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Das Highlight für die Fahrer und Fans. Die letzte Stage der Enduro World Series 2018 in Finale Ligure
Das Highlight für die Fahrer und Fans. Die letzte Stage der Enduro World Series 2018 in Finale Ligure - "DH Men" ist die letzte Stage, die die schnellsten Enduro Mountainbiker der Welt in diesem Jahr befahren.
Die Mission: Einmal mit den Profis um die Wette fahren
Die Mission: Einmal mit den Profis um die Wette fahren - und so wie Kevin Miquel durch den Menschentunnel am großen Steinfeld fahren
Und hier steh ich nun mit meinen ausgelatschten Flip Flops und einem Racebike, das keine Luft für Material-Ausreden lässt
Und hier steh ich nun mit meinen ausgelatschten Flip Flops und einem Racebike, das keine Luft für Material-Ausreden lässt
Das Rennfahrzeug
Das Rennfahrzeug - Mein Specialized Enduro 29", welches ich über die Season hinweg immer mehr aufgemotzt habe, steht da wie frisch aus dem Ei gepellt
Im Reglement heißt es: Aufkleber auf Rahmen, Gabel und Laufräder
Im Reglement heißt es: Aufkleber auf Rahmen, Gabel und Laufräder - Das bedeutet: Behutsam mit dem teueren Material umgehen. Mal eben eine Gabel tauschen ist nicht drin – und abgesehen davon hab ich auch keine
Frisch vom Service bei MRC Trading funktionierte mein Fahrwerk richtig geschmeidig
Frisch vom Service bei MRC Trading funktionierte mein Fahrwerk richtig geschmeidig
Einziger Schwachpunkt an meinem Bike: den Hinterreifen hab ich vor dem Rennen schon gut rungergejuckelt
Einziger Schwachpunkt an meinem Bike: den Hinterreifen hab ich vor dem Rennen schon gut rungergejuckelt - Zwar hatte ich noch einen Ersatzreifen mit im Gepäck, jedoch keinen mit DH-Casing. Somit entschied ich mich lieber einen stabilen Pneu mit höherem Pannenschutz zu fahren, denn ich wusste: die Felsen in Finale sind hart und spitz.
Wichtig war mir auch Griffe zu fahren, mit denen mir die Hände nicht einschlafen
Wichtig war mir auch Griffe zu fahren, mit denen mir die Hände nicht einschlafen - Das ging sich mit den SQlab auch gut aus
Auch bei diesem kritischen Kontaktpunkt setzte ich auf den ergonomischen Sattel von SQlab
Auch bei diesem kritischen Kontaktpunkt setzte ich auf den ergonomischen Sattel von SQlab
Das ganze Zeug hatte ich beim Rennen dabei – beziehungsweise an
Das ganze Zeug hatte ich beim Rennen dabei – beziehungsweise an
Die dritte und längste Stage des Rennens hielt traumhafte Aussichten auf die ligurische Küste für die Fahrer bereit
Die dritte und längste Stage des Rennens hielt traumhafte Aussichten auf die ligurische Küste für die Fahrer bereit
Einige der offenen Kurven waren gar nicht mal einfach schnell und ohne Traktionsverluste zu durchfahren
Einige der offenen Kurven waren gar nicht mal einfach schnell und ohne Traktionsverluste zu durchfahren
Dieses Jahr nicht mit am Start, doch den Spaß, gemeinsam mit seinem Team die Stages zu trainieren, ließ sich Jerome Clementz nicht nehmen
Dieses Jahr nicht mit am Start, doch den Spaß, gemeinsam mit seinem Team die Stages zu trainieren, ließ sich Jerome Clementz nicht nehmen
Florian Nicolai testet wie so die Anlieger halten und wirbelt dabei ordentlich Staub auf
