiz! Unsere Schweiz-Pläne werfen wir dann aber recht schnell wieder über den Haufen, da es dort verhältnismäßig teuer zu sein scheint. Doch dann trudelt Post ein …
Video – MTB-News Leser im #homeoftrails
Der Leser-Bericht von Florian alias IBC-User „elfloppero“
Zwei Monate später kommt nämlich eine E-Mail von Hannes, die uns im Juni die frohe Botschaft überbringt, dass wir beim #homeoftrails-Gewinnspiel gewonnen haben. Waaaas!? Also doch Schweiz. Und zwar nicht nur irgendwie, sondern vier Tage mit Claudio Caluori und Danny MacAskill durch Graubünden, auf den Pfaden ihres Videos „Home of Trails“. Das klingt erst mal krass. Ist in der Realität aber noch viel krasser!
Am Mittwoch Abend werden wir bei Sekt und Bier im Signinahotel in Laax überaus freundlich und herzlich empfangen. Vor Ort ist schon Mike, der Marketing Manager von Graubünden Ferien, unsere Guidein Flurina von der Viamala Sportwerkstatt, unsere liebenswerte Social-Media-Takeover-Dame Tina von outsideisfree.ch sowie die zwei weiteren Gewinnerinnen vom Ride Magazin, Cali und Franzi. Und natürlich Claudio Caluori. Danny MacAskill soll dann etwas später auch noch zu uns stoßen. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen lernen wir uns dann alle erst einmal etwas näher kennen. Auf Anhieb ist klar, dass diese Gruppe ziemlich gut harmoniert und definitiv zusammenpasst! Franzis angebliche Schnapsallergie können wir an der Bar umgehend widerlegen. Und Claudio!? Der verabschiedet sich nach dem Abendessen direkt auf sein Zimmer. Zum Gitarre üben.
Am nächsten morgen geht es dann um 09:00 Uhr los. Wir fahren mit der Gondel, die übrigens direkt vor dem Hotel startet, hoch auf den Crap Sogn Gion. Als Einstieg wartet gleich einmal der Never End Trail auf uns. Der Name ist definitiv Programm! Über sieben Kilometer hinweg zieht sich die gut angelegte und mit kleineren Sprüngen versehene Strecke vom Crap Sogn Gion (2.228m) bis zurück hinunter nach Laax (1.020m).
Anschließend geht es mit dem Shuttle weiter ins Green Valley. Nach ca. 400 Höhenmetern bergauf pedalieren steht man vor dem imposanten, aber leider sichtlich abtauenden Vorabgletscher. Von dort aus zieht sich ein schier nicht enden wollender Trail abwechslungsreich durch grüne Wiesen und kleinere Felsformationen. Dieser Trail ist definitiv einer unserer Lieblings-Trails. „Da bin ich damals beim Filmdreh mit dem Danny Vollgas runtrg’schossn. Im Nebel! Bis sich der Danny plötzlich überschlagen hat!“ Claudio – Danny: 1:0.
Abschließend düsen wir noch zwei Runden auf dem wirklich spaßigen Runca Trail mit seinen noch spaßigeren Northshores. Nach einem kurzen Abstecher zum Badesee geht es wieder zurück ins Hotel. Abendessen, Rotwein, Bar, und Claudio… Achso ja, Claudio übt gerade wieder Gitarre auf dem Zimmer. Am Freitag Morgen heißt es wieder früh aufstehen. Zuerst zeigt uns Claudio ein paar Secret Trails in und um Laax. Der Trailcharakter hier lädt definitiv zum Gas geben ein, mit supergriffigem Waldboden und vielen Wurzeln. Anschließend fahren wir weiter in Richtung Thusis und Viamala. Auch kommen wir wieder an zahlreichen Spots aus „Home of Trails“ vorbei. An jedem Trail aus dem Film befindet sich übrigens am Wegrand ein Schild mit der jeweiligen Filmszene und einer kurzen Anekdote dazu. Selbst erkunden ist also überhaupt kein Problem!