Florian Nicolai testet wie so die Anlieger halten und wirbelt dabei ordentlich Staub auf
Trotz ihrer Wirbelverletzung vor 7 Wochen konnte Ines Thoma, wenn auch noch nicht zu 100 % fit, dennoch an den Start gehen.
Trotz ihrer Wirbelverletzung vor 7 Wochen konnte Ines Thoma, wenn auch noch nicht zu 100 % fit, dennoch an den Start gehen.
Die Sonne brannte ordentlich über die Schultern der Fahrer
Die Sonne brannte ordentlich über die Schultern der Fahrer - Hier über die von Martin Maes, der das beste aus dem nicht vorhandenen Anlieger rausholt
Wo es ging waren die bevorzugten Aufenthaltsorte im Schatten ausgewählt
Wo es ging waren die bevorzugten Aufenthaltsorte im Schatten ausgewählt - Die Glücklichen hier hatten sich anscheinend rechtzeitig um einen Shuttle gekümmert. Der ärmste Reporter natürlich nicht und hat deshalb alles selbst gekurbelt
Jetzt geht die Post ab!
Jetzt geht die Post ab!
Es war eng, staubig und schwierig, das Tempo hoch zu halten
Es war eng, staubig und schwierig, das Tempo hoch zu halten
Überall lauerten Bäume und Steine, an denen man vorbeizirkeln musste
Überall lauerten Bäume und Steine, an denen man vorbeizirkeln musste - Flachköpper macht man doch nur auf Korsika, dachte ich. Hoffentlich ist Lewis Buchanan hier nichts weiter passiert!
Obwohl diese Stage ein gutes Stück im Hinterland lag, waren sich die Fans nicht zu fein den Weg auf sich zu nehmen, um die Fahrer bei dieser technischen Sektion anzufeuern
Obwohl diese Stage ein gutes Stück im Hinterland lag, waren sich die Fans nicht zu fein den Weg auf sich zu nehmen, um die Fahrer bei dieser technischen Sektion anzufeuern
Auch die Frauen schossen durch das Steinfeld, als wäre es nichts
Auch die Frauen schossen durch das Steinfeld, als wäre es nichts
Cecile Ravanel zaubert sich durch die Sektion mit einer Performance, so konstant wie keine andere
Cecile Ravanel zaubert sich durch die Sektion mit einer Performance, so konstant wie keine andere
Das ist aktuell die schnellste Frau auf einem Enduro-Mountainbike
Das ist aktuell die schnellste Frau auf einem Enduro-Mountainbike - Respekt an Cecile Ravanel!
Eine Stück Trail, so spaßig, dass man es am liebsten in einer Endlosschleife fahren möchte!
Eine Stück Trail, so spaßig, dass man es am liebsten in einer Endlosschleife fahren möchte!
"Jetzt geht's ab!" dachte ich mir am Start von Stage 4
"Jetzt geht's ab!" dachte ich mir am Start von Stage 4 - Vollste Konzentration war gefragt!
Hundert Prozent Fokus auf die Strecke!
Hundert Prozent Fokus auf die Strecke!
Die Fans waren der Wahnsinn!
Die Fans waren der Wahnsinn! - So viele Zuschauer bei einem EWS-Rennen gibt es sonst nie!
Die Dominanz in Person
Die Dominanz in Person - Richie Rude ist on fire! Wenn der Typ mal am Gashahn dreht, sehen alle anderen alt aus
Ein Highlight eines jeden EWS-Fahrers
Ein Highlight eines jeden EWS-Fahrers - Der Menschentunnel auf dem "DH Men" ist legendär!
So sehen Sieger aus
So sehen Sieger aus - Hier die schnellsten Teams und die Fahrer / Fahrerinnen aller Klassen gefeiert
Todays fastest
Todays fastest - Richie Rude
Overall Sieger
Overall Sieger - Sam Hill

Die achte Enduro World Series des Jahres im schönen Finale Ligure war gleichzeitig die letzte Runde dieser Saison. Unser rasender Redakteur Oli war zum ersten Mal bei einem EWS-Rennen am Start. Wie es ihm dabei erging und wie krass der Unterschied von unseren Otto-Normal-Rennveranstaltungen zur Profiklasse ist, erfahrt ihr hier im Rennbericht.

Enduro World Series #8 2018: Finale Ligure

Die Formel 1 oder auch die Champions League des Enduro-Sports ging in die letzte Runde für das Jahr 2018. Der traditionelle Austragungsort der EWS mit seinen erstklassigen Trails bediente uns mit sonnigem Wetter, guter Stimmung, Eis, Kaffee, Wein … also allem, was für gute Laune sorgte.

„Macht das überhaupt Sinn oder Spaß?“, „Fahren mir die Profis da nicht um die Ohren?“

Ein paar Wochen vorher … Schon seit einiger Zeit hatte ich mal darüber nachgedacht, bei den schnellsten Jungs der Welt mitzufahren. „Macht das überhaupt Sinn oder Spaß?“, „Fahren mir die Profis da nicht um die Ohren?“. Das waren so Fragen, die ich mir stellte, bevor ich auf den Anmelde-Button der EWS-Homepage klickte. Allein der Aufwand, unseren kleinen Radsportverein beim BDR anzumelden um die nötige Rennlizenz, wofür ich vorher auch zu einer Untersuchung beim Arzt gegangen bin (was absolut Sinn macht), kostete mich schon einiges an Nerven. Dann musste ich trotzdem noch darauf hoffen, von der Warteliste auf die Startliste zu rutschen. Zwei Wochen vor dem Rennen kam schließlich die erleichternde E-Mail: „Congratulations Oliver, you are on the startlist for EWS Round 8 in Finale Ligure!“

Sauuugeil dachte ich mir! Mein erstes EWS-Rennen steht vor der Tür!

Diashow: Oli´s erstes Mal – unter Profis bei der EWS
Einziger Schwachpunkt an meinem Bike: den Hinterreifen hab ich vor dem Rennen schon gut rungergejuckelt
Das ist aktuell die schnellste Frau auf einem Enduro-Mountainbike
Hundert Prozent Fokus auf die Strecke!
"Jetzt geht's ab!" dachte ich mir am Start von Stage 4
Frisch vom Service bei MRC Trading funktionierte mein Fahrwerk richtig geschmeidig
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Das Highlight für die Fahrer und Fans. Die letzte Stage der Enduro World Series 2018 in Finale Ligure
# Das Highlight für die Fahrer und Fans. Die letzte Stage der Enduro World Series 2018 in Finale Ligure - "DH Men" ist die letzte Stage, die die schnellsten Enduro Mountainbiker der Welt in diesem Jahr befahren.
Die Mission: Einmal mit den Profis um die Wette fahren
# Die Mission: Einmal mit den Profis um die Wette fahren - und so wie Kevin Miquel durch den Menschentunnel am großen Steinfeld fahren

Vorbereitung

Und hier steh ich nun mit meinen ausgelatschten Flip Flops und einem Racebike, das keine Luft für Material-Ausreden lässt
# Und hier steh ich nun mit meinen ausgelatschten Flip Flops und einem Racebike, das keine Luft für Material-Ausreden lässt

Nachdem ich alle Rennen fieberhaft mitverfolgte und die Tagesetappen mit den Veranstaltungen, die ich sonst gewohnt war, verglich, war mir eines klar: Dieses Rennen wird mich fix und alle machen! Denn die Abfahrtszeiten sowie die zu fahrenden Höhenmeter sind mindestens doppelt so hoch wie das, was ich gewohnt war. Da die Zeit, um dafür ernsthaft zu trainieren, knapp wurde, entschloss ich mich, das Wochenende vorher mit nach Brixen zum Mountainbike Testival zu fahren, um wenigstens meine schnell müde werdenden Hände etwas darauf vorzubereiten. Von der Kondition fühlte ich mich einigermaßen fit, da ich in letzter Zeit schon viel auf meinem Rad gesessen habe.