Nach dem Mittagessen bringt uns der Shuttle nach Davos. Dort ermöglicht uns die Gondel einen gemütlichen Uphill bis hoch zum Rinerhorn. Bei den Gondelfahrten hat man immer etwas Zeit für ein paar Gespräche und so erfährt man von Claudio die ein oder andere Inside-Story zu den World Cups, den Teams und den jeweiligen Austragungsorten. Ooookay! Die Downhill Elite kann also nicht nur saugut fahren, sondern auch saugut feiern. So einige pikante (und sehr schräge!) Details sind allerdings leider nicht geeignet, um hier wiedergegeben zu werden…
Zum Schluss bringt uns die nächste Gondel auf das Jakobshorn. Flurina zeigt uns hier einen Trail, den selbst Claudio noch nicht kennt. Und dieser Weg ist der absolute Wahnsinn! Am Start auf knapp 2.600 m Höhe zieht sich der schmale Pfad, zunächst etwas ausgesetzt, gefühlt ewig am Grat entlang. Anschließend folgt dann ein super flowiger Abschnitt, auf dem man wieder richtig Gas geben kann. Direkt danach kommen jede Menge Spitzkehren, teils etwas verblockt, aber stets griffig. Unten im letzten Stück spuckt einen der Trail dann inmitten einer Kuhweide aus. Hier ist es zwar nicht mehr sonderlich steil, aber es liegen haufenweise fußballgroße Steine dicht aneinander gepackt herum. Claudio schaut uns nur kurz an und meint: „Rock Garden! Kommt los, da schieß ma jetzt Vollgas durch!“ Gesagt, getan! Und als es direkt darauf in eine kleine enge Kurve geht, fängt Claudio an zu kommentieren, wie man es aus seinen Kursvorschauen kennt: „Seids es no dran? We take the inside line here! Woooah! Sketchy!“ Ja was soll man sagen… Megageil war’s!
Total geflashed kommen wir alle unten in Teufi im Dischmatal an. Entlang des Davoser Golfplatzs rollen wir ins Hardrock Hotel. Dort werden wir auf der Terrasse mit Apero empfangen. Und Claudio… Wo steckt eigentlich Claudio schon wieder? Bing! – WhatsApp Nachricht: „Geil! Hier auf dem Zimmer hat’s nen eigenen Fernsehkanal mit Guitar Lessons!“
Auch beim Abendessen sind die genialen Trails immer noch Gesprächsthema Nummer eins. Danach landen wir alle wieder zusammen an der Bar. Ein, zwei Runden Braulio und Whiskey Sour – die Stimmung passt mal wieder! Und Claudio…!?
Der erzählt uns endlich, weshalb er eigentlich die ganze Zeit Gitarre übt. Vergangenes Jahr hatte Claudio am letzten Abend des World Cups in Lenzerheide nämlich eine regelrechte Abrissparty in seiner „Black Pearl“, dem Scott Velosolutions Teambus, geschmissen. Claudio an der E-Gitarre, Greg Minnaar am Schlagzeug und Rob Warner am Mic, bis die Ohren sprichwörtlich geblutet haben. Mein lieber Herr Gesangsverein! Tja, und seitdem gibt es tatsächlich eine offizielle UCI-Regel, die besagt, dass Partys nur noch bis 22:00 Uhr erlaubt sind und ansonsten mit einer Geldbuße belegt werden. Chapeau Herr Caluori, eine eigene UCI-Regel! Claudios Antwort an die UCI-Funktionäre war übrigens die Gegenfrage, ob er denn direkt ein Dauerticket lösen könne.
Am Samstag brechen wir dann sehr früh auf und zusammen mit Danny und Claudio geht es erneut aufs Jakobshorn. Diesmal steht der Alps Epic Trail auf dem Programm. Dieser Trail wurde 2014 als IMBA Epic Trail ausgezeichnet. Und das zu Recht! Perfekt gebaute Anlieger, schnelle abwechslungsreiche Passagen, zwischendrin mal wieder ein paar kleinere Steinfelder, aber alles in allem sehr smooth und flowig. Na dann, los geht’s! #FULLGASMTB! Erster Anlieger und Claudio fliegt ab, Danny haut gerade noch so einen Stempel rein und Flo crasht direkt in Danny’s Hinterrad. Alle sind halb ineinander verknotet und lauthals am Lachen. Der Grund für Claudios Abflug ist schnell gefunden: Beim Sprung in den Anlieger hat es die Zugstufeneinheit zerrissen. Ab jetzt hüpft er also nur noch ohne Zugstufendämpfung Känguruh-mäßig über die Trails.