Bike und Equipment

Das Rennfahrzeug
# Das Rennfahrzeug - Mein Specialized Enduro 29", welches ich über die Season hinweg immer mehr aufgemotzt habe, steht da wie frisch aus dem Ei gepellt
Im Reglement heißt es: Aufkleber auf Rahmen, Gabel und Laufräder
# Im Reglement heißt es: Aufkleber auf Rahmen, Gabel und Laufräder - Das bedeutet: Behutsam mit dem teueren Material umgehen. Mal eben eine Gabel tauschen ist nicht drin – und abgesehen davon hab ich auch keine
Frisch vom Service bei MRC Trading funktionierte mein Fahrwerk richtig geschmeidig
# Frisch vom Service bei MRC Trading funktionierte mein Fahrwerk richtig geschmeidig
Einziger Schwachpunkt an meinem Bike: den Hinterreifen hab ich vor dem Rennen schon gut rungergejuckelt
# Einziger Schwachpunkt an meinem Bike: den Hinterreifen hab ich vor dem Rennen schon gut rungergejuckelt - Zwar hatte ich noch einen Ersatzreifen mit im Gepäck, jedoch keinen mit DH-Casing. Somit entschied ich mich lieber einen stabilen Pneu mit höherem Pannenschutz zu fahren, denn ich wusste: die Felsen in Finale sind hart und spitz.
Wichtig war mir auch Griffe zu fahren, mit denen mir die Hände nicht einschlafen
# Wichtig war mir auch Griffe zu fahren, mit denen mir die Hände nicht einschlafen - Das ging sich mit den SQlab auch gut aus
Auch bei diesem kritischen Kontaktpunkt setzte ich auf den ergonomischen Sattel von SQlab
# Auch bei diesem kritischen Kontaktpunkt setzte ich auf den ergonomischen Sattel von SQlab
Das ganze Zeug hatte ich beim Rennen dabei – beziehungsweise an
# Das ganze Zeug hatte ich beim Rennen dabei – beziehungsweise an

Ich packe den SWAT-Kofferraum von meinem Specialized Enduro und nehme mit:

  • Schlauch mit Reifenheber und Tubeless-Reparatur-Wurst
  • Luftpumpe (CO2-Kartusche hab ich vergessen)
  • Minitool
  • ein paar Kabelbinder und ein Stück Panzertape
  • Clifbar Energie-Riegel und Gummibärchen
  • Neprosport Energie-Drink

Zum Rennen hatte ich dann auch ordentliche Knieschoner, Rückenprotektor, Fullface-Helm und was man eben so anzieht, angezogen. Es war übrigens Pflicht, einen Rückenprotektor zu tragen, genauso konnte man auch nicht mit einem Halbschalenhelm an den Start gehen. Das ist absolut sinnvoll und lässt auch keinen Spielraum für Diskussionen, ob zu warm oder nicht. Safety first!

Freitag – Training

Wenn man sich rechtzeitig darum gekümmert hat, durfte man die Transfers sogar shutteln

Das Training am Freitag hat schon richtig Bock gemacht. Wenn man sich rechtzeitig darum gekümmert hat, durfte man die Transfers sogar shutteln. Jede Stage durfte pro Fahrer nur einmal trainiert werden. Das war auch genug, denn so viele markante Stellen gab es dann auch nicht und die Hitze hatte die Runde ohnehin schon zu einer anstrengenden gemacht.

Die dritte und längste Stage des Rennens hielt traumhafte Aussichten auf die ligurische Küste für die Fahrer bereit
# Die dritte und längste Stage des Rennens hielt traumhafte Aussichten auf die ligurische Küste für die Fahrer bereit
Einige der offenen Kurven waren gar nicht mal einfach schnell und ohne Traktionsverluste zu durchfahren
# Einige der offenen Kurven waren gar nicht mal einfach schnell und ohne Traktionsverluste zu durchfahren
Dieses Jahr nicht mit am Start, doch den Spaß, gemeinsam mit seinem Team die Stages zu trainieren, ließ sich Jerome Clementz nicht nehmen
# Dieses Jahr nicht mit am Start, doch den Spaß, gemeinsam mit seinem Team die Stages zu trainieren, ließ sich Jerome Clementz nicht nehmen
Florian Nicolai testet wie so die Anlieger halten und wirbelt dabei ordentlich Staub auf
# Florian Nicolai testet wie so die Anlieger halten und wirbelt dabei ordentlich Staub auf
Trotz ihrer Wirbelverletzung vor 7 Wochen konnte Ines Thoma, wenn auch noch nicht zu 100 % fit, dennoch an den Start gehen.
# Trotz ihrer Wirbelverletzung vor 7 Wochen konnte Ines Thoma, wenn auch noch nicht zu 100 % fit, dennoch an den Start gehen.
Die Sonne brannte ordentlich über die Schultern der Fahrer
# Die Sonne brannte ordentlich über die Schultern der Fahrer - Hier über die von Martin Maes, der das beste aus dem nicht vorhandenen Anlieger rausholt
Wo es ging waren die bevorzugten Aufenthaltsorte im Schatten ausgewählt
# Wo es ging waren die bevorzugten Aufenthaltsorte im Schatten ausgewählt - Die Glücklichen hier hatten sich anscheinend rechtzeitig um einen Shuttle gekümmert. Der ärmste Reporter natürlich nicht und hat deshalb alles selbst gekurbelt
Der freie Samstag wurde genutzt um die Rennmaschinen nochmal bis aufs kleinste Detail zu optimieren
# Der freie Samstag wurde genutzt um die Rennmaschinen nochmal bis aufs kleinste Detail zu optimieren

Helmkameras sind leider nur im Training erlaubt. Hier sind ein paar Ausschnitte von den einzelnen Stages zu sehen.

Sonntag – EWS-Finale

Nun war es endlich soweit. Sonntag früh um 6:30 Uhr klingelte der Wecker und die Nervosität fing an zu steigen. Am Vorabend schon alles zurechtgelegt und Luigi, den überfreundlichen Hotel-Hausmeister informiert, dass ich meinen doppelten Espresso morgen gerne etwas früher konsumieren würde, ging es an den Start meines ersten EWS-Rennens.

Jetzt geht die Post ab!
# Jetzt geht die Post ab!

Stage 1: Border Line

Es war eng, staubig und schwierig, das Tempo hoch zu halten
# Es war eng, staubig und schwierig, das Tempo hoch zu halten

Einmal bekam ich eine ordentliche Kopfnuss von einem Baum. Wenn der doppelte Espresso vom Frühstück nicht gewirkt hätte, wär ich spätestens jetzt wach geworden.

Border Line: jetzt war es also soweit. Die Uhr zählte nach unten – 5, 4, 3, 2, 1 und Goooo! Mit 20 Sekunden Abstand zu meinem schweizerischen Vordermann schlängelte ich mich durch die ersten technischen Raffinessen der Stage. Vom Training noch im Kopf: rechtzeitig einen leichten Gang für einen knackigen Gegenanstieg einlegen! Hat auch super geklappt! Dann die Krux dieser Stage: Ein Gegenspiel zwischen Bremsen und Beschleunigen. Es war wirklich sau eng! So eng, dass es schwierig wurde richtig schnell zu fahren, ohne mit Kopf, Schulter oder Lenker an irgendeinem Baum hängenzubleiben. Einmal bekam ich eine ordentliche Kopfnuss von einem Baum. Wenn der doppelte Espresso vom Frühstück nicht gewirkt hätte, wär ich spätestens jetzt wach geworden. Gegen Ende wurde der enge Singletrail dann etwas breiter und hielt ein paar technische Passagen mit abrupten Richtungswechseln für die Fahrer bereit. Die Staubwolke vom Vordermann wurde immer dichter, bis ich die letzten Meter am Hinterrad von meinem Schweizer Vordermann klebte. Ordentliche High Fives gab es direkt im Anschluss. Die Nervosität war auch längst verschwunden, denn die Stimmung war sehr relaxt – fast entspannter als bei allen Rennen, die ich bisher mitgefahren bin.

Überall lauerten Bäume und Steine, an denen man vorbeizirkeln musste
# Überall lauerten Bäume und Steine, an denen man vorbeizirkeln musste - Flachköpper macht man doch nur auf Korsika, dachte ich. Hoffentlich ist Lewis Buchanan hier nichts weiter passiert!
EWS 2019 Finale Ligure DSC 2557
# EWS 2019 Finale Ligure DSC 2557

Stage 2: Roche Gianche

Obwohl diese Stage ein gutes Stück im Hinterland lag, waren sich die Fans nicht zu fein den Weg auf sich zu nehmen, um die Fahrer bei dieser technischen Sektion anzufeuern
# Obwohl diese Stage ein gutes Stück im Hinterland lag, waren sich die Fans nicht zu fein den Weg auf sich zu nehmen, um die Fahrer bei dieser technischen Sektion anzufeuern

Nach einem Stopp bei einer üppig ausgestatteten Verpflegungsstation und einem einstündigen Transfer stand ich dann am Start der zweiten Stage. Die Zeiten für den Transfer waren übrigens sehr entspannt ausgelegt, sodass man vor jedem Start noch immer genügend Zeit hatte, um mit den anderen Fahrern zu quatschen oder sich seine Knieschoner zurechtzurücken.