Bei der nächsten Liftfahrt erzählt uns Danny dann ein paar Stories aus seinem Alltag als Bikeprofi. Danny hat schon früh mit dem Biken und insbesondere mit dem Trialen angefangen. Er hat sich alles selbst beigebracht und nie ein professionelles Coaching in Anspruch genommen. Das, so sagt er, würde ihm den Spaß am Radeln wohl eher verderben. Biken ist für ihn nämlich Lebensgefühl und kein Wettkampf!
Anschließend fahren zu unserem Shuttle zurück und während unsereins gerade die Bikes auf den Anhänger hievt, springt Danny kurzerhand mit einem Satz auf den Hänger und parkt sein Velo gekonnt dort oben. Er ist definitiv ein Eisdielentrick-Gott!
Auf dem anschließenden Weg in Richtung Lenzerheide legen wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Davos-Wiesen ein. Hier ist übrigens die Brücke, an der Danny im Film auf der kleinen schmalen Steinmauer entlang fährt. Was im Film schon sehr spektakulär aussieht, ist in Wirklichkeit echt ziemlich scary! Gefühlte 80.000 Meter freier Fall. Und während wir da so runtergucken, spaziert Herr Megaskill einfach mal ganz entspannt zu Fuß auf der Steinmauer an uns vorbei. „Spinnsiacher“ hört man von den Rentnern im Hintergrund.
Spinnsiacher sagt übrigens noch einer über Danny, wenn man ihn fragt. Und zwar der Wirt der Alp Fops Hütte. Dort sprangen Danny und Claudio im Film von der Terrasse. Auch hier ist die zu überwindende Distanz bis zur Landung in der Kuhwiese nochmals deutlich krasser, als es im Film aussieht. Danny springt dabei mit einem gewaltigen Satz von der Terrasse, während Claudio im Hintergrund vor seiner Käseplatte aufspringt. Gerüchten zufolge hat es mehrere Käseplatten benötigt, da Danny den so easy aussehenden Stunt nicht ganz beim ersten Mal hinbekam. Er ist halt doch auch nur ein Mensch.
Zum Schluss nehmen wir noch einen sehr lässigen Trail in Scalottas unter die Stollen. Hier kann man noch einmal Vollstoff geben. Bei dieser letzten Abfahrt schenken wir uns keinen Zentimeter und Reifen- sowie Ellbogenkontakt sind auch nicht verboten. Bock auf Ballern ist hier die Devise! Abends saßen wir dann alle grinsend und ziemlich stoked bis spät in die Nacht gemeinsam an der Hotelbar. Cheers and thanks for the drinks, Danny!
Ein gelungener Abschluss für diesen unglaublichen und fast surrealen Trip. Die Trails in Graubünden sind einfach uhuarenice gsi, und Claudio und Danny sind echt super nette, sympathische und witzige Typen, die immer gut gelaunt und wirklich für jeden Sch*** zu haben sind.
Wir fahren garantiert bald wieder nach Graubünden und das können wir auch jedem Bike-Liebhaber mit gutem Gewissen empfehlen. Die Schweiz ist gar nicht so teuer, wie es anfänglich den Anschein macht. Bei vielen Unterkünften ist das Bergbahnticket nämlich bereits im Übernachtungspreis enthalten. Oder es gibt den Liftpass zumindest zu deutlich reduzierten Preisen. Da relativieren sich die Kosten für die Unterkunft recht schnell wieder. Graubünden nennt sich definitiv nicht zu Unrecht „Home of Trails“!
Wir haben die Tage hier wirklich sehr genossen und hatten einen unglaublichen Spaß. Wir möchten uns daher an dieser Stelle recht herzlich bei allen Beteiligten bedanken, insbesondere bei Mike, Flurina, MTB-News.de, Oliver von Rasoulution und natürlich bei Danny und Claudio. Und während wir diesen Bericht hier schreiben, fahren wir gerade zur WM nach Lenzerheide. Denn Claudio hat uns in die „Black Pearl“ eingeladen. Es hieß, dort steigt heute Abend eine fette Party … Ride on und #fullgasmtb!
Mehr über die Aktion und #homeoftrails: www.graubuenden.ch
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