Das Wetter war perfekt zum racen
# Das Wetter war perfekt zum racen
Sofia Wiedenroth in Action
# Sofia Wiedenroth in Action - Sie hatte ebenfalls mit Verkehr auf den Stages zu tun erzählte sie nach dem Rennen.
Auch die Frauen schossen durch das Steinfeld, als wäre es nichts
# Auch die Frauen schossen durch das Steinfeld, als wäre es nichts

Stürmisch war es am Gipfel des Roche Gianche, welcher mit den technisch schwierigsten Stellen direkt am Start die vollste Konzentration forderte. Irgendwie runterfahren geht schon. Das ganze aber in einem derartigen Speed war schon nicht ohne, denn überall warteten fiese Gegenblöcke, die einige Fahrer dann auch unsanft und ohne Vorwarnung zu einer Bodenprobe einluden. Ich konnte meine Linie auch so fahren wie geplant, doch musste am Ende einer kniffligen Felsplatte mal den Fuß absetzen, da ich zu gierig reingeschürt war. Das restliche Stück wurde deswegen dann auch ein bisschen loose, denn ich konnte nicht mehr schnell genug einklicken. Ist aber zum Glück alles gut gegangen und nach einer super spaßigen Sektion kam ein kurzer Anstieg, bei dem es sich etwas staute. Links? Rechts? Irgendwo vorbeihuschen? Hat dann auch ganz gut geklappt, ohne das jemand von seiner Linie abweichen musste.

Cecile Ravanel zaubert sich durch die Sektion mit einer Performance, so konstant wie keine andere
# Cecile Ravanel zaubert sich durch die Sektion mit einer Performance, so konstant wie keine andere

Im unteren Teil der Stage wurde das offene Gelände wieder waldiger mit coolen Anliegern und einer Menge Staub der vor mir fahrenden. Ich konzentrierte mich hauptsächlich auf die Stelle, wo ich mir im Training mein Knie aufgehauen hatte. Im Vorbeifahren beschimpfte ich den spitzen Stein dann lachend mit „du Oarschloch“!

Das ist aktuell die schnellste Frau auf einem Enduro-Mountainbike
# Das ist aktuell die schnellste Frau auf einem Enduro-Mountainbike - Respekt an Cecile Ravanel!

Stage 3: Mao Crest

Hier hätte ich mir tatsächlich gewünscht, dass mein Hinterreifen nicht so sehr der Glatze von Bruce Willis ähnelte

Die auf dem Monte Mao liegende Stage mit rund 2,8 km Länge und ca. 400 Tiefenmetern war die längste des Tages. Sie war schnell, wild und kräftezehrend. Mit einer wahnsinnigen Aussicht ging es in Richtung der ligurischen Küste. „Lass mal den Blick lieber auf dem Trail Junge, Aussicht kannst du später genießen!“ Das war auch erforderlich, denn man hatte durchgehend ein richtig hohes Tempo drauf und überall warteten Büsche und loses Geröll auf Fahrer, die nicht zu 100 % fokussiert waren. Hier hätte ich mir tatsächlich gewünscht, dass mein Hinterreifen nicht so sehr der Glatze von Bruce Willis ähnelte. Letztendlich bereitete mir das dann aber sehr viel Spaß, da ich einige Kurven mit wilden Drifts durchgefahren bin. Gott sei Dank hab ich auch alle halbwegs kontrolliert gemanagt.

Voll im Modus
# Voll im Modus - Wer vorne mitfahren will muss alles rausholen was geht
Eine Stück Trail, so spaßig, dass man es am liebsten in einer Endlosschleife fahren möchte!
# Eine Stück Trail, so spaßig, dass man es am liebsten in einer Endlosschleife fahren möchte!

Stage 4: DH Men

"Jetzt geht's ab!" dachte ich mir am Start von Stage 4
# "Jetzt geht's ab!" dachte ich mir am Start von Stage 4 - Vollste Konzentration war gefragt!

Die wohl legendärste Strecke aller Strecken. Wer kennt sich nicht? DH Men – eine Enduro-Stage, wie sie im Buche steht. Sie verlangt alle Skills, die ein Weltklasse-Endurist haben muss, ab. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier stehen hunderte wilde Fans und bejubeln die Fahrer, die sich somit etwas mehr zutrauen als sonst. Hier gibt es die wahrscheinlich atemberaubendste Aussicht aufs Meer, die man aber beim Befahren des langen Rockgardens eher links liegen lässt.

Hundert Prozent Fokus auf die Strecke!
# Hundert Prozent Fokus auf die Strecke!
Die Fans waren der Wahnsinn!
# Die Fans waren der Wahnsinn! - So viele Zuschauer bei einem EWS-Rennen gibt es sonst nie!
Die Dominanz in Person
# Die Dominanz in Person - Richie Rude ist on fire! Wenn der Typ mal am Gashahn dreht, sehen alle anderen alt aus

Zu Beginn der Stage muss man nur eines beherrschen: Und zwar treten wie ein Ochse!

Bis auf eine offene 180 Grad-Kurve musste man bis zur Hälfte sonst auf nichts weiter achten. Aber dann gings zu Sache. Inzwischen ähnelte die Vegetation in meinem Mund der Sahara und ich versuchte sie zwanghaft irgendwie wieder mit ein bisschen Speichel zu benetzen. Ging nicht – egal, hab gerade Wichtigeres zu tun. Jetzt ging es nämlich ans Eingemachte. Unfassbar krass! Wie ein Tunnel markierten die Zuschauer das ca. 300 Meter lange Steinfeld, bei dem man sich besser nicht ablegt, denn die Hautflächen, die gerade nicht von Protektoren geschützt waren, würden danach der Struktur eines Streuselkuchens ähneln.

Ich hab mich gefühlt wie bei „2 fast 2 furious“

Auch wenn ich das oft behaupte: es war zweifelsohne das geilste Stück Trail, das ich bisher gefahren bin! Durchgeschürt wie eine Rakete und die Linien getroffen wie der Pfeil von Robin Hood in den zuvor geschossenen. Ein Grinsen in meinem Gesicht, so breit, dass es hinterm Kopf fast zusammenging und ein weiterer massiver High Five mit meinem Schweizer Vorfahrer, der auch einen richtig geilen Run runtergebrannt hatte!

Ein Highlight eines jeden EWS-Fahrers
# Ein Highlight eines jeden EWS-Fahrers - Der Menschentunnel auf dem "DH Men" ist legendär!
Sehr cooler Vergleich! Sam Hill, der Overall Sieger fährt hier mit tiefen entspannter Körperposition...
# Sehr cooler Vergleich! Sam Hill, der Overall Sieger fährt hier mit tiefen entspannter Körperposition...
... wo Richie Rude voll auf Attacke geht
# ... wo Richie Rude voll auf Attacke geht

Ein absolutes Highlight, wenn man mit Mach 1 durch das wilde Steinfeld scheppert und versucht, seine zuvor ausgesuchte Linie vom Training zu treffen. Überall schreiende Fans, die bewirken, dass der Bremsfinger etwas zurückhaltender wird also sonst. Einfach ein unglaubliches Gefühl, dort einmal mitgefahren zu sein und die Rennluft der Profis zu schnuppern. Das werde ich sicher nicht so schnell vergessen!

Mit Platz 105 und ohne Sturz war ich letztendlich auch zufrieden und wenn ich im Kopf die Sekunden, die ich an manchen Stellen noch hätte herausholen können, zusammenzähle und meine Zeit dann mit der von Richie Rude vergleiche (da steht bei mir +2:47 Minuten), muss ich leider feststellen: In diesem Leben werde ich vermutlich keine EWS mehr gewinnen. Nach dem Rennen gab mir der lässige vor mir gestartete Schweizer noch ein Bier aus. Danke dir, Simon! So sieht in meinen Augen ein perfekter Sonntag aus.

Nicht nur die Racer, sondern auch die Fans hatten ein gutes Wochenende in Finale
# Nicht nur die Racer, sondern auch die Fans hatten ein gutes Wochenende in Finale

Siegerehrung

Auf dem Piazza im Herzen von Finale Ligure fand sie dann nun statt: die große Siegerehrung, bei der die schnellsten Enduro-Piloten der Welt für ihre heldenhaften Leitungen geehrt wurden. Die Gewinner des heutigen Rennens aller Klassen sowie der Gesamtsieg von Teams und Fahrern wurden hier ausführlichst zelebriert.

So sehen Sieger aus
# So sehen Sieger aus - Hier die schnellsten Teams und die Fahrer / Fahrerinnen aller Klassen gefeiert
Todays fastest
# Todays fastest - Richie Rude
Overall Sieger
# Overall Sieger - Sam Hill

Den ganzen Abend lang noch herrschte Bombenstimmung auf dem Eventgelände. Klirrende Weingläser beim Abendessen, einige Cocktails und Biere rundeten die letzte Runde der EWS hier in Finale standesgemäß ab.

Hier geht es zu den Ergebnissen der EWS #8 in Finale Ligure.

Fazit – Unter Profis bei der EWS

Ok, auch wenn ich das an vielen Tagen behaupte: aber das war wirklich das geilste Rennen, das ich bisher mitgefahren bin! Die entspannten Leute, die klasse Organisation, die kulinarischen Vorzüge, die Italien bietet, und natürlich die traumhaften Trails, die ich fahren durfte. Unbeschreiblich und sicher eine Geschichte, die ich mal meinen Kindern (falls ich mal welche haben werde) erzähle. Im Vergleich zu den bisherigen Rennen war die EWS in Finale hinsichtlich der körperlichen Belastung dieses Jahr gar nicht mal so wild – sagten auch alle anderen Teilnehmer. Für mich als rasenden Reporter aber genau richtig und ich hoffe, in Zukunft wieder mal bei einer EWS am Start zu sein!

Hättet ihr auch mal Bock darauf, euch mit den schnellsten Jungs oder Mädels der Welt zu batteln?


Mehr Artikel zur Enduro World Series 2018 findest du hier:

  1. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Schöner Bericht, macht echt Laune. Ich hätte nicht unbedingt erwartet, dass man als "Jedermann" die Elite der Damen hinter sich lässt.
    Oli ist schon erschreckend schnell smilie
  2. benutzerbild

    Patrice_F

    dabei seit 10/2014

    Ein gewisses Kontingent gibt es quasi für Jedermann. Man kann sich zwei Tage lang anmelden, dann entscheidet das Los.
    Und dann erfährt man erst zwei (!!) vorher, ob man mitmachen kann??
  3. benutzerbild

    Mettwurst82

    dabei seit 06/2007

    Und dann erfährt man erst zwei (!!) vorher, ob man mitmachen kann??

    Nein, die Anmeldung findet im Januar statt. Zwei/drei Tage später erfährt man ob man "gewonnen" hat. Wenn man nicht "gewonnen" hat kommt man auf die Warteliste. Dann kann es durchaus sein, dass man erst kurz vorher noch einen Platz angeboten bekommt. Das kannst du aber auch ganz einfach alles auf enduroworldseries.com nachlesen.
  4. benutzerbild

    Patrice_F

    dabei seit 10/2014

    super besten Dank.

    Doch ich habe mich mal eingelesen, aber das mit der "Lotterie" habe ich nicht mitbekommen. Dachte es sind einfach die Qualifier rennen.
    Dann werde ich im Januar mal mein Glück versuchen.

    Gruss

  5. benutzerbild

    Mettwurst82

    dabei seit 06/2007

    super besten Dank.

    Doch ich habe mich mal eingelesen, aber das mit der "Lotterie" habe ich nicht mitbekommen. Dachte es sind einfach die Qualifier rennen.
    Dann werde ich im Januar mal mein Glück versuchen.

    Gruss

    Tu das. Hatte bei mir im ersten Anlauf geklappt für Frankreich dieses Jahr und für Ainsa bekam ich auch zwei Wochen vorher noch nen Platz angeboten, aber da war die Luft schon raus nach 8 Rennen 2018 smilie

